Bewaffnung
Auf der Back steht ein 76 mm Oto Melara Super Rapido Geschütz mit stealth-gerechter Turmverkleidung. Die Super Rapido hat nur ein Eigengewicht von 5,5 t und kann bis zu 120 Schuß pro Minute abfeuern. Sie ist zur Bekämpfung von See- und Luftzielen geeignet. Die Reichweite beträgt bis zu 20.000 m. Hinter der Brücke kommt beidseits des Mastes als weitere Rohrbewaffnung ein 30 mm Oto Melara Geschütz mit einer maximalen Feuergeschwindigkeit von 800 Schuss pro Minute zur Einrüstung, das zur Abwehr von Flugobjekten oder kleinen schnellen Überwasserzielen vorgesehen ist.
Zwischen Mast und Hubschrauberhangar ist der Einbauort der beiden Vierfachstarter für die Seezielflugkörper. Über den Typ des Schiff-Schiff-Flugkörpers gibt es noch keine offiziellen Angaben. Man kann aber davon ausgehen, dass der französischen Exocet MM 40 Block 3 eingerüstet wird. Dieser im hohen Unterschallbereich von 0,9 Mach fliegende Flugkörper hat eine Reichweite von 180 km und besitzt zudem Landzielfähigkeit. Die Flugsteuerung erfolgt über Wegepunkte durch Satellitennavigation und einen Radarhöhenmesser. Im Zielanflug wird er durch einen aktiven Radarsuchkopf mit hoher Resistenz gegen elektronische Gegenmaßnahmen gelenkt.
Als Primärsystem für die Luftabwehr wurde der Schiff-Luft-Flugkörper ESSM (Evolved SeaSparrow Missile) von Raytheon ausgewählt. Beidseitig sind am Hangar, hinter der Aufbautenverkleidung verborgen, jeweils zwei Doppelstarter für den Senkrechtstart angebracht. Das Lenkflugkörpersystem ESSM dient dem Eigenschutz und dem eingeschränkten Verbandsschutz. Der Flugkörper ist eine Weiterentwicklung der NATO SeaSparrow Missile. Der vergrößerte Durchmesser macht den Einbau eines neuen Raketenmotors möglich. Zusammen mit der verbesserten Heckleitwerksteuerung wird eine höhere Geschwindigkeit und eine bessere Manövrierfähigkeit erreicht. Zudem ergibt sich auch eine größere Reichweite und dadurch eine verbesserte Eigenschiffverteidigung gegen moderne Seezielflugkörper. Eine modifizierte Lenkeinheit macht eine erhöhte Trefferquote gegen kleine Ziele möglich.
Der MASS-Täuschkörperwerfer (Multi Ammunition Softkill System) der Firma Rheinmetall ist ein völlig neues Waffensystem, das Schiffen einen wirksamen Schutz vor Flugkörpern bietet. Von einer um 360° richtbaren Werferanlage können bis zu 32 omnispektrale (ultraviolett, elektro-optisch, Laser, Infrarot, Radar) Täuschkörper zeitversetzt so abgefeuert werden, dass anfliegende Flugkörper von ihrem vorgegebenen Ziel schrittweise abgelenkt werden und ins Leere fliegen. Zwei Werferanlagen sind pro Schiff vorgesehen.
Der Schiffsentwurf der BAYNUNAH-Klasse ist ausgelegt für spätere Nachrüstungen, die den Einsatz in der Minenkriegführung und der Minenabwehr ermöglichen. Platz- und Gewichtsreserven sind für ein Minenmeidesonar und für Minenjagddrohnen vorhanden. Zudem besteht die Möglichkeit auf dem Flugdeck Minenschienen anzubringen.
Elektronische Ausrüstung
Hauptsensor der BAYNUNAH-Klasse wird das See- und Luftraumüberwachungsradar Ericsson Sea Giraffe AMB (Agile Multi Beam). Dieses hochmoderne 3D-Radargerät arbeitet im G‑Band und ist speziell auf das Einsatzspektrum von Korvetten spezifiziert. Seine Phased-Array-Antenne erlaubt die Erfassung und Verfolgung von See- und Luftzielen auch unter ungünstigen Umwelteinflüssen wie Regen, Seegang und anderen Störechos. Bis zu 100 See- und 100 Luftziele können gleichzeitig bearbeitet werden. Die Auffassreichweite kann bis zu 200 km betragen.
Als Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWES) kommt das IPN‑S von AMS (Alenia Marconi Systems) zum Einbau. Taktisches und operatives Lagebild, Waffeneinsatz sowie die interne und externe Kommunikation werden hierüber bearbeitet, dargestellt, durchgeführt und mitverfolgt. Sechs Bedienerkonsolen und ein Großbildschirm an der Wand stehen hierfür in der Operationszentrale zur Verfügung.
Das ebenfalls von AMS gelieferte NA-25XM Radar dient der Feuerleitung für Rohrwaffen und Flugkörper. Es arbeitet im I‑Band und ist mit einer co-axiale Kamera ausgerüstet, mit der die Waffenwirkung am Ziel beobachtet werden kann.
Link 11 und Link Y Mk2 ermöglichen die Interoperabilität mit anderen Marineeinheiten, Flugzeugen und landgestützten Einrichtungen. Weiterhin sind vorhanden ein Laser-Warnempfänger, eine Optronic-Anlage, Geräte für Elektronische Unterstützungsmaßnahmen und ein Navigationsradar. Ein Platform Management System von MTU und eine Integrated Bridge System von CAE unterstützen die Schiffsführung in ihren Überwachungs- und Kontrollaufgaben bezüglich der eigenen Einheit. Für das FüWES besteht Nachrüstmöglichkeit für die Integration von Software zur Minenfeldplanung.
Schlußbemerkung
Mit den Korvetten der BAYNUNAH-Klasse wird die VAE-Marine mehrzweckfähige Schiffe mit einem breiten Fähigkeitsprofil erhalten. Ausrüstung und Bewaffnung ermöglichen Einsätze in der Überwasserkriegführung, Luftabwehr, Landzielbekämpfung sowie Nachrichtengewinnung und Aufklärung und möglicherweise später auch in der Minenkriegführung.
Die Schiffe sind von ihrer Größe her gut geeignet für Aufgaben auf Hoher See wie zum Beispiel der Überwachung der ausschließlichen Wirtschaftszone (EEZ, Exclusive Economic Zone). Auf Grund ihres geringen Tiefgangs und des Wasserstrahlantriebes sind sie aber auch einsetzbar in den flachen Gewässern des Küstenvorfeldes.
Das Bauvorhaben ist zudem das ehrgeizigste heimische Schiffbauprogramm in der Golf Region. Für die Werft ADSB ist es eine große Herausforderung und bietet zudem die große Chance für weitere Aufträge, insbesondere aus den Nachbarstaaten.
Abbildungen
Bild
Motiv Quelle
1 BAYNUNAH — Antriebssystem CMN
2 BAYNUNAH — Modellaufnahme Karr
3 COMBATTANTE BR 70 — Modell 1 CMN
4 COMABTTANTE BR 70 — Modell 2 CMN
5 COMBATTANTE BR 70 — Modell 3 CMN
6 COMBATTANTE BR 70- Seitenriss CMN