B) Gemeinsamkeiten der Araber:
B. 1.) Arabische Sprache:
Das heutige Arabien wird von Staaten geprägt, die nicht nur aus einer vor Jahrhunderten — bereits zur Blüte der arabischen Kultur — erfolgten Trennung sondern aus den unterschiedlichsten kolonialen Einflussgebieten hervorgegangen sind.
Frankreich (im Maghreb), Italien (Libyen) und die Türkei — gefolgt von England in Ägypten und dem arabischen Kernland — haben die unterschiedlichsten Staaten hinterlassen.
Ihnen allen zu eigen ist, dass eine überwiegend islamische Bevölkerung besteht und dass die Sprache des Koran — arabisch — die Verkehrs- und Amtssprache ist. Darüber hinaus bestehen vor allem im Bereich von Nordafrika starke Bevölkerungsanteile, die (noch) eine andere (dem arabischen verwandte) Hamito- / Semitische Sprache sprechen. Arabisch wird heute von fast 200 Millionen Menschen gesprochen und im täglichen Leben verwendet. Weitere 400 Millionen Menschen — Iraner, Pakistani, Inder, türkische Völker und vor allem die Muslime in Südostasien (mit den bevölkerungsreichen Staaten Indonesien und Malaysia) sind aus Sicht der konservativen Korangelehrten ebenfalls angehalten, den Koran in der ursprünglichen Offenbarungssprache — dem klassischen Arabisch — zu studieren.
Die Araber sprachen seit altarabischer Zeit mehrere Dialekte, hatten aber seit alten heidnischen Zeiten eine ehrwürdige Dichtersprache. In dieser wurde dann der Koran abgefasst, mit Dialektfärbung von Mohamed (mekkanisch des 7. Jh.). Diese mittelarabische Variante verbreitete sich mit dem Koran (der nur in arabisch gelehrt wurde) und bildet das Klassische Arabisch, das als Norm gilt. Arabisch ist in erster Linie die Sprache des Koran (Qur?an), des Heiligen Buchs, und somit die Sprache Allahs. Es genießt also eine ganz außerordentliche Achtung und wird für die vollkommenste Sprache gehalten. Dieses allgemeine Hocharabisch wird noch in der Literatur verwendet, aber nicht mehr gesprochen.
Mit der arabisch-islamischen Expansion verdrängt das “Mittel-Arabisch” im Jemen das Südarabische, in Syrien und Palästina das Griechische und Aramäische, seit dem 10. Jh. in Ägypten das Koptische, seit dem 11. Jh. in Nordafrika die Sprache der Berber, und seit dem 14. Jh. die Sudansprachen. Arabisch war im Mittelalter internationale Verkehrssprache des Nahen und Mittleren Ostens.
Gleichzeitig mit der Ausbreitung des Koran wurde also das klassische arabisch als Umgangssprache verbreitet und damit verbreitert, es entwickelt sich Dialekte und geographische Differenzierungen, wie wir das fast zur gleichen Zeit aus den germanischen, romanischen oder slawischen Sprachen kennen. Es gibt also kein einheitlich gesprochenes Arabisch mehr. Seit dem Mittelalter haben sich mindestens fünf “Dialekte” entwickelt: Halbinsel-Arabisch, Irakisch, Syrisch-Palästinensisch, Ägyptisch und Maghrebinisch (Marokko, Algerien).
Arabisch war im Mittelalter internationale Verkehrssprache des Nahen und Mittleren Ostens.
Die arabische Umgangssprache wurde gleichzeitig mit der Ausbreitung des Koran verbreitet und damit verbreitert, es entwickelt sich Dialekte und geographische Differenzierungen, wie wir das fast zur gleichen Zeit aus den germanischen, romanischen oder slawischen Sprachen kennen.
Es gibt also kein einheitlich gesprochenes Arabisch mehr. Seit dem Mittelalter haben sich mindestens fünf “Dialekte” entwickelt: Halbinsel-Arabisch, Irakisch, Syrisch-Palästinensisch, Ägyptisch und Maghrebinisch (Marokko, Algerien).
Dies liegt zum einen an der weiten geographischen Verbreitung über ein unzusammenhängendes — durch Wüsten und Meere unterbrochenes — Siedlungsgebiet und zum anderen an der arabischen Schrift (s.u.), die die Bildung von Dialekten erleichtert wird.
