Mercosur ist die Abkürzung für Mercado Común del Sur (Gemeinsamer Markt des Südens). Die portugiesische Bezeichnung lautet Mercosul für Mercado Comum do Sul.
Es handelt sich hierbei um einen Binnenmarkt mit mehr als 260 Millionen Menschen (Stand 2006), der derzeit 12,8 Millionen Quadratkilometer umfasst, was ungefähr 72 % der Fläche Südamerikas bzw. 56 % der Fläche Lateinamerikas entspricht. Der Mercosul erwirtschaftet ein Bruttoinlandprodukt von etwa 1 Billion US-Dollar, der Außenhandel beträgt Exporte etwa 55 Mrd. US-Dollar und der Importe etwa 45 Mrd. Dollar.
Sitz: SECRETARÍA DEL MERCOSUR
Dr. Luis Piera 1992 piso 1 – Edificio MERCOSUR
C.P. 11.200 – Montevideo/República Oriental del Uruguay
Tel. (+5982) 412‑9024 — Fax (+5982) 418‑0557
Gründung:
Grundlage des Gemeinsamen Marktes im südlichen Lateinamerika “Mercado Común del Cono Sur” ist das am 26.3.1991 von Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay unterzeichnete Asunción-Abkommen, das am 29.11.1991 in Kraft getreten ist. Mitglied des Mercosur können entsprechend dem Protocolo de Ushuaia sobre Compromiso Democrático (Protokoll von Ushuaia über die Demokratie) nur demokratische Staaten werden. Durch das Protokoll von Ouro Preto zum Mercosur-Vertrag vom Dezember 1994 hat der Mercosur internationale Rechtsfähigkeit und eigene Institutionen erhalten.
Mitglieder (5):
Argentinien (1991), Brasilien (1991), Paraguay (1991), Uruguay (1991), Venezuela (2006)*
Assoziierte Mitglieder:
Kolumbien*(2004), Ecuador* (2004), Peru* (2003), Bolivien* (1997), Chile (1996)
*) auch Mitglieder der Andengemeinschaft
Ziele:
Nach dem Vorbild der EU werden auch eine koordinierte Wirtschafts‑, Währungs- und Industriepolitik, ein gemeinsamer Markt und die Eliminierung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen zwischen den Mitgliedsstaaten angestrebt.
Am 20.3.1997 wurde von den Finanzministern des Mercosur die Gründungsvereinbarung für eine neue Mercosur- Entwicklungsbank mit der Aufgabe, die wirtschaftliche Integration zu unterstützen, abgezeichnet.
Strukturen:
Art. 1 des Protokolls von Ouro Preto von 1994 nennt mehrere Organe des Mercosur. Ein gemeinsames Parlament soll ab 2006 die Bevölkerung der Mitglieder vertreten.
Mit der Aufnahme Venezuelas in die 1991 gegründete Mercosur-Gruppe (Mercado Comun del Sur — Gemeinsamer Markt des Südens, was an das Vorbild der “Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft” erinnert) hat sich eine südamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft gebildet, die — mit Ausnahme der Anden-Staaten — nahezu den ganzen südamerikanischen Kontinent umfasst. Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay haben einen rohstoffreichen Partner gewonnen, der seine Wirtschaftsleistung in die Stärkung dieser Wirtschaftsgemeinschaft einbringt. Mit Brasilien, Argentinien und Venezuela sind die drei wichtigsten Volkswirtschaften Lateinamerikas im Mercosur vertreten. Vom gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP) Südamerikas von 1490 Mrd. $ (2005) steuern Brasilien (53,2 %), Argentinien (12,2 %) und Venezuela (8,9 %) gut 3/4 bei — und von insgesamt 372 Mio. Einwohnern stammen gut 2/3 aus Brasilien (50,5 %), Argentinien (10,5 %) sowie Venezuela (7,0 %).
Zusammen mit den Assoziierten Mitgliedern — den Anden-Staaten Kolumbien (8,3 % des BIP, 11,8 % der Bevölkerung), Ecuador (2,2 % des BIP, 3,8 % der Bevölkerung), Peru (5,3 % des BIP, 7,5 % der Bevölkerung), Bolivien und Chile (7,6 % des BIP, 4,3 % der Bevölkerung) — umfasst das Wirtschaftsbündnis praktisch den gesamten südamerikanischen Kontinent.
250 Millionen Menschen mit einem gemeinsamen BIP aller Mitgliedsstaaten von zusammen etwa einer Billion Dollar (mehr als 3/4 der gesamten Wirtschaftskraft Südamerikas) — das ist eine Gemeinschaft, deren Potential den Vergleich mit der EU nicht zu scheuen braucht. Die Mercosur-Gruppe ist nach der EU und dem nordamerikanischen Nafta-Wirtschaftsraum die drittgrößte Wirtschaftszone der Welt, deren interne Zollgrenzen — mit Ausnahme von Zucker und Kraftfahrzeugen — inzwischen aufgehoben wurden. Im Zuge dieser Marktöffnung soll ganz Südamerika — von Venezuela über Brasilien, Bolivien bis Argentinien — mit einer Milliarden teuren Gaspipeline verbunden werden. Dabei ist Brasilien auch an russischer Technologie interessiert (Quelle). Im Zuge dieser Bemühungen wurde im April 2007 ein “Südamerikanischer Energierat” gegründet, der die Koordinierung dieser gemeinsamen Energieversorung übernehmen soll. Gleichzeitig wurde die “Südamerikanische Nationen-Gemeinschaft” (CNS) in “Union der Südamerikanischen Nationen” (Unasur) — mit einem ständigen Sekretariat in der equadorianischen Hauptstadt Quioto — umbenannt.
