Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt vorrangig vom Bürgerkrieg in Syrien und von der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Irak und Syrien bestimmt. Daneben gibt es aber natürlich auch Meldungen zu anderen (maritimen) Ereignissen oder Entwicklungen in der Region.
IRAN
Die iranische Marine hat ihre angekündigte Übung „Velayat 95“ durchgeführt.
Übungen der „Velayat“-Serie gibt es in fast jedem Jahr. Als Hauptübungen der iranischen Marine decken sie das gesamte Spektrum iranischer Seekriegführung ab, sind dabei eingebunden in ein überwiegend auf Küstenverteidigung (Invasionsabwehr) fokussiertes Szenario. Politisch dienen sie der Demonstration von Stärke und Überlegenheit (gerade auch gegenüber der US Navy), sollen den regionalen Nachbarn die unanfechtbare Rolle des Iran als zentrale Regionalmacht und „Wächter am Golf“ verdeutlichen. Im Vorfeld von „Velayat 95“ wurde im staatlichen iranischen Fernsehen denn auch ein computer-animierter Film gezeigt, in dem die Vernichtung einer kompletten US Trägerkampfgruppe durch iranische Marine und Revolutionsgarden dargestellt wurde.
Das offiziell erklärte Übungsgebiet von „Velayat 95“ schloss fast das gesamte Arabische Meer ein, bis an den Osteingang des Golfes von Aden und die Höhe der Südspitze Indiens (10°N). Wirkliche Übungsaktivitäten gab es aber nur in und direkt vor den iranischen Küstengewässern am Golf von Oman, südöstlich der Straße von Hormuz. Abgelegenere „Übungsgebiete“ dienten wahrscheinlich nur in Stäben zur Darstellung einer großräumigen Lage zur Unterstützung des Basis-Szenarios. Möglicherweise waren hier gerade passierende iranische Handelsschiffe mit Schiffsmeldungen in die Lagebilderstellung eingebunden. Die Straße von Hormuz und der Persische Golf waren wie schon in den Vorjahren von „Velayat 95“ ausgenommen. Diese Gebiete sind nicht Operationsgebiet der regulären Marine, sondern alleiniger Zustäbndigkeitsbereich der Revolutionsgarden (IRGC Pasdaran See).
Am Beginn von „Velayat 95“ standen schon ab dem 13. Februar (abseits der Öffentlichkeit) Vorphasen mit der Verlegung teilnehmender Einheiten in kleine Häfen entlang der iranischen Südostküste, in vorbereitete Küstenstellungen und in Auflockerungsräume in See. In der vom 25.–28. Februar folgenden Hauptphase wurden dann vorbereitete Übungsinhalte nacheinander „abgearbeitet“, wobei Einsätze neuer Waffensysteme wie üblich auch Vorführungscharakter hatten. Dies galt z.B. für den im Lande entwickelten, neuen Seeziel-FK „Deglaviyeh“, einen offenbar auf der Basis eines Panzerabwehr-FK entwickelten, Laser-gesteuerten Flugkörper, der von Land geschossen wurde und ein etwa 1–2 km vor der Küste verankertes, kleines Seeziel traf. Hervorgehoben wurde auch ein „erfolgreiches Schießen” des neuen Torpedos „Val Fajr“ durch ein Klein-U-Boot der GHADIR-Klasse gegen ein Überwasser-Seeziel.
„Velayat 95“ folgte im Wesentlichen dem Ablauf früherer Übungen dieser Serie. Fregatten, Korvetten und kleinere Boote waren in Überwasseroperationen und Küsten-/Küstenvorfeldverteidigung eingebunden. „Mehrere“ U‑Boote sicherten bis zu 100km entfernte, vorgelagerte Seegebiete. Es gab ein umfangreiches Küstenverteidigungs-Szenario bei dem Marineinfanterie und Kommandosoldaten einen „feindlichen Angriff zurückschlugen“ und auch die „neueste Version“ des Küsten-FK „Nasr“ geschossen wurde. Hubschrauber Sea King führten U‑Jagdübungen durch; Kampfhubschrauber beschossen See- und Landziele mit ungelenkten Raketen und Rohrwaffen; Hubschrauber MH-53 kamen beim Minenräumen und Legen defensiver Minenfelder vor der Küste zum Einsatz.
