China wird in Asien zur geopolitischen Gegenmacht der USA. Auch das Verhältnis zwischen China und Indien ist nicht konfliktfrei. Beide Rivalen konkurrieren um Ressourcen und geostrategischen Einfluss am Indischen Ozean. Dort bestimmen brisante politische Krisen Eurasiens Peripherie.
Im Januar 2012 präsentierte Präsident Obama eine Neuausrichtung der US-Militärstrategie in Asien — einen Paradigmenwechsel in der US-Militärdoktrin und eine operative Akzentverschiebung vom Mittleren Osten nach Asien-Pazifik. Noch unter Bush II war eine globale Offensive gegen den transnationalen islamischen Terrorismus in das Zentrum der US-Auβenpolitik gerückt worden, die sich militärisch auf Kriegsschauplätze in Westasien konzentrierte und auf Kontrolle dortiger Ölvorkommen zielte. Obama hingegen leitete einen Abzug von US-Kampftruppen aus Irak und Afghanistan ein. Seine auβenpolitische Neuorientierung in den maritimen “Hinterhof” Chinas soll geostrategische Positionsverluste der USA im Westpazifik ausgleichen. Auβenministerin Hillary Clinton formulierte Amerikas Motive mit klaren Worten: “We are back!” (Wir sind wieder da!).
China als geopolitische Gegenmacht der USA
Mit der Integration in globalisierte Produktionsstrukturen gelang China ein rasanter wirtschaftlicher Aufstieg. Doch hat sein rohstoff- und energieverbrauchendes Entwicklungsmodell zugleich weltweit den Zugriff um knappe Ressourcen verschärft und China in Konflikte manövriert. In Südostasien heizen Chinas Souveränitätsansprüche um ressourcenreiche Inseln im Südchinesischen Meer die Rivalität mit seinen Nachbarn und den USA an. Im Westpazifik steuern USA und China auf eine Konfrontation zu. Eine Neubewertung Chinas als geopolitischer Akteur hatte Washington bereits vor Jahren vollzogen: galt China unter Präsident Clinton (1993–2001) noch als “strategischer Partner”, sah die Bush II-Regierung (2001–2009) China als “strategischen Rivalen”. Unter Obama ist diese Bewertung übernommen worden.
Indischer Ozean: Konfliktschauplatz der Zukunft?
Im Bewusstsein energiepolitischer Verwundbarkeit hat China die Sicherung seiner maritimen Versorgungs- wege von Afrika und dem Mittleren Osten quer durch den Indischen Ozean in seine Pazifikhäfen in Angriff genommen. Beijings “Perlenstrategie” an der Südflanke Eurasiens trägt dieser Einsicht Rechnung: durch Bau bzw. Nutzung von Hafenanlagen in Gwadar/Pakistan, Hambantota/Sri Lanka, Chittagong/Bangladesh und Sittwe/Myanmar. Jüngste Abkommen sichern China Anlaufstationen auf Mauritius, den Seychellen und Malediven. Auch Chinas Marine zeigt Präsenz. Als maritime Transitregion ist der Indische Ozean in den strategischen Fokus Chinas gerückt. In Neu-Delhi werden Chinas Aktivitäten vor der “Haustür” Indiens allerdings mit Unbehagen beobachtet.
Indien beansprucht eine Führungsrolle in Südasien und dem Indischen Ozean. Damit wird China als Gegenmacht Indiens wahrgenommen. Gegenseitiges Misstrauen und tiefsitzende Bedrohungsvorstellungen überschatten die Beziehungen beider Länder. Indiens Verhältnis zu China ist historisch belastet: durch einen Grenzkrieg im Himalaya 1962 und die umstrittene Markierung der gemeinsamen rd. 4.000 Kilometer langen Grenze. Beide Länder besitzen zudem Atomwaffen. Politische Beobachter glauben den Indischen Ozean als Konfliktschauplatz der Zukunft erkannt zu haben — nicht nur zwischen den Rivalen China und Indien.
