Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Islamische Republik (Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Islamabad | |
Einwohner (Population): | 148,439 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 796.095 | |
Wehretat (Defence Budget): | 2,8 Mrd. US$ (2003) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 520 US$ | |
zum Vergrößern anklicken (jpg-Datei, 277 kB) | ||
Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2004 entnommen |
Geschichte:
Die zur Zeit der Sumerer bestehende INDUS-Kultur (oder auch Harappa-Kultur) ist eine der ältesten Hochkulturen der Erde (2800 v. Chr. bis 1800 v. Chr.), deren Ende (um 1500 v. Chr.) mit der Einwanderung indoarischer Völker anzusetzen ist, die heute den nördlichen und mittleren Teil des indischen Subkontinents besiedeln. Das Handelsnetz dieser hoch entwickelten Kultur mit einer deutlich erkennbaren planmäßigen Stadtentwicklung umspannte Teile Afghanistans, die Küstenregionen im heutigen Iran , bis Mesopotamien (Sumer) mit einer Handelsniederlassung im heutigen Bahrein sowie Nord- und Zentralindien. Es darf als wahrscheinlich gelten, dass die Träger dieser Kultur — die enge Verbindungen bis nach Sumer hatte — der drawidischen Sprachfamilie angehörten. Auch Elamitisch, die Sprache des alten Reiches von Elam (heute ein Teil Chusestans im südwestlichen Iran) ist mit den knapp 80 drawidischen Sprachen Indiens verwandt. Die vordringenden hellhäutigen Indoarier oder Indoeuropäer hätten dann letztendlich die Vorfahren der dunkelhäutigen Tamilen nach Südindien verdrängt. Aus der der Sprache dieser Eroberer, dem “Arya” entwickelte sich die “heilige Sprache” Sanskrit, die wiederum die Ursprache von Hinid und Sindhi ist.
Stätten der Indus-Kultur Quelle der Karte: Wikipedia |
Nach der Einwanderung der Indoarier hat das nördliche Indien entlang der Flüsse Indus und Ganges über Jahrtausende hin bis zur Eroberung der Mongolen (aus Afghanisten kommende islamische Begründer der Moghul-Reiche) und britischen Kolonialzeit eine eng verknüpfte Entwicklung erlebt. Etwa von 600 v. Chr. begann im Nordwesten Pakistans im buddhistischen Königreich “Gandhara” mit der Hauptstadt Puskhalavati (bei Peshawar) eine neue Blüte, die um 320 v. Chr. mit der Maurya-Dynastie das Ziel der Eroberungszüge Alexanders des Großen war.
Arabische Heerscharen drangen um 712 n. Chr. über Belutschistan bis zum Indus vor, und bis zum Eroberungszug der von den Mongolen abstimmenden Mogul-Dynastie 1525 — 1526 war Pakistan immer wieder Ziel der Eroberungszügel neuer, zentralasiatischer islamischer Reiche, die sich bemühten, vom Industal in die Gangesebene vorzudringen. Dies gelang erst den Mogul-Herrschern, die 1526 Dehli eroberten und ihr Reich bis an die Grenzen Bengalens ausdehnten.
Der Einfluss dieser gemeinsamen Entwicklung — wie auch der britischen Kolonialherrschaft — endete in den afghanischen Gebirgsketten. Erst mit dem Abzug der Briten kam es zur gewaltsamen Teilung des indischen Subkontinents.
PAKISTAN ist ein Kunstname und auch ein künstlicher Staat. Im Jahre 1930 — als hinduistische und islamische Politiker in Britisch-Indien noch um die Machtübernahme beim absehbaren Abzug der Briten stritten — war erstmals vom damaligen Präsidenten der Muslim-Liga, Mohammed Iqbal, die Forderung nach nach der Errichtung eines Muslim-Staates im Nordwesten des Kontinents erhoben worden.
Drei Jahre später erfanden Studenten in Cambridge für dieses Staatsgebilde den Namen Pakistan,
P für Panjab,
A für Afghanistan Province,
K für Kashmir,
S für Sindh und
STAN für die Zugehörigkeit von Belutschistan.
