Singapur

Ein­schub: “greater Chi­na“
Den ost-/ südostasi­atis­chen Raum bis Sin­ga­pur beze­ich­net man als greater Chi­na, durch seinen hohen chi­ne­sis­chen Anteil von Sprache und Bevölkerung. Hier arbeit­en viele Aus­land­schi­ne­sen als Kau­fleute. Oft­mals ist der größte Teil der Gelder in diesen Län­dern in chi­ne­sis­ch­er Hand.

Bere­its im August 1965 ver­ließ Sin­ga­pur die Föder­a­tion Malaya wieder — wegen wirtschaftlich­er, poli­tis­ch­er und eth­nis­ch­er Diver­gen­zen — und wurde eine selb­ständi­ge und unab­hängige Repub­lik; Malaysia war damit von seinem wirtschaftlichen und indus­triellen Zen­trum abgeschnit­ten, während gle­ichzeit­ig Sin­ga­pur als Stadt­staat „ohne Hin­ter­land“ in eine zu Hongkong ver­gle­ich­bare Lage geri­et. Sin­ga­pur ori­en­tierte sich daher an den umliegen­den Staat­en. Es wurde 1967 Grün­dungsmit­glied der Asso­ci­a­tion of South East Asian Nations (ASEAN), und 1971 wurde nach dem Abzug des britis­chen Oberkom­man­dos „Fer­nost“ ein Fünf-Mächte-Vertei­di­gungsarrange­ment (FPDA) zwis­chen Malaysia, Sin­ga­pur und den ANZUS-Staat­en (Aus­tralien, Neusee­land, Großbri­tan­nien) abgeschlossen.

Damit soll­ten die Unab­hängigkeit und auch der west­liche Ein­fluss auf die wichtig­ste See­verbindung zwis­chen Paz­i­fik und Indis­chem Ozean weit­er gesichert werden.

Diese Lage an einem verkehrstech­nisch wichtig­sten Knoten­punk­te der Erde hat Sin­ga­pur zu einem der wohlhabend­sten Staat­en der Region gemacht. Han­del und Banken bilden die Basis, von der aus Sin­ga­pur ziel­stre­big ein bre­ites Ange­bot an Indus­trie- und Dien­stleis­tun­gen entwick­elte. Eine der weltweit renom­miertesten Seenotret­tungs- und Bergungs­di­en­ste (Smit) ver­fügt in Sin­ga­pur über ein eigenes Bergung­steam. Sin­ga­purs Werftin­dus­trie führt nicht nur Schiff­s­repara­turen an diesem zen­tralen Umschlag­platz des Welthandels aus. Inzwis­chen wer­den Ölbohrin­seln gebaut, die bis in das kaspis­che Meer vor die Küste Aser­bei­d­schans trans­portiert wer­den. Sin­ga­purs Werftin­dus­trie stellt die leis­tungs­fähig­sten Kapaz­itäten im gesamten Südostasi­atis­chen Raum zur Ver­fü­gung. Kein Wun­der, dass sich Sin­ga­pur auch zu einem wichti­gen Liefer­an­ten der benach­barten ASEAN-Staat­en entwick­elt hat.

