Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt vorrangig vom Bürgerkrieg in Syrien und von der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Irak und Syrien bestimmt. Daneben gibt es aber natürlich auch Meldungen zu anderen regionalen Themenbereichen, die zunächst betrachtet werden sollen.
JEMEN (Nachklapp): Special Forces Einsatz und Angriff auf Kriegsschiff
Der Angriff jemenitischer Houthi-Rebellen auf die saudi-arabische Fregatte „Madinah“ (30. Januar) wurde noch einmal in den Medien thematisiert. Nach den Houthi hat nun auch die saudi-arabische Marine ein Video zum Zwischenfall veröffentlicht; es zeigt das Auftreffen eines sehr schnellen, kleinen Sprengbootes auf das Heck der Fregatte. Es gibt keinen Aufschluss darüber, ob es sich um ein ferngelenktes Boot oder einen Selbstmordanschlag gehandelt hat, aber zeigt klar, dass der von den Houthi behauptete Angriff mit einem Seeziel-FK „Fake News“ war. Zweifel bleiben aber auch an der saudi-arabischen Darstellung, die Fregatte sei von drei Booten angegriffen worden, von denen man zwei habe versenken können. Schon das von den Houthi veröffentlichte Video zeigte keine Ausweichmanöver, und auch das Video der saudi-arabischen Marine lässt auf der Fregatte keinerlei Abwehraktivitäten erkennen.
Am 5. Februar kehrte die „Madinah“ in den Heimathafen Dschidda zurück, wo die in Paradeaufstellung angetretene Besatzung von der gesamten Streitkräfteführung als „Helden“ begrüßt wurde. Die Schäden am Schiff sind offenbar begrenzt, wenngleich der Auftreffpunkt (Heck Backbordseite) beim Einlaufen aus dem Blickwinkel der Kameras heraus gehalten wurde.
Eine Facette am Rande: Am Tage des Einlaufens der „Madinah“ meldete die iranische staatliche FARS die „Versenkung der Fregatte durch die heroischen Houthi“ und untermauerte diese — für die iranische Bevölkerung bestimmte — dreiste Falschmeldung auch noch mit einem Archivbild eines sinkenden Schiffes.
Nach dem Houthi-Angriff auf die „Madinah“ hat die US Navy den Zerstörer „Cole“ zur „Sicherung des internationalen Seeverkehrs“ vor die jemenitische Küste beordert. Auch der amphibische Träger „Makin Island“ hat sein bisheriges Einsatzgebiet im Persischen Golf verlassen und operiert nun im Golf von Aden. Hier ist aber eher ein Zusammenhang mit US-Aktionen gegen den jemenitischen Ableger der Terrororganisation al-Kaida zu vermuten. Nach einem Angriff von Kampfschwimmern (SEALs) der US Navy, bei dem am 28. Januar neben zahlreichen Terroristen auch mindestens 20 Zivilisten getötet wurden, hat die jemenitische Regierung den US Streitkräften jegliche „Bodenoperationen gegen Terroristen im Jemen“ untersagt. Die Formulierung dieses Verbotes scheint aber weiterhin Luftschläge zuzulassen. Mit ihren eingeschifften Kampfflugzeugen AV-8B Harrier und Kampfhubschraubern AH‑1 Cobra könnte die „Makin Island“ diese Option wahrnehmen.
FRANKREICH: Verlegung von Minenjagdbooten
Die französische Marine verlegt wieder einmal zwei Minenjagdboote zu einem längeren Präsenzeinsatz und Übungen in den Persischen Golf. Dortiger Standort dürfte Abu Dhabi werden. 2008 hatten Frankreich Verladung in Brest (Foto: franz. Marine)und die Vereinigten Arabischen Emirate eine erweiterte militärische Kooperation vereinbart, die u.a. auch vermehrte Präsenz (Medien sprachen damals sogar von „Stationierungsrechten“) für die französische Marine in Abu Dhabi vorsah. Seitdem soll dort ein Stabs- und Logistikelement beheimatet und der Hafen routinemäßiger Anlaufpunkt und Liegeplatz für französische Kriegsschiffe sein.
