Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten ist vorrangig vom Bürgerkrieg in Syrien und von der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Irak und Syrien bestimmt. Daneben gibt es aber natürlich auch Meldungen zu anderen regionalen Themenbereichen, die zunächst betrachtet werden sollen.
JEMEN: Special Forces Einsatz und Angriff auf Kriegsschiff
Am 28. Januar griffen Kampfschwimmer (SEALs) der US Navy gemeinsam mit Special Forces der Vereinigten Arabischen Emirate im jemenitischen Inland eine Basis der Terrororganisation al-Kaida an – die erste, vom neuen US-Präsidenten Trump autorisierte (aber schon vor dessen Amtsantritt geplante) derartige Operation. Ein SEAL wurde bei einem sich entwickelnden heftigen Feuergefecht getötet, drei weitere verletzt. 14 Terroristen, darunter der Anführer, sollen ebenfalls getötet und zahlreiche wichtige Unterlagen (Laptop Computer) erbeutet worden sein. Inzwischen mehren sich Berichte, dass auch mehr als 20 Zivilisten ums Leben kamen. Am Rande der Operation kam es zu einem Zwischenfall, als ein die Aktion unterstützendes Schwenkrotorflugzeug MV-22 Osprey des US Marine Corps bei der im Einsatzgebiet Landung zu Bruch ging und – unfähig zum Rückflug – an Ort und Stelle durch einen Jagdbomber zerstört werden musste.
Zwei Tage später griffen jemenitische Houthi-Rebellen im südlichen Roten Meer eine vor dem Hafen von Hodeidah patrouillierende saudi-arabische Fregatte der MADINAH-Klasse an. Die saudi-arabische Marine spricht von einem Selbstmordangriff durch drei mit Sprengstoff gefüllte, kleine Boote, von denen zwei rechtzeitig versenkt werden konnten. Während die Houthi Beschuss mit Seeziel-FK behaupten, zeigt ein saudisches Video den Aufprall des dritten Sprengbootes.
Die Fregatte wurde am Heck getroffen. Offiziellen saudischen Angaben wurden zwei saudische Seeleute getötet und drei weitere verletzt. Zum Schadensumfang auf der Fregatte gibt es widersprüchliche Darstellungen. Saudi-Arabien erklärte, ein entstandenes Feuer sei schnell gelöscht worden und die Fregatte habe sogar sofort ihren Einsatz fortsetzen können. Andererseits soll die US Navy Hilfe für das „geschlagene Schiff“ angeboten haben. Einen Tag nach dem Angriff berichteten Medien von „mindestens fünf Toten und elf Verletzten“.
Es gibt Vermutungen, nach denen der Angriff „als Test der Entschlossenheit des neuen US-Präsidenten“ vom die schiitischen Houthi unterstützenden Iran gesteuert wurde und eigentlich ein US-Kriegsschiff treffen sollte. Der Iran habe dazu Seeziel-FK geliefert, die Houthi dann aber das Ziel verwechselt. Die USA sollen für ihre in der Region operierenden Einheiten nun an eine Verschärfung der „Rules of Engagement“ denken.
IRAN: Vor Konfliktverschärfung mit den USA?
Am 29. Januar führte der Iran einen Testschuss mit einer ballitischen Mittelstreckenrakete durch. Der Flugkörper flog über dem Iran etwas mehr als 800km weit, explodierte dann aber beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. Auch wenn der Iran behauptet, die Rakete solle keinen nuklearen Sprengkopf tragen, verstößt der Test offenbar gegen eine Resolution des US Sicherheitsrates, die dem Land bereits „jegliche Aktivität“ mit ballistischen Flugkörpern verbietet, die „geeignet“ seien, einen nuklearen Gefechtskopf zu tragen. Der UN Sicherheitsrat wird sich denn auch mit dem aktuellen Test befassen. Die neue US-Regierung hat den Iran öffentlich und ultimativ vor weiteren Verstößen gewarnt („officially put on notice“) und am 3. Februar neue Sanktionen verhängt. Der Iran zeigt sich über das „sinnlose Gerede“ unbeeindruckt und will sein Raketenprogramm fortsetzen.
