Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt vorrangig vom Bürgerkrieg in Syrien und von der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Irak und Syrien bestimmt.
Quelle: weltkarte.comAber auch der Jemen bleibt in den internationalen Medien. Unterstützt von Bodentruppen der saudi-arabisch geführten Koalition haben regierungstreue Kräfte die knapp nördlich der Meerenge des Bab-el-Mandeb gelegene Küstenstadt Mokka von Houthi-Rebellen zurückerobert und stoßen nun entlang der Küste nach Norden auf Hodeida vor. Koalitions-Kampfflugzeuge haben Luftangriffe auf den für die Houthi wichtigen Hafen — eine der letzten ihnen noch verbliebenen Nachschubbasen — intensiviert.
Im Golf von Aden / südlichen Roten Meer operiert vor der Küste des Jemen unverändert der US-Zerstörer „Cole“. Die US Navy überlegt die Verlegung weiterer zwei Zerstörer ins Seegebiet, das mit der strategischen Meerenge des Bab-el-Mandeb zentrale Bedeutung für den internationalen Seeverkehr hat. Die Rede ist von den zur „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (zurzeit noch im Mittelmeer) gehörenden Zerstörern „Truxtun“ und „Laboon“.
Auch der amphibische Träger „Makin Island“ der US Navy wird weiterhin im Golf von Aden gemeldet. Sein Einsatz dürfte sich vor allem gegen den an der jemenitischen Südküste um Mukalla aktiven Ableger der Terrororganisation al-Kaida (AQAP – Al Qaeda on the Arabian Peninsula) richten. Auf der „Makin Island“ eingeschiffte Kampfflugzeuge AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber AH‑1 Cobra des US Marine Corps‘ könnten bei Luftschlägen gegen diese zum Einsatz kommen.
Auch der — die schiitischen Houthi-Rebellen unterstützende — Iran kündigte an, durch vermehrten Einsatz seiner Marine die „Bemühungen zur Erhöhung der maritimen Sicherheit“ im südlichen Roten Meer und im Bab-el-Mandeb zu verstärken.
KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung. Dennoch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kerngebieten seines „Kalifats“ zurückgedrängt.
US-Präsident Trump hat das Pentagon angewiesen, bis Ende Februar eine „neue Strategie für einen Sieg gegen IS in Syrien und Irak“ zu erarbeiten. Im Zusammenhang damit wird im Pentagon aktuell auch die Option einer Verlegung regulärer US-Bodentruppen nach Nordsyrien erwogen. Bisher sind dort nur kleine Kontingente von US Special Forces im Einsatz, die kurdische Rebellen im Kampf gegen IS als „Berater“ unterstützen. Eine Entsendung regulärer US-Bodentruppen dürfte auf heftige Kritik nicht nur aus Syrien und Russland, sondern wohl auch der Türkei (Kurdenpolitik) stoßen und könnte durchaus eskalierende Wirkung haben.
Syrien – Irak: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (vor allem auch Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge sowie landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Persischen Golf im Einsatz, aber die „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philippine Sea“ und „Hue City“, Zerstörer „Laboon“ und „Truxtun“) hat das östliche Mittelmeer erreicht und dort am 13. Februar mit Luftschlägen gegen IS-Ziele in Irak und Ostsyrien begonnen. Seit dem 9. Februar ist die dänische Fregatte „Peter Willemoes“ in den US-Verband integriert. Wann die „Bush“-CSG zur Weiterverlegung in den Persischen Golf Kurs auf den Suezkanal nehmen soll, ist nicht bekannt.
Während der Atlantiküberquerung hat sich der Kreuzer „Hue City“ vorübergehend vom Verband getrennt und ist in die Ostsee gelaufen. Der Abstecher soll als Teil der NATO-Operation „Atlantic Resolve“ die Entschlossenheit des Bündnisses zum Schutz seiner Partner in den Randmeeren unterstreichen.
Bis die „George H.W. Bush“ CSG im Golf eintrifft, bleibt die Führung der Task Force 50 in Operation „Inherent Resolve“ beim britischen Commodore Andrew Burns auf dem Hubschrauberträger „Ocean“ der Royal Navy. Die im Persischen Golf operierende „Ocean“ kann zwar selbst keine Kampfflugzeuge einsetzen, aber mit ihren Führungs- und Fernmeldesystemen die Einsätze der landgestützt operierenden Koalitionsflugzeuge koordinieren.