Zu dieser Zeit war die Idee eines solchen eigenen Staates auch unter den Muslimen Indiens heftig umstritten. Schließlich bedeutete die Gründung eines eigenständigen Staates (von Ost-Bengalen, dem späteren Bangladesh war noch nicht die Rede) auch einen Verrat: den an der muslimischen “Diaspora” vor allem im Süden Britisch-Indiens, die von hinduistischen Staaten umgeben waren und in jedem Fall in Indien verbleiben mussten.
In jedem Fall?
Für den “Rückzug der Krone” aus Britisch-Indien gab es letztendlich drei Optionen:
die “Balkanisierung” Indiens, d.h. eine (lose Ver-?) Bil(n)dung von Einzelstaaten aus Provinzen und Fürstentümern, die als Nachfolger der indischen Großmogul-Reiche letztendlich selbst entscheiden sollten, wie sie miteinander zurecht kamen,
die Bildung eines säkularen Staates mit Beteiligung der starken islamischen Minderheit an der gemeinsamen Regierung und
die Bildung von zwei verschiedenen Staaten.
Als bei den Landtags-Wahlen 1936/37 die Kongreßpartei — auch mit muslimischen Kandidaten angetreten — deutliche Mehrheiten erzielte, war dies für die islamischen Politiker, die einen Verbleib in einem gemeinsamen Staat von Hindus und Muslimen anstrebten, eine verheerende Niederlage. Schließlich hatte die Kongreßpartei auch in der “muslimischen Diaspora” — den islamischen Mehrheiten im Inneren Indiens- die Mehrheit errungen.
Und schon im Frühjahr 1940 wurde in der Muslim-Liga einhellig die Errichtung eines islamischen Staates gefordert. Der von den regionalen Kräften akzeptierte, führende Vertreter der Muslime — Jinnah — verkündete in einer Rede die Theorie der “zwei Nationen”. Hindus und Muslime seien nach allen Definitionen der “Nation” zwei verschiedene Nationen, die sich in getrennten Nationalstaaten finden sollten.
Mit diesem “Schachzug” sicherte sich Jinnah die nationale Führungsrolle in den späteren Gebieten Pakistans — freilich um den Preis des “Verrats” an den muslimisch geprägten Gebieten, die auch im Falle einer Teilung bei Indien verbleiben mussten.
Gleichzeitig verstärkten sich die Terrorakte in der religiös aufgewiegelten Bevölkerung. Am 16. August 1946 wurde vom damaligen Leiter der Regierung Bengalens — dem muslimischen Politiker Suhranwandy — gezielt Massaker an Siedlungen hinduistischer Arbeiter aus Bihar gefördert, die in den Textilfabriken Kalkuttas tätig waren. Ziel war die Vertreibung dieser Personen, um im Falle der absehbaren Teilung Indiens anlässlich der Unabhängigkeit eine muslimische Bevölkerungsmehrheit in ganz Bengalen, also auch in Kalkutta, zu sichern.
Im britischen Mutterland war daraufhin die Überlegung entstanden, die indischen Fürstentümer und Provinzen jeweils eigenständig in die Unabhängigkeit zu entlassen — es sollte diesen Staaten jeweils selbst überlassen bleiben, sich zu größeren Einheiten zusammenzufinden. Dieser _Plan — vom Vizekönig Mountbatten im Gepäck mitgebracht — stieß wieder bei hinduistischen Politkern (Nehru) auf empörte Ablehnung.
Letztendlich blieb nur eine Lösung aus der inneren Blockade, die sich Moslems und Hindus im Streit um die Macht nach der Unabhängigkeit Indiens lieferten — die Teilung in zwei Staaten, die in den Provinzen nach der Mehrheit der Bevölkerung aufgrund einer Volkszählung erfolgen sollte. Dies führte zu den beiden pakistanischen Staatsgebieten des Punjab und Ost-Bengalens, das als Ost-Pakistan zum Bestandteil des muslimischen Staates wurde.
Darüber hinaus war vorgesehen, dass in den vielen Fürstentümern die jeweiligen Herrscher entscheiden sollten, welchem der beiden Nachfolgestaaten sie sich anschließen wollten.
