Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt vorrangig vom Bürgerkrieg in Syrien und von der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Irak und Syrien bestimmt.
Daneben gibt es aber natürlich auch Meldungen zu anderen (maritimen) Ereignissen oder Entwicklungen in der Region.
Während die von der iranischen Marine für „Mitte Februar“ im Golf von Oman und im Arabischen Meer angekündigte Großübung „Velayat 95“ noch immer auf sich warten lässt, hat die omanische Marine im Golf von Oman die multinationale Übung „Sharp Dagger“ („Khunjar Haad“) begonnen. Die Übung ist Teil des Jahresausbildungsplanes der Sultanatsmarine, aber regelmäßig werden auch befreundete Marinen zur Teilnahme eingeladen. In diesem Jahr sind dies die französische Marine (Zerstörer „Forbin“), die britische Royal Navy (Zerstörer „Daring“, amphibisches Unterstützungsschiff „Lyme Bay“ sowie die im Persischen Golf stationierten Minenjagdboote „Bangor“ und „Middleton“) und die US Navy (im Persischen Golf stationierte Patrouillenboote „Monsoon“ und „Squall“, Minenjagdboot „Dextrous“). Die ausrichtende omanische Marine nennt als Teilnehmer ihre neue Korvette „Al Shamikh“ und zwei Schnellboote.
Parallel zu „Sharp Dagger“ findet im Oman die vom US Central Command geführte und von den omanischen Landstreitkräften ausgerichtete Übung „Sea Soldier 2017“ statt. Hier stehen vor allem amphibische Elemente im Vordergrund, und zu den Teilnehmern gehören denn neben omanischen Heeressoldaten auch mehr als 250 auf dem Docklandungsschiff „Somerset“ der US Navy eingeschiffte Soldaten der US Marine Corps‘. Das Übungsgebiet „Sea Soldier 2017“ liegt an der omanischen Küste im Golf von Aden, nahe Salalah.
Im Golf von Aden operiert vermutlich weiterhin auch der amphibische Träger „Makin Island“ der US Navy. Sein Einsatz dürfte sich vor allem gegen den an der jemenitischen Südküste um Mukalla aktiven, örtlichen Ableger der Terrororganisation al-Kaida (AQAP – Al Qaeda on the Arabian Peninsula) richten. Auf der „Makin Island“ eingeschiffte Kampfflugzeuge AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber AH‑1 Cobra des US Marine Corps‘ könnten bei Luftschlägen gegen diese zum Einsatz kommen.
Nach dem Angriff von Houthi Rebellen auf die saudi-arabische Fregatte „Madinah“ (30. Januar) hat die US Navy ihre Präsenz im südlichen Roten Meer, der Meerenge des Bab-el-Mandeb und dem Golf von Aden verstärkt. Mindestens ein, möglicherweise aber bis zu drei US-Zerstörer operieren hier. Nach Auswertung aller zum Angriff verfügbaren Informationen geht die US Navy davon aus, dass die Houthi vom Iran gelieferte, ferngesteuerte und mit Sprengstoff gefüllte Speedboote eingesetzt haben.
KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung. Dennoch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kerngebieten seines „Kalifats“ zurückgedrängt.
US-Präsident Trump hat das Pentagon angewiesen, bis Ende Februar eine „neue Strategie für einen Sieg gegen IS in Syrien und Irak“ zu erarbeiten. Im Zusammenhang damit wird im Pentagon auch die Option einer Verlegung regulärer US-Bodentruppen nach Nordsyrien erwogen. Bisher sind dort nur kleine Kontingente von US Special Forces im Einsatz, die kurdische Rebellen im Kampf gegen IS als „Berater“ unterstützen.
Syrien – Irak: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (vor allem auch Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge, sowie landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Persischen Golf im Einsatz. Die „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philippine Sea“, Zerstörer „Laboon“ und „Truxtun“) führt seit dem 13. Februar aus dem östlichen Mittelmeer heraus Luftschläge gegen IS-Ziele in Irak und Ostsyrien durch. Seit dem 9. Februar ist die dänische Fregatte „Peter Willemoes“ in den US-Verband integriert.