Syrien: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen, die gleichermaßen als “Terroristen” gelten. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (zugleich von den USA unterstützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Richtung Irak abzudrängen.
Nach dem gemeinsam von Russland und der Türkei im Bürgerkrieg ausgehandelten Waffenstillstand scheinen die Luftwaffen beider Staaten der Bekämpfung des IS nun aber vermehrt Priorität zu geben, koordinieren wohl auch (einen Teil ihrer) Einsätze.
BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung russische Intervention)
Eine auf Initiative von Russland, der Türkei und dem Iran vereinbarte Waffenruhe wird nur dort eingehalten, wo Rebellengruppen ihr auch ausdrücklich zugestimmt haben. Islamistische Gruppen wie IS und al-Nusra bleiben grundsätzlich ausgeklammert.
Am 16. Februar fanden in Astana (Kasachstan) neue Gespräche zwischen den Konfliktparteien statt. Russland, die Türkei und der Iran wollten ein Konzept zur Überwachung der Waffenruhe vorlegen. Die Gespräche endeten allerdings ohne jedes Ergebnis; es gab nicht einmal ein Schlusskommunique. Ohnehin waren nicht alle Konfliktparteien vertreten. Islamisten und – auf türkischen Druck – syrische Kurden waren gar nicht erst eingeladen; Vertreter einiger anderer Milizen reisten aus Protest gegen die iranische Rolle nicht an.
Die am 20. Februar unter UN-Führung in Genf geplanten Gespräche wurden „auf den Frühling“ verschoben. Für sie war bisher auch keine klare Zielsetzung erkennbar. Unverändert sind nur wenige Konfliktparteien bereit, für eine politische Lösung irgendwelche Kompromisse einzugehen und Abstriche an eigene Forderungen zu machen.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert das Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeerflotte geführten und routinemäßig zwischen Zypern und der syrischen Küste eingesetzten Verband gehören zurzeit neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten nur der Zerstörer „Smetliviy“ und der Minensucher „Kovrovets“ (beide Schwarzmeerflotte). Die zur NATYA-Klasse gehörende „Kovrovets“ kommt primär in syrischen Hoheitsgewässern zum Einsatz, soll dort Hafenansteuerungen „Minen-frei“ halten. Vermutlich verbringt sie aber die meiste Zeit im Hafen von Latakia oder Tartus an der Pier, oder auf Reede vor Anker.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub der dort eingesetzten russischen Truppen an. Nach Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommen mit Syrien zur künftigen Nutzung der russischen Liegenschaften in der Marinebasis Tartus (samt infrastrukturellem Ausbau) haben sich die Transportfahrten noch intensiviert. Fast täglich passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.
GROSSBRITANNIEN
Glaubt man britischen Medien, dann hat die Royal Navy zurzeit ein erhebliches Problem mit der Einsatzbereitschaft ihrer U‑Boote.
Am 9. Februar meldeten mehrere britische Zeitungen, „keines der sieben nuklear-getriebenen Angriffs-U-Boote“ (SSN) — drei Boote der ASTUTE-Klasse und vier der TRAFALGAR-Klasse — sei derzeit einsatzbereit. Alle sieben würden zurzeit an der Pier oder in Werften Reparaturen oder planmäßige Wartungszyklen durchführen. Das Verteidigungsministerium dementierte postwendend. Die Berichte seien „absolut unwahr“ („categorically not true“). Nun sind britische „Tabloid“ Zeitungen dafür bekannt, dass sie es zur Erzielung gößerer Auflagen mit der Wahrheit nicht sonderlich genau nehmen, aber dass auch die als seriös geltende BBC die Berichte übernahm, lässt doch mehr vermuten als das Verteidigungsministerium einräumen wollte.
Von den geplanten insgesamt sieben neuen U‑Booten der ASTUTE-Klasse sind zurzeit drei in Dienst gestellt. Seit Jahren ist bekannt, dass die Neubauten noch mit zahlreichen „Kinderkrankheiten“ kämpfen und des Öfteren zur Behebung meist kleinerer Probleme die Werft anlaufen müssen. Dies ist bei einer Klasse mit radikal veränderter Technologie normal und wird auch noch etwas andauern; im Übrigen bedeutet „in Dienst gestellt“ nicht zwangsläufig auch „operativ voll einsatzklar“. So ist durchaus möglich, dass die Medienmeldungen eine „Momentaufnahme“ darstellten, die schon wenige Tage später keinen Bestand mehr hatte – oder dass sie „einsatzklar“ anders definieren als das Verteidigungsministerium.
