MarienForum Wochenschau vom 03. Februar 2017

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten ist vor­rangig vom Bürg­erkrieg in Syrien und von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Irak und Syrien bes­timmt. Daneben gibt es aber natür­lich auch Mel­dun­gen zu anderen regionalen The­men­bere­ichen, die zunächst betra­chtet wer­den sollen.

JEMEN: Spe­cial Forces Ein­satz und Angriff auf Kriegsschiff
Am 28. Jan­u­ar grif­f­en Kampf­schwim­mer (SEALs) der US Navy gemein­sam mit Spe­cial Forces der Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rate im jemeni­tis­chen Inland eine Basis der Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion al-Kai­da an – die erste, vom neuen US-Präsi­den­ten Trump autorisierte (aber schon vor dessen Amt­santritt geplante) der­ar­tige Oper­a­tion. Ein SEAL wurde bei einem sich entwick­el­nden hefti­gen Feuerge­fecht getötet, drei weit­ere ver­let­zt. 14 Ter­ror­is­ten, darunter der Anführer, sollen eben­falls getötet und zahlre­iche wichtige Unter­la­gen (Lap­top Com­put­er) erbeutet wor­den sein. Inzwis­chen mehren sich Berichte, dass auch mehr als 20 Zivilis­ten ums Leben kamen. Am Rande der Oper­a­tion kam es zu einem Zwis­chen­fall, als ein die Aktion unter­stützen­des Schwenkro­tor­flugzeug MV-22 Osprey des US Marine Corps bei der im Ein­satzge­bi­et Lan­dung zu Bruch ging und – unfähig zum Rück­flug – an Ort und Stelle durch einen Jagdbomber zer­stört wer­den musste.
Zwei Tage später grif­f­en jemeni­tis­che Houthi-Rebellen im südlichen Roten Meer eine vor dem Hafen von Hodei­dah patrouil­lierende sau­di-ara­bis­che Fre­gat­te der MAD­I­NAH-Klasse an. Die sau­di-ara­bis­che Marine spricht von einem Selb­st­mor­dan­griff durch drei mit Sprengstoff gefüllte, kleine Boote, von denen zwei rechtzeit­ig versenkt wer­den kon­nten. Während die Houthi Beschuss mit Seeziel-FK behaupten, zeigt ein saud­is­ches Video den Auf­prall des drit­ten Sprengbootes.

Die Fre­gat­te wurde am Heck getrof­fen. Offiziellen saud­is­chen Angaben wur­den zwei saud­is­che Seeleute getötet und drei weit­ere ver­let­zt. Zum Schaden­sum­fang auf der Fre­gat­te gibt es wider­sprüch­liche Darstel­lun­gen. Sau­di-Ara­bi­en erk­lärte, ein ent­standenes Feuer sei schnell gelöscht wor­den und die Fre­gat­te habe sog­ar sofort ihren Ein­satz fort­set­zen kön­nen. Ander­er­seits soll die US Navy Hil­fe für das „geschla­gene Schiff“ ange­boten haben. Einen Tag nach dem Angriff berichteten Medi­en von „min­destens fünf Toten und elf Verletzten“.
Es gibt Ver­mu­tun­gen, nach denen der Angriff „als Test der Entschlossen­heit des neuen US-Präsi­den­ten“ vom die schi­itis­chen Houthi unter­stützen­den Iran ges­teuert wurde und eigentlich ein US-Kriegss­chiff tre­f­fen sollte. Der Iran habe dazu Seeziel-FK geliefert, die Houthi dann aber das Ziel ver­wech­selt. Die USA sollen für ihre in der Region operieren­den Ein­heit­en nun an eine Ver­schär­fung der „Rules of Engage­ment“ denken.