Schon in den nächsten Tagen könnte die „Bush“ CSG aber aus dem Mittelmeer (Zuständigkeitsbereich der 6. US-Flotte) ablaufen und durch den Suezkanal Kurs auf die Gewässer um die Arabische Halbinsel und den Persischen Golf (Zuständigkeitsbereich der 5. US-Flotte) nehmen. Der Flugzeugträger soll dort den britischen Hubschrauberträger „Ocean“ als Führungsschiff der Task Force 50 in Operation „Inherent Resolve“ ablösen. Auf diesem hat der britische Commodore Andrew Burns den der 5. US-Flotte unterstehenden Einsatzverband in den letzten Monaten – während der Präsenzlücke eines US-Flugzeugträgers – geführt. Die „Ocean“ konnte dabei zwar selbst keine Kampfflugzeuge einsetzen, aber mit ihren Führungs- und Fernmeldesystemen die Einsätze der landgestützt operierenden Koalitionsflugzeuge koordinieren. Formelle Ablösung mit Übergabe der Aufgaben an die „George HW Bush“ wird wohl im Roten Meer stattfinden, denn die „Ocean“ hat vermutlich bereits den Rückmarsch in Richtung Mittelmeer angetreten. Libanesischen Medien zufolge wird sie „in der kommenden Woche“ zu einem Besuch in Beitrut erwartet.
Syrien: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen, die gleichermaßen als “Terroristen” gelten. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (zugleich von den USA unterstützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Richtung Irak abzudrängen.
Nach dem gemeinsam von Russland und der Türkei im Bürgerkrieg ausgehandelten Waffenstillstand scheinen die Luftwaffen beider Staaten der Bekämpfung des IS nun aber vermehrt Priorität zu geben, koordinieren wohl auch einen Teil ihrer Einsätze.
BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung russische Intervention)
Eine auf Initiative Russlands, der Türkei und des Iran vereinbarte Waffenruhe wird nur dort eingehalten, wo Rebellengruppen ihr auch ausdrücklich zugestimmt haben. Andernorts gehen die Kämpfe weiter, und islamistische Gruppen wie IS und al-Nusra sind ohnehin ausgeklammert.
Unter UN-Führung haben syrische Regierung und Opposition am 23. Februar in Genf neue direkte Friedensgespräche begonnen (zuvor hatte das iranische Außenministerium fälschlicherweise behauptet, diese seien „auf den Frühling“ verschoben). Ziel ist die Vereinbarung von Rahmenbedingungen für eine politische Übergangslösung bis hin zu freien Wahlen. Durchgreifende Erfolge werden allerdings nicht erwartet. Unverändert sind nur wenige Konfliktparteien bereit, für eine politische Lösung irgendwelche Kompromisse einzugehen und Abstriche an eigene Forderungen zu machen. Die Opposition argwöhnt ohnehin, die syrische Regierung nutze nach dem Sieg in Aleppo die Gespräche nur, um Zeit für weitere militärische Operationen zu gewinnen.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert das Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeerflotte geführten und routinemäßig zwischen Zypern und der syrischen Küste eingesetzten Verband gehören zurzeit neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten nur der Zerstörer „Smetliviy“ und der Minensucher „Kovrovets“ (beide Schwarzmeerflotte). Letzterer kommt primär in syrischen Hoheitsgewässern zum Einsatz, soll dort Hafenansteuerungen „Minen-frei“ halten. Vermutlich verbringt die „Kovrovets“ aber die meiste Zeit im Hafen von Latakia oder Tartus an der Pier, oder auf Reede vor Anker.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub der dort eingesetzten russischen Truppen an. Nach Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommen mit Syrien zu einer erweiterten Nutzung der russischen Liegenschaften in der Marinebasis Tartus (samt infrastrukturellem Ausbau) haben sich die Transportfahrten noch intensiviert. Fast täglich passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.
INDIEN
Anfang Dezember 2016 war die Fregatte „Betwa“ im Dock umgekippt; nun wurde sie wieder aufgerichtet.
2014 hatte sie bei der Marinewerft in Mumbai eine Grundinstandsetzung und Modernisierung begonnen, sollte zehn Jahre nach ihrer Indienststellung für das nächste Jahrzehnt fit gemacht werden. Am 5. Dezember sollte die „Betwa“ ihre Liegezeit im Trockendock beenden und zu den restlichen Arbeiten an die Pier verholt werden. Kurz nach Beginn des Flutens des Docks kippte das 126m lange, 4.500-ts-Schiff der BRAHMAPUTRA-Klasse urplötzlich um; riss sich den Mast ab und blieb platt auf seiner Backbordseite liegen.
Das Unglück geschah ohne jede Vorwarnung; zwei Besatzungsangehörige starben, weitere 14 wurden verletzt. Die Untersuchung soll „fehlerhafte Gewichtsberechnung“ als Ursache ergeben haben.