Ägyptisches Arabisch — das arabisch der großen Theologen der Kairoer Al-Azhar-Hochschule, der höchsten Instanz des sunnitischen Islam — genießt wohl das höchste Ansehen der arabischen Dialekte. Es wird in der arabischen Welt allgemein verstanden (nicht unbedingt gesprochen), da in Ägypten auch die meisten Filme des arabischen Raums produziert werden. Die ägyptischen Fernsehserien haben auch zu einer Annäherung in den Gewohnheiten der einzelnen arabischen Länder geführt. So hat sich seit etwa 1990 die Sitte des “Shisha-Rauchens” — der Wasserpfeife — in Tunesien verbreitet; dies (als Anklang an die Fernsehserien, in denen der Familienpatriarch an seiner Wasserpfeife nuckelt) und die Verwendung ägyptischer Vornamen für die Töchter Tunesiens zeigt, wie sehr Medien zu einer ganz unbewussten Vereinheitlichung der arabischen Nation beitragen können.
Externe Links zur Arabischen Sprache:
Arabisch — (www.uni-erfurt.de)
Die Arabische Sprache — (www.arei-net.net)
Die arabischen Dialekte — (www.arei-net.net)
Mit Nagib Machfus (1912–2006), dem ägyptischen Nobelpreisträger (1988), hat die arabische Literatur nach Jahrzehnten der Brache zu einer neuen Blüte gefunden. Seine anlässlich der Preisvergabe gehaltene Ansprach vor der Akademie leitete er mit einer Liebeserklärung an die Arabische Sprache ein:
“Alsdann wünsche ich mir, dass Sie, meien Damen und Herren, meine Rede mit Nachsicht anhören, wie Sie Ihnen doch in einer Sprache vorgetragen, die viele von Ihnen nicht verstehen. Diese Sprache ist aber der eigentliche Preisträger, und deshalb muss es wohl so sein, dass ihr Klang nun zum ersten Mal auch in Ihre Oase der Zivilisation dringt.”
Dennoch hatte auch dieser große Autor und Literat, dessen Werke sich um das Alltagsleben in den Gassen von Kairo drehen, mit Widerständen zu kämpfen. 1959 wurde sein Roman “Die Kinder unseres Viertels” von der Ashar-Universität verboten, weil darin Gott, Jesus und Mohammed auftraten.
Heute eint die arabischen Völker nicht nur die — durch den Koran geförderte — Ausbildung der klassisch-arabischen Sprache. Die Sprache prägt das Denken, und so prägt der Koran das Denken der Araber bis in die heutige Zeit hinein. Die arabische Vorstellungswelt, geprägt durch die linguistische Sprachstruktur und die blumig-emphatische Ausdrucksweise deckt sich nicht immer mit unserer “Tatsachenwelt”, die in den grammatikalischen Strukturen der indogermanischen — vor allem englischen Sprache verankert ist.
B. 2) Arabische Schrift:
Die arabische Schrift hat ihren Ursprung in den Schriften der Babylonier und der Phönizier, also dem semitischen Sprachraum. Die Form der Buchstaben und die Grundlagen für die weitere Schriftentwicklung wurden in der aramäischen Schrift gelegt.
Die arabische Schrift ist eine Buchstabenschrift, die aus 28 Zeichen besteht und wird von rechts nach links geschrieben wird. Durch das “Bilderverbot” des Islam entwickelte sich die Schrift zu einer reichen Ornamentik — allerdings mit einem Nachteil: nicht alle “Sprachlaute” werden wiedergegeben.
Die kurzen Vokale werden in der normalen Schrift nicht geschrieben- sie müssen vom Leser oder Sprecher “dazu gedacht” werden. Araber kürzen viel ab. Also : “Krz. Vokal. wrdn. ncht. mtgschribn.“
Wer fühlt sich hier nicht an das Kinderlied von den “Dri Chinisin mit dim Kintribis” erinnert … genauso lässt die arabische Schrift unterschiedliche Aussprachen zu. Das erschwert die präzise Wiedergabe von komplexen Texten.
Arabisch wurde mit dem Koran, “dem Buch der Offenbarung” verbreitet — und dieses Buch war in der “arabischen Schrift” verfasst, die optisch auf den ersten Blick stark an die Silbenkürzel der Kurschrift “Steno” erinnert, aber keine Silben- sondern eine Buchstabenschrift ist.
Die bis dahin mündlich überlieferten Geschichten und Märchen wurden als arabische Literatur im 8. Jahrhundert schriftlich fixiert. Die Sprache dieser Gedichte entsprach nicht mehr der Volkssprache, sondern wird als eine Art Hochsprache betrachtet, die in der Poesie Verwendung fand.
Im 7. Jahrhundert wurde nach islamischer Lehre Mohammed der Koran offenbart. Diese mündliche Offenbarung wird erst später schriftlich fixiert. Der Koran ist, abgesehen von einigen Inschriften, Grabsteinen und Münzen, das erste große Dokument in arabischer Sprache.