Sin­ga­pur — chi­ne­sis­che Stadt mit Kon­tak­ten zu Chi­na und Tai­wan
Weltweit bilden chi­ne­sis­che Fam­i­lien ein eng ver­bun­denes “Net­zw­erk”, das ger­ade beim Han­del zu gegen­seit­igem Ver­trauen und Pros­per­ität führt. Sin­ga­pur ist hier keine Aus­nahme. 
Die Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung stellt in einem Beilage zur Zeitschrift “Das Par­la­ment” des Bun­destages fest: 
(Zitat) 
Auch in dem — kul­turell anson­sten so vielgestalti­gen — Südostasien sind es in hohem Maße Aus­land­schi­ne­sen, die die Wirtschaft beherrschen. In Südostasien leben zwis­chen zwanzig und dreißig Mil­lio­nen Aus­land­schi­ne­sen. Sie sind die größte und zugle­ich ein­flussre­ich­ste Min­der­heit in der Region. Sie dominieren weite Bere­iche der Wirtschaft Südostasiens. Sin­ga­pur ist nachger­ade der Staat der Aus­land­schi­ne­sen. Aber auch in Malaysia, Thai­land, Indone­sien und selb­st auf den Philip­pinen sind sie wichtige Träger der Wirtschaft­sen­twick­lung. Aus­land­schi­ne­sen waren denn auch wichtige Ini­tia­toren der Prof­i­teure des bere­its genan­nten “asi­atis­chen Wirtschaftswun­ders”. Ohne sie hätte es das sein­erzeit so beein­druck­ende hohe Wirtschaftswach­s­tum in Südostasien nicht gegeben. Viele Fre­unde haben sie sich mit ihren wirtschaftlichen Erfol­gen nicht geschaf­fen. In Geschichte und Gegen­wart kam es in Südostasien immer wieder zu antichi­ne­sis­chen Pogromen. Ihre wirtschaftliche Bedeu­tung beschränkt sich überdies nicht allein auf Südostasien. In den zurück­liegen­den Jahren ist in großem Umfang aus­land­schi­ne­sis­ches Kap­i­tal und Know-how nach Chi­na geflossen. Über zwei Drit­tel der aus­ländis­chen Investi­tio­nen im Reich der Mitte sind aus­land­schi­ne­sis­chen Ursprungs. Ohne diesen Ein­fluss ist die wirtschaftliche Entwick­lung in Chi­na kaum denkbar. Diese Dat­en und Zusam­men­hänge soll­ten jedoch nicht dazu ver­leit­en, die vor­ma­lige Wirtschafts­dy­namik in der Region allein auf den — wie auch immer definierten — Kul­tur­fak­tor Kon­fuzian­is­mus zurück­zuführen. Dazu bedurfte es noch einiger ander­er Fak­toren — unter anderem ein­er entsprechen­den Poli­tik. Ein gutes Beispiel dafür gibt Chi­na ab. 

Die chi­ne­sisch-stäm­mige Bevölkerungsmehrheit, die im Stadt­staat zu Wohl­stand und Ein­fluss gekom­men ist, pflegt nach wie vor gute Verbindun­gen zum Heimat­land — zu welchem?
Sin­ga­pur ver­fügt über 3 Aus­bil­dung­sein­rich­tun­gen auf Tai­wan. Gle­ichzeit­ig wurde berichtet, Sin­ga­pur unter­hielte auf Hainan — der zum Fes­t­land gehören­den Insel vor Nord­viet­nam — eben­falls eine Ausbildungseinrichtung.

Im April 1993 war Sin­ga­pur Gast­ge­ber zu Gesprächen, die zwis­chen Abge­ord­neten der Regierun­gen von Tai­wan und Chi­na zur Verbesserung der Wirtschafts­beziehun­gen geführt wur­den. Sie disku­tierten über The­men, die für die Beziehung zwis­chen bei­den Staat­en wichtig sind, und han­del­ten einen_Plan für weit­ere Fol­ge­tr­e­f­fen zwis­chen bei­den Regierun­gen aus. Das Tre­f­fen in Sin­ga­pur war der erste Kon­takt auf hoher Ebene zwis­chen der Volk­sre­pub­lik Chi­na und Tai­wan seit 1949.

Sin­ga­pur ist der west­lichen Welt stark ver­bun­den. Der kleine Stadt­staat erlaubte Wash­ing­tons Spezial­is­ten als erstes Land der Welt, im “Krieg gegen den Ter­ror” die Hun­dert­tausende von Con­tain­ern zu kon­trol­lieren, die in seinem Hafen umge­laden werden. 

Regierungsstruk­tur:
Sin­ga­pur wird sehr autoritär geführt, und ste­ht damit Staat­en wie Süd­ko­rea oder auch Chi­na sehr nahe. Die Ange­höri­gen der Fam­i­lie des Staats­grün­ders sitzen in den wichtig­sten Regierungs­funk­tio­nen. Obwohl nominell ein frei gewähltes Par­la­ment beste­ht kann Sin­ga­pur fast als “Fam­i­lienun­ternehmen” beze­ich­net wer­den — mit ein­er rigi­den Staats­führung und schafer Zen­sur. Umweltver­schmutzung (wie das Weg­w­er­fen eines Zigaret­ten­s­tum­mels), Dro­genbe­sitz wer­den hart bestraft oder — zumin­d­est wie gew­erkschaftliche Betä­ti­gung — äußerst mis­strauisch beobachtet.