Mit Hilfe ausländischer Bergungsspezialisten konnte die Fregatte nun in ihrem Dock wieder aufgerichtet und anschließend auch ausgeschwommen werden. In einem Schwimmdock soll sie nun repariert werden. Die indische Marine macht zwar keine Angaben zu Schäden am Rumpf und im Schiffsinneren, gibt sich aber zuversichtlich, die „Betwa“ schon 2018 wieder einsetzen zu können.
NIEDERLANDE
Die Meldung einer niederländischen Zeitung zu einer erneuten technischen Havarie des Joint Support Ships „Karel Doorman“ weckte nur kurz Aufmerksamkeit – dann erwies sie sich glücklicherweise als „Fake News“.
Vermutlich hatte der Verfasser in einer Presseerklärung des Verteidigungsministeriums genannte Fakten missverstanden. Nach seiner Auffassung war „der zweite Hauptantriebsmotor“ ausgefallen und das Schiff nicht fahrfähig, und dies schrieb er denn auch. Tatsächlich aber bezog sich die Ministeriumsmeldung auf einen fast ein Jahr zurück liegenden Motorenausfall, dessen Folgen mit Austausch der beiden Hauptmotoren nun weitgehend behoben sind. Die „Negativmeldung“ ist so tatsächlich eine positive, auch wenn die „Karel Doorman“ zurzeit tatsächlich noch nicht fahrfähig ist.
Bei einer technischen Havarie der Hauptantriebsanlage war am 10. März 2016 in See einer der zwei Haupt-Elektromotoren irreparabel beschädigt worden. Die „Karel Doorman“ verfügt über einen diesel-elektrischen Antrieb, bei dem vier Rolls Royce Diesel-Generatoren den Strom für zwei elektrische Antriebsmotoren liefern; sie konnte damals mit dem verbliebenen Motor aus eigener Kraft und sicher nach Den Helder zurückkehren.
Eine genaue Befundung deutete auf einen Designfehler, und so wurde beschlossen, nicht nur den defekten Haupt-Elektromotor zu reparieren, sondern gleich beide auszutauschen. Zum Ausbau der tief im Schiffsinneren installierten großen Motoren musste das Schiff durch zwei Decks hindurch großflächig aufgeschnitten werden. Für die aufwändigen Arbeiten waren zunächst „etwa acht Monate“ veranschlagt; es dauerte dann aber doch etwas länger. Der Austausch des ersten Motors war im Dezember erledigt; der zweite wurde jetzt geliefert und in den Maschinenraum gehoben. Für seine Montage sowie dann wieder Schließen der Montagelöcher und Restarbeiten werden noch einige Wochen benötigt. Im April sind erste Probefahrten geplant.
Die 28.000 ts große „Karel Doorman“ soll nicht nur Kampfschiffe der Marine in See versorgen, sondern vor allem auch TSK-gemeinsame militärische und humanitäre Einsätze in Übersee unterstützen, sowie die Fähigkeiten zum strategischen Seetransport und zu „Sea Basing“ vor einer fremden Küste erweitern. Ein Flugdeck erlaubt gleichzeitigen Flugbetrieb mit zwei größeren Hubschraubern; im Hangar finden sechs solche Hubschrauber Platz. In einem zusätzlichen Transportdeck kann das Schiff über Roll-on/Roll-off-Rampen Fahrzeuge incl. schwerer Kampfpanzer an Bord nehmen und in ein entferntes Einsatzgebiet transportieren. Eine Heckrampe ermöglicht das Anlegen von Landungsbooten zum Be- und Entladen. Bordeigene Kräne können bis zu 40t schwere Lasten bewältigen. Zur Ausrüstung gehört schließlich auch ein leistungsfähiges Bordhospital.
Nicht zuletzt zur Senkung der Betriebskosten will die niederländische Marine das Schiff möglichst auch gemeinsam mit anderen Marinen nutzen. So wurde 2016 mit Deutschland eine intensivierte Kooperation der amphibischen Kräfte vereinbart, mit zentraler Rolle der „Karel Doorman“.
NIGERIA
Die nigerianische Marine hat bei der französischen OCEA vier weitere Wachboote bestellt.
2012/13 hatte OCEA bereits ein Wachboot des Typs FPB 98 und drei Boote des Typs FPB 72 nach Nigeria geliefert. Alle vier waren von der Nigerian Port Authority (NPA) bestellt worden, werden aber von der Marine betrieben.