Wie schon bei früheren Verlegungen von Minenjagdbooten in den Persischen Golf, wurden „Andromede“ und „Cassiopee“ in Brest auf einen Schwergutfrachter verladen, der sie ins Einsatzgebiet bringen soll. Solcher „Huckepack“-Transport ist schneller als eine Verlegung der Boote auf eigenem Kiel, der diese überdies materiell belasten und nach Eintreffen erst einmal eine zusätzliche Wartungsperiode erfordern würde. Auch Kraftstoff wird natürlich gespart. Die Besatzungen der beiden Minenjagdboote werden auf dem Luftwege nachgeführt.
KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung. Dennoch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kerngebieten seines „Kalifats“ zurückgedrängt.
Der neue US-Präsident Trump hat unmittelbar nach Amtsantritt das Pentagon angewiesen, eine „neue Strategie für einen Sieg gegen IS in Syrien und Irak“ zu erarbeiten und ihm bis Ende Februar vorzulegen.
Syrien – Irak: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (vor allem auch Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen zurzeit nur landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Zurzeit ist kein US-Flugzeugträger im Persischen Golf im Einsatz, aber die „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (Flugzeugträger „George H. W. Bush“, Kreuzer „Philippine Sea“ und „Hue City“, Zerstörer „Laboon“ und „Truxtun“) hat auf dem Weg von Norfolk das Mittelmeer erreicht, legt dort mit einem am 7. Februar begonnenen Besuch in Souda Bay (Kreta) erst einmal eine Pause ein. Vor Weiterverlegung in Richtung Persischer Golf soll sich die dänische Fregatte „Peter Willemoes“ dem US-Verband anschließen.
Während der Atlantiküberquerung hat sich der Kreuzer „Hue City“ zu einem Abstecher in die Ostsee vorübergehend vom Verband getrennt. Am 6. Februar traf er in Klaipeda (Litauen) ein. Der Besuch dort soll als Teil der NATO-Operation „Atlantic Resolve“ die Entschlossenheit des Bündnisses zum Schutz seiner Partner in den Randmeeren unterstreichen.
Bis die „George H.W. Bush“ CSG im Golf eintrifft, bleibt die Führung der Task Force 50 in Operation „Inherent Resolve“ beim britischen Commodore Andrew Burns auf dem Hubschrauberträger „Ocean“ der Royal Navy. Die im Persischen Golf operierende „Ocean“ kann zwar selbst keine Kampfflugzeuge einsetzen, aber mit ihren Führungs- und Fernmeldesystemen die Einsätze der landgestützt operierenden Koalitionsflugzeuge koordinieren.
Syrien: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und syrischen Oppositionsrebellen, die gleichermaßen als “Terroristen” gelten. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte auch in Gebieten, in denen islamistische Milizen nicht aktiv sind. Auch die Türkei ist neben dem Kampf gegen Islamisten im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (zugleich von den USA unterstützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Richtung Irak abzudrängen.
Nach dem gemeinsam von Russland und der Türkei im Bürgerkrieg ausgehandelten Waffenstillstand scheinen die Luftwaffen beider Staaten der Bekämpfung des IS nun aber vermehrt Priorität zu geben, sind offenbar auch um weitgehende Koordinierung ihrer Einsätze bemüht.
BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung russische Intervention)
Eine auf Initiative von Russland und der Türkei mit mehreren Rebellengruppen vereinbarte Waffenruhe wird offenbar an vielen Orten eingehalten, auch wenn einige Oppositionsmilizen und islamistische Gruppen wie IS und al-Nusra ausgeklammert bleiben.