IRAN: Vor Kon­flik­tver­schär­fung mit den USA?
Am 29. Jan­u­ar führte der Iran einen Testschuss mit ein­er bal­li­tis­chen Mit­tel­streck­en­rakete durch. Der Flugkör­p­er flog über dem Iran etwas mehr als 800km weit, explodierte dann aber beim Wiedere­in­tritt in die Atmo­sphäre. Auch wenn der Iran behauptet, die Rakete solle keinen nuk­learen Sprengkopf tra­gen, ver­stößt der Test offen­bar gegen eine Res­o­lu­tion des US Sicher­heit­srates, die dem Land bere­its „jegliche Aktiv­ität“ mit bal­lis­tis­chen Flugkör­pern ver­bi­etet, die „geeignet“ seien, einen nuk­learen Gefecht­skopf zu tra­gen. Der UN Sicher­heit­srat wird sich denn auch mit dem aktuellen Test befassen. Die neue US-Regierung hat den Iran öffentlich und ulti­ma­tiv vor weit­eren Ver­stößen gewarnt („offi­cial­ly put on notice“) und am 3. Feb­ru­ar neue Sank­tio­nen ver­hängt. Der Iran zeigt sich über das „sinnlose Gerede“ unbeein­druckt und will sein Raketen­pro­gramm fortsetzen.

US CENTCOM: Übung im Per­sis­chen Golf
Am 31. Jan­u­ar begann im zen­tralen Per­sis­chen Golf vor Bahrain die vom US Cen­tral Command/ 5th Fleet geführte und von der Task Force 50 durchge­führte, dre­itägige multi­na­tionale Marineübung „Uni­fied Tri­dent“. See­be­fehlshaber der TF 50 ist zurzeit ein auf dem britis­chen Hub­schrauberträger „Ocean“ eingeschiffter Com­modore der Roy­al Navy. An der Übung nah­men ins­ge­samt 17 Schiffe/Boote sowie zahlre­iche Luft­fahrzeuge der britis­chen, franzö­sis­chen, aus­tralis­chen und US-amerikanis­chen Marine teil. Namentlich genan­nt wur­den neben der „Ocean“ der britis­che Zer­stör­er „Dar­ing“, die aus­tralis­che Fre­gat­te „Arun­ta“, der franzö­sis­che Zer­stör­er „Forbin“ sowie die US-Zer­stör­er „Hop­per“ und „Mahan“. Hinzu kamen in Bahrain sta­tion­ierte Ein­heit­en (u.a. Minen­jagdboote) der Roy­al Navy und der US Navy.
Britis­che Tageszeitun­gen woll­ten in der Übung einen „simulierten Kon­flikt mit dem Iran“ erken­nen, was das US Cen­tral Com­mand und auch der britis­che Com­modore zurück­wiesen. Ziel der Übung sei eine Über­prü­fung der TF 50 hin­sichtlich ihrer Fähigkeit­en gewe­sen, sich gegen „kon­ven­tionelle und unkon­ven­tionelle Bedro­hun­gen“ zu behaupten. Einen „realen Hin­ter­grund“ habe es dabei nicht gegeben.

IRAN: Marine-Groß­manöver angekündigt
Im Iran kündigte Marinebe­fehlshaber RAdm Habi­bol­lah Say­yari das eigene „bish­er größte“ Marine­manöver „Velay­at 95“ an, das Mitte Feb­ru­ar begin­nen soll. Das Übungs­ge­bi­et werde sich von der Straße von Hor­mus über den Golf von Oman bis in den Golf von Aden und an den Südrand des Ara­bis­chen Meeres (10°N) erstreck­en. Der Per­sis­che Golf ist ausgenom­men. Er ist nicht zum Zuständigkeits­ge­bi­et der reg­ulären Marine, son­dern der Rev­o­lu­tion­s­gar­den (IRGC Pas­daran See).
Das gle­iche, riesige — und die oper­a­tiv­en Möglichkeit­en der iranis­chen Marine auch deut­lich über­steigende — Gebi­et war auch schon als Schau­platz von „Velay­at 94“ (Jan­u­ar 2016) genan­nt wor­den. Sicht­bare Übungsak­tiv­itäten waren damals aber auf den Golf von Oman und iranis­che Küstengewäss­er beschränkt geblieben; anzunehmen ist, dass die ent­fer­n­teren Seege­bi­ete nur in Stäben zur Darstel­lung ein­er großräu­mi­gen Lage (Basis-Szenario) dien­ten, wobei dort fahrende Han­delss­chiffe ver­mut­lich in die Lage­bilder­stel­lung einge­bun­den waren.

KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschrei­bung)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwick­lung. Den­noch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kernge­bi­eten seines „Kali­fats“ zurückgedrängt.

Der neue US-Präsi­dent Trump hat das Pen­ta­gon angewiesen, eine „neue Strate­gie für einen Sieg gegen IS in Syrien und Irak“ zu erar­beit­en und ihm bis Ende Feb­ru­ar vorzulegen.