Vorphasen von „Velayet 95“ wurden in den staatlichen iranischen Medien noch nicht erwähnt. Man begnügte sich hier mit der schon früher erfolgten allgemeinen Ankündigung der Übung. Erst mit Beginn der viertägigen Seephase am 25. Februar fanden sich tägliche Berichte, deren Zielgruppe die iranische Bevölkerung war. Dementsprechend war die Berichterstattung zwar von viel nationalem Pathos getragen, ging aber mit Fakten nachlässig um. Fotos hatten nicht selten mit dem dazu geschriebenen Text nur sehr wenig zu tun. Viele der veröffentlichten „aktuellen“ Fotos waren auch bloßes Archivmaterial, das schon zur Illustration früherer Übungen der „Velayat“-Serie benutzt worden war.
JEMEN
Der amphibische Träger „Makin Island“ der US Navy operiert offenbar weiterhin Im Golf von Aden, wo sich sein Einsatz gegen den an der jemenitischen Südküste um Mukalla aktiven, örtlichen Ableger der Terrororganisation al-Kaida (AQAP – Al Qaeda on the Arabian Peninsula) richten dürfte. Auf der „Makin Island“ eingeschiffte Kampfflugzeuge AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber AH‑1 Cobra des US Marine Corps‘ könnten auch an am 2. März durchgeführten US-Luftschlägen gegen die AQAP beteiligt gewesen sein. In mehr als 20 Einsätzen „bemannter und unbemannter Luftfahrzeuge“ waren dabei AQAP-Ziele in Zentral- und Südjemen angegriffen worden.
Die seit Mitte Oktober verlegte „Makin Island“ Amphibious Ready Group (ARG) nähert sich allmählich dem Ende ihres 6- bis 7‑monatigen Einsatzes. Ablösung ist auch schon auf dem Weg. Am 1. März lief die „Bataan“ ARG mit dem amphibischen Träger „Bataan“ und den Docklandungsschiffen „Mesa Verde“ und „Carter Hall“ aus Norfolk bzw. der benachbarten Naval Amphibious Base Little Creek aus.
Ziele sind des langfristig vorgeplanten 7‑monatigen Einsatzes sind der Ostatlantik und das Mittelmeer (Zuständigkeitsbereich der 6. US-Flotte), sowie die Gewässer um die Arabische Halbinsel (Zuständigkeitsbereich der 5. US-Flotte). Die „Bataan“ könnte bei „zügiger Durchfahrt“ Ende März im Golf von Aden eintreffen, führt auf dem Wege dorthin aber möglicherweise noch Übungen durch.
KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung. Dennoch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kerngebieten seines „Kalifats“ zurückgedrängt.
Das US Verteidigungsministerium bereitet eine „neue Strategie“ für den Kampf gegen IS in Syrien und Irak“ vor. Angeblich wird neben verstärkten Waffenlieferungen an syrische Oppositionsmilizen auch eine Verlegung regulärer US-Bodentruppen nach Nordsyrien erwogen. Bisher sind dort nur kleine Kontingente von US Special Forces im Einsatz, die kurdische Rebellen im Kampf gegen IS als „Berater“ unterstützen.
Syrien – Irak: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (vor allem auch Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge, sowie landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Persischen Golf im Einsatz. Die „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philippine Sea“, Zerstörer „Laboon“ und „Truxtun“) führte seit dem 13. Februar aus dem östlichen Mittelmeer heraus Luftschläge gegen IS-Ziele in Irak und Ostsyrien durch. In den US-Verband integriert ist die dänische Fregatte „Peter Willemoes“; sie soll ihn bis Mitte Mai begleiten. Die „Bush“ CSG hat nach gut zwei Wochen ihre Luftschläge aus dem Mittelmeer vermutlich beendet. Am 25. Februar lief der Flugzeugträger zu einer kurzen Pause und Nachversorgung in Souda Bay (Kreta) ein.