Die praktischen Erfahrungen mit den Booten waren offenbar so potitiv, dass nun weitere Aufträge folgten. Diesmal soll OCEA zwei Boote des Typs FPB 110 sowie zwei weitere FPB 72 bauen. FPB 72 sind bis zu 35 Knoten schnelle 24m-Boote, die mit Maschinengewehren bestückt sind. Mit Platz an Bord für insgesamt 12 Personen (Crew und Special Forces), sowie einem RHIB Beiboot sind sie für Operationen im unmittelbaren Küstenvorfeld und auf den verzweigten Wasserwegen des Niger-Delta optimal geeignet. Die jetzt bestellten weiteren zwei FPB 72 sollen noch in diesem Jahr geliefert werden.
Bei FPB 110 handelt es sich um größere (35m) Boote, von denen OCEA in den frühen 2000er Jahren zehn für Kuwait gebaut hatte. Anstelle des bei den Kuwaiter Booten verwendeten Wasserstrahlantriebes erhalten die nigerianischen Boote einen normalen Dieselantrieb, der sie aber auch schon 30 Knoten schnell macht. Bewaffnung besteht aus schweren Maschinengewehren, aber auch ein ferngesteuertes 25–30-mm Leichtgeschütz kann installiert werden. Auch sie führen ein RHIB Beiboot mit, bieten aber etwas mehr Platz (17 Personen) als die kleineren FPB 72. Die beiden FPB 110 sollen im Frühjahr 2018 geliefert werden.
SÜDAFRIKA
Mit der offiziellen Benennung „bevorzugter Anbieter“ stehen zwei zentrale Beschaffungsvorhaben der südafrikanischen Marine (SAN) unmittelbar vor ihrer Realisierung.
„Project Biro“ und „Project Hotel“ stehen schon seit Jahren auf der Agenda der SAN. Mit „Project Biro“ will man drei Offshore Patrol Vessel (OPV) und drei (ursprünglich sechs) Inshore Patrol Craft (IPC) beschaffen; in „Project Hotel“ sucht man nach einem Ersatz für das 45 Jahre alte Vermessungsschiff „Protea“. Beide Vorhaben waren nach längeren Verzögerungen 2011 mit einem “Request for Information“ formell auf den Weg gebracht worden. Bedingung war eine „mindestens 60-prozentige“ Beteiligung südafrikanischer Werften und Zulieferer.
Nach nochmaligen Verzögerungen – zwischenzeitlich waren die Vorhaben unter Budgetproblemen sogar eingefroren – sind nun die Entscheidungen für die (wahrscheinlichen) Hersteller gefallen, mit denen nun abschließende Verhandlungen zu führen sind. Für „Project Biro“ ist dies die niederländische Damen Schelde, die bei ihrer Tochter Damen Shipyards Cape Town drei 85‑m Offshore Patrol Vessel des futuristischen (Kraftstoff sparenden) „1800 Sea Axe“ Designs und drei Inshore Patrol Vessel vom Typ FCS 5009 bauen will.
„Project Hotel“ war ursprünglich unmittelbar mit „Project Biro“ gekoppelt. Basis sollte ein viertes, dann aber speziell für hydrographische Vermessungsaufgaben auszurüstendes OPV sein. Von dieser Absicht ist man dann nun aber abgegangen. Über den Bau des neuen Vermessungsschiffes will man mit der als „bevorzugter Anbieter“ für „Project Hotel“ benannten South African Shipyards (Durban) verhandeln.
Das SAS-Angebot stützt sich auf ein Design der norwegischen Vard Marine. Deren „9 105 hydrographic/ oceanographic survey vessel“ sieht ein 18 Knoten schnelles 95m-Schiff mit diesel-elektrischem Antrieb, einer Seeausdauer von 44 Tagen und operativer Reichweite von 10.000 sm. Ein eisverstärkter Rumpf soll einen Einsatz auch im Südpolarmeer erlauben. Zur Ausrüstung sollen weltweit modernste hydrographische/ozeanographische Sensoren gehören. An Bord findet sich Platz für insgesamt 120 Mann Besatzung und Wissenschaftler. Vard Marine soll die detaillierten Pläne liefern und dann auch den Bau in Südafrika begleiten. Formelle Auftragsvergabe wird „schon in wenigen Monaten“ erwartet; Baugebinn soll dann 2018 sein.
USA
Bei der US Coast Guard (USCG) wird die Beschaffung eines neuen schweren Eisbrechers immer dringlicher.