Bei den vier U‑Booten der TRAFALGAR-Klasse (alle sollen gegenwärtig zu Wartung und Instandsetzung an der Pier oder in der Werft liegen) droht aber anscheinend größeres Ungemach. Am 13. Februar berichteten Medien von einem „im Herzen“ der Reaktoranlage der „Trenchant“ gefundenen Riss (den das Verteidigungsministerium auch bestätigte). Dieser befinde sich in der Schweißnaht eines Rohres innerhalb des radioaktive Strahlung abschirmenden Kühlwassersystems – und sei extrem schwierig zu erreichen. Zurzeit sei er noch weniger als zehn Zentimeter lang und werde als „kritisch“ eingestuft; sollte er sich vergrößern, müsse man ihn als „katastrophal“ klassifizieren.
Die noch vier in Dienst befindlichen U‑Boote der TRAFALGAR-Klasse sind die letzten von einst sieben in den 1980er/90er Jahren gebauten Boote dieses Typs. Ihre Indiensthaltung musste um bis zu zehn Jahre verlängert werden, um Zeitüberschreitungen beim Bau der als Nachfolger beschafften neuen ASTUTE-Klasse zu kompensieren. Die „Trenchant“ hatte erst im August 2016 eine dazu notwendig gewordene Modernisierung beendet und soll eigentlich noch bis 2019 zur See fahren.
Was die Angelegenheit kompliziert, ist die Möglichkeit gleicher Rissbildungen auch bei den anderen drei Booten. In 2000 hatte es einen ähnlichen — aber deutlich kleineren – Riss bei der (2014 ausgemusterten) „Tireless“ gegeben, deren Reaktor in See not-abgeschaltet werden musste. Das im Mittelmeer operierende U‑Boot musste mit seinen Hilfsdieseln damals Gibraltar als Nothafen anlaufen. Die aufwändige Reparatur dauerte mehr als ein Jahr. Der Aufwand hat einen baulichen Grund: die Reaktoranlage ist nach dem „break-preclusion“ Prinzip konstruiert, das davon ausgeht, dass sie während ihrer gesamten Nutzungsdauer keinerlei Reparaturen benötigt.
Bei der „Trenchant“ wird die Atomaufsichtsbehörde der Streitkräfte (Defence Safety Nuclear Regulator) nach genauer Untersuchung und Befundung entscheiden, wie weiter verfahren werden soll. Nukleartechniker wären nicht überrascht, wenn die Rissbildung zur vorzeitigen Ausmusterung des U‑Bootes führen würde. Die Royal Navy hat jedenfalls schon erklärt, sie werde das U‑Boot erst dann wieder in See schicken, wenn sämtliche Bedenken zur Sicherheit ausgeräumt seien. Genau untersucht werden sollen nun aber auch die drei Schwesterboote. Experten wären nicht wirklich überrascht, wenn sich auch auf diesen nahezu gleichaltrigen U‑Booten ähnliche Risse finden sollten.
Der Ausfall aller vier TRAFALGAR hätte schwerwiegende Konsequenzen für das nationale britische Verteidigungskonzept, denn eine der Hauptaufgaben der U‑Boote ist der Schutz nuklearstrategischer U‑Boote der VANGUARD-Klasse beim Auslaufen zu und Rückkehr von strategischen Patrouillen.
INDIEN
Ein hochrangiger russischer Werftvertreter hat bestätigt, dass die indische Marine aus Russland zwei Fregatten erhalten wird, die eigentlich für die russische Marine gedacht waren.
Nach der Beschaffung von zwei ersten Losen zu je drei Fregatten der TALWAR-Klasse hatte Indien im vergangenen Herbst mit Russland Verträge zum Bau eines dritten Loses von diesmal vier Schiffen geschlossen. Verhandlungen über dieses Vorhaben hatten schon im Sommer 2013, unmittelbar nach Lieferung der letzten Fregatte des 2. Loses („Trikand“) begonnen, zogen sich aber in die Länge. Ein Grund war, dass Indien alle vier weiteren TALWAR in Lizenz auf heimischen Werften bauen wollte, woran Russland war mit Blick auf die Finanzlage seiner eigenen Werften wenig interessiert war.
Im Sommer 2015 hieß, Russland habe nun doch einem Bau in Indien zugestimmt. Als im Herbst 2016 dann aber offiziell verkündet wurde, dass nur zwei der vier weiteren indischen TALWAR-Klasse in Indien gebaut, die beiden anderen aber erneut „in Russland beschafft“ werden sollten, horchten Experten auf.