Syrien – Irak: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (vor allem auch Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men zurzeit nur landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Per­sis­chen Golf im Ein­satz, aber die „George H.W. Bush“ Car­ri­er Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philip­pine Sea“ und „Hue City“, Zer­stör­er „Laboon“ und „Trux­tun“) ist auf dem Weg dor­thin, hat auch schon den Atlantik über­quert und das Mit­telmeer erre­icht. Die dänis­che Fre­gat­te „Peter Wille­moes“ soll sich dem Ver­band anschließen.

Im Per­sis­chen Golf operiert der amphibis­che Träger „Makin Island“ der US Navy. Dieser kön­nte vom nord­west­lichen Golf aus mit­ge­führte Kampf­flugzeuge AV-8B Har­ri­er des US Marine Corps in Luftschläge gegen IS im Irak einbringen.

Die Führung der Task Force 50 (TF 50) in Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ hat bis zum Ein­tr­e­f­fen der „George H.W. Bush“ der britis­che Com­modore Andrew Burns auf dem Hub­schrauberträger „Ocean“ der Roy­al Navy. Die im Per­sis­chen Golf operierende „Ocean“ kann zwar selb­st keine Kampf­flugzeuge ein­set­zen, aber mit ihren Führungs- und Fer­n­meldesys­te­men die Ein­sätze der landgestützt operieren­den Koali­tions­flugzeuge koordinieren.

Syrien: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und syrischen Oppo­si­tion­sre­bellen, die gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten” gel­ten. Nach wie vor erfol­gen viele rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte in Gebi­eten, in denen islamistis­che Milizen nicht aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen Islamis­ten im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (zugle­ich von den USA unter­stützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Rich­tung Irak abzudrängen.

Nach dem gemein­sam von Rus­s­land und der Türkei im Bürg­erkrieg aus­ge­han­del­ten Waf­fen­still­stand scheinen die Luft­waf­fen bei­der Staat­en der Bekämp­fung des IS nun aber ver­mehrt Pri­or­ität zu geben. Am 30, Jan­u­ar bom­bardierten erneut sechs in Rus­s­land ges­tartete rus­sis­che Fern­bomber Tu-23M3 Backfire‑C der rus­sis­chen Luft­waffe nach (vor­ab genehmigtem) Flug durch iranis­chen und irakischen Luftraum IS-Stel­lun­gen bei Deir-ez-Zor in Ost-Syrien.

BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung rus­sis­che Intervention)

Eine auf Ini­tia­tive von Rus­s­land und der Türkei mit mehreren Rebel­len­grup­pen vere­in­barte Waf­fen­ruhe wird offen­bar an vie­len Orten einge­hal­ten, auch wenn einige Oppo­si­tion­s­milizen und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra aus­geklam­mert bleiben.

Auf der Basis des jüng­sten Tre­f­fens in Astana (Kasach­stan) wollen sich die Kon­flik­t­parteien am 20. Feb­ru­ar in Genf zu neuen Gesprächen tre­f­fen, haben zu deren Zielset­zung allerd­ings teils völ­lig unter­schiedliche Vorstel­lun­gen. Kle­in­ster gemein­samer Nen­ner kön­nte eine Ver­längerung der Feuer­pause in einen formellen Waf­fen­still­stand wer­den. Einige Parteien sind weit­er­hin nicht bere­it, für eine poli­tis­che Lösung irgendwelche Kom­pro­misse einzuge­hen und Abstriche an eigene Forderun­gen zu machen. Auch Syriens Präsi­dent al-Assad set­zt nur halb­herzig auf eine poli­tis­che Lösung, favorisiert mit Blick auf tatkräftige Unter­stützung durch Rus­s­land, den Iran und die libane­sis­che His­bol­lah unverän­dert einen mil­itärischen Kurs.

Mar­itime Aspekte

Schwarzmeer­flot­ten-Zer­stör­er ‘Smetliviy’ (Foto: offz)Im östlichen Mit­telmeer operiert das Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeer­flotte geführten und rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste einge­set­zten Ver­band gehören zurzeit neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en nur der Zer­stör­er „Smetliviy“ und der Minen­such­er „Kovrovets“ (bei­de Schwarzmeerflotte).

