II. Islamische Kulturen
1. Hamito-Semitische Staaten (Arabische Liga, Ostafrikas Küste bis Tansania)
Die arabischen Staaten Nordafrikas können in drei Gruppen aufgeteilt werden
die Staaten zwischen Atlantik und der Mittelmeerküsten der “Syrte”, die Staaten des MAGHREB (Mauretanien, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen) also, die erst in geschichtlicher Zeit “arabisiert” wurden und noch mehr oder weniger starke Traditionen und Stämme mit Hamitischer Bevölkerung (Berber, Tuareg) aufweisen.Daneben gibt es die Staaten am Nil, die durch die jährlichen Überschwemmungen des Nils eine — auf der Antike wurzelnden — Ackerbautradition hervorgebracht habe, vor allem Ägypten, aber auch den Sudan.
Eine dritte Gruppe bilden die Staaten am “Horn von Afrika” um Somalia und Äthiopien, mit Eritrea und Dschibuti, die bereits seit frühester Zeit über intensive Verbindungen nach Südarabien — vor allem zu heutigen Jemen — verfügten.
- Der “fruchtbare Halbmond”
- Fremdkörper Israel
- Palästina
- Jordanien
- Libanon
- Syrien
- Irak
- Exkurs: Kurdistan
Die arabischen Fürstentümer am Golf — insbesondere Dubai, Katar und Oman stellen mit luxuriösen Hotel- und Touristik-Projekten immer neue Rekorde auf. Strategisch günstig an den Fluglinien zwischen Europa, Indien, Südostasien und Australien gelegen, bieten sich die Länder als “Zwischenstop” oder auch als Ferienziele an.
Das meinen zumindest die arabischen Herrscher — und weil Geld derzeit keine Rolle zu spielen scheint, tun sich vor allem die Regenten der kleinen arabischen Emirate im Wettlauf um ein gesichertes Einkommen “nach dem Erdölzeitalter” darin hervor, sich in einem gigantomanischen Wettlauf um die größten und luxuriösesten Edel-Unterkünfte am Golf zu überbieten.
1.0. Nordafrikas ‘Arabische’ Staaten
1.2. Ägypten und der Sudan — das Niltal
Die Rinderhirten am Nil, die schon in frühgeschichtlicher Zeit den Kontakt zu gleichartigen europäisch-vorderasiatischen Kulturen (uralte Reminiszenzen finden wir in Kreta, der Geschichte von Europa und dem Stier und den Stierkämpfen der iberischen Halbinsel) verloren haben, sind seit der Antike durch andere Kulturen (Ägypten, Römisches Imperium) vom Mittelmeer getrennt und damit aus dem “Bekanntheitshorizont” Europas verschwunden.
Dabei war diese Trennung geographisch nie von besonderer “Tiefe”. Die Katarakte des Nils im Süden Ägyptens verdeutlichten schon in der Antike die Grenzen des Herrschaftsgebietes der Pharaonen, und auch die Römer haben lediglich das ptolmäisch-altägyptische Herrschaftsgebiet übernommen, ohne eine weitere Expansion nach Süden vorzunehmen.
Noch bis ins 9. Jahrhundert umfasste das Herrschaftsgebiet der Kalifen von Bagdad in Nordafrika lediglich das nördliche Niltal — also das klassische altägyptische Reich, das später ptolmäisch und dann römische und dann byzantinische Provinz geworden war.
Nach Westen begrenzten die libysche Wüste, nach Süden die (schon aus der Antike bekannten, inzwischen christlich orientierten) nubischen Völker den Herrschaftsbereich. Und auch der Herrschaftsbereich der Osmanen dünnte in den Weiten der Wüste und im Süden an den Ufern des Nils immer mehr aus.
Nur langsam konnten Händler, islamische Missionare und — nicht zuletzt — arabisierte Beduinenstämme das Niltal aufwärts nach Süden vordringen.
Diese “Expansion” ist noch nicht abgeschlossen. Heute verläuft die ethnische Grenze quer durch den Sudan, in dessen südlicher Landesteil von hamitisch-nilotischen Völkern der fortschreitenden Arabisierung ein erbitterter Widerstand entgegensetzt wird.
1.3. Das “Horn von Afrika” und die Westküste des Indischen Ozeans
Obwohl Somalia- soweit man überhaupt noch von einem Staat sprechen kann — zur Arabischen LIGA gehört(e) und in Äthiopien und Eritrea südarabische Sprachen oder Dialekte analog dem — nur durch eine schmale Meeresenge getrennten — Jemen und Oman gesprochen werden, handelt es sich beim “Horn von Afrika” um die am wenigsten arabisierten Gebiete Nordafrikas.
Dabei verfügten die Länder am Horn von Afrika über Jahrtausende über beste Handelsbeziehungen mit der arabischen Welt, sie waren in eine Handelskette eingebunden, die von Ägypten bis zum Horn von Afrika und von hier weiter bis nach Indien und entlang der afrikanischen Küste wohl bis in die Höhe von Madagaskar und Zimbabwe führte.