Russland lässt bei der Yantar-Werft (Kaliningrad) für seine Marine den indischen TALWAR fast baugleiche (unterschiedliche Bewaffnung und Elektronik) Fregatten der ADMIRAL GRIGOROVICH-Klasse herstellen, hat ein erstes Los von drei Schiffen auch bereits fertig gebaut. Die ersten beiden Fregatten eines zweiten Loses (designierte “Admiral Butakov” und “Admiral Istomin“) sind auch schon auf Kiel gelegt, aber als die Ukraine im Zuge der Krimkrise (2014) die Lieferung der für die Schiffe bestellten Gasturbinen verweigerte und eigene Gasturbinen in Russland noch nicht produziert wurden, musste ihr Bau eingefroren werden.
Die Verkündung des Vertrages mit Indien löste sofort Spekulationen aus. Sollte es sich bei den zwei „in Russland zu beschaffenden“ Schiffen um die halbfertigen russischen GRIGOROVICH handeln? Dies hat ein russischer Werftoffizieller nun offenbar bestätigt, aber einige „Detailfragen“ bleiben vorerst noch unbeantwortet. Werden die beiden Fregatten komplett bei Yantar fertig gebaut, und wenn ja: wer liefert die Gasturbinen für ihren Antrieb? Indien hätte sicher keine Probleme, die ursprünglich vorgesehenen Gasturbinen in der Ukraine zu kaufen, aber liefert die Ukraine diese dann direkt an die Yantar-Werft nach Russland oder über einen Umweg und mit Endverbleibsklausel zunächst nach Indien? Oder aber werden die halbfertigen Fregatten / Rümpfe zum Fertigbau aus der Ostsee nach Indien überführt – womit dann sowohl „Beschaffung in Russland“ als auch Bau aller vier Schiffe auf indischen Werften zumindest vordergründig erfüllt wäre? Oder werden die beiden Fregatten erst dann fertiggebaut, wenn russische Gasturbinen verfügbar sind (etwa 2019).
Noch eine kleine Ungewissheit bleibt. Erst vor einigen Wochen berichteten Medien, der Vertrag über die vier Schiffe sei noch nicht gänzlich „in trockenen Tüchern“. Indien habe noch „einige Einwände“ beim von Russland geforderten Preis von knapp unter 1 Mrd. US-Dollar.
PAKISTAN (multinational)
Vom 10.–14. Februar hatte Pakistan zum sechsten Mal zur multinationalen Übung „Aman“ eingeladen.
Zur „Förderung regionaler Stabilität und gemeinsamer Anstrengungen im Kampf gegen Terrorismus und Piraterie“ war im März 2007 eine erste Übung „Aman“ (deutsch: Frieden) ausgerichtet worden. Etwa 30 Marinen entsenden seitdem alle zwei Jahre Beobachter, einige auch Schiffe zu den Übungen nach Karatschi. Das Interesse an „Aman“ umspannt dabei die ganze Welt — von Brasilien und den USA über Europa und Asien bis nach Australien und Neuseeland. Die meisten Teilnehmer begnügen sich allerdings mit der Teilnahme an Seminaren im Hafen oder auch bloßen Beobachterrolle. Teilnehmende Schiffe weit entfernter Marinen sind meist gerade in der Region (Persischer Golf) im Einsatz, reisen also nicht extra für die Übung an.
In diesem Jahr waren Vertreter aus 43 Ländern nach Karatschi angereist; zwölf Marinen, darunter natürlich die gastgebende pakistanische Marine, nahmen aktiv mit Schiffen teil. China, Russland und die USA waren jeweils mit kleinen Einsatzgruppen angereist. Bei China war dies eine aus zwei Kampfschiffen und einem Versorger bestehende Anti-Piraterie-Einsatzgruppe, die nach Ablösung im Golf von Aden zunächst Besuche im Persischen Golf durchgeführt hatte und nun vor der endgültigen Heimreise noch an „Aman“ teilnahm. Russland war mit einem Zerstörer und zwei Hilfsschiffen vertreten, die mit dem Nordflottenverband um den Flugzeugträger „Admiral Kuznetsov“ ins Mittelmeer verlegt, mit diesem aber nicht in die Heimat zurückgekehrt waren. Das Kontingent der USA reiste aus dem Persischen Golf an: ein Patrouillenboot und ein Versorger der US Navy, zwei Wachboote der US Coast Guard. Aus einem Einsatz im Persischen Golf kamen auch ein britischer und ein japanischer Zerstörer sowie je eine australische und türkische Fregatte. Einzelne Einheiten aus Indonesien, Malaysia, den Malediven und Sri Lanka komplettierten das Teilnehmerfeld.