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub der dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Nach Abschluss eines zwis­chen­staatlichen Abkom­men mit Syrien zur kün­fti­gen Nutzung der rus­sis­chen Liegen­schaften in der Marineba­sis Tar­tus (samt Erweiterung und infra­struk­turellem Aus­bau) haben sich die Trans­port­fahrten noch inten­siviert. Fast täglich passieren Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.

NORWEGEN

Die nor­wegis­che Regierung hat sich bei der Erneuerung der U‑Bootkomponente der nor­wegis­chen Marine für Deutsch­land als „strate­gis­ch­er Part­ner“ entschieden.

Mod­ernisierung der U‑Bootkomponente ste­ht seit Jahren auf dem Wun­schzettel der nor­wegis­chen Marine, deren sechs bei den deutschen früheren Thyssen Nord­seew­erken in Emden gebaut­en U‑Boote der ULA-Klasse (Typ 210) gut 25 Jahre in Dienst sind. Nach dem Scheit­ern eines mit Schwe­den und Däne­mark betriebe­nen Gemein­schaftsvorhabens („skan­di­navis­ches U‑Boot“ VIKING) beg­nügte man sich zunächst mit ein­er Lebensver­längerung der alten Boote, unter­suchte aber zugle­ich andere Optionen.

Eine 2007 ini­ti­ierte Studie kam zum Ergeb­nis, dass zur Wahrung mar­itimer Inter­essen und Umset­zung nationaler Konzepte auch langfristig eine U‑Bootkomponente unverzicht­bar sein würde. 2013 wurde die Beschaf­fung mit einem „Request for Infor­ma­tion“ inter­na­tion­al aus­geschrieben. Im Früh­jahr 2016 waren die Pro­jek­t­de­f­i­n­i­tion­sphase abgeschlossen und die Ange­bote mehrerer Her­steller gesichtet. Ern­sthaft in Betra­cht kamen nur die franzö­sis­che DCNS mit ein­er Vari­ante der SCOR­PENE-Klasse und die deutsche tkMS, die mit TYP 218 ein auch von Sin­ga­pur bestelltes Design mit außen­luftun­ab­hängigem Antrieb anbot.

Am 3. Feb­ru­ar fiel nun die (noch vom Par­la­ment zu bil­li­gende) Entschei­dung der Regierung für Deutsch­land als „strate­gis­ch­er Part­ner in der Beschaf­fung neuer U‑Boote“. Auf der Agen­da ste­ht zunächst ein­mal der Abschluss eines zwis­chen­staatlichen Abkom­mens; Detail­ver­hand­lun­gen mit der deutschen tkMS wird es erst danach geben. Ziel ist eine Auf­tragsver­gabe in 2019; sie würde den Zulauf der neuen U‑Boote zwis­chen 2025 und 2030 und damit einen weit­ge­hend naht­losen Ersatz der alten U‑Boote der ULA-Klasse ermöglichen. Ob die Nor­weger tat­säch­lich den 2013 von tkMS ange­bote­nen und auch für Sin­ga­pur gebaut­en U‑Bootstyp 218 bestellen wollen, ist noch nicht abschließend klar. In offiziellen Presseerk­lärun­gen ist vage von einem „Design auf der Basis des deutschen Typs 212“ die Rede. Mit­be­wer­ber DCNS zeigt sich von der Entschei­dung „ent­täuscht“. Mit der Fes­tle­gung auf Deutsch­land als strate­gis­ch­er Part­ner habe die nor­wegis­che Regierung in unfair­er Art und Weise „den Wet­tbe­werb been­det, bevor über­haupt eine Entschei­dung über den zu beschaf­fend­en U‑Bootstyp gefall­en sei“.

Bei der Entschei­dung geholfen hat sich­er auch die Zusage Deutsch­lands, bei Bestel­lung von vier U‑Booten durch Nor­we­gen selb­st auch noch zwei Boote des gle­ichen Typs für die Deutsche Marine zu beschaf­fen. Diese Typ­gle­ich­heit soll Basis für (kostensenk­ende) gemein­same Logis­tik, Aus­bil­dung, Koop­er­a­tion beim Betrieb der neuen U‑Boote und Indus­trie-Zusam­me­nar­beit bei Bau und später­er Wartung/Instandsetzung sein. Die franzö­sis­che DCNS kon­nte dies so nicht bieten; SCORPENE wer­den nur für den Export, nicht aber für die eigene franzö­sis­che Marine gebaut. Einige Beobachter sehen auch in der Ver­füg­barkeit des deutschen, weltweit ein­ma­li­gen U‑Bootgestützten Flu­gab­wehrsys­tems IDAS (Bekämp­fung von U‑Jagdflugzeugen und –hub­schraubern) einen Grund für die nor­wegis­che Entschei­dung. IDAS wird offen­bar auch schon auf dem nor­wegis­chen U‑Boot „Ure­dd“ (ULA-Klasse) erprobt.