Auf der Basis des jüngsten Treffens in Astana (Kasachstan) wollen sich die Konfliktparteien am 20. Februar in Genf zu neuen Gesprächen treffen, haben zu deren Zielsetzung allerdings teils völlig unterschiedliche Vorstellungen. Einige Parteien sind weiterhin nicht bereit, für eine politische Lösung irgendwelche Kompromisse einzugehen und Abstriche an eigene Forderungen zu machen. Kleinster gemeinsamer Nenner scheint zurzeit eine Verlängerung der Feuerpausezu einem formellen Waffenstillstand zu sein.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert das Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeerflotte geführten und routinemäßig zwischen Zypern und der syrischen Küste eingesetzten Verband gehören zurzeit neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten nur der Zerstörer „Smetliviy“ und der Minensucher „Kovrovets“ (beide Schwarzmeerflotte). Am 5. Februar passierte das Spezialschiff zur Fernmelde-/elektronischen Aufklärung (SIGINT) „Kildin“ den Bosporus in Richtung Mittelmeer.
‘Kildin’ im Bosporus (Foto via turkishnavy.net)
Die „Kildin“ soll nach offizieller russischer Darstellung „die MedSqn im Einsatz unterstützen“, dürfte aber vor allem auch bemüht sein, operativ und taktisch relevante Lagebildinformationen auf dem Bürgerkriegsschauplatz im syrischen Hinterland zu erfassen. Das Schiff der MOMA-Klasse war schon im vergangenen Jahr mehrere Monate lang im östlichen Mittelmeer eingesetzt.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub der dort eingesetzten russischen Truppen an. Nach Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommen mit Syrien zur künftigen Nutzung der russischen Liegenschaften in der Marinebasis Tartus (samt infrastrukturellem Ausbau) haben sich die Transportfahrten noch intensiviert. Fast täglich passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.
In Tartus hat der erwartete Wechsel des Stationsschiffes stattgefunden. Das Werkstattschiff „PM-138“ der AMUR-Klasse hat Schwesterschiff „PM-56“ als permanent in dem syrischen Hafen stationierte schwimmende Reparaturbasis (Notfall-Option für Einheiten der russischen Marine) abgelöst. „PM-56“ kehrte nach fünfmonatigem Tartus-Einsatz am 4. Februar ins Schwarzmeer zurück.
INDIEN
Die indische Marine hat am 24. Januar ihre jährliche Hauptübung „Tropex“ (Theatre Readiness Operational Exercise) begonnen.
Die mit diversen Hafen- und Seephasen gut einen Monat dauernde Übung wird aus dem Western Naval Command geführt, aber auch Teile der Ostflotte sowie der Land- und Luftstreitkräfte und der Küstenwache sind eingebunden. Das Übungsgebiet erstreckt sich vom Arabischen Meer vor der indischen Westküste weit nach Süden, bis zu den Lakkadiven und ins Seegebiet vor Goa.
Teilnehmer sind fast alle einsatzklaren Einheiten der Westflotte und mehrere speziell für die Übung von der Ostküste verlegte Fahrzeuge – insgesamt mehr als 60 Schiffe/Boote, fünf U‑Boote und mehr als 70 Flugzeuge/Hubschrauber. Auf den Internetseiten der indischen Marine werden besonders hervorgehoben der Flugzeugträger „Vikramaditya“, das von Russland geleaste nukleargetriebene U‑Boot „Chakra“ (AKULA-Klasse), der neue Zerstörer „Chennai“ (KOLKATA-Klasse), das Docklandungsschiff „Jalashwa“ und neue Seefernaufklärer P‑8i Neptune.
‘Vikramaditya’ mit zwei Zerstörern (Foto: ind. Marine)
„Tropex“ wird regelmäßig kurz nach Jahresbeginn durchgeführt und hat sich in den vergangenen Jahren in Umfang und Komplexität zunehmend erweitert. In detailliert vorbereiteten „Serials“ gestaffelt widmet man sich nacheinander allen „Warfare Areas“: von Überwasser-Seekrieg, U‑Jagd, Flugabwehr/Luftraumverteidigung und trägergestütztem Flugzeugeinsatz über asymmetrische Maritime Security Operations (Terrorabwehr) und Special Forces Operations bis hin zu Katastrophenhilfe und Schießabschnitten mit Flugkörpern und Rohrwaffen.