Die “Ausreifung” der arabischen Schrift kam gerade rechtzeitig, um den Islam in Buchform zu verbreiten — und die arabische Schrift hat (über den arabischen Sprachraum hinaus) bis in die indoiranischen Sprachgebiete Eingang gefunden.
Lediglich in den turksprachigen Staatsgebieten wurde die arabische Schrift inzwischen (z.T. nach einem “kyrillischen Intermezzo” in der Sowjetzeit — durch die uns gebräuchliche lateinische Schrift abgelöst.
Externe Links zur Arabischen Schrift:
Arabisch — (www.schriften-lernen.de)
Die arabische Schrift — (www.chj.de)
Heute scheint sich die “arabische Schrift” eher zu einem Hindernis für die Entwicklung der arabischen Staaten zu entwickeln.
Die modernen Kommunikationsmedien, die ganze moderne Welt ist auf der Nutzung der Computertechnologie aufgebaut — und die Tastaturen sind in einer “Buchstabenschrift” — üblicherweise der lateinischen Schrift des Westens — aufgebaut. Es ist also kein Wunder, dass die Internet- und e‑mail-Kapazitäten im arabischen Raum recht schwach aufgebaut sind.
Selbst in Tunesien — einem der fortschrittlichsten arabischen Länder mit einer breiten und relativ wohlhabenden Mittelschicht — verfügen nur größere Institutionen oder Touristik–Hotels über einen Internet-Anschluss. Darüber hinaus gibt es nur wenige Internet-Cafes in den Orten. Der einzige (staatliche) Surfer des Landes (Tunesien) fällt öfter aus — und es kann passieren, dass e‑mail, Internet, ja sogar sms-Kontakte auch im Großraum Tunis über Wochen und Monate hin nicht möglich sind. Das ist natürlich auch eine Belastung für das Geschäfts- und Wirtschaftsleben, von der modernen Kommunikation und Information für Privatzwecke (obwohl z.B. in Tunesien ein breit gefächertes Programmangebot von französischen, italienischen und arabischen TV-Sendern — auch über Satellit — zur Verfügung steht, gar nicht zu reden.
Wer sich nicht des “englischen” (oder französichen und italienischen) und seiner “lateinischen Schrift” bedienen kann, der hat den Anschluss an die westliche Welt und damit die Entwicklung von Wissenschaft und Forschung verloren. Damit hat eine breite Bevölkerungsschicht mit “einfacher Schulbildung” keine Möglichkeit, an der modernen Informationsgesellschaft teilzuhaben.
Die Universitätsbibliothek Halle stellt dazu fest:
“Die Verwendung der Arabischen Schrift mit ihren Besonderheiten im Internet stellt sowohl die Entwickler als auch die Leser von Internetseiten vor einige Probleme. Als Gründe hierfür können beispielsweise die Schwierigkeiten beim Darstellen von bidirektionalem Text oder bei der korrekten Wiedergabe der Buchstaben, welche für das Arabische nur anhand einer Kontextanalyse möglich ist, angeführt werden.
Um Problemen wie diesen aus dem Wege zu gehen, wurde (und wird) arabischer Text oftmals als Graphik in Webseiten eingebaut. Die damit verbundenen hohen Speicheranforderungen und langen Ladezeiten sind allerdings nur ein Nachteil. Als unvorteilhaft erwies sich auch, dass durch die Verwendung von Graphiken die Indexierung einer solchen Seite sowie die Suche und das Kopieren innerhalb dieser Seite unmöglich wurde.
Praktisch alle anderen Lösungswege hängen mit der Problematik der Zeichensätze, die für Arabisch existieren, zusammen.
Für alle Sprachen gilt ja, dass jeder Buchstabe, jedes Zeichen erst in einen Zahlencode umgewandelt werden muss, um ihn per Computer bearbeiten und über das Internet darstellen zu können.
Da sich Arabisch aber nicht mit dem gängigen ASCII-Zeichensatz kodieren lässt, mussten andere Zeichensätze gefunden werden, um alle Zeichen des arabischen Alphabets umwandeln zu können.
Derzeit sehen wir uns dem Problem gegenüber, dass sich für Arabisch zu viele verschiedene Zeichensätze herausgebildet haben. Zum Beispiel wurden für die gängigen Betriebssysteme eigens Zeichensätze entwickelt. Dadurch kam es häufig zu der Situation, daß ein Internetnutzer eine soeben von ihm gefundene in arabisch verfaßte Seite nicht lesen konnte, da diese Seite von einem anderen Internetnutzer geschrieben wurde, der mit einem anderen Betriebssystem arbeitete und dessen Internetseiten deshalb in einer anderen Kodierung vorlagen.
