Die Kreuzzüge:
(1095 — 1244)
Als 1071 die Seldschuken den christliche Kaiser von Byzanz Romanos bei Manzikert entscheidend schlugen und daraufhin die Städte Nikaia, Smyrna, Palästina, Jerusalem und Antiochia erobern konnten, entschloss sich das “christliche Abendland”, dem Vormarsch der Ungläubigen Einhalt zu gebieten. Den Muslimen wurde vorgeworfen christliche Kultstätten zu entweihen und die christliche Bevölkerung abzuschlachten. Durch diese Lügen entstand in den Köpfen der abendländischen Bevölkerung, die Vorstellung vom muslimischen Untermenschen. Auf der Synode von Clermont im Jahre 1095 rief der Papst Urban II zum Kreuzzug auf:
2.2.2.4.: Die Fatimiden:
In Nordafrika, teilweise auch in Syrien und Palästina, von 969 bis 1171 n.Chr. in Ägypten herrschte zu dieser Zeit die ismailitisch-schiitische Dynastie der Fatimiden. Die Bezeichnung leitet sich von dem Namen der als Ahnfrau geltenden Fatima ab, einer Tochter Mohammeds und Gattin Alis, des Anführers der Schiiten. Die Fatimiden — Verwandte der Idrisiden Marokkos — nutzten die Wirren der seldschukischen Machtübernahme im nominell weiter bestehenden Abbasidischen Kalifat aus und eroberten mit Hilfe von Berbern (und wohl mit Unterstützung der Idrisiden) die westlichste Provinz des Abbasidischen Kalifats, die Aghlabiden-Provinz, die den Westteil des heutigen Algeriens und Tunesien bis in das heutige Libyen hinein umfasste. Von Kairuan im heutigen Tunesien aus — wo der Begründer der Dynastie, Ubaid allah, den Kalifentitel annahm — dehnten sie ihre Herrschaft bis auf das westliche Arabien und Syrien aus, um schließlich in Ägypten eine dauerhafte Dynastie zu errichten.
Ägypten erlebte unter der Herrschaft der Fatimiden, die neben dem Titel des Kalifen auch den des Imam (und damit die Oberherrschaft über alle Muslime) beanspruchten, eine Blütezeit. Der Staat der Fatimiden wurde zum Zentrum einer umfangreichen, nach außen gerichteten Missionstätigkeit.
Die Fatimiden beanspruchten nicht nur die religiöse Führerschaft als Nachkommen des Propheten (was für die Abbasiden-Kalifen eine direkte Herausforderung war), sie herrschten auch über ein großes Reich, dessen Zentrum das reiche Niltal war. Die Fatimiden gründeten mit Kairo — etwas nördlich des arabischen Feldlagers Fustat aus der Frühzeit — eine eigene, imperiale Hauptstadt und entwickelten auf der Basis der gesicherten Ernteerträge von Niltal und Nildelta, Handwerk und Gewerbe sowie einem umfangreichen Handel ein prunkvolles Staatsleben. Die schiitische Kalifen und Imame der Fatimiden-Dynastie tolerierte aber die sunnitische, d.h. an der Koranauslegung der Abbasiden orientierte Islam-Auslegung der ägyptischen Muslime. Genauso lebten große jüdische und christliche (Kopten) Gemeinden weiterhin in Gemeinschaft mit den islamischen Bevölkerungsteilen.
2.2.2.5.: Sultan Saladin — die Ajjubiden:
Die Fatimiden mussten einem “Usurpator” weichen — einem Iraker, der ihnen als Wesir gedient hatte. Saladin aus der Familie der Ajjubiden war ein sumitischer Muslim, der 1137 im irakischen Tikrit (nahe Bagdad) geboren wurde Mit ca. 30 Jahren schloss er sich einer militärischen Expedition nach Ägypten an, die von seinem Onkel Schirkuh geleitet wurde. Dieser wollte dem Fatimidenkalifen al-‘Adid bei der Niederwerfung einer Revolte Beistand leisten. Schirkuh übernahm nach der erfolgreichen Unterdrückung das Amt des Wesirs al-‘Adids. Nach seinem Tode übernahm Saladin dieses Amt. und wurde Wesir des letzten Fatimiden Sultans. Er schlug 1169 die Truppen des Zangiden-Fürsten Neureddin von Damaskus, stürzte 1171 die “Fatimiden”, eroberte 1172 Tripolis und bemächtigte sich — nach dem Tod des letzten Fatimiden-Kalifen — der Herrschaft und nannte sich Sultan von Ägypten und Syrien. Die Ayyubiden oder Ajjubiden sind die von ihm gegründete islamische Herrscherdynastie in Ägypten, Syrien und Jemen.