Wie üblich, dient auch das diesjährige „Tropex 17“ grundsätzlich der Überprüfung der Einsatzbereitschaft der Flotte(n), dem Nachweis der Fähigkeit zur Umsetzung des aktuellen Operationskonzeptes der indischen Marine — incl. ausgewählter (maritimer) Operationselemente der anderen Teilstreitkräfte — sowie generell der Stärkung der Fähigkeiten zu Interoperabiliät mit diesen und der Küstenwache.
‘Chennai’ schießt Brahmos Seeziel-FK (Foto: ind. Marine)Die Übung stellt regelmäßig aber immer auch einen besonderen Aspekt des Operationskonzeptes in den Mittelpunkt. In vergangenen Jahren waren dies mit Blick auf den Regionalrivalen Pakistan z.B. amphische Operationen (Zertifizierung eines Konzeptes zur Integration von Teilen der Landstreitkräfte) oder Operationen von Flugzeugträger-Einsatzgruppen. Beim diesjährigen „Tropex 17“ liegt ein Schwerpunkt auf der U‑Bootjagd. Mit zunehmender Besorgnis registriert Indien die Beschaffung chinesischer U‑Boote durch Pakistan und Bangladesch, vor allem aber auch eine zunehmende Präsenz chinesischer U‑Boote in den Seegebieten um den südasiatischen Halbkontinent. In der Medienberichterstattung zur Übung wird denn auch der Einsatz des nukleargetriebenen U‑Jagd-U-Bootes (SSN) „Chakra“ und der neuen Seefernaufklärer/U‑Jagdflugzeuge P‑8i Neptune besonders hervorgehoben.
Als weitere Übungsinhalte genannt werden „Wiederherstellung der territorialen Integrität und Souveränität einer Insel“ durch TSK-gemeinsamem Einsatz von Kommandotruppen und amphibischen Einheiten, Hilfeleistung nach einer Naturkatatrophe (auf den Lakkadiven, mit Evakuierung von 100 Personen) und Luftraumverteidigung durch Kampfflugzeuge des Flugzeugträgers „Vikramaditya“ (Anfangeinsätze gegen angreifende Flugzeuge der Luftwaffe). Besondere Medienaufmerksamkeit fanden auch ein Live-Schießen des Zerstörers „Chennai“ mit Seeziel-FK Brahmos sowie der erstmalige Schuss eines luftgestützten Seeziel-FK von einem Seefernaufklärer des russischen Musters Iljushin-38 May gegen ein verankertes Seeziel. )
EUROPÄISCHE UNION (Migration)
Auf dem Gipfeltreffen in Malta haben sich die Regierungschefs der Europäischen Union auf ein überarbeitetes Maßnahmenpaket zur Eindämmung des Flüchtlingsstroms über das Mittelmeer verständigt.
Noch einmal wurde die Absicht bekräftigt, die Marine und Küstenwache Libyens durch Ausbildung und materielle Ausstattung, aber auch durch finanzielle Hilfe (zugesagt wurden 200 Mio. Euro) besser zu befähigen, Flüchtlingsboote schon direkt an der eigenen Küste abzufangen – und vor allem dann dort auch den Schleuserbanden das Handwerk zu legen. Lehrgänge für libysches Personal finden bereits seit einigen Monaten am Rande der EU Operation „Sophia“ statt, wobei u.a. auch ein italienisches Docklandungsschiff und eine niederländische Fregatte als schwimmende Klassenzimmer dienten.