„Aman 2017“ war kürzer als frühere, teils zehntägige „Aman“, aber auch diese Übung folgte dem inzwischen „eingefahrenen“ Ablauf, zu dem immer auch Seminare (an Land) und kulturellen Veranstaltungen gehören. Einer einleitenden Hafenphase folgte eine Seephase, bei der die teilnehmenden Schiffe in drei Gruppen eingeteilt wurden und dann vor der Küste nahe Karatschi insgesamt 20 vorab detailliert abgesprochene Übungsinhalte nacheinander „abarbeiteten“. Im Mittelpunkt standen dabei grundlegende seemännische und Fernmeldeübungen, Übungen zur gemeinsamen Lagebilderstellung, Maritime Security / Embargo Operations (Stoppen, Boarding und Durchsuchen von Schiffen), Zusammenarbeit von Luftfahrzeugen sowie Search & Rescue, aber auch kurze U‑Jagd- und Flugabwehrübungen. Letztere mussten angesichts mangelnder Systemkompatibilität und deutlich unterschiedlicher Ausbildungsvoraussetzungen auf grundlegende Aspekte beschränkt bleiben.
Nach der Seephase kehrten alle Einheiten in Formation (See-Parade) zu Debriefing und Analyse der Übung sowie zur Abschlussveranstaltung nach Karatschi zurück. Am Ende von „Aman 2017“ stand dort schließlich noch eine „Anti-Piraterie“ Vorführung pakistanischer Special Forces.
RUSSLAND
Der Militärbezirk West hat am 14. Februar für seine Stützpunkte und Großverbände eine Alarmierungsübung begonnen.
Einbezogen ist auch die zum MB West gehörende Baltische Flotte. Bei ihr sind schwerpunktmäßig die in St. Petersburg und im östlichen Finnbusen liegenden Stützpunkte betroffen. Schiffe und Boote bereiteten sich dort nach der Alarmierung auf ein sofortiges Auslaufen vor, blieben aber — „in Gefechtsbereitschaft“ — zunächst an der Pier, wo sie Maßnahmen zur Sabotage- und Schadensabwehr trafen.
Schlepper und Eisbrecher begannen zugleich, in den Hafenbecken und Zufahrten und auf der Newa in St. Petersburg das Eis so weit aufzubrechen, dass ein Auslaufen der Kampfeinheiten in Auflockerungsgebiete in See jederzeit möglich ist. Bisher (17 Feb) wurde ein Auslaufen allerdings nicht gemeldet; man scheint sich mit den bloßen Alarmierungsaspekten der Übung zu begnügen.
RUSSLAND
Probleme bei der Fertigstellung von Neubauten beschränken sich nicht auf größere Kampfschiffe wie neue Fregatten.
Auch der Bau von Hilfsschiffen kommt nicht voran, aber nicht immer scheinen die von der EU im Zuge der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen oder Nicht-Lieferung ukrainsicher Gasturbinen dafür ursächlich. Auch zahlreiche „hausgemachte“ Probleme (Fachkräftemangel, fehlerhafte Planung, schlechtes Management bis hin zu mangelnder Zahlungsmoral des Verteidigungsministeriums und Korruption) tragen zu den Missständen bei.
Ein aktuelles Beispiel findet sich bei der St. Petersburger Nordwerft. Die Werft, die auch Fregatten der GORSHKOV-Klasse und Korvetten der STEREGUSHCHIY-Klasse baut, hatte schon vor mehreren Jahren von der Marine den Auftrag zum Bau von drei für arktische Operationen (eisverstärkter Rumpf) optimierten Gefechtsversorgern der ELBRUS-Klasse (Projekt 23120) erhalten. Typschiff „Elbrus“ sollte im November 2014 geliefert werden, die beiden Schwesterschiffe “Vsevolod Bobrov” und “Kapitan Shevchenko” in jeweils Jahresabstand folgen.