US CENTCOM: Übung im Persischen Golf
Am 31. Januar begann im zentralen Persischen Golf vor Bahrain die vom US Central Command/ 5th Fleet geführte und von der Task Force 50 durchgeführte, dreitägige multinationale Marineübung „Unified Trident“. Seebefehlshaber der TF 50 ist zurzeit ein auf dem britischen Hubschrauberträger „Ocean“ eingeschiffter Commodore der Royal Navy. An der Übung nahmen insgesamt 17 Schiffe/Boote sowie zahlreiche Luftfahrzeuge der britischen, französischen, australischen und US-amerikanischen Marine teil. Namentlich genannt wurden neben der „Ocean“ der britische Zerstörer „Daring“, die australische Fregatte „Arunta“, der französische Zerstörer „Forbin“ sowie die US-Zerstörer „Hopper“ und „Mahan“. Hinzu kamen in Bahrain stationierte Einheiten (u.a. Minenjagdboote) der Royal Navy und der US Navy.
Britische Tageszeitungen wollten in der Übung einen „simulierten Konflikt mit dem Iran“ erkennen, was das US Central Command und auch der britische Commodore zurückwiesen. Ziel der Übung sei eine Überprüfung der TF 50 hinsichtlich ihrer Fähigkeiten gewesen, sich gegen „konventionelle und unkonventionelle Bedrohungen“ zu behaupten. Einen „realen Hintergrund“ habe es dabei nicht gegeben.
IRAN: Marine-Großmanöver angekündigt
Im Iran kündigte Marinebefehlshaber RAdm Habibollah Sayyari das eigene „bisher größte“ Marinemanöver „Velayat 95“ an, das Mitte Februar beginnen soll. Das Übungsgebiet werde sich von der Straße von Hormus über den Golf von Oman bis in den Golf von Aden und an den Südrand des Arabischen Meeres (10°N) erstrecken. Der Persische Golf ist ausgenommen. Er ist nicht zum Zuständigkeitsgebiet der regulären Marine, sondern der Revolutionsgarden (IRGC Pasdaran See).
Das gleiche, riesige — und die operativen Möglichkeiten der iranischen Marine auch deutlich übersteigende — Gebiet war auch schon als Schauplatz von „Velayat 94“ (Januar 2016) genannt worden. Sichtbare Übungsaktivitäten waren damals aber auf den Golf von Oman und iranische Küstengewässer beschränkt geblieben; anzunehmen ist, dass die entfernteren Seegebiete nur in Stäben zur Darstellung einer großräumigen Lage (Basis-Szenario) dienten, wobei dort fahrende Handelsschiffe vermutlich in die Lagebilderstellung eingebunden waren.
KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung. Dennoch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kerngebieten seines „Kalifats“ zurückgedrängt.
Der neue US-Präsident Trump hat das Pentagon angewiesen, eine „neue Strategie für einen Sieg gegen IS in Syrien und Irak“ zu erarbeiten und ihm bis Ende Februar vorzulegen.
Syrien – Irak: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (vor allem auch Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen zurzeit nur landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Persischen Golf im Einsatz, aber die „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philippine Sea“ und „Hue City“, Zerstörer „Laboon“ und „Truxtun“) ist auf dem Weg dorthin, hat auch schon den Atlantik überquert und das Mittelmeer erreicht. Die dänische Fregatte „Peter Willemoes“ soll sich dem Verband anschließen.
Im Persischen Golf operiert der amphibische Träger „Makin Island“ der US Navy. Dieser könnte vom nordwestlichen Golf aus mitgeführte Kampfflugzeuge AV-8B Harrier des US Marine Corps in Luftschläge gegen IS im Irak einbringen.
Die Führung der Task Force 50 (TF 50) in Operation „Inherent Resolve“ hat bis zum Eintreffen der „George H.W. Bush“ der britische Commodore Andrew Burns auf dem Hubschrauberträger „Ocean“ der Royal Navy. Die im Persischen Golf operierende „Ocean“ kann zwar selbst keine Kampfflugzeuge einsetzen, aber mit ihren Führungs- und Fernmeldesystemen die Einsätze der landgestützt operierenden Koalitionsflugzeuge koordinieren.
