Marine — Norwegische und dänische Schnellboote

Flagge Norwegen

Marineforum - STORM-Klasse (Foto: Archiv Frank) Einen entschei­den­den Entwick­lungss­chritt machte die nor­wegis­che Schnell­boot­waffe dabei mit dem als Artilleri­eträger konzip­ierten und als »Kanonen­boot« klas­si­fizierten Typ STORM, der einen Stahlrumpf, GFK-Auf­baut­en, mod­erne Bewaffnung und ein Feuer­leit­sys­tem aufwies. Die präg­nante Sil­hou­ette mit dem dun­klen Rumpf, dem an den Kan­ten gerun­de­ten Brück­e­nauf­bau und dem hal­bkugelför­mi­gen 76-mm-Geschütz und Radar stellte für die deutschen Schnell­boot­fahrer mehr als 30 Jahre lang das Bild eines nor­wegis­chen Schnell­boots dar. Nach ein­er offen­sichtlich ungewöhn­lich inten­siv­en und harten Erprobung des Typ­boots, das danach außer Dienst gestellt wer­den musste, wur­den 20 Boote dieses Typs gebaut, von denen viele mehr als 35 Jahre lang in Dienst standen und einige noch heute bei den baltischen Mari­nen genutzt wer­den. Damit war die nor­wegis­che Schnell­boot­waffe mit 46 Ein­heit­en die umfan­gre­ich­ste aller NATO-Mari­nen. 1970 begann die Aus­rüs­tung der STORM-Boote mit dem kleinen, aber effek­tiv­en Seeziel-Flugkör­p­er »Pen­guin«, von dem bis zu sechs FK’s an Bord mit­ge­führt wer­den kon­nten, und damit stand die nor­wegis­che Schnell­boot-Flot­tille auch waf­fen­tech­nisch an der Spitze der west­lichen Marinen.

1970/71 trat die SNÖGG-Klasse mit sechs Ein­heit­en an die Stelle der waf­fen­tech­nisch ver­al­teten RAPP-Klasse, auch deren sechs Namen wur­den über­nom­men. Bei diesen in Rumpf und Antrieb mit STORM bau­gle­ichen Booten, deren äußere Unter­schei­dungsmerk­male die höheren Auf­baut­en, die fast voll ver­glaste Brücke und das Fehlen eines Radoms waren, wurde erst­mals eine gemis­chte FK- und Tor­pe­dobe­waffnung auf einem Boot dieser Größe einge­baut. In gemis­cht­en Schnell­boot­grup­pen stell­ten die mod­erneren SNÖGG in der Fol­gezeit die Führerboote. 

Marineforum - HAUK-Klasse (Foto: Archiv Frank) In den Jahren 1978 bis 1980 wur­den schließlich die Boote der TJELD-Klasse durch 14 Neubaut­en der HAUK-Klasse erset­zt. Damit kon­nte die nor­wegis­che Marine weit­ere 12 Jahre lang über eine zahlen­mäßig starke und mod­erne Schnell­boot­flot­tille ver­fü­gen. Die 90er Jahre bracht­en dann – par­al­lel zum Schwinden der mil­itärischen Bedro­hung durch die Sow­je­tu­nion – eine deut­liche Reduzierung durch Außer­di­en­st­stel­lun­gen, die durch keine Ersatzbaut­en aufge­fan­gen wur­den: 1991/92 acht STORM, 1994/95 alle sechs SNÖGG, 1996 zwei und 2000 die restlichen acht STORM. Fünf dieser Boote wur­den ohne Sen­soren und Waf­fen an Mari­nen der neu gegrün­de­ten baltischen Staat­en abgegeben. Die »Defence Analy­sis 96« hat­te noch einen Bestand von 22 Booten, 14 HAUK und 8 STORM, die durch einen neuen Schnell­boot­styp zu erset­zen waren, bis etwa 2006 vorge­se­hen. Das Weißbuch von 1998 sah nur noch eine Mod­ernisierung aller HAUK-Boote im Elek­tron­ik- und Waf­fen­bere­ich durch Ein­bau eines inte­gri­erten Ein­satzführungssys­tems und Aus­rüs­tung mit Kurzstreck­en-Luftab­wehrflugkör­pern zu SUPER-HAUKS vor.

Das nach einem fast zehn­jähri­gen Pla­nung­sprozess 1999 in Dienst gestellte neue Schnell­boot SKJOLD brachte dann einen erneuten Beweis für die Inno­va­tions­fähigkeit der nor­wegis­chen Werftin­dus­trie. Bei diesem neuen Entwurf wurde die bere­its zuvor bei Minen­ab­wehrfahrzeu­gen der ALTA-Klasse erprobte SES-Plat­tform mit einem weit­ge­hen­den Streben nach STEALTH-Eigen­schaften kom­biniert. Der Rumpf beste­ht aus glas­faserver­stärk­tem Kun­st­stoff (GFK) mit Radarstrahlen absorbieren­dem Mate­r­i­al, die für den Water­jet-Antrieb notwendi­ge Energie wird durch zwei Gas­tur­binen erzeugt. Marineforum - SKJÖLD Die vorge­se­hene Bewaffnung umfasst vier Seezielflugkör­p­er eines neu entwick­el­ten Typs und Kurzstreck­en-Flu­gab­wehr-FK, die inner­halb der Rumpfes ange­ord­net wer­den sollen, ein Geschütz und Anla­gen für elek­tro­n­is­che Stör­maß­nah­men. Umfan­gre­iche Erprobun­gen bein­hal­teten sog­ar eine 12-monatige Zeit der »Auslei­he« an die US-Navy in den Jahren 2001–2002, bei der das Boot während sein­er Ver­legung über den Atlantik mit einem Geschwindigkeits­durch­schnitt von 48,5 Knoten seine Seefähigkeit beweisen kon­nte. Schließlich wur­den 2005 nach langer Verzögerung fünf weit­ere Boote der­sel­ben Klasse in Auf­trag gegeben, deren erstes, die STORM, im Jahr 2008 in Dienst gestellt wer­den soll.

Schon zuvor, nach den Ter­ro­ran­schlä­gen des Jahres 2001 began­nen Über­legun­gen, die Schnell­boote auch in aus­ländis­chen Gewässern im Rah­men von Krisen­be­wäl­ti­gung und Ter­ror­bekämp­fung zu ver­wen­den. Dies wurde im Früh­jahr 2003 in die Tat umge­set­zt, als vier SUPER-HAUK sechs Monate lang in der NATO-Oper­a­tion Active Endeav­our in der Straße von Gibral­tar einge­set­zt wur­den. Ein weit­er­er Ein­satz mit vier Booten erfol­gte 2006 bei UNIFIL vor der Küste des Libanon. Die Tage der nun bald 30 Jahre alten HAUKs sind aber trotz der durchge­führten Mod­ernisierun­gen gezählt: 2006 wur­den sechs, 2007 weit­ere vier außer Dienst gestellt, und auch die verbleiben­den vier Boote sollen nur noch bis 2008 fahren. Dann wer­den die sechs neuen »Super­schnell­boote« der SKJOLD-Klasse allein Nor­we­gens Schnell­boot­waffe bilden.

Team GlobDef

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