Chinas Marine war in den vergangenen Jahrzehnten zwar mit über 700 Kampfschiffen und –booten sowie ca. 170 Hilfsschiffen zahlenmäßig eine der größten Marinen der Welt – allerdings nur für die Verteidigung der Küsten ausgerüstet.
Heute ist die PLAN die modernste Teilstreitkraft der Volksbefreiungsarmee. Sie genießt hohe Priorität bei Rüstungsprogrammen und wandelt sich immer mehr zu einer schlagkräftigen Hochseemarine. Tatsächlich besteht ja auch im südchinesischen Meer ein territorialer Disput zwischen allen Anrainerstaaten, der nicht nur wegen der traditionellen Fanggründe und der Kontrolle der Seefahrtswege sondern auch durch die dort vermuteten reichen Rohstoffvorkommen zusehends an Brisanz gewinnt. Dazu kommt das Interesse Chinas, sich die Seewege offen zu halten – insbesondere nach Afrika, das mit seinen Rohstoffen von zunehmender Bedeutung für Chinas boomende Wirtschaft ist. China sichert seine Interessen vor den Küsten Somalias durch immer neue Flottillen zur Piratenbekämpfung ab und ist dabei auf die Einsatzfähigkeit einer modernen Hochseeflotte angewiesen.
Neben ersten modernen Zerstörern wie der LUHAI-Klasse — China´s erster moderner Zerstörer-Entwicklung kommt auch der Stärkung der amphibischen Komponente immer mehr Bedeutung zu. Eines der modernsten amphibischen Schiffe ist das LPD vom Typ 071, das von der Hudong-Zhonghua Schiffswerft in Shanghai entworfen und gebaut wurde. Das erste Schiff – die Kunlunshan (hull No.998) – ist im Dezember 2006 von Stapel gelaufen und schon am 30. November 2007 von der Südflotte der Plan in Dienst gestellt worden.
Nach ausführlichen Erprobungen und Übungen wurde die Kunlunshan im Sommer 2010 zur Piratenmission in die Gewässer vor Somalia geschickt.
1. Schiffscharakteristik und technische Daten
Die Klasse, hat mit normal 18.500 t Verdrängung eine deutlich größere Verdrängung als ihr Vorgänger, die großen Landungsschiffe der Yuting-II (Typ 072-III) Klasse mit ihren nur knapp 5.000 ts und ist damit das bisher größte in China gebaute Kampfschiff. Schiffslänge, Schiffsbreite und Tiefgang werden mit 210 m x 28 m x . m angegeben, so dass das Schiff etwas größer als die US-amerikanischen Austin-Klasse wäre. Wenn das so ist, dann dürfte auf dem Schiff zwei komplettes Marine-Infanterie Battalion mit je 500 Mann, 15 bis 20 amphibischen Fahrzeugen, Hubschraubern und den entsprechenden logistischen Komponenten eingeschifft werden können.
Im Heck befindet sich ein flutbares Dock, darüber eine Hubschrauberplattform mit einem entsprechenden Hangar, um mehrere Hubschrauber mitführen und auch gleichzeitig zum Einsatz bringen zu können.
Der Antrieb ist vermutlich als CODOG-Anlage ausgelegt
2. Bewaffnung und Ausrüstung
Das 76 mm Geschütz PJ-26 auf der Back – wohl eine Kopie des russischen AK-176 – ist die Hauptbewaffnung. Das AK-176 kann gegen Seeziele, Landziele sowie auch gegen Flugzeuge, tieffliegende Marschflugkörper und Seezielflugkörper eingesetzt werden. Die Kadenz des Geschützes ist einstellbar. Zur Option stehen 30, 60 oder 120 bis 130 Schuss/min. Die maximale ballistische Reichweite liegt bei 15.700 m.
Vor und hinter dem Schornstein im Mittelschiffbereich bzw. am Ende des Hangardaches befinden sich insgesamt vier AK-630 (CIWS) zur Nahbereichsflugabwehr. Darüber hinaus verfügt das Schiff über vier 50-rohrige 120mm Raketenwerfer.
Die Feuerleitung erfolgt durch zwei 347G Radaranlagen (I‑Band). Darüber hinaus ist auf der Spitze des vorderen Mastes ein 360S Radar (E/F‑Band) zur Luft- und Seeraumüberwachung ausgerüstet.
Der Hangar ist zur Aufnahme von mndestens zwei (wohl vier) Hubschraubern ausgelegt. Zur Zeit sind Nachbauten der französischen DAUPHIN (Z‑9) und SUPER FRELON (Z‑8) an Bord. Vermutlich können auch russische HELIX‑A eingerüstet werden.
Dazu finden sämtliche amphibischen Fahrzeuge der chinesischen Marineinfanterie im Dock Platz.
Zusätzlich wurde für diese Schiffsklasse ein LCAC entwickelt, das in den Leistungen wohl seinem US-amerikanischen Spiegelbild entsprechen dürfte.
3. Weitere Einheiten in Bau:
Das erste Schiff der Reihe scheint — auch bei den ausgedehnten Einsatzfahrten zur Anti-Piraten-Mission vor der somalischen Küste — seine Tauglichkeit bewiesen zu haben. Inzwischen (Sept. 2011) hat ein zweites Schiff der Serie (hull No.999) seine See-Erprobungen aufgenommen, ein drittes Schiff wird im Dock bereits in den PLAN-Farben gestrichen und ein viertes Schiff ist auch schon in Bau.
Wenn man dieses Tempo und die bisherigen Bauzeien zur Ausgangsbasis einer Prognose nimmt, dann könnte in den kommenden Jahren ab 2011 jedes Jahr ein neues LPD zur chinesischen Flotte stoßen.
Click to enlarge Daten und Fotos: Chines. Internet |
die ersten beiden Type 071 LPD + 3 Type 072 LSTs (Quelle: chin. Internet)
3. Schiffsdaten
Schiffsdaten (data) | |
Länge (length) | 210 m- |
Breite (beam) | 28 m- |
Tiefgang (draft) | - |
Verdrängung stand./max (displacement) | 18.500 ts |
Besatzung (crew) | - |
Antrieb (propulsion) | CODOG |
Höchstgeschwindigkeit (max. speed) | - |
Fahrstrecke (duration) | - |
Bewaffnung (armament) | |
Hubschrauber (helicopter) | Z‑8 und Z‑9- |
Sensoren/Ausrüstung (sensors/equipment) | |
Luft- und Seeraumüberwachungsradar (radar) | 1 x Typ 360 S |
Navigationsradar (navigation radar) | 1 x CASTOR |
Feuerleitung 76 mm (gun fire control radar) | 2 x Typ 347 G |
Feuerleitung CIWS (Close-in weapon system) | |
Elektro-optische Geräte (electro-optic weapon systems) |