RUSSLAND

Der Nord­flot­ten­ver­band um den Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“ hat nach seinem Mit­telmeere­in­satz die heimis­che Bar­entssee erre­icht, ist aber noch nicht im Heimat­stützpunkt Sewero­morsk eingelaufen.

Vor der Haustür“ ste­hen noch mehrtägige Übun­gen incl. Schießab­schnitte auf dem Pro­gramm. Zu weit­eren Inhal­ten äußert sich die rus­sis­che Marine bish­er eben­sowenig wie zu einem genauen Zeit­plan. Zulet­zt war das Ein­laufen des Ver­ban­des für den 9. Feb­ru­ar angekündigt; die Schiffe kön­nten damit noch einige Tage in See üben.

Der ursprünglich im Okto­ber 2016 mit dem Ver­band aus Sewero­morsk ins Mit­telmeer ver­legte, dann aber nicht mit zurück­gekehrte Zer­stör­er „Severo­morsk“ hat den Suezkanal passiert und ver­legt durch Rotes Meer und Ara­bis­ches Meer zunächst nach Pak­istan. Die rus­sis­che Marine hat dort seine Teil­nahme an der von der pak­istanis­chen Marine aus­gerichteten, mul­ti-nationalen Anti-Pira­terieübung „Aman 2017“ angekündigt.
‘Severo­morsk’ (Foto: shipspotting.com)
Diese Übung ist „im frühen Feb­ru­ar“ geplant; zu daran anschließen­den Absicht­en des Zer­stör­ers schweigt man sich bish­er aus. Schon im Dezem­ber war in eini­gen Inter­net­blogs allerd­ings vage die Rede gewe­sen von ein­er geplantes „Umrun­dung Afrikas“ durch einen rus­sis­chen Ver­band. Zu diesem kön­nten neben der „Severo­morsk“ der Flot­ten­tanker „Dub­na“ und der Bergeschlep­per „Altay“ gehören. Auch diese bei­den Schiffe waren ursprünglich Teil des „Kuznetsov“-Verbandes, haben mit diesem aber nicht aus dem Mit­telmeer zum Nord­flot­ten­bere­ich zurückverlegt.

RUSSLAND

Mit der „Pol­yarnaya Zvez­da“ (deutsch: Polarstern) hat der rus­sis­che See­gren­zschutz (FSB) das erste Schiff ein­er neuen, für die Ark­tis opti­mierten Klasse übernommen.

Angesichts zunehmender Bedeu­tung der Ark­tis hat­te der FSB schon in den frühen 2000-er Jahren Bedarf an größeren, für den Ein­satz in Polargewässern geeigneten Wach­schif­f­en angemeldet, kon­nte das Vorhaben aber erst nach gut zehn Jahren real­isieren. 2012 wurde bei der bin­nen­ländis­chen Zelen­odol­sk Werft in Kazan mit dem Bau des Typ­schiffes der OKEAN-Klasse (Pro­jekt 22100) begonnen. Im Mai 2014 lief die „Pol­yarnaya Zvez­da“ dort vom Stapel und ver­legte nach Endaus­rüs­tung ein Jahr später über Inlandswasser­wege nach Kro­n­sh­tadt in die Ost­see. Im Finnbusen begann der Neubau dann im Okto­ber 2015 seine Erprobun­gen und wurde Ende 2016 formell vom FSB über­nom­men. Kurz nach dem Jahreswech­sel machte sich die „Pol­yarnaya Zvez­da“ auf die Über­führungs­fahrt zum kün­fti­gen Heimath­afen Mur­man­sk, wo sie am 29. Jan­u­ar begrüßt wurde.