Die tatsächliche Grenzziehung wurde als Staatsgeheimnis behandelt — bis die beiden künftigen Staaten Pakistan (am 14. August 1947) und Indien (einen Tag später) in die Unabhängigkeit entlassen worden waren.
Bereits kurz danach kam es im Punjab zu Ausschreitungen auf beiden Seiten der künftigen Grenze, die mitten durch das Siedlungsgebiet der Sikhs verlief.
Während in Bengalen durch den Einsatz von Gandhi — der den Kontakt mit Suhrawandy suchte und mit diesem persönlich die gefährdeten Stadtteile Kalkuttas besuchte — weitere Ausschreitungen verhindert werden konnten, wurden im Punjab ganze Flüchtlingszüge überfallen und ermordet. Terror, Angst und gegenseitiges Misstrauen führten zu religiösen Flüchtlingswellen auf beiden Seiten der neuen Grenze.
Das größte Problem der Teilung, dass Pakistan und Indien aber bis heute belastet, war die beiden großen Fürstentümer — Haiderabad und Kaschmir.
In Haiderabad herrschte ein muslimisches Fürstenhaus über eine hinduistische Bevölkerungsmehrheit, in Kaschmir ein hinduistisches Fürstenhaus über eine muslimische Bevölkerungsmehrheit.
Haiderabad war als muslimische Diaspora von hinduistischen Siedlungsgebiet umgeben, und damit ohne die realistische Alternative einer eigenen Unabhängigkeit.
Kaschmir aber grenzte sowohl an Indien wie auch an Pakistan und hatte zudem eine dritte Grenze zu China — der Maharaja zögerte, ob er sich einem der beiden Nachfolgestaaten anschließen sollte.
Dies nützten pakistanische Freischärler, die in den Staat einfielen, um einen Anschluß an Pakistan zu erzwingen. In dieser Situation bat der Maharaja in Indien um militärische Hilfe — die um den Preis des Anschlusses an Indien gewährt wurde.
Binnen kürzester Zeit standen sich reguläre indische und pakistanische Truppen in heftigen Kämpfen verwickelt gegenüber.
Die am Ende der Kämpfe entstandene Waffenstillstandslinie bildet bis heute die inoffizielle Grenze zwischen Pakistan und Indien. Beide Staaten beanspruchen Kaschmir für das eigene Staatsgebiet.
Während die Sikhs in der indischen Armee eine Heimat fanden, bildeten die Muslime des Punjab den Grundstock der pakistanischen Armee, die — bis heute — die entscheidende Macht in Pakistan darstellt.&
Seither haben sich beide Länder — wie feindliche Zwillinge aus demselben kolonialen Erbe geboren — in überraschend deutlicher Weise auseinander entwickelt.
Indien — dem so vielfältigeren und von Kastenunterschieden zerrissenem Land — gelang es in den Jahren seit seiner Gründung eine stabile, allen Belastungen standhaltende Demokratie zu entwickeln. Pakistan dagegen taumelte, immer wiede von Militärputschen gebeutelt, von einer Regierungskrise in die andere. Einen Höhepunkt stellte im Sommer 2007 die Belagerung der “Roten Moschee” (Lal Masjid) in Islamabad dar. In unmittelbarer Nähe des Regierungsviertels mit dem Amtssitz des Präsidenten (und Militärs) Musharraf und des Obersten Gerichtshofes lieferten sich die pakistanische Armee und islamistische Koranschüler der beiden, an die Moschee angeschlossenen Koranschulen, einen tagelangen Belagerungskampf. Als Nehru — Indiens erste Premierminister — auf einer Pressekonferenz einen Richter kritisiert hatte, entschuldigte sich Nehre am Folgetag bei dem Richter und schrieb einen demütigen Entschuldigungsbrief an den Obersten Bundesrichter, in dem er es bedauerte, den Richterstand angegriffen zu haben. Musharraf — Pakistans Präsident aus der Gnade der Gewehre — entließ am 9. März 2007 2007 den Obersten Richter Iftikhar Chaudhry, was nach landesweiten Unruhen erst durch eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofes revidiert wurde.
Worin liegt die Ursache für diese so konträre Entwicklung?