Die Maßnahmen scheinen auch schon erste Wirkung zu zeigen, denn in den vergangenen Wochen mehren sich Berichte über das Aufbringen von Flüchtlingsbooten in libyschen Gewässern. Erst am 5. Februar konnte die libysche Küstenwache vor Sabratha (70km wwestlich von Tripolis) ein Boot stoppen und alle 120 Flüchtlingen/Migranten an Land zurück bringen.
Für heftige Diskussionen sorgt die vom EU-Gipfel verkündete Absicht, in Libyen selbst „sichere Lager“ für Flüchtlinge einzurichten. Man darf hier aber wohl keinesfalls davon ausgehen, dass die EU plant, von EU-Schiffen im Rahmen der Operation „Sophia“ in See gerettete Flüchtlinge nun einfach nach Libyen zurückzubringen. Dem stehen die in der Europäischen Union und den einzelnen Nationalstaaten geltende Asylgesetze entgegen. Von EU-Schiffen in internationalen Gewässern aufgenommene Menschen dürften auch weiterhin in europäische Häfen gebracht werden müssen.
Vorstellbar wäre allerdings eine enge Koordinierung der EU Operation „Sophia“ mit der libyschen Marine / Küstenwache mit dem Ziel, in einem gemeinsam erstellten Lagebild Flüchtlingsboote möglichst früh zu entdecken und dann gezielt libysche Einheiten zur Rettung der Menschen noch innerhalb (!) libyscher Territorialgewässer heranzuführen. Ein solches Verfahren würde die Seefahrtzeit der meist nicht seetauglichen Flüchtlingsboote deutlich reduzieren und damit die Gefahren für Leib und Leben der Menschen minimieren; es könnte durch direkte — und vor allem auch öffentlich kommunizierte — Rückführung der Flüchtlinge/Migranten nach Libyen den Schleuserbanden die Geschäftsgrundlage entziehen – und es stünde in Einklang mit internationalem und EU-Recht. In mit EU-Hilfe (Finanzierung) in Libyen einzurichtenden und zu unterhaltenden Auffanglagern könnten Flüchtlinge/Migranten unter Kontrolle der EU und des UNHCR sicher untergebracht und versorgt werden und zugleich auch Möglichkeiten erhalten, offiziell Asylanträge für EU-Länder zu stellen.
RUMÄNIEN (multinational)
Vor der rumänischen Schwarzmeerküste geht das multinationale Marinemanöver „Sea Shield 2017“ zu Ende.
Das jährlich stattfindende „Sea Shield“ wird in vielen Medien und vor allem auch in Russland als „NATO-Manöver“ bezeichnet, und fast alle Teilnehmer kommen auch aus NATO-Marinen; es ist aber eine von der rumänischen Marine ausgerichtete und auch geführte multinationale Übung. Ziel ist die Verbesserung der operativen und taktischen Interoperabilität zwischen der rumänischen Marine und den anderen teilnehmenden Marinen.
Zu den Teilnehmern gehören in diesem Jahr 16 Kriegsschiffe/Boote sowie ein U‑Boot und zehn Flugzeuge/Hubschrauber aus acht Marinen. Namentlich genannt werden die Fregatte “Regele Ferdinand“ der gastgebenden rumänischen Marine, zwei zurzeit dem NATO-Verband SNMG‑2 assignierte Fregatten (die kanadische „St. Johns“ und die spanische „Almirante Juan de Borbon“), die bulgarische Fregatte „Smelij“ und der US-Zerstörer „Porter“; Rumänien bringt natürlich noch weitere Einheiten in die Übung ein; andere Teilnehmer kommen aus Griechenland, der Türkei (wahrscheinlich das erwähnte U‑Boot) und der Ukraine als einzigem Nicht-NATO-Land. Die US Navy hat einen ihrer modernen Seefernaufklärer P‑8A Poseidon ans Schwarzmeer verlegt.„Sea Shield 2017“ begann am 3. Februar mit Eintreffen der Übungsteilnehmer in Konstanta, aber das Wochenende war erst einmal „sozialen Programmen“ zum gegenseitigen Kennenlernen, offiziellen Besuchen und ersten informellen Gesprächen vorbehalten. Am Montag (6. Februar) traf man sich dann im Rahmen der dreitägigen Hafenphase zu abschließenden Besprechungen und Vorübungen/Demonstrationen an Land. Am 8. Februar liefen die Teilnehmer dann zur Seephase aus. Hier standen bis zum 10. Februar U‑Bootjagd, Flugabwehrübungen, Search & Rescue, taktisches Manövrieren, aber auch Unterstützung von Küstenoperationen an Land von See her auf dem Programm. Am 11. Februar geht „Sea Shield 17“ mit einer offiziellen Schlussveranstaltung zu Ende.