Mit ein­er Ver­drän­gung von 3.200 ts (93m) gehört das neue Wach­schiff zu den größten Ein­heit­en des FSB, wird auf jeden Fall aber als das zurzeit „leis­tungs­fähig­ste“ beze­ich­net. Bei ein­er Seeaus­dauer von 60 Tagen soll es eine oper­a­tive Reich­weite von 12.000sm haben. Ein eisver­stärk­ter Rumpf erlaubt Fahrten in 1,5m dick­em Eis und damit nicht nur in den Som­mer­monat­en Ein­satz auf dem „Nördlichen Seeweg“. Ein diesel-elek­trisch­er Hybrid-Antrieb soll vor allem bei Langsam­fahrt (nur mit elek­trischem Strom) Kraft­stoff sparen. Haupt­waf­fen­sys­tem ist ein 76-mm-Geschütz. Hangar und Flugdeck erlauben per­ma­nente Ein­schif­fung und Flug­be­trieb eines Hub­schraubers Helix

Die neuen Schiffe der OKEAN-Klasse sollen beim FSB zwis­chen 30 und 40 Jahre alte große Wach­schiffe der KRIVAK-III- und der SUSANIN-Klasse erset­zen. Wie viele Ein­heit­en der FSB erhal­ten soll, ist derzeit noch offen. Mitte 2015 wurde zunächst ein­mal der Bau von zwei weit­eren Schif­f­en aus­geschrieben, die 2019 zulaufen sollen.

TÜRKEI

Am 28. Jan­u­ar hat die türkische Marine ihr neues U‑Boot-Ret­tungss­chiff „Alem­dar“ feier­lich in Dienst gestellt.

2010 hat­te die türkische Rüs­tungs­be­hörde mit örtlichen Werften erste Ver­hand­lun­gen über den Bau eines neuen U‑Bootrettungsschiffes begonnen. Einziges der­ar­tiges Schiff der türkischen Marine war damals die gebraucht von der US Navy über­nommene „Akin“; sie stammte noch aus der Zeit des 2. Weltkrieges, und angesichts des Aus­baus der türkischen U‑Bootflottille war ihr Ersatz durch einen mod­er­nen, leis­tungs­fähi­gen Neubau lange über­fäl­lig. Nach dem Unter­gang der rus­sis­chen „Kursk“ (2000) deut­lich inten­sivierte inter­na­tionale Koop­er­a­tion bei U‑Boot-Ret­tung mag die Türkei zusät­zlich bewogen haben, hier nach einem mod­er­nen, inter­na­tionale Ver­gle­iche nicht scheuen­den Ersatz zu suchen.

2011 erhielt Istan­bul Ship­yards den Auf­trag, auf sein­er Werft in Tuzla ein 91‑m Sub­ma­rine Res­cue Moth­er Ship — kurz: MOSHIP — zu bauen. 2015 wurde der Rumpf der „Alem­dar“ in Tuzla zu Wass­er gelassen, aber die Endaus­rüs­tung benötigte noch etwas Zeit. im Sep­tem­ber 2016 kon­nte der Neubau schließlich Erprobun­gen und Abnah­me­fahrten begin­nen, dann aber auch sehr zügig erfol­gre­ich abschließen. Die Indi­en­st­stel­lung des „mod­ern­sten U‑Bootrettungsschiffes im östlichen Mit­telmeer“ war eigentlich schon am 14. Jan­u­ar geplant, musste dann aber wegen „Ter­min­prob­le­men hochrangiger Ehrengäste“ um zwei Wochen ver­schoben werden.

Die „Alem­dar“ soll bis See­gang 6 uneingeschränkt operieren kön­nen. Hochau­flösende, mod­ern­ste Sonarg­eräte erlauben effek­tive Suche nach einem havari­erten U‑Boot, und ein voll automa­tisiertes Dynam­ic Posi­tion­ing Sys­tem hält das Schiff dann bei ein­er Bergung­sop­er­a­tion exakt in Posi­tion. Über einen 35‑t Kran am Heck wird ein bis zu 600m tief ein­set­zbares U‑Bootrettungssystem in die Tiefe gelassen, das an (NATO-) stan­dar­d­isierte U‑Bootluken andock­en und Besatzun­gen übernehmen kann. Ein­mal an der Ober­fläche, kön­nen bis zu 32 Evakuierte über eine weit­eres Andocksys­tem ohne jeglichen Druck­ver­lust in eine Dop­pel­druck­kam­mer umsteigen und in dieser  zur weit­eren Behand­lung an Land gebracht wer­den. Natür­lich befind­et sich auch an Bord selb­st ein kleines, aber leis­tungs­fähiges Hos­pi­tal. Eine Lan­de­plat­tform für einen mit­tleren Hub­schrauber ermöglicht schließlich auch den Luft­trans­port geretteter Personen.