Es kann wohl keinen Zweifel geben, dass bereits in der Antike (Königin von Saba) über die Zeitenwende (Funde römischer Münzen in Südindien) bis in die heutige Zeit hinein ein reger Seehandel entlang der Nord- und Westküste des Indischen Ozeans betrieben wurde.
Und auch an der Ostküste Afrikas ist — nach der europäischen Kolonialisierung — der Einfluss Arabiens zurückgedrängt worden.
Die ersten konkreten Berichte über die ostafrikanische Geschichte tauchen in der Periplus maris Erythraei (100 n.Chr.) auf. Dies war ein Reiseführer für die Seefahrt auf dem Indischen Ozean zwischen Äthiopien und der Südspitze von Vorderindien.
Arabische Siedler ließen sich an der Küste nieder und errichteten Handelsstädte. Elfenbein, Gold und Sklaven waren die Hauptausfuhrgüter. Bis zum 13.Jahrhundert wurden eine Reihe bedeutender Stadtstaaten gegründet. Zu diesen Zenj-Staaten gehörten Mogadishu, Malindi, Lamu, Mombasa, Kilwa, Pate und Sofala. Die städtische Swahili-Kultur entwickelte sich durch Angleichungen von bantu- und arabischsprachigen Völkern. Die herrschenden Klassen waren von gemischter, arabisch-afrikanischer Abstammung. Diese Handelsstädte richteten ihr Leben auf das Meer aus; auf die Bewohner im Landesinnern hatten sie bis ins 19.Jahrhundert kaum politischen Einfluss.
Als die Portugiesen ostafrikanische Küste erreichten, versuchten die Portugiesen, den Handel dieses Gebiets mit der islamischen Welt zu unterbinden. Dabei wurden eine Reihe von Stadtstaaten zerstört, andere wurden besetzt, bevor die gesamte Region schließlich wirtschaftlich verfiel. Nachdem die Portugiesen dann 1698 aus Mombasa vertrieben wurden, gelangte die Küste wieder unter die Kontrolle der einheimischen Herrscher. Im Verlauf des 18.Jahrhunderts übernahmen die Herrscher Omans zumindest nach außen hin die Kontrolle. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts transferierte Sultan Sayyid Said, Herrscher Omans, sein Kapital nach Sansibar. Sansibar diente ihm dann als Stützpunkt, um seine Kontrolle über die Küste zu stärken und ins Inland vorzudringen. Dort trieb er mit den Staaten, deren Herrschaftsgebiet zwischen den ostafrikanischen Seen lag, Handel.
Und auch heute noch fahren Dhaus — die arabischen Segler des Mittelalters — entlang der Ostküste Afrikas bis zum Oman, und vom Oman bis nach Indien.
1.4. Die arabische Halbinsel und der fruchtbare Halbmond — von Syrien bis zum Jemen
Die arabische Halbinsel ist das eigentliche Kernland der arabischen Stämme. Von hier stießen semitische Beduinen, wandernde Hirtenstämme, in das von Sumerern besiedelte Zweistromland (Irak) und den “fruchtbaren Halbmond” (Abraham — arab. Ibrahim) vor, eine grüne mit Weiden und Gärten durchsetzte Landschaft, die sich wie ein “auf dem Bauch liegender Mond” von Israel entlang der Mittelmeerküste bis zu Euphrat und Tigris erstreckt — und die von den Bergketten im Süden der Türkei und im Westen des Iran beschränkt wird.
Diese Bergregionen boten dem Vordringen der Semiten auch Einhalt, hier setzten indogermanische Völker — die Hethiter der heutigen anatolischen Türkei und die Perser des Iran — dem Vordingen semitisch arabischer Völker entschiedenen Widerstand entgegen, und auch heute noch ist das Gebiet östlich Anatoliens von indogermanischen Völkern, den Kurden und Armeniern besiedelt, deren Sprache auf Verwandtschaft zu iranischen Völkern verweist.
Während sich im Zweistromland dank der beiden Flüsse Euphrat und Tigris eigene, hochstehende Kulturen entwickeln konnte fand sich das westliche Ende in einem Spannungsfeld zwischen kulturell hoch stehenden Staaten. Das Altägyptische Reich, Assyrer und Babylonier aus dem heutigen Irak (babylonische Gefangenschaft) aber auch die Hethiter aus Anatolien sandten begehrliche ihre Heere aus und versuchten, das Gebiet östlich des Mittelmeeres der eigenen Herrschaft einzuverleiben (Babylonische Gefangenschaft).
An den Küsten des Libanon bildeten sich kleine, teilweise durch Insellage geschützte Stadtstaaten, die sich bald (dank der holzreichen Wälder im Landesinneren — Libanonzeder -) zu seefahrenden Handelsimperien entwickelten, die Stadtstaaten der Phönizier. Ihnen gelang mit der Kolonie Karthago, die bald das westliche Mittelmeer und die Ländereien zwischen Tunesien und Marokko beherrschen sollte, der erste Vorstoß semitischer Stämme in das von Hamiten — Berbern — besiedelten nördliche Afrika.