Eine aktuelle materielle Befundung des nach einem Ausfall der Antriebsmaschinen seit 2010 aufliegenden Eisbrechers „Polar Sea“ ergab, dass eine Grundüberholung und Reaktivierung sich aus Kostengründen verbiete. Die „Polar Sea“ soll allerdings nicht verschrottet werden, sondern zunächst noch als schwimmendes Ersatzteillager für Schwesterschiff „Polar Star“ herhalten. Dieses ist zurzeit der einzige aktive schwere Eisbrecher der USCG, wird aber in den Wintermonaten meist im Südatlantik zur Versorgung der US Stationen in der dann sommerlichen Antarktis benötigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die USCG noch sieben Eisbrecher in ihrem Bestand; heute sind es nur noch die „Polar Star“ (Baujahr 1976) sowie die primär als Forschungsschiff eingesetzte „Healy“ (in Dienst seit 1999). Auch die „Polar Star“ war schon aufgelegt, aber als 2012 die Stadt Nome an der Westküste Alaskas nur mit Hilfe eines russischen Eisbrechers versorgt werden konnte, rückte die Fähigkeitslücke ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Die „Polar Star“ wurde reaktiviert und soll nun bis 2020, vielleicht sogar 2023 in Dienst bleiben.
Nicht von ungefähr sah das Budget 2013 erste Mittel für einen Eisbrecher-Neubau vor, aber das Vorhaben wurde verschleppt und kam erst voran, als sich 2016 Präsident Obama persönlich einschaltete. Der Klimawandel führe zu neuen Prioritäten in der Arktis und erfordere eine Erweiterung der Fähigkeiten zu Operationen in dieser früher weitgehend unzugänglichen Region. Der neue Eisbrecher müsse bis spätestens 2020 beschafft werden, und man solle sich auch verstärkt Gedanken über weitere Schiffe machen.
Am 23. Februar hat die USCG nun fünf US-Werften beauftragt, sich intensiver als bisher Gedanken über Design und Ausrüstung, Möglichkeiten zu Kostenreduzierung und schließlich einen Zeitplan für den Bau zunächst eines neuen schweren Eisbrechers zu machen. Langfristig plant die USCG zurzeit die Beschaffung von drei schweren und drei mittleren Eisbrechern, aber republikanische Abgeordnete drängen die Trump-Regierung bereits, die Arktis nicht Russland zu überlassen, sondern möglichst sogar Parität herzustellen. Russland betreibt in der Arktis übrigens etwa 40 große, teils nukleargetriebene Eisbrecher und baut mindestens elf neue. Auch die russische Marine soll in diesem Jahr einen neuen, eigenen Eisbrecher zur Unterstützung von Arktis-Operationen erhalten.
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
Die diesjährige International Defence Exhibition (IDEX) in Abu Dhabi bot den passenden Rahmen für die Indienststellung der „Al Hili“, der sechsten und letzten Korvette der BAYNUNAH-Klasse.
Im Dezember 2003 hatte die französische Constructions Mecaniques de Normandie (CMN) den Auftrag erhalten, gemeinsam mit der Abu Dhabi Shipbuilding (ASDSB) zunächst vier 70‑m (900 ts) Mehrzweckkorvetten für die VAE Marine zu bauen; 2005 wurde das Projekt in Wahrnehmung einer Option um zwei weitere Einheiten erweitert. CMN hat das Design für die Schiffe entwickelt, baute in Cherbourg auch das Typschiff und unterstützte ADSB mit Expertise und Materialpaketen beim Bau der anderen fünf Schiffe.
Typschiff „Baynunah“ sollte eigentlich schon 2008 geliefert werden. Dann aber brachte die VAE Marine kurzfristige Änderungswünsche ein, die neben baulichen Änderungen vor allem auch zeitaufwändige Anpassungen bei der Systemintegration erforderten. So lehnte man plötzlich das angebotene französische Gefechtsführungssystem ab und entschied sich für ein italienisches System. Insgesamt geriet das Projekt dadurch erheblich in Verzug und verteuerte sich überdies deutlich; resultierender Streit zwischen CMN, ADSB und der VAE Marine war dem Vorhaben auch nicht gerade förderlich. Mit vier Jahren Verzögerung konnte die „Baynunah“ erst 2012 in Dienst gestellt werden. Danach kam das Vorhaben dann aber relativ zügig voran und ist mit Indienststellung des sechsten Schiffes nun abgeschlossen.