Syrien: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen Unterschied zwischen Islamisten und syrischen Oppositionsrebellen, die gleichermaßen als “Terroristen” gelten. Nach wie vor erfolgen viele russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte in Gebieten, in denen islamistische Milizen nicht aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen Islamisten im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (zugleich von den USA unterstützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Richtung Irak abzudrängen.
Nach dem gemeinsam von Russland und der Türkei im Bürgerkrieg ausgehandelten Waffenstillstand scheinen die Luftwaffen beider Staaten der Bekämpfung des IS nun aber vermehrt Priorität zu geben. Am 30, Januar bombardierten erneut sechs in Russland gestartete russische Fernbomber Tu-23M3 Backfire‑C der russischen Luftwaffe nach (vorab genehmigtem) Flug durch iranischen und irakischen Luftraum IS-Stellungen bei Deir-ez-Zor in Ost-Syrien.
BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung russische Intervention)
Eine auf Initiative von Russland und der Türkei mit mehreren Rebellengruppen vereinbarte Waffenruhe wird offenbar an vielen Orten eingehalten, auch wenn einige Oppositionsmilizen und islamistische Gruppen wie IS und al-Nusra ausgeklammert bleiben.
Auf der Basis des jüngsten Treffens in Astana (Kasachstan) wollen sich die Konfliktparteien am 20. Februar in Genf zu neuen Gesprächen treffen, haben zu deren Zielsetzung allerdings teils völlig unterschiedliche Vorstellungen. Kleinster gemeinsamer Nenner könnte eine Verlängerung der Feuerpause in einen formellen Waffenstillstand werden. Einige Parteien sind weiterhin nicht bereit, für eine politische Lösung irgendwelche Kompromisse einzugehen und Abstriche an eigene Forderungen zu machen. Auch Syriens Präsident al-Assad setzt nur halbherzig auf eine politische Lösung, favorisiert mit Blick auf tatkräftige Unterstützung durch Russland, den Iran und die libanesische Hisbollah unverändert einen militärischen Kurs.
Maritime Aspekte
Schwarzmeerflotten-Zerstörer ‘Smetliviy’ (Foto: offz)Im östlichen Mittelmeer operiert das Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeerflotte geführten und routinemäßig zwischen Zypern und der syrischen Küste eingesetzten Verband gehören zurzeit neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten nur der Zerstörer „Smetliviy“ und der Minensucher „Kovrovets“ (beide Schwarzmeerflotte).
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub der dort eingesetzten russischen Truppen an. Nach Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommen mit Syrien zur künftigen Nutzung der russischen Liegenschaften in der Marinebasis Tartus (samt Erweiterung und infrastrukturellem Ausbau) haben sich die Transportfahrten noch intensiviert. Fast täglich passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.
NORWEGEN
Die norwegische Regierung hat sich bei der Erneuerung der U‑Bootkomponente der norwegischen Marine für Deutschland als „strategischer Partner“ entschieden.
Modernisierung der U‑Bootkomponente steht seit Jahren auf dem Wunschzettel der norwegischen Marine, deren sechs bei den deutschen früheren Thyssen Nordseewerken in Emden gebauten U‑Boote der ULA-Klasse (Typ 210) gut 25 Jahre in Dienst sind. Nach dem Scheitern eines mit Schweden und Dänemark betriebenen Gemeinschaftsvorhabens („skandinavisches U‑Boot“ VIKING) begnügte man sich zunächst mit einer Lebensverlängerung der alten Boote, untersuchte aber zugleich andere Optionen.
Eine 2007 initiierte Studie kam zum Ergebnis, dass zur Wahrung maritimer Interessen und Umsetzung nationaler Konzepte auch langfristig eine U‑Bootkomponente unverzichtbar sein würde. 2013 wurde die Beschaffung mit einem „Request for Information“ international ausgeschrieben. Im Frühjahr 2016 waren die Projektdefinitionsphase abgeschlossen und die Angebote mehrerer Hersteller gesichtet. Ernsthaft in Betracht kamen nur die französische DCNS mit einer Variante der SCORPENE-Klasse und die deutsche tkMS, die mit TYP 218 ein auch von Singapur bestelltes Design mit außenluftunabhängigem Antrieb anbot.