Das Gebiet um das heutige Israel war dagegen den Feldzügen der benachbarten Staaten ausgeliefert. Ägypter (Pharao Thutmosis III), Hethiter (die das Reich der Mitanni im heutigen Syrien erobert hatten) und Babylonier stritten um die Vorherrschaft.
Erst in der ersten bekannten Schlacht der Geschichte, der Schlacht von Meggido (dem biblischen Armageddon) im heutigen Israel wurden die Kräfteverhältnisse zwischen Hethitern und Ägyptern (Thutmosis III) geklärt — der nachfolgende Friedensvertrag (inzwischen wieder aufgefunden und im Dienstgebäude der UNO in New York angebracht) wurde nie gebrochen.
In der Gegend des “fruchtbaren Halbmonds”, der im Wesentlichen von den Staatsgebieten von Palästina, Israel, Libanon, Syrien und dem Irak eingenommen wird, prallten Ackerbau- und Hirtenkultur aufeinander, was in der altbiblischen Geschichte von Kain und Abel verdeutlicht wird. Abraham, der mit seinen Herden vom Zweistromland bis nach dem heutigen Israel wanderte, gilt als Stammvater der Juden und Araber — und als Begründer einer monolitischen Religion, die in den weiten, einsamen Wüsten und Steppen Arabiens mit ihren sternklaren Nächten entstanden sein muss. Die Hebräer — die eine wie die Aramäer eine nordwestsemitische Sprache sprechen — und die Araber, die sich eines südsemitischen Idioms bedienen, führen ihren Ursprung auf Abraham zurück.
Hier fand ein reger Kulturaustausch zwischen Ägyptern, Hethitern und dem Zweistromland statt. Hier war römische Zivilisation zu Hause — und hier haben sich die ersten islamischen Herrscher, die Kalifen von Damaskus und Bagdad — in Kontakt mit “Ostrom”, Byzanz mit der klassischen Philosophie und Wissenschaft der Antike und den technischen Errungenschaften der römischen Zivilisation vertraut gemacht.
Schon früh fanden sich Seefahrer, die — entlang der Küsten des arabisch-persischen Golfes — das Zweistromland über Handelsstützpunkte in Bahrain und den Emiraten bis nach Oman und über den indischen Ozean bis nach Indien verbanden.
Mit Weihrauch und Kupfer verfügte das heutige Oman über heiss begehrte Handelswaren, die per Schiff entlang des indischen Ozeans uns seiner Nebenmeere und auch mit Kamelkarawanen bis an die Mittelmeerküste transportiert wurden.
Der heutige Oman kann über Jahrhunderte als Drehscheibe des Handels bezeichnet werden. Hier stießen die Handelsrouten entlang des persischen Golfes, entlang der Südküste Arabiens und weiter nach Indien aufeinander. Begünstigt durch den Monsun gelang es ein Handelsnetz aufzubauen, das bis nach Ostasien und Madagaskar die gesamten Küsten des indischen Ozeans — mit Ausnahme Australiens — umfasste, und das erst mit dem Eindringen europäischer Kolonialmächte und deren überlegener Technik — Kanonen, letztendlich der Dampfschifffahrt — zusammen brach. Sansibar — die kleine Insel vor der Küste Tansanias — war über Jahrhunderte hin Bestandteil des omanischen Reiches.
Eine andere Kultur finden sich in Südarabien. Im Jemen — an der südlichen Einfahrt zum Roten Meer — gelang es südarabischen Stämmen (das südarabisch ist eine eigenständige Sprachgruppe innerhalb der semitischen Sprachfamilie) eine hochstehende Bewässerungskultur zu errichten, deren Reichtum bis nach Israel und dem alten Ägypten berühmt war (Königin von Saba).
Schon früh setzten diese südarabischen Stämme auf das gegenüberliegende, afrikanische Ufer des Roten Meeres über — ein Kontakt, der über Jahrtausende aufrecht erhalten wurde. Äthiopien führt seine Urgeschichte auf die legendäre Königin von Saba zurück — und äthiopisch ist ebenfalls — wie Hebräisch und Arabisch — ein Zweig der semitischen Sprachfamilie, genauer — es gehört wie arabisch der südsemitischen Sprachgruppe an.
Allerdings blieb das “Horn von Afrika” immer auch seinen hamitischen Wurzeln verbunden. Auch in Eritrea — dem jüngsten Staat der Region — findet sich ein Konglomerat von semitischen und haschemitischen Bevölkerungsteilen, so dass Arabisch — neben Tigrinya, das mit dem alten äthiopisch nahe verwandt ist — zur Verkehrssprache des Landes wurde.
1.5. Arabische Halbinsel
2. Turkstaaten (Türkei, Aserbaidschan, Zentralasiatische Türkstaaten, Hsinkiang)
3. Iranische Staaten (Iran, Afghanistan, Pakistan ca. bis zum Siedlungsgebiet der Paschtunen und Tadschikistan)