Russland betrachtet das Schwarze Meer de facto als von ihm zu kontrollierendes Binnenmeer, in dem Nicht-Anrainer nichts zu suchen haben und sieht in Manövern wie „Sea Shield“ grundsätzlich immer ein „aggressives Eindringen der NATO“ in seine ureigene Interessensphäre. Dementsprechend aufmerksam beobachtete die russische Schwarzmeerflotte die Seephase von „Sea Shield 2017“, stellte dafür u.a. Spezialschiff zur Fernmelde-/elektronischen Aufklärung (SIGINT) „Liman“ ab. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Das Übungsgebiet war ja auch auf die Gewässer des westlichen Schwarzen Meeres vor der rumänischen Küste begrenzt.
RUSSLAND
Mit einwöchigen Übungen in der Barentssee hat das Mittelmeer-Deployment der Nordflotte seinen Abschluss gefunden.
Am 8. Februar liefen der Flugzeugträger „Admiral Kuznetsov“ und der Kreuzer „Petr Velikiy“ sowie mehrere sie begleitende Hilfsschiffe (Tanker, Bergeschlepper) in den Kolafjord ein und kehrten zum Heimatstützpunkt Seweromorsk zurück. Dort wurden sie am 9. Februar von Marinebefehlshaber Admiral Vladimir Korolev und Nordflottenbefehlshaber Admiral Nikolaj Evmenov offiziell begrüßt. Neben den üblichen Reden, in denen die „enorme Bedeutung“ des Syrien-Einsatzes und die „Bewährung von Schiffen und Soldaten in einem schwierigen Einsatz“ noch einmal betont wurden, gab es traditionell Spanferkel — und Orden. So ganz glücklich dürften die nach vier Monaten zurückgekehrten Besatzungen der Schiffe allerdings nicht sein. Vor der Reise waren ihnen Sonderzulagen für Kampfeinsatz und Auslandstätigkeit versprochen worden. Mehrere russische Medien berichten nun aber, das Verteidigungsministerium denke zurzeit nicht mehr daran, dieses Versprechen einzulösen.
Der im Oktober gemeinsam mit dem Flugzeugträger und dem Kreuzer ins Mittelmeer verlegte aber nicht mit diesen nach Russland zurückgekehrte Zerstörer „Severomorsk“ hat im Indischen Ozean eine neue Phase seiner Reise begonnen. Begleitet wird der Zerstörer dabei vom Flottentanker „Dubna“ und dem Bergeschlepper „Altay“. Erstes Ziel ist Karatschi (Pakistan), wo der kleine Verband nach Zwischenversorgung in Salalah (Oman) am 8. Februar festmachte. Die drei Schiffe sollen dort an der alle zwei Jahre von Pakistan ausgerichteten, an diesem Wochenende beginnenden multinationalen Übung „Aman 17“ teilnehmen. Zu daran anschließenden weiteren Vorhaben gibt es bisher keine offiziellen Ankündigungen. In Internetforen war allerdings schon im Dezember von einer angeblich geplanten „Umrundung Afrikas mit Besuchen in befreundeten Ländern“ die Rede.