Der erfolgreiche Feldherr besiegte in einer Reihe von Schlachten zwischen 1183 und 1187 das Kreuzfahrerheer, gewährte aber 1192 im Friedensvertrag mit Richard Löwenherz, der die islamische Herrschaft über Jerusalem sicherte, den Christen freien Zutritt zu den heiligen Stätten. Unter Saladins Herrschaft herrschte die Sicherheit einer geordneten Rechtspflege und Verwaltung, blühten Handel und Wirtschaft und die Architektur erlebte eine ihrer Blütezeiten im arabischen Raum.
Der Frieden zwischen Islam und Christen war aber nicht von langer Dauer. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt rief der ehrgeizige Papst Innozenz III. im August 1198 zum Kreuzzug auf. Geplant war dieser Kreuzzug, ähnlich wie der erste Kreuzzug, als Unternehmen der Kirche. Damit wollte der Papst, wie damals auch schon Urban II, seine weltliche Macht demonstrieren.
Diesem Kreuzzug — der mit der Eroberung Konstantinopels im April 1204 endete — sollten noch weitere Kreuzzüge folgen. Für Byzanz war die Eroberung durch ihre christlichen Brüder der Anfang vom Ende. Das geschwächte Byzanz war nun nicht mehr in der Lage sich den Angriffen der Türken zu erwehren — und den Christen gelang es nur noch einmal (im Februar 1229) Jerusalem einzunehmen.
Im Jahre 1244 fiel Jerusalem endgültig an die Anhänger Mohammeds. Ein in Damaskus plündernder türkischer Söldnertrupp reichte aus, um die Heilige Stadt überraschend einzunehmen.
Nach vierjähriger Vorbereitung startete 1248 der sechste Kreuzzug unter Ludwig IX dem Heiligen. Das Ziel der Kreuzfahrer war erneut Ägypten. Im Juni 1249 gelang es dem französischen König Damiette kampflos einzunehmen. Die von ihm geplante Kolonisierung Ägyptens scheiterte allerdings. Das französische Expeditionskorps geriet mit König Ludwig im April 1250 in ägyptische Gefangenschaft
Die Herrschaft der Dynastie der Ayyubiden wurde 1250 durch die Mameluken in Ägypten, 1260 durch die Mongolen in Syrien beendet.
Die von Saladin gegründete Dynastie bildete somit während der gesamten Zeit der Kreuzzüge die Gegnerschaft der Kreuzritter.
Über “Sultan Saladin” und die engen Kontakte, die sich zwangsläufig im Zuge der Züge christlicher Kreuzritter ergaben, aber auch über das Emirat von Andalus in Spanien und nicht zuletzt über die türkischen Seldschuken, die das Abbasidische Kalifat von Bagdad übernommen hatten, ergaben sich tiefe Einflüsse der arabischen Kultur auf das mittelalterliche christliche Abendland.
Die ARABISCHE WELT hat also über Jahrtausende hin kulturell und ökonomisch das heutige Europa in den Schatten gestellt. Es besteht kein Grund für “den Westen”, heute überheblich auf eine Nation zu blicken, die nicht nur die “Ursuppe” der westlichen Kultur angesehen werden muss sondern auch immer wieder — bis in die Zeiten des “finsteren Mittelalters” — weit überlegen die Entwicklung Europas entscheidend geprägt hat.
Die heute erkennbare Schwäche der arabischen Staaten ist eine geschichtliche Episode, die uns nicht zur Hochmütigkeit verleiten darf.
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Arabien — Arabische Liga — (www.defence-forum.net)
Traum von arabischer Einheit platzt in Tunis — (www.defence-forum.net)