Wirtschaftliche Bedeutung des Indischen Ozeans
Mit einer Gesamtfläche von rd. 70 Millionen Quadratkilometern ist der Indische Ozean nach Pazifik und Atlantik die Nummer drei unter den Weltmeeren. Seine geographische Lage an der südlichen Peripherie Eurasiens bestimmt dessen zentrale wirtschaftliche Bedeutung: er liegt im Schnittpunkt rohstoffreicher Küstenregionen und internationaler Seewege zwischen Rotem Meer, dem Arabischen Golf und dem Westpazifik.
Im Groβraum Indischer Ozean konzentrieren sich reichhaltige Rohstoffvorkommen. Fast 40 Prozent globaler Erdöl- und Gasvorkommen liegen küstennah im Arabischen Golf, dem Golf von Bengalen (Bangladesh, Myanmar) und vor Sumatra/Indonesien. Mineralische Rohstoffe in Südostasien: Zinnerze in Malaysia, Indonesien und Thailand. Kohle, Uranerze und Chrom sowie seltene Metalle (Tungsten, Thorium) in ostafrikanischen Anrainerstaaten. Im Gebiet zwischen Mauritius und Madagaskar liegen weiträumig Vorkommen metallhaltiger Knollen (Mangan, Nickel, Kupfer, Kobalt) auf dem Meeresboden.
Im Welthandel wurden Pazifik und Atlantik bereits vom Indischen Ozean überflügelt: ein Groβteil der Erdölexporte aus dem Mittleren Osten wird über dieses Meer abgewickelt. Wirtschaftliche Globalisierung hat zu einem Aufschwung transkontinentaler Seewege im Energie- und Rohstoffbereich geführt und die Entwicklung exportorientierter Küstenregionen und maritim angebundener Metropolen gefördert.
Geostrategische Dimension des Indischen Ozeans
Im Kontext seiner wirtschaftlichen Bedeutung ist der Indische Ozean in den vergangenen Jahrzehnten verstärkt in den Mittelpunkt des Wettstreits um politischen und militärischen Einfluss gerückt. Zunehmende Rivalität um Zugang zu Rohstoffen und Kontrolle von Transportrouten hat eine Militarisierung internationaler Seewege im Indischen Ozean ausgelöst. Drei maritime Verkehrskorridore gelten als strategische Knoten- punkte: Bab-el-Mandeb (Somalia/Jemen) mit Zugang zum Roten Meer und Suez-Kanal, Hormuz (Oman/ Iran) am Zugang zum Arabischen Golf und schlieβlich Malakka (Indonesien/Malaysia/Singapur) als schmale Meeresenge zum Pazifischen Ozean. Dort konzentriert sich militärische Präsenz insbesondere der USA.
Durch den Bau von Pipelines vom Kaspischen Meer durch Afghanistan zum Indischen Ozean wird auch das rohstoffreiche Zentralasien an Eurasiens Küsten angebunden. Doch geht es nicht allein um Rohstoffe und Transportrouten. Die ersten US-Raketenangriffe (Tomahawk-Marschflugkörper) auf Ziele in Afghanistan und Irak erfolgten von US-Kriegsschiffen, die im Arabischen Meer und dem Roten Meer stationiert waren. Die geostrategische Dimension des Indischen Ozeans wird damit eindrucksvoll unterstrichen: diese reicht weit über das Territorium seiner Anrainerstaaten hinaus bis tief in die Landmasse Eurasiens hinein.
Ein Groβraum politischer Instabilität
An den Küsten Ostafrikas und der Arabischen Halbinsel, vom Subkontinent Indien und dem Golf von Bengalen bis nach Indonesien und Australien reihen sich insgesamt 47 Nationalstaaten. Länder, die sich in ihrem Profil erheblich voneinander unterscheiden: in Ressourcenausstattung und wirtschaftlichem Entwick- lungsniveau, im politischen Herrschaftssystem und gesellschaftlicher Stabilität. Seit langem hat sich der Groβraum Indischer Ozean zu einer brisanten Krisenregion entwickelt. Labile politische Systeme und Machtstrukturen bestimmen insbesondere den Nahen und Mittleren Osten. Gewaltsame Proteste gegen arabische Diktatoren und eine politische Radikalisierung und zunehmende Militanz transnational operieren- der islamischer Gruppen (Taliban, Al-Qaida) sorgen in der Region für politische Instabilität.
Sozialer Sprengstoff auch in Südasien (Indien, Pakistan, Bangladesh): dort leben eine halbe Milliarde Menschen unter der Armutsgrenze. In Indiens Osten stehen Regionen weiträumig unter Kontrolle bewaffneter Maoisten, der weltweit zweitgrössten Guerilla-Armee nach den Taliban in Afghanistan. Pakistan bewegt sich am Rande des Staatszerfalls. Auf Sri Lanka waren Regierung und tamilische Sezessionisten jahrzehntelang in einen blutigen Konflikt verstrickt, der rd. 60.000 Menschenopfer forderte.
Am Horn von Afrika (Somalia/Jemen) überfallen somalische Piraten Container- und Tankschiffe. Somalia bleibt ohne staatliche Strukturen, der Jemen ist von innenpolitischen Konflikten zerrissen. Aktuell der Widerstand gegen arabische Diktatoren, dessen Funke von Nordafrika auf despotisch regierte Scheichtümer am Arabischen Golf überzuspringen droht. Schlieβlich die Islamische Republik Iran, deren Atomprogramm im Westen als Bedrohung empfunden wird und Israel zu einem Militärschlag veranlassen könnte.
Transnationale Terrornetzwerke beschränken sich nicht auf den Nahen und Mittleren Osten. Auch in Indonesien (Jama Islamya) und Thailand agieren religiös motivierte Bewegungen gewaltsam. Erdbeben und Tsunamis (Indonesien 2004, Japan 2011), Hochwasserkatastrophen (Pakistan 2010, Thailand 2011) und potentielle Auswirkungen des globalen Klimawandels auf dichtbevölkerte Küstenregionen in Südostasien und dem Bengalischen Golf werden von Politik und Militär als Sicherheitsrisiko wahrgenommen. Die Anrainer des Indischen Ozeans weisen ein hohes Maβ an sozialem und politischen Konfliktpotential auf. Auch Indien und China könnten im Indischen Ozean auf eine Konfrontation zusteuern.
Indien richtet sich strategisch neu aus
Wie ein Keil ragt die subkontinentale Landmasse Indiens in den Indischen Ozean hinein. Indiens Küsten sind länger als gemeinsame Landgrenzen mit den Nachbarn Pakistan, China, Nepal, Bhutan, Bangladesh und Myanmar. Trotzdem war Indien in seiner Geschichte stets eine Landmacht, sein Verhältnis zum Meer ambivalent — eine vernachlässigte Gröβe, die ab dem 15. Jahrhundert die koloniale Eroberung des Subkontinents erleichtern sollte. Kalapani — die “schwarzen Wasser” des Ozeans waren in Indien lange Zeit ein Synomym für etwas Böses. Das Meer galt als ein von dämonischen Kräften beherrschtes Element — dunkel und unberechenbar.
Indiens Feinde kamen stets vom Land und bewirkten ein tiefverwurzeltes Denken in kontinentalen Kategorien. Europas Kolonialmächte (Portugal, Holland, England) sorgten für Abwechslung und eroberten Indien von dessen maritimer Peripherie. Erst im 20. Jahrhundert wurde Indien wieder in Landkriege verwickelt: gegen Pakistan (1948, 1965, 1971) und China (1962), strategisches Denken und Militärdoktrin damit erneut landseitig ausgerichtet. Der indisch-chinesische Grenzkrieg von 1962 führte Indiens Eliten deutlich vor Augen: der Himalaya bietet keine unüberwindbare physische Schranke, keinen sicheren Schutz vor dem Nachbarn China.
Indiens Bedrohungsperzeptionen werden heute von der Furcht einer Einkreisung durch China bestimmt. Neu-Delhi steckt in einem Dilemma: Chinas Armee und Raketenstellungen stehen in Tibet, Chinas Marine zeigt Flagge im Indischen Ozean. Muss sich Indien auf einen Zweifrontenkrieg einstellen? Indiens Militärstrategen setzten traditionell landseitige Prioritäten: bei Armee und Luftwaffe, mit der Entwicklung von Atomwaffen. Erst der blutige Terroranschlag in der Finanzmetropole Mumbai (2008) offenbarte schlagartig Indiens fatale Unterschätzung maritimer Sicherheitsrisiken. Die Erkenntnis: Kriege werden künftig nicht in eisigen Himalayahöhen, sondern im Indischen Ozean ausgetragen! Die Konsequenz: ein Wandel im strategischen Denken und eine Neuausrichtung auf das Meer.
Indiens Zukunft liegt am Meer
Mit einer 7.000 Kilometer langen Küste, einem breiten Festlandssockel und einer groβen maritimen Wirtschaftszone mit küstennahen Erdölvorkommen liegt für Indien die Bedeutung des Indischen Ozeans auf der Hand bzw. auf dem Wasser. Ein Groβteil seiner Erdölimporte bezieht Indien aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (nach China Indiens Handelspartner Nummer zwei). Volumen: rd. 100 Milliarden US- Dollar (2010). Erdgas kommt aus Qatar, dem Iran und Malaysia. Die Golfstaaten sind eine bedeutende Zielregion indischer Kapitalinvestitionen. Dort arbeiten vier Millionen Inder, die 2010 rd. fünf Milliarden US- Dollar in ihr Heimatland überwiesen. Indiens dominierender Energieträger Kohle, mit einem Anteil von 50 Prozent am Energiemix, muss ebenfalls importiert werden: aus Australien, Indonesien, Südafrika und Mosambik. Der Indische Ozean wird damit für die aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien ebenfalls zu einer Transitregion von hoher strategischer Bedeutung.
Neue maritime Groβmacht China?
Auch China ist das Musterbeispiel einer Landmacht, dessen Denken kontinental ausgerichtet war — auf Angreifer aus Zentralasien. Die chinesische Mauer sollte als Schutzwall dienen. Maritime Expeditionen des Eunuchen-Admirals Zheng He an die Küsten des Indischen Ozeans waren im 15. Jahrhundert ein spektakuläres, gleichwohl zeitlich kurz bemessenes Intermezzo. Chinas Kaiser der Ming-Dynastie wählten eine introvertierte Machtpolitik und kehrten den Weltmeeren den Rücken zu. Der Verzicht auf eine schlagkräftige Marine sollte China im 19. Jahrhundert zum Verhängnis werden, zur Niederlage im “Opiumkrieg” (1839–42) gegen England führen und eine Phase demütigender kolonialer Unterwerfung einleiten.
Einen Paradigmenwechsel im strategischen Denken und dem konzeptionellen Zuschnitt seiner Militärdoktrin vollzog Chinas Elite erst lange nach Gründung der Volksrepublik. Chinas wirtschaftliche Liberalisierung führte zur Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen am Südchinesischen Meer. Integration in die Globali- sierung erforderte eine maritime Anbindung exportorientierter Industrieproduktion. Mit der Implosion der Sowjetunion (1990 ff.) entfiel zudem eine Bedrohung an Chinas Landgrenzen, die seit dem ideologischen Konflikt mit Moskau groβe Teile der chinesischen Landstreitkräfte gebunden hatte. Damit wurde der Weg frei für eine militärstrategische Neuausrichtung auf das Meer. Im Verteidigungsweiβbuch 2009 formulierte China erstmals explizit die geopolitische Bedeutung des Indischen Ozeans.
China fühlt sich auf den Weltmeeren nicht von Piraten bedroht, sondern durch die militärische Fähigkeit der USA, maritime Handelswege zu blockieren und China von lebenswichtigen Energieimporten abzuschneiden. Beijings Streben nach Erweiterung des Operationsgebietes der chinesischen Marine im Westpazifik hebt China in den Rang einer Regionalmacht. Doch erst maritime Präsenz und Machtprojektion Chinas auch im Indischen Ozean schaffen jene machtpolitischen Voraussetzungen, die eine Groβmacht auszeichnen. Damit wird China zur geopolitischen Gegenmacht der USA. Für manche politische Beobachter zeichnet sich in Asien deshalb zwangsläufig ein Konflikt zwischen beiden Mächten am Horizont ab.
Perspektiven einer neuen machtpolitischen Geometrie
In der Pentagon-Studie “Asia 2025” hat die Zukunft in Südasien und der Asien-Pazifik-Region bereits begonnen. An der US-Marine-Akademie “Naval War College” in Newport/Rhode Island wurden schon vor mehr als zehn Jahren diverse Konfliktszenarien in diesen beiden Groβräumen durchgespielt. Ein Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan wird nach Ansicht amerikanischer Strategieplaner einen Staatszerfall Pakistans zur Folge haben. Eine Konflikteskalation zwischen den USA und China um Taiwan endet in der Studie mit einer Überraschung: Indien und China verbünden sich gegen die USA und erzwingen Amerikas Rückzug aus dem Westpazifik und dem Indischem Ozean!
Eine internationale Ordnung, in der die USA ihre Weltmachtrolle zu teilen bereit sind, ist nicht in Sicht. Doch hat der Aufstieg von China und Indien zu einer Umstrukturierung der internationalen Arbeitsteilung geführt und eine Umverteilung transnationaler Investitionsströme und industrieller Produktion in den asiatisch- pazifischen Raum bewirkt. Ohne China und Indien, aber auch Russland, Brasilien und Südafrika lassen sich heute keine internationalen Probleme lösen. Mit der Herausbildung neuer wirtschaftlicher Machtpole wird eine globale Neukonfigurierung machtpolitischer Architektur unvermeidlich.
Chinas wirtschaftlicher Aufstieg hat auch ideologische Konflikte mit den USA ausgelöst: beide Länder konkurrieren mit unterschiedlichen Entwicklungsmodellen. Im Gegensatz zu neoliberalen Konzepten des Westens vertritt China ein staatszentriertes Entwicklungsmodell. China mischt sich in “traditionelle” Einflusszonen von USA und Westeuropa ein und bietet Eliten in der Dritten Welt attraktivere Angebote als der Westen mit Internationalem Währungsfond (IWF), Weltbank und Welthandelsorganisation (WTO): zinsgünstige Kredite und Entwicklungshilfe ohne politische Auflagen, zollfreien Zugang zum chinesischen Markt und Schuldenerlaβ. Washington wird herausgefordert: eine globale Durchsetzung des neoliberalen Paradigmas erfordert eine globale Führungsrolle der USA. Deshalb signalisiert Obamas neue Militärdoktrin Konfrontationsbereitschaft.
Der Indische Ozean bleibt auch in Zukunft eine Krisenregion
Als Groβraum rohstoffreicher Küstengebiete und Transitregion maritimer Transportwege liegt der Indische Ozean im Schnittpunkt rivalisierender Wirtschaftsinteressen und Machtprojektionen von USA, China und Indien. Eine Fixierung auf zwischenstaatliches Konfliktpotential zwischen diesen drei Akteuren verstellt leicht den Blick auf die brisanten innerstaatlichen Krisen der Anrainerstaaten am Indischen Ozean. Dort liegt ein ganzes Bündel von schwer beherrschbarem Konfliktpotential. Wirtschaftliches und soziales Entwicklungs- gefälle, gewaltsamer Widerstand gegen undemokratische Regime, Tendenzen einer Radikalisierung oppo- sitioneller (nicht nur islamischer) Bewegungen und politisch zunehmend selbstbewusste Mittelschichten setzen Asiens herrschende Eliten, insbesondere im Arabischen Raum und auf dem Subkontinent Indien unter Druck. Der Indische Ozean bleibt auch in Zukunft eine Krisenregion.
Über den Autor:
Wilfried Arz ist Politikwissenschaftler in Bangkok/Thailand