Am 3. Februar fiel nun die (noch vom Parlament zu billigende) Entscheidung der Regierung für Deutschland als „strategischer Partner in der Beschaffung neuer U‑Boote“. Auf der Agenda steht zunächst einmal der Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommens; Detailverhandlungen mit der deutschen tkMS wird es erst danach geben. Ziel ist eine Auftragsvergabe in 2019; sie würde den Zulauf der neuen U‑Boote zwischen 2025 und 2030 und damit einen weitgehend nahtlosen Ersatz der alten U‑Boote der ULA-Klasse ermöglichen. Ob die Norweger tatsächlich den 2013 von tkMS angebotenen und auch für Singapur gebauten U‑Bootstyp 218 bestellen wollen, ist noch nicht abschließend klar. In offiziellen Presseerklärungen ist vage von einem „Design auf der Basis des deutschen Typs 212“ die Rede. Mitbewerber DCNS zeigt sich von der Entscheidung „enttäuscht“. Mit der Festlegung auf Deutschland als strategischer Partner habe die norwegische Regierung in unfairer Art und Weise „den Wettbewerb beendet, bevor überhaupt eine Entscheidung über den zu beschaffenden U‑Bootstyp gefallen sei“.
Bei der Entscheidung geholfen hat sicher auch die Zusage Deutschlands, bei Bestellung von vier U‑Booten durch Norwegen selbst auch noch zwei Boote des gleichen Typs für die Deutsche Marine zu beschaffen. Diese Typgleichheit soll Basis für (kostensenkende) gemeinsame Logistik, Ausbildung, Kooperation beim Betrieb der neuen U‑Boote und Industrie-Zusammenarbeit bei Bau und späterer Wartung/Instandsetzung sein. Die französische DCNS konnte dies so nicht bieten; SCORPENE werden nur für den Export, nicht aber für die eigene französische Marine gebaut. Einige Beobachter sehen auch in der Verfügbarkeit des deutschen, weltweit einmaligen U‑Bootgestützten Flugabwehrsystems IDAS (Bekämpfung von U‑Jagdflugzeugen und –hubschraubern) einen Grund für die norwegische Entscheidung. IDAS wird offenbar auch schon auf dem norwegischen U‑Boot „Uredd“ (ULA-Klasse) erprobt.
RUSSLAND
Der Nordflottenverband um den Flugzeugträger „Admiral Kuznetsov“ hat nach seinem Mittelmeereinsatz die heimische Barentssee erreicht, ist aber noch nicht im Heimatstützpunkt Seweromorsk eingelaufen.
„Vor der Haustür“ stehen noch mehrtägige Übungen incl. Schießabschnitte auf dem Programm. Zu weiteren Inhalten äußert sich die russische Marine bisher ebensowenig wie zu einem genauen Zeitplan. Zuletzt war das Einlaufen des Verbandes für den 9. Februar angekündigt; die Schiffe könnten damit noch einige Tage in See üben.
Der ursprünglich im Oktober 2016 mit dem Verband aus Seweromorsk ins Mittelmeer verlegte, dann aber nicht mit zurückgekehrte Zerstörer „Severomorsk“ hat den Suezkanal passiert und verlegt durch Rotes Meer und Arabisches Meer zunächst nach Pakistan. Die russische Marine hat dort seine Teilnahme an der von der pakistanischen Marine ausgerichteten, multi-nationalen Anti-Piraterieübung „Aman 2017“ angekündigt.
‘Severomorsk’ (Foto: shipspotting.com)
Diese Übung ist „im frühen Februar“ geplant; zu daran anschließenden Absichten des Zerstörers schweigt man sich bisher aus. Schon im Dezember war in einigen Internetblogs allerdings vage die Rede gewesen von einer geplantes „Umrundung Afrikas“ durch einen russischen Verband. Zu diesem könnten neben der „Severomorsk“ der Flottentanker „Dubna“ und der Bergeschlepper „Altay“ gehören. Auch diese beiden Schiffe waren ursprünglich Teil des „Kuznetsov“-Verbandes, haben mit diesem aber nicht aus dem Mittelmeer zum Nordflottenbereich zurückverlegt.
RUSSLAND
Mit der „Polyarnaya Zvezda“ (deutsch: Polarstern) hat der russische Seegrenzschutz (FSB) das erste Schiff einer neuen, für die Arktis optimierten Klasse übernommen.
Angesichts zunehmender Bedeutung der Arktis hatte der FSB schon in den frühen 2000-er Jahren Bedarf an größeren, für den Einsatz in Polargewässern geeigneten Wachschiffen angemeldet, konnte das Vorhaben aber erst nach gut zehn Jahren realisieren. 2012 wurde bei der binnenländischen Zelenodolsk Werft in Kazan mit dem Bau des Typschiffes der OKEAN-Klasse (Projekt 22100) begonnen. Im Mai 2014 lief die „Polyarnaya Zvezda“ dort vom Stapel und verlegte nach Endausrüstung ein Jahr später über Inlandswasserwege nach Kronshtadt in die Ostsee. Im Finnbusen begann der Neubau dann im Oktober 2015 seine Erprobungen und wurde Ende 2016 formell vom FSB übernommen. Kurz nach dem Jahreswechsel machte sich die „Polyarnaya Zvezda“ auf die Überführungsfahrt zum künftigen Heimathafen Murmansk, wo sie am 29. Januar begrüßt wurde.
Mit einer Verdrängung von 3.200 ts (93m) gehört das neue Wachschiff zu den größten Einheiten des FSB, wird auf jeden Fall aber als das zurzeit „leistungsfähigste“ bezeichnet. Bei einer Seeausdauer von 60 Tagen soll es eine operative Reichweite von 12.000sm haben. Ein eisverstärkter Rumpf erlaubt Fahrten in 1,5m dickem Eis und damit nicht nur in den Sommermonaten Einsatz auf dem „Nördlichen Seeweg“. Ein diesel-elektrischer Hybrid-Antrieb soll vor allem bei Langsamfahrt (nur mit elektrischem Strom) Kraftstoff sparen. Hauptwaffensystem ist ein 76-mm-Geschütz. Hangar und Flugdeck erlauben permanente Einschiffung und Flugbetrieb eines Hubschraubers Helix
Die neuen Schiffe der OKEAN-Klasse sollen beim FSB zwischen 30 und 40 Jahre alte große Wachschiffe der KRIVAK-III- und der SUSANIN-Klasse ersetzen. Wie viele Einheiten der FSB erhalten soll, ist derzeit noch offen. Mitte 2015 wurde zunächst einmal der Bau von zwei weiteren Schiffen ausgeschrieben, die 2019 zulaufen sollen.
TÜRKEI
Am 28. Januar hat die türkische Marine ihr neues U‑Boot-Rettungsschiff „Alemdar“ feierlich in Dienst gestellt.
2010 hatte die türkische Rüstungsbehörde mit örtlichen Werften erste Verhandlungen über den Bau eines neuen U‑Bootrettungsschiffes begonnen. Einziges derartiges Schiff der türkischen Marine war damals die gebraucht von der US Navy übernommene „Akin“; sie stammte noch aus der Zeit des 2. Weltkrieges, und angesichts des Ausbaus der türkischen U‑Bootflottille war ihr Ersatz durch einen modernen, leistungsfähigen Neubau lange überfällig. Nach dem Untergang der russischen „Kursk“ (2000) deutlich intensivierte internationale Kooperation bei U‑Boot-Rettung mag die Türkei zusätzlich bewogen haben, hier nach einem modernen, internationale Vergleiche nicht scheuenden Ersatz zu suchen.
2011 erhielt Istanbul Shipyards den Auftrag, auf seiner Werft in Tuzla ein 91‑m Submarine Rescue Mother Ship — kurz: MOSHIP — zu bauen. 2015 wurde der Rumpf der „Alemdar“ in Tuzla zu Wasser gelassen, aber die Endausrüstung benötigte noch etwas Zeit. im September 2016 konnte der Neubau schließlich Erprobungen und Abnahmefahrten beginnen, dann aber auch sehr zügig erfolgreich abschließen. Die Indienststellung des „modernsten U‑Bootrettungsschiffes im östlichen Mittelmeer“ war eigentlich schon am 14. Januar geplant, musste dann aber wegen „Terminproblemen hochrangiger Ehrengäste“ um zwei Wochen verschoben werden.
