Vier USV-Klassen zur Aufgabenlösung erforderlich
Der USV-Fahrplan der Navy stellt fest, dass die Wahrnehmung der sieben Aufgabenbereiche die Aufstellung von vier verschiedenen Bootsklassen erfordert. In sämtlichen Klassen werden bereits Prototypen getestet. Einige dieser Prototypen könnten oder sollen direkt zu Produktionsmodellen führen; andere dienen als reine Konzeptfahrzeuge, um die Einsatzfähigkeit unbemannter Fahrzeuge in verschiedenen Aufgabenbereichen grundsätzlich zu erproben.
»Fleet Class«:
Die größte vorgesehene USV-Klasse, die sogenannte »Fleet Class«, muss ausreichend Größe, Antriebsstärke und Ausdauer für ein breites Aufgabenspektrum haben. Die wichtigsten Aufgaben sind Minenräumung, ASW, Bekämpfung von Überwasserzielen sowie elektronische Kriegsführung. Eine Höchstfahrt von 32–35 Knoten (20–24 beim Schleppeinsatz), 11–12 Meter Länge sowie 48- Stunden-Einsatzdauer sind Leistungsparameter. Die Fleet Class kann aufgrund der Größe und des Gewichts nur vom LCS sowie von amphibischen Kriegsschiffen aus verwendet werden.Die Einsatzkonzepte für die Fleet Class werden seit 2002 durch »Spartan Scout«, eine von der Firma Northrop Grumman hergestellte unbemannte Version der 11-Meter langen RHIBBoote (Rigid Hull Inflatable Boat), erprobt. Das USV kann für verschiedene Einsatzarten in Littoralgewässern konfiguriert werden: Es gibt ein ASW Modul, ein Minenbekämpfungsmodul und ein Aufklärungsmodul. Mit einem aufmontierten Maschinengewehr (Kaliber 50) wurde Spartan Scout auch für den Kräfteschutzeinsatz erprobt. Die US-Navy betont, dass keine serienmäßige Beschaffung geplant ist. Vielmehr sollen die durