Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Republik (Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Tallinn (bis 1918 Reval — 405.000 Einwohner) | |
Einwohner (Population): | 1,345 Mio. (1.360.000 in 2010) | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 45.227 | |
Wehretat (Defence Budget): | 214 Mio. US-$ (2006) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 7.010 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
Bruttoinlandsprodukt (BIP): 15,866 Mrd.EUR (2008), 13,730 Mrd. EUR (2009);
BIP pro Kopf 2008 : 11,833 EUR; 2009: 10,246 EUR;
Wachstumsrate BIP (2007): +7,1%; 2008: ‑3,6%; 2009: ‑14,4 %;
Inflationsrate (2007): 6,6 % (2008: 10,4 %; 2009: ‑0,1 %)
Wechselkurs: 15,6466 Kronen = 1 Euro
Estland gleicht in der Landschaft seinem nördlichen Nachbarn. Wie in Finnland dominieren Wälder, Sümpfe und Moore, über 1.400 Seen und mehr als 1.500 Inseln die Geographie des Landes. “Gebirgsjäger” wären in dem Land, dessen höchster Berg, der Suur Munamägi gerade mal 318 m hoch ist, fehl am Platze. Aber eine rund 4.000 km lange Küste deutet auf die Bedeutung hin, die das Meer für die Esten hat.
Ab 01. Januar 2011 ist auch in Estland der Euro offizielles Zahlungsmittel. Estland ist somit der erste baltische Staat — und der erste aus der Sowjetunion (UdSSR) hervorgegangene Nachfolgestaat -, der den Sprung vom “Ostblock” zur vollständigen Integration in die EU geschafft hat.
Die Esten — die wie die Ungarn zur finnisch-ugrischen Völkerfamilie gehören — sind “dem Westen” allerdings schon viel länger verbunden. Bereits der Name der Hauptstadt Tallinn — der “Stadt der Dänen” bedeutet — weist auf die mehr als tausendjährigen Handelsbeziehungen über die Ostsee hin, die von den Wikingern nahtlos auf die Hanse übergegangen sind. 1154 vom arabischen Weltreisenden Al-Idrisi erstmals erwähnt — damit zählt Tallinn zu den ältesten Städten des Ostseeraums.
Im 13. Jahrhundert wurden die Esten durch dänische und deutsche Kreuzritter christianisiert, seit dem Ende des 16. Jahrhundert stand Estland unter der schwedischen Krone — bis es Anfang des 18. Jahrhunderts an die russischen Zaren fiel.
Im Gefolge des Zusammenbruchs der Zarenherrschaft nach dem 1. Weltkrieg erklärte Estland 1918 seine Unabhängigkeit, die bis zum zweiten Weltkrieg aufrecht erhalten werden konnte. In Folge Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 musste Estland der Errichtung von sowjetischen Militärbasen und Stationierung von 25.000 Sowjetsoldaten zur “gemeinsamen Verteidigung” zustimmen. Deren Stationierung war am 21. Juni 1940 abgeschlossen, die estnischen Streitkräfte wurden bereits im Folgemonat entwaffnet. Unter massivem Druck wurde Estland zusammen mit Lettland und Litauen 1940 durch die Sowjetunion annektiert. Von der in diesem Weltkrieg erfolgten deutschen Besatzung wurde Estland durch sowjetrussische Truppen befreit — und 1944 auch gleich in die Sowjetunion eingegliedert.
Erst seit 1991 ist Estland wieder unabhängig. Seither hat sich das Land rasant entwicklet.
Wirtschaft:
Im Jahre 1992 wurde der russische Rubel durch die eigene Währung — die estnische Krone (EEK) zu je 100 Senti abgelöst — als Übergangslösung, wie sich heute zeigt. 1993 trat Estland dem Europarat bei.
Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen gehören Finanzdienstleistungen, Transport/Logistik, Telekommunikation, Tourismus (bis zu 15 Prozent des BIP), Handel und die Immobilien- und Baubranche. Die Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei spielen — trotz der Natur des Landes — dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Estland verfügt über eine dichte Vernetzung mit modernen Kommunikationsmedien. PCs, Mobiltelefone und Internetbanking sind weit verbreitet.
Estland ist bei der Energieversorgung noch auf die aus sowjet-russischen Zeiten stammenden Großkraftwerke angewiesen, die umweltschädlich Ölschiefer verstromen. 90 % der Energieversorgugn stammen aus diesen Anlagen. Estland versucht kurzfristig, über die Estlink-Strombrücke nach Finnland weitere Energiequellen zu sichern. Die bereits bestehende Verbindung (350 MW) soll bis 2013 mit „Estlink‑2“ die doppelte Kapazität erhalten. Die EU hat hierzu finanzielle Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Euro zugesagt. Mittel- und Langfristig möchte sich Estland von russischen Lieferungen möglichst komplett unabhängig machen und setzt dabei auf folgende Schwerpunktentwicklungen.
- Einbindung in europäische Netze (z.B. “Estlink”)
- Entwicklung erneuerbarer Energieträger (Windkraft, Biomasse)
- Errichtung eines eigenen Kernkraftwerkes (langfristige Planung)
- Steigerung der Energieeffizienz, besonders im Gebäudebereich
Streitkräfte:
Seit 1994 nahm das Land am NATO-Programm Partnerschaft für den Frieden teil und wurde 2004 Mitglied der NATO und der EU.
Die Hauptaufgabe der Marine (Merevägi) ist die Gewährlesitung der Sicherheit der Schifffahrt. Da sich noch erhebliche Mengen an Seeminen vor den estnischen Küsten befinden hat sich die Marine zunächst auf die Minenräumung konzentriert. Seit 1995 wurden zusammen mit anderen NATO-Marinen der Ostsee-Anrainer zahlreiche Minenräum-Operationen in estnischen Gewässern durchgeführt. Im Jahr 2007 wurde die Minenschiff-Flotte modernisiert und mit inzwischen (Stand 2009) drei Minenjagdbooten der britischen Sandown-Klasse (M 313 bis M 315) ausgestattet. Bereits 2006 war der dänischen Minenleger LINDORMEN als Tender und Taucherschiff übernommen worden. Im Jahr 2010 wurde bekannt, daß nach der Sicherung ausreichender Minenräumkapazitäten nun die Beschaffung von Mehrzweck-Schnellbooten zum Küstenschutz im Vordergrund stehen soll. Die Seestreitkräfte der drei baltischen Länder kooperieren innerhalb der NATO im Minensuchverband Baltic Naval Squadron.
Die Luftwaffe (Õhuvägi) ist der bedeutendste Teil der estnischen Luftfahrt. Hauptziele der Luftwaffe ist der Aufbau eines Luftraumüberwachungssystems zur Sicherheit des Flugverkehrs und der Luftraumsicherung, die derzeit vor allem von NATO-Partnerstaaten gewährleistet wird. Seit 1994 ist die Õhuvägi damit beschäftigt, die beim Abzug von den russischen Truppen zerstörte militärische Infrastruktur wieder aufzubauen. Mitte September 2010 konnte das rekonstruierte Flugfeld in dem nahe Tallinn und in rund 360 Kilometer Entfernung vom russischen Sankt Petersburg gelegenen Luftstützpunkt Ämari feierlich eröffnet werden. Die Wiederherstellung der Basis kostete rund 96 Millionen Euro. Üebr ein Drittel der Ausgaben wurde aus dem Nato Security Investment Program finanziert. Damit kann das Flugfeld in Ämari ab Oktober zumindest für Trainingsflüge und künftig wohl auch für Transport- und Jagdflugzeuge genutzt werden. Die Luftwaffe betreibt mit den baltischen Nachbarn das Luftraumüberwachungssystem BaltNet.
Größte Teilstreitkraft ist das Heer mit (in Friedenszeiten) etwa 3.300 Soldaten, von denen 1.500 Wehrpflichtige sind. Auch diese Teilstreitkraft befindet sich in der Umstrukturierung und der Angliederung an NATO-Standard. Dabei werden die übernommenen Systeme russischer Herkunft (z.B. BTR-Schützenpanzer) sukzessive durch westliche Systeme (z.B. finnische Sisu Pasi Transportpanzer) ersetzt. Estland greift dabei insbesondere auch auf deutsche und schwedische Fahrzeuglieferanten zurück. Daneben befinden sich auch südafrikanische Truppentransportfahrzeuge vom Typ Mamba im Bestand.
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