Unter deren Fittichen soll eine “Bank des Südens” (mit Sitz in Venezuela) anstelle der Weltbank die Finanzierung von Entwicklungsprojekten in Südamerika vorantreiben. Erstes Großprojekt ist die 8000 km lange Gaspipeline, die von Venezuela aus Südamerika bis Argentinien mit Erdgas versorgen soll. Im September 2007 wurde mit Ölgeldern aus Venezuela und brasilianischen Devisen der angekündigte Schritt zur Integration der Mercosur-Staaten unternommen. Wirtschafts- und Finanzminister aus den sieben südamerikanischen Staaten Argentinien, Bolivien, Brasilien, Ecuador, Paraguay, Uruguay und Venezuela haben mit der “Bank des Südens” die Bildung der neuen Entwicklungsbank beschlossen, die eine “zentrale Rolle bei einer neuen regionalen Finanzarchitektur” einnehmen und den IWF in südamerikanischen Staaten ersetzen und im November endgültig gegründet werden soll. Dabei werden vor allem Brasilien und Venezuela zu den “Kreditgebern” der Bank zählen, die mit ihren Mitteln die wesentlichen Bankeinlagen erbringen werden.
Chavez aus Venezuela möchte mit diesen Projekten die von den USA dominierte Weltbank sowie den IWF aus Südamerika verdrängen. Der wegen seiner Auflagen ungeliebte IWF wie die Weltbank werden nicht nur in Südamerika als “verlängerter Arm der westlichen Industriestaaten”, vornehmlich der USA empfunden, deren Interessen mit den Notwendigkeiten der Entwicklungsländer nicht immer in Einklang stehen würden. Dabei vertreten beide Institutionen eine typische Bank-Politik: die Rückzahlung der Kredite wird im Interesse der Einzahler gesichert, und da die Kreditnehmer der beiden Institutionen oftmals auch durch populistische Maßnahmen in Zahlungsschwierigkeiten gekommen sind wird massiver Druck auf eine strengen wirtschaftlichen Kriterien entsprechende Wirtschafts- und Finanzpolitik der Staaten ausgeübt.
Brasilien wiederum — das zunehmend Devisenreserven bildet, auch um im Falle von Krisen nicht die Hilfe des IWF in Anspruch nehmen zu müssen — gibt der Bank politisches und wirtschaftliches Gewicht. Lula — links, aber pragmatisch und vorausschauend um Investoren bemüht — kann seinem Dauerrivalen Chavez bei der Zielsetzung der Bank “paroli bieten” und gleichzeitig versuchen, die Ressourcen der Bank für eigene, brasilianische Entwicklungsprojekte zu nutzen.
externer Link:
SPIEGEL-Dossier: SÜDAMERIKA — Roter Süden
Die Wirtschaftskontakte zwischen den Mercosur-Staaten, insbesondere auch den beiden finanziellen Führungsmächten des Mercosur werden immer enger. So hat sich der Export Brasiliens nach Venezuela von 2005 auf 2006 um 60 % erhöht. Nach der Marktöffnung in Brasilien und Argentinien für venezolanische Produkte (2010) werden 2013 auch Paraguay und Uruguay, die kleineren Partner der Gemeinschaft, den Venezolanern offen stehen, während Venezuela ab 2012 seinen Partnern in der Gemeinschaft den eigenen Markt öffnet.
Mercosur steht nicht nur weiteren Mitgliedern offen sondern strebt auch Handelsabkommen mit anderen Ländern und Regionen außerhalb Lateinamerikas an. In Punta del Este (Uruguay) riefen die Staatspräsidenten am 6./7.12.1995 zum Ausbau der Handelsbeziehungen mit der EU auf, ein entsprechendes Rahmenabkommen wurde am 15. Dezember 1995 geschlossen.
Diskutieren Sie mit: www.defence-forum.net:
Alba, Mercosur, Telesur u.a. — gegen Nordamerikanische Dominanz
Südamerikas Marinen heute und in der Zukunft
Südamerikas Luftwaffen
Links:
Offizielle Seite des Mercosur im Internet www.mercosur.int
ergänzend:
Zentralstelle für Mercosur-Angelegenheiten — (www.ahk-uruguay.com)
Max-Planck-Institut: Wirtschaftsrecht des MERCOSUR — (www.mpipriv-hh.mpg.de)
DW-World extra: special Südamerika — Venezuela, Bolivien, Chile und Brasilien
Weitere externe Links:
Mercosur — (Wikipedia)