Dieses Problem besteht auch heute noch.”
Externer Link:
Arabischen Schrift mit ihren Besonderheiten im Internet — (www.bibliothek.uni-halle.de)
Obwohl Arabisch immer noch zu den Weltsprachen der Erde gehört und Arabische Wissenschaft in den ersten Jahrhunderten das Wissen der Welt regelrecht aufgesaugt hat, haben die arabischen Länder heute den Anschluss an die Weltelite verloren. Wie sollen die arabischen Universitäten auch Schritt halten mit der “Wissensexplosion” der Welt, wenn jedes Jahr nur etwas über 300 Bücher in die arabische Sprache übersetzt werden, und die Auflagen in der Regel wenige Tausend Exemplare nicht übersteigen? Die arabische Kultur, die durch ein Buch — den Koran — verbreitet wurde, hat den Kontakt zum Buch verloren. Und auch andere Informationssysteme stehen nur bedingt zur Verfügung. Der Zugriff auf unabhängige Informationsmedien wie das Internet wird strengstens zensiert und besteht gerade einmal für 0,6 Prozent der Bevölkerung.
Externe Links:
Stillstand und Aussichtslosigkeit — (www.heise.de)
Bildungspolitik vor dem Zusammenbruch?
Der Standard — ein österreichisches Printmedium — berichtet dazu aus einem UNO-Bericht:
>UNO: Arabische Welt hat Anschluss verloren
Jüngster Bericht des UN-Entwicklungsprogramms macht eine “Wissenslücke” zwischen arabischen Staaten und dem Rest der Welt aus
.….
Staatliche Zensur, so heißt es dort unter anderem, begrenzt das intellektuelle Leben und den kulturellen Austausch: Ein Bestseller erreicht in der arabischen Welt mit einer Bevölkerung von etwa 284 Millionen Menschen in der Regel eine Auflage von nur 5000 Stück.
17 Prozent der in arabischen Ländern veröffentlichten Bücher sind religiösen Fragen gewidmet; fünf Prozent ist die Vergleichszahl in anderen Weltregionen. Die Zahl der Übersetzungen ausländischer Druckerzeugnisse ins Arabische liegt weit hinter den Mengen in anderen Staaten zurück: Fünfmal mehr Bücher werden jährlich ins Griechische — eine Sprache, die nur von elf Millionen Menschen gesprochen wird — übersetzt als ins Arabische.
Gesetzesverschärfungen im Rahmen des Antiterrorfeldzugs haben die “Wissenslücke” nur vertieft: Um 30 Prozent sank seit dem September 2001 zum Beispiel die Zahl der Studenten aus arabischen Staaten an US-Universitäten. Für Forschung und Entwicklung geben arabische Staaten ohnehin nur 0,2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts aus. (DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2004) So meldete Ägypten von 1980 bis 1999 lediglich 77 Patente in den USA an — alleine Südkorea erreichte im gleichen Zeitraum über 16.000 Anmeldungen. Das Analphabetentum beträgt über alle arabischen Länder hinweg im Schnitt für Frauen 43 %. Wenn man bedenkt, dass es Staaten wie Tunesien oder den Irak mit einem breiten, hohen Bildungsstandard gibt, dann sind die Analphabetenraten in anderen Ländern noch wesentlich dramatischer als im Durchschnitt aller Länder anzusetzen.
Inzwischen haben viele arabische Regierungen dieses Problem erkannt. In den arabischen Staaten — von Ägypten über Marokko und Tunesien bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (womit nicht nur alphabetisch sondern auch geographisch ein großer Bogen geschlagen wurde) entstehen neue, moderne Universitäten um der eigenen Bevölkerung den wichtigen Zugang zum modernen Stand der Wissenschaft zu ermöglichen. Die arabischen Staaten knüpfen an die Glanzzeit der Arabischen Völker an, in der Wissenschaft und Kultur in höchster Blüte standen.
Im Mai 2007 hat Scheich Mohamned Ibn Raschid Al Maktum, Premierminister der Vereinigten Arabischen Emirate, die Gründung einer panarabischen Stiftung für Bildung und Wissenschaft bekannt gegeben, die mit einem Anfangskapital von 10 Milliarden Dollar Stipendien ausschreiben, Forschungszentren unterstützen und Bildungsinitiativen fördern soll.
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Arabien — Arabische Liga — (www.defence-forum.net)