Die „Alemdar“ soll bis Seegang 6 uneingeschränkt operieren können. Hochauflösende, modernste Sonargeräte erlauben effektive Suche nach einem havarierten U‑Boot, und ein voll automatisiertes Dynamic Positioning System hält das Schiff dann bei einer Bergungsoperation exakt in Position. Über einen 35‑t Kran am Heck wird ein bis zu 600m tief einsetzbares U‑Bootrettungssystem in die Tiefe gelassen, das an (NATO-) standardisierte U‑Bootluken andocken und Besatzungen übernehmen kann. Einmal an der Oberfläche, können bis zu 32 Evakuierte über eine weiteres Andocksystem ohne jeglichen Druckverlust in eine Doppeldruckkammer umsteigen und in dieser zur weiteren Behandlung an Land gebracht werden. Natürlich befindet sich auch an Bord selbst ein kleines, aber leistungsfähiges Hospital. Eine Landeplattform für einen mittleren Hubschrauber ermöglicht schließlich auch den Lufttransport geretteter Personen.
Natürlich soll die „Alemdar“ nun nicht nur weitgehend untätig im Hafen liegen und dort auf den Einsatz in einem – hoffentlich nie kommenden – Notfall warten oder gelegentliche Übungen absolvieren. Im routinemäßigen Flottenbetrieb soll sie auch für jede Art von Unterwasseraufgaben eingesetzt werden: von der Unterstützung von Tauchern bei Unterwasserarbeiten bis hin zur Meeresbodenvermessung.
USA
Wieder einmal hat die US Navy eine humanitäre Einsatzfahrt nach Lateinamerika begonnen.
Bei der diesjährigen Operation „Continuing Promise“ (CP-17) kommt im Gegensatz zu früheren Einsätzen dieser Serie erstmals kein Hospitalschiff zum Einsatz. Diesmal stützt sich die US Navy auf ihren vom Military Sealift Command betriebenen Hochgeschwindigkeits-Katamaran (Expeditionary Fast Transport vessel – EPF) „Spearhead“ ab.
Dieser bietet natürlich nicht die gleichen Kapazitäten wie z.B. das große Hospitalschiff „Comfort“, das 2015 im Rahmen von CP-15 mehr als 130.000 Patienten versorgt hatte. Aber auch die „Spearhead“ ist mit einem modular eingerüsteten Bordhospital und containerisierten, schnell aufzubauenden Landanlagen gut vorbereitet, von ambulanten Behandlungen bis zu Operationen ein breites Spektrum medizinischer Leistungen abzudecken. Im Gegensatz zu früheren „Continuing Promise“ soll ihr Einsatz auch nur knapp drei Monate dauern und nur drei „Mission-Stopps“ beinhalten (früher 5–6 Monate mit deutlich mehr besuchten Ländern).
Erstes Ziel bei CP-17 ist Puerto Barrios (Guatemala), wo die „Spearhead“ am 30. Januar einlief. Danach stehen noch Besuche in Honduras und Kolumbien auf dem Programm, bevor das Schiff schon im April wieder im Heimathafen zurückerwartet wird. Bei jedem der drei „Mission Stopps“ wird die „Spearhead“ 9 bis 14 Tage im Hafen oder vor der Küste ankernd und in kurzfristig an Land aufzubauenden mobilen Einrichtungen der ortsansässigen zivilen Bevölkerung kostenlose medizinische Versorgung bringen – von verschreibungspflichtigen Medikamenten über ambulante Zahnbehandlung bis hin zu Operationen und auch Veterinärmedizin. Ärzte und medizinisches Personal ziviler Hilfsorganisationen haben wie üblich die Stammbesatzung auch für diesen Einsatz verstärkt.
„Humanitarian and Civic Assistance Missions” wie „Continuing Promise“ in Lateinamerika und das Gegenstück „Pacific Partnership“ im Pazifik/Südostasien sollen das politische Interesse der USA an den Regionen und die Selbstverpflichtung der US-Navy zur Unterstützung der besuchten Länder unterstreichen. Gerade der abseits üblicher militärischer Ausbildungsunterstützung und Rüstungshilfe stattfindenden humanitären Hilfe (medizinischen Betreuung) der zivilen Bevölkerung wird dabei eine ganz besondere Bedeutung beigemessen.