Wirtschaftsdaten:
BIP je Kopf in T$ p.a.: 27,6 (2004); 32,4 (2005); 38,6 (2006); 42,9 (2007); >50 (2008 Prognose);
BIP-Wachstum:+ 12,4 % (2000); + 11,9% (2003); + 9,7% (2004); + 8,2% (2005); + 9,4% (2006); + 7,4 %(2007); > 6 % (2008 Prognose);
davon:
Dubai: 1995 — 2005: durchschnittlich 10 % jährlich
Dubai: 2004 — 2006: knapp 14 % jährlich
Inflationsrate:
VAR 5,0 % (2004); 6,2 % (2005); 9,3 % (2006); 11,1 % (2007); 9,0 % (2008 Prognose);
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAR) bzw. “al-Imarat al-Arabya al Muttahide (VAE) bestehen seit 1971 aus den sieben Emiraten Abu Dhabi, Ajman, Dubai, Fujaira, Ras al-Kaima, Sharja und Umn al-Quaiwan. Nördlich setzt sich mit Katar die Reihe der arabischen Fürstentümer am Golf fort. Im Osten bzw. Süden folgt der Oman. Abu Dhabi und Dubai sind die beiden größten Emirate, die seit ihrem Bestehen den Weg vom Armenhaus am persisch-/arabsichen Golf zu einem der Finanzzentren der Erde geschafft haben. Ausgangsbasis für diesen Boom waren fossile Energien — alleine Abu Dhabi verfügt über 10 % der Weltölvorkommen.
Diese Golfanlieger haben — gemeinsam mit Oman und dem Iran — große Seemännische Traditionen, die bis in die Zeit des Handels zwischen Sumer und der Induskultur zurück reichen. Die Seeleute (Sindbad der Seefahrer entstammt der Region aus dem arabischen Golf) beherrschten den Handel in diesem Binnenmeer, während der Indische Ozean mehr den Omani vorbehalten war.
Der Alexandrinische Admiral Nearchos (um 324 v. Chr.) berichtete von Häfen am Südufer des perisch-arabischen Golfes. Noch Mitte des 18. Jahrhunderts konnte in Ras al-Khamina eine große Flotte schneller, bewaffneter Dhaus aufgebaut werden, die durch das Einnehmen von Zöllen neben Fischfang, Handel und Perlentaucherei zu einer bedeutenden maritimen Einnahmequelle beitrug. Die Europäer — denen diese Zwangsabgabe nicht besonders viel Freude bereitete — schrieen alsbald “Piraterie” und benannten die Gegend als “Piratenküste”.
1797 und 1816 (die arabische Flotte verfügte über 100 große Kampfdhaus mit etwa 400 Kanonen) lieferten sich die Araber erbitterte Gefechte mit britischen Kriegsschiffen; obwohl die arabische Flottille rasch dezimiert wurde waren die Briten genötigt, 1820 einen Vertrag mit den Emiraten abzuschließen, um die Sicherheit der britischen Schiffe vor Angriffen zu erreichen — während sich die arabischen Herrscher noch bis Mitte des Jahrhunderts gegenseitig heftige Gemetzel lieferten. Dies nützten die Briten, um die Emirate zunehmend unter britische Kontrolle zu bringen.
Bis 1971 sollten dann die Briten die beherrschende Seemacht im Golf sein.
Als die Emirate 1971 ihre Unabhängigkeit erlangten, konnte aufgrund der Erdölfunde eine wirtschaftlich gesicherte Zukunft prophezeit werden. Inzwischen stehen vor allem die beiden großen Emirate — Abu Dhabi und Dubai — in einem friedlichen, permanenten Wettbewerb, der sich immer weiter von der Erdölbasis entfernt. Dabei konnten die VAR vom Januar bis August 2008 bereits mehr für ihre Ölexporte erlösen, als im gesamten Vorjahr, bei einer Preissteigerung von knapp 70 $/Barrel auf das Rekordniveau von bis zu 145 $. Rund 2,6 Mio. Barrel wurden täglich in die bereitstehenden Tanker gepumpt und in die ganze Welt exportiert. Um den gestiegenen Ölpreis bereinigt wuchs das BIP der VAR im Jahr 2007 um 5,2 % auf rund 140 Mrd. Euro. Aus den Erlösen hat sich nahezu von selbst ein weiteres wirtschaftliches Standbein der Emirate ergeben — der Bank- und Finanzsektor. Das Geld wird aber nicht nur “auf dem Sparbuch” angelegt, sondern kräftig investiert. Im Sommer 2008 waren Investitionsmaßnahmen über ein Gesamtvolumen von 2.300 Mrd. $ in Bau oder in Vorbereitung. Steigende Immobilienpreise tragen dann auch maßgeblich zur Inflationsrate in den Emiraten bei. Die nicht mit dem Öl zusammenhängenden Wirtschaftssegmente tragen in den VAR inzwischen 64 % zum BIP bei, und mit knapp 17 % Wirtschaftswachstum (2007) wächst dieser Ölunabhängige Wirtschaftssektor sogar stärker als die Ölwirtschaft. Damit nicht auch die Abhängigkeit der VAR vom Ölmarkt weiter ab.
Heute entwickeln sich die Emirate nicht nur zu boomenden Wirtschafszentren. Die elegante Skylines der Hauptstädte am Golf stehen heute vielmehr für einen neuen Aufbruch der arabischen Staaten in eine blühende Zukunft. Mit einheimischen Kräften lässt sich dieser Boom inzwischen nicht mehr bewältigen.
Die Emirate bilden einen Anziehungspunkt für die gebildete Schicht von Arabern, denen seit dem 11. September 2001 im Westen vielfach Misstrauen entgegen schlägt. Dieses Kongolmerat der arabischen Intelligenz entwickelt in den Emiraten eine neue arabische Kultur, die geprägt ist von Wirtschaftsfreiheit und islamischer und westlicher Multiethnizität. Denn ohne Toleranz würden die Emirate zusammenbrechen. Nicht einmal 20 % der Bewohner sind Bürger der Föderation. Manager aus den USA und Europa tragen ebenso zur gemeinsamen Wertschöpfung bei wie die Kulis aus Pakistan, Indien und Südostasien. Die Gesellschaft blüht also aufgrund eines rein kommerziellen Ansatzes (ist damit China vergleichbar) und mit einer unideologischen Denkweise. Diese neue Gesellschaft — die keine politischen Ambitionen hat, so wie sich auch der Staat nicht in das Management einmischt — strahlt auf die anderen arabischen Staaten aus. Längst sind die Emirate für eine effektive Anlage des einsprudelnden Kapitals zu klein geworden. Die Emirate gehören heute in jedem arabischen Land zu den größten Investoren, und die in den Emiraten geschulten Araber gehen als Manager in ihre Heimatländer zurück. Sie sorgen dafür, dass sich die Aufbruchstimmung der Emirate auch auf andere arabische Länder überträgt.