‘George HW Bush’ läuft in Souda Bay ein (Foto: US Navy)
Allgemein wird erwartet, dass der US-Verband direkt danach durch den Suezkanal Kurs in den Persischen Golf verlegt, wo der Flugzeugträger seine Beteiligung an Operation „Inherent Resolve“ wieder aufnehmen und dann auch die Rolle als Flaggschiff der Task Force 50 übernehmen soll. In den letzten drei Monaten ohne US-Trägerpräsenz hatte der britische Hubschrauberträger „Ocean“ diese Funktion wahrgenommen. Die „Ocean“ ist aber offenbar bereits abgelaufen und durch den Suezkanal ins Mittelmeer zurückgekehrt. Sie wird (an diesem Wochenende?) zu einem Besuch in Beirut (Libanon) erwartet.
Syrien: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; alle gelten gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (zugleich von den USA unterstützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Richtung Irak abzudrängen.
Nach dem gemeinsam von Russland und der Türkei im Bürgerkrieg ausgehandelten Waffenstillstand scheinen die Luftwaffen beider Staaten Freiräume zu nutzen und der Bekämpfung des IS nun vermehrt Priorität zu geben, koordinieren wohl auch einen Teil ihrer Einsätze.
BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung russische Intervention)
Eine auf Initiative Russlands, der Türkei und des Iran vereinbarte Waffenruhe wird nur dort eingehalten, wo Rebellengruppen ihr auch ausdrücklich zugestimmt haben. Andernorts gehen die Kämpfe weiter, und islamistische Gruppen wie IS und al-Nusra bleiben ohnehin ausgeklammert.
Die unter UN-Führung am 23. Februar in Genf begonnenen neuen Friedensgespräche kommen nicht voran. Ihr Ziel ist die Vereinbarung von Rahmenbedingungen für eine politische Übergangslösung bis hin zu freien Wahlen, aber zunächst einmal streiten sich die Konfliktparteien noch, ob „Kampf gegen Terrorismus“ oder „politische Übergangslösung“ im Fokus stehen soll. Durchgreifende Erfolge sind so sicher nicht erwarten. Unverändert sind nur ohnehin wenige Konfliktparteien bereit, für eine politische Lösung irgendwelche Kompromisse einzugehen und Abstriche an eigene Forderungen zu machen.
Mit einem weiteren Treffen in Astana (Kasachstan) soll am 14. März ein neuer Versuch unternommen werden, die fragile „Feuerpause“ in einen dauerhaften, formellen Waffenstillstand zu überführen. Ob dies gelingt, bleibt fraglich. Am 1. März wurden sogar Zusammenstöße zwischen der von der Türkei unterstützten „Free Syrian Army“ und US-unterstützten kurdischen Milizen gemeldet.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert das Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeerflotte geführten und routinemäßig zwischen Zypern und der syrischen Küste eingesetzten Verband gehörten in den letzten Wochent neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten nur der Zerstörer „Smetliviy“ und der Minensucher „Kovrovets“ (beide Schwarzmeerflotte). Der Zerstörer war zur engen Beschattung des US-Flugzeugträgers „George HW Bush“ im östlichen Mittelmeer abgeteilt.
Für die seit Anfang November verlegte „Smetliviy“ kündigt sich das Ende des Mittelmeereinsatzes an. Am 27. Februuar lief die Fregatte „Admiral Grigorovich“ zu einem „geplanten Einsatz bei der MedSqn“ aus Sewastopol aus, musste aber vor dem Bosporus wegen dichten Nebels erst einmal zwei Tage bis zur Durchfahrt warten. Beobachtern wurde dabei klar, dass nicht nur die Antriebsanlagen alter russischer Kampfschiffe kräftig Rauch produzieren.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub der dort eingesetzten russischen Truppen an. Nach Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommen mit Syrien zu einer erweiterten Nutzung der russischen Liegenschaften in der Marinebasis Tartus (samt infrastrukturellem Ausbau) haben sich die Transportfahrten noch intensiviert. Fast täglich passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend. Ende Februar verhinderte dichter Nebel mehrere Tage eine Passage der türkischen Meerengen. Als dieser sich dann lichtete, passierten gleich zwei schon wartende Landungsschiffe der ROPUCHA-Klasse den Bosporus mit Fracht für Syrien.
CHINA
Die chinesische Marine hat ein neues, großes Ausbildungsschiff in Dienst gestellt.
Am 21. Februar wurde im Marinestützpunkt Lushun bei Dalian die Seekriegsflagge auf der „Qi Jiguang“ gehisst. Der Name erinnert an den Nationalhelden Qi Jiguang (1528 ‑1588), der während der Ming Dynastie Chinas Ostküsten erfolgreich gegen Angriffe japanischer (!) Piraten verteidigt hatte.
Mit 163 m Länge ist der Neubau größtes Ausbildungsschiff der chinesischen Marine. An Bord findet sich Platz für bis zu 400 Kadetten und 50 Ausbildungsoffiziere der Dalian Naval Academy, der das neue Schiff auch fest zugeteilt ist. Neben (weltweiten) Ausbildungsreisen kann die „Qi Jiguang“ bei Bedarf auch kurzfristig zu Hilfeleistung nach Naturkatastrophen zum Einsatz kommen. Eine Landeplattform erlaubt Flugbetrieb mit einem Hubschrauber; einen Hangar zu permanenter Einschiffung eines solchen gibt es aber nicht. Zu Ausbildung und Selbstverteidigung verfügt der Neubau über ein 76-mm Geschütz und zwei 30-mm Nahbereichs-Flugabwehrkanonen (Gatling Guns).
neues Schulschiff ‘Qi Jiguang’ (Foto: china-defense.com)
Die Seitennummer „83“ zeigt den Neubau in direkter Nachfolge der beiden anderen Ausbildungsschiffe der chinesischen Marine „Zhenghe“ (81) und „Shichang“ (82). Vermutlich löst die „Qi Jiguang“ die 30 Jahre alte, kleinere (132m), vor allem aber in ihrer Ausrüstung nicht mehr heutige Technologie reflektierende „Zhenghe“ ab. Dafür spircht nicht zuletzt auch die bei der offiziellen Meldung zur Indienststellung betonte „modernste Ausrüstung“. Netzwerk-basierte IT-Systeme sollen computergestützte Ausbildung ermöglichen; es gibt sogar einen Brücken-Simulator.
Im Gegensatz zur „Zhenghe“ dürfte die seit 1997 in Dienst befindliche „Shichang“ durch den Neubau aber noch nicht obsolet werden. Das 120-m-Schiff wird mit modularer (containerisierter) Ausrüstung vor allem auch als Hospitalschiff genutzt.
FRANKREICH
Die französische Marine hat ihr diesjähriges Auslands-Ausbildungsvorhaben „Mission Jeanne d’Arc 2017“ begonnen.
Wie nach Ausmusterung des Hubschrauberträgers „Jeanne d’Arc“ seit 2010 üblich, kommen bei der 4–1/2‑monatigen Reise auch diesmal keine dezidierten Schulschiffe, sondern aktive Kriegsschiffe zum Einsatz. Hubschrauberträger „Mistral“ und Fregatte „Courbet“ werden auch nicht bloße „schwimmende Klassenzimmer“ für die etwa 140 eingeschifften Offiziersanwärter (unter ihnen zahlreiche ausländische Offizieranwärter, u.a. auch aus Deutschland) sein. Wo immer sich die Gelegenheit bietet, werden die beiden Schiffe in taktische Übungen (national oder auch mit anderen Marinen) und auch reale Operationen eingebunden. Ein eingeschifftes Kontingent von Soldaten des französischen Heeres (samt Hubschraubern und Gefechtsfahrzeugen) deckt auch TSK-gemeinsame Aspekte ab. Realitätsnahe, modernsten Ansprüchen genügende Ausbildung ist also Trumpf. Überdies sind die Schiffe auch für einen ad-hoc Einsatz zu humanitärer Nothilfe (nach Naturkatastrophen) vorbereitet und ausgerüstet. Wie üblich nutzt die französische Rüstungsindustrie die Reise auch, um bei Auslandsbesuchen in fremden Häfen Produkte „zum Anfassen“ zu präsentieren.
Ein Schwerpunkt der diesjährigen Ausbildungsreise liegt auf Festigung der Beziehungen und Interoperationsfähigkeiten mit britischer und US-amerikanischer Marineinfanterie. Erstmals wird der auch als „amphibische Einsatzgruppe“ betrachtete Ausbildungsverband von Royal Marines und US Marines begleitet. Auf der „Mistral“ sind dazu 60 britische Soldaten (mit zwei Hubschraubern Merlin Mk2) und fast 125 US Marines eingeschifft. Für sie sollen im Indischen Ozean und im Pazifik geplante „größere amphibische Übungen“ Höhepunkte der Reise werden.
Die diesjährige Reise führt den Ausbildungsverband bis in den Pazifik nach Japan und Guam. Nach dem Auslaufen aus Toulon (28. Februar) geht es nach ersten Vorübungen und einem Besuch in Ägypten (?) durch den Suezkanal nach Dschibuti. Vor dem Horn von Afrika war der Ausbildungsverband in den letzten Jahren regelmäßig für zwei bis drei Wochen in die EU Anti-Piraterie-Operation „Atalanta“ oder die multinationale Anti-Terror-Operation „Eundiring Freedom“ eingebunden.
Der weitere Kurs führt dann durch das Arabische Meer und den Indik – mit Besuch in Sri Lanka – nach Südostasien, wo weitere Übungen mit regionalen Marinen und Besuche in Singapur und Vietnam auf dem Programm stehen. Ein Besuch und Übungen in Japan führen den Verband bis nach Ostasien, bevor es dann mit Südkurs in den Westpazifik nach Guam geht, wo amphibische Übungen mit der US Navy geplant sind. Nach kurzem „Abstecher“ bis vor Darwin (Australien) nimmt der Verband dann allmählich Kurs auf die Heimat. Mitte Juli werden „Mistral“, „Courbet“ und die Offizieranwärter wieder in Toulon zurück erwartet.
RUSSLAND
U‑Boot-Rettung hat bei der russischen Marine nach der „Kursk“-Katastrophe einen hohen Stellenwert, und hier wird denn auch seit Jahren gezielt in die Zukunft investiert.
Mangels kurzfristiger Verfügbnarkeit moderner eigener Rettungsysteme sah man sich zunächst im westlichen Ausland um. Man erwarb ein in Schweden entwickeltes und in Großbritannien produziertes „Panther Plus“, das bei der Baltisachen Flotte auf einem U‑Bootrettungsschiff der KASHTAN-Klasse installiert ist. In Kanada wurden zwei in bis zu 1.500m Tiefe einsetzbare Tiefsee-Tauchfahrzeuge ARS-600 bestellt. Natürlich blickte man aber auch auf eigene Produkte. Admiralty Shipyards entwickelte das 2016 in Dienst gestellte Rettungssystem „Bester‑1“, das bei der Pazifikflotte auf dem neuen U‑Bootrettungsschiff „Igor Belousov“ mitgeführt wird.
Im Dienst bei den Flotten befinden sich aber schon seit Jahrzehnten auch vier U‑Bootrettungsfahrzeuge vom Typ „Priz“ (Projekt 1855). Die aus einer Titanlegierung hergestellten, 13,5m langen Fahrzeuge sollen bis zu 1.000m tief tauchen können und bieten Platz für bis zu 20 Personen. Sie sollen sowohl bemannt (4 Mann) als auch ferngesteuert einsetzbar sein.
Eines der „Priz“ war auch bei der „Kursk“-Havarie eingesetzt, konnte hier aber nur „besichtigen“ und nicht helfen. Schon seit Mitte der 1980er Jahre gab es Vorschläge zur Verbesserung der Andockmöglichkeiten an ein havariertes U‑Boot, zu deren Realisierung dann aber immer wieder das Geld fehlte.
Nun sind alle vier „Priz“ endlich doch grundüberholt und modernisiert. Sie erhielten u.a. präzisere, von Spezial-Sonargeräten und TV-Kameras unterstützte Steuersysteme und verbesserte „lebenserhaltende Systeme“. Vermutlich bedeutet diese Formulierung, dass auch die bei voller Besetzung mit 20 Geretteten bisher mit 10 Stunden angegebene „Überlebenszeit“ deutlich verlängert werden konnte. Insgesamt lasse sich mit den modernisierten „Priz“ ein Einsatz zur Suche nach einem havarierten U‑Boot und Bergung von dessen Besatzung nun „erheblich effizienter“ durchführen.
Je ein „Priz“ ist nun wieder im aktiven Dienst bei Nordflotte, Baltischer Flotte, Schwarzmeerflotte und Pazifikflotte, wo die Tauchfahrzeuge an Bord von U‑Bootrettungssschiffen z.B. der RUDNITSKIY-Klasse mitgeführt werden. In einem letzten Abnahmetest soll das „Priz“ der Nordflotte demnächst einen Tauchgang bis an die maximale Tiefe von 1.000m durchführen.
SPANIEN
In den letzten Jahren, bis 2015, war die spanische Marine regelmäßig in die vom US Africa Command durchgeführte Initiative „Africa Partnership Station“ (APS) eingebunden.
In diesem Jahr setzt man bei der Präsenz vor Westafrika im Rahmen des „Plan de Diplomacia de la Defensa“ der Regierung offenbar auf einen nationalen Alleingang. Wie zuvor APS, zielt aber auch dieses nationale Vorhaben auf eine Verbesserung der Fähigkeiten regionaler Marinen und Küstenwachen zu effektiven Maritime Security Operations in einem multinationalen Umfeld. Regionaler Schwerpunkt ist der von Piraterie bedrohte Golf von Guinea.
Am 28. Februar lief das zur zur SERVIOLA-Klasse gehörende Offshore Patrol Vessel „Vigia“ zu einem viermonatigen Westafrika-Einsatz aus Cadiz aus. Wie im letzten Jahr schon Schwesterschiff „Serviola“, bleibt auch die „Vigia“ während der gesamten Dauer in die nationale Führungsorganisation eingebunden und wird direkt aus dem heimatlichen Maritime Security and Surveillance Command (Mando de Vigilancia y Seguridad Maritima) geführt.
Auf dem Programm stehen mehrere vom Verteidigungsministerium, dem Generalstab und der Marine organisierte Vorhaben und „Cooperative Security Operations“, die in drei Phasen durchgeführt werden sollen. Phase 1 sieht den Transit ins Einsatzgebiet und erste Übungen mit den Marinen / Küstenwachen Mauretaniens und der Kapverdischen Inseln. In Phase 2 wird die „Vigia“ dann weiter in den Golf von Guinea verlegen und dort mehrere Wochen mit den Marinen Ghanas und Kameruns zusammenarbeiten bzw. Ausbildungsunterstützung leisten. Zu Phase 3 geht es dann wieder in Richtung Heimat, aber auf dem Rückmarsch sind bei den Kapverdischen Inseln noch weitere Übungen geplant. Ein letzter Besuch auf den Kanarischen Inseln soll den diesjährigen Afrika-Einsatz der spanischen Marine abrunden und beenden.