Im November 2016 hätte also der gesamte Auftrag erfüllt sein sollen, aber die Nordwerft hielt keinen einzigen Termin ein, nannte immer wieder neue Zeitpläne. Typschiff „Elbrus“ lief erst im Juni 2015 vom Stapel, hat inzwischen schon Erprobungen durchgeführt, aber auch die letzte „feste Zusage“ einer Lieferung bis Ende 2016 blieb unerfüllt. Schwesterschiff “Vsevolod Bobrov” konnte nach mehrmaligen Verzögerungen erst im November 2016 zu Wasser gelassen werden. Der Bau des dritten Schiffes begann zwar im Sommer 2014, aber die “Kapitan Shevchenko” liegt noch hoch und trocken in der Bauhalle.
Das Verteidigungsministerium sieht die Ursachen für diese Verzögerungen in krassem Missmanagement der Werftleitung. Sicher nicht gänzlich aus freiem Willen hat der Direktor der Nordwerft in dieser Woche seinen Rücktritt „angeboten“. Unter neuer Führung soll die Werft „Elbrus“ und „Vsevolod Bobrov” nun zu Ende ausrüsten und dann „in diesem Jahr“ bzw. in 2018 an die Marine übergeben. Zu Baunummer drei schweigt sich das Verteidigungsministerium noch aus. Einige Medien berichten aber, dass der Rumpf der “Kapitan Shevchenko” von St. Petersburg zum Fertigbau bei der Yantar-Werft nach Kaliningrad überführt werden soll. Allerdings ist auch Yantar bei der Erfüllung von Aufträgen des Verteidigungsministeriums nicht gerade für Pünktlichkeit bekannt.
USA
Während die Trump-Regierung noch immer in ihrer „Findung“ begriffen ist, bereiten Budgetprobleme der US Navy zunehmende Sorgen.
Nach der in den letzten Jahren der Obama-Regierung von der republikanischen Mehrheit im US Congress praktizierten Blockadepolitik gibt es noch immer keinen Ergänzungshaushalt für das – laufende (im Oktober begonnene) — Haushaltsjahr. Unterfinanzierung hat dazu geführt, dass fast zwei Drittel der trägergestützten Kampfflugzeuge F/A‑18 Hornet und Super Hornet am Boden bleiben müssen. Für planmäßige Wartung oder den Kauf von Ersatzteilen fehlt das Geld. Bisher hilft sich die US Navy mit Improvisiation, stellt Trägergeschwader für in einen Einsatz verlegte Flugzeugträger kurzfristig und mit Rückgriff auf Flugzeuge anderer Geschwader zusammen. Sollte das Pentagon allerdings noch länger mit einem „Not-Budget“ auskommen müssen, könnte die US Navy gezwungen sein, zwei ihrer 10 Trägergeschwader aufzulösen und zwei weitere auf „Minimum-Fähigkeit“ zu reduzieren.
Solch „finanzielle Kleinigkeiten“ völlig ignorierend, machen zugleich immer neue Vorschläge zu einem Ausbau der US-Flotte die Runde. Am 10. Februar präsentierte nun die MITRE Corporation (ein „Think Tank“ ähnlich RAND) eine „unabhängige Studie“, die binnen 15 Jahren einen Aufwuchs zu einer „414-Warship Fleet“ (aktuell 272) empfiehlt. Statt der zurzeit 11 Flugzeugträger seien 14 erforderlich; die Kreuzer/Zerstörer-Komponente solle von heute 84 auf 160 Kampfschiffe aufwachsen. Bei den Angriffs-U-Booten (SSN) sei ein Aufwuchs um 20 auf insgesamt 72 Boote notwendig. Auf der Empfehlungsliste finden sich darüber hinaus die Wiederbelebung des im Vorfeld der Beschaffung von Zerstörern der ZUMWALT-Klasse eingestellten Projektes eines „Arsenal Ship“, Entwicklung und Bau von auch konventionell diesel-elektrisch angetriebenen U‑Booten sowie der Bau „schwerer Fregatten“ als Ersatz für das Littoral Combat Ship Programm, das zu „beenden“ sei.
Bei Finanzierungsfragen für ein solches Flottenbauprogramm bleibt MITRE nur vage. Schon die Kosten für die von Präsident Trump geforderte „350-Warship Fleet“ oder die von der US Navy kürzlich vorgeschlagene „355-Warship Fleet“ werden auf jährlich mindestens 25 Mrd US-Dollar veranschlagt. Die US-Werften sehen die Vorschläge allerdings positiv; sie seien grundsätzlich jederzeit bereit, auch große zusätzliche Aufträge zu erfüllen.