Natür­lich soll die „Alem­dar“ nun nicht nur weit­ge­hend untätig im Hafen liegen und dort auf den Ein­satz in einem – hof­fentlich nie kom­menden – Not­fall warten oder gele­gentliche Übun­gen absolvieren. Im rou­tinemäßi­gen Flot­ten­be­trieb soll sie auch für jede Art von Unter­wasser­auf­gaben einge­set­zt wer­den: von der Unter­stützung von Tauch­ern bei Unter­wasser­ar­beit­en bis hin zur Meeresbodenvermessung.

USA
Wieder ein­mal hat die US Navy eine human­itäre Ein­satz­fahrt nach Lateinameri­ka begonnen.

Bei der diesjähri­gen Oper­a­tion „Con­tin­u­ing Promise“ (CP-17) kommt im Gegen­satz zu früheren Ein­sätzen dieser Serie erst­mals kein Hos­pi­talschiff zum Ein­satz. Dies­mal stützt sich die US Navy auf ihren vom Mil­i­tary Sealift Com­mand betriebe­nen Hochgeschwindigkeits-Kata­ma­ran (Expe­di­tionary Fast Trans­port ves­sel – EPF) „Spear­head“ ab.

Dieser bietet natür­lich nicht die gle­ichen Kapaz­itäten wie z.B. das große Hos­pi­talschiff „Com­fort“, das 2015 im Rah­men von CP-15 mehr als 130.000 Patien­ten ver­sorgt hat­te. Aber auch die „Spear­head“ ist mit einem mod­u­lar eingerüsteten Bor­d­hos­pi­tal und con­tainer­isierten, schnell aufzubauen­den Lan­dan­la­gen gut vor­bere­it­et, von ambu­lanten Behand­lun­gen bis zu Oper­a­tio­nen ein bre­ites Spek­trum medi­zinis­ch­er Leis­tun­gen abzudeck­en. Im Gegen­satz zu früheren „Con­tin­u­ing Promise“ soll ihr Ein­satz auch nur knapp drei Monate dauern und nur drei „Mis­sion-Stopps“ bein­hal­ten (früher 5–6 Monate mit deut­lich mehr besucht­en Ländern).

Erstes Ziel bei CP-17 ist Puer­to Bar­rios (Guatemala), wo die „Spear­head“ am 30. Jan­u­ar ein­lief. Danach ste­hen noch Besuche in Hon­duras und Kolumbi­en auf dem Pro­gramm, bevor das Schiff schon im April wieder im Heimath­afen zurück­er­wartet wird. Bei jedem der drei „Mis­sion Stopps“ wird die „Spear­head“ 9 bis 14 Tage im Hafen oder vor der Küste ankernd und in kurzfristig an Land aufzubauen­den mobilen Ein­rich­tun­gen der ort­san­säs­si­gen zivilen Bevölkerung kosten­lose medi­zinis­che Ver­sorgung brin­gen – von ver­schrei­bungspflichti­gen Medika­menten über ambu­lante Zahn­be­hand­lung bis hin zu Oper­a­tio­nen und auch Vet­er­inärmedi­zin. Ärzte und medi­zinis­ches Per­son­al zivil­er Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen haben wie üblich die Stammbe­satzung auch für diesen Ein­satz verstärkt.

Human­i­tar­i­an and Civic Assis­tance Mis­sions” wie „Con­tin­u­ing Promise“ in Lateinameri­ka und das Gegen­stück „Pacif­ic Part­ner­ship“ im Pazifik/Südostasien sollen das poli­tis­che Inter­esse der USA an den Regio­nen und die Selb­stverpflich­tung der US-Navy zur Unter­stützung der besucht­en Län­der unter­stre­ichen. Ger­ade der abseits üblich­er mil­itärisch­er Aus­bil­dung­sun­ter­stützung und Rüs­tung­shil­fe stat­tfind­en­den human­itären Hil­fe (medi­zinis­chen Betreu­ung) der zivilen Bevölkerung wird dabei eine ganz beson­dere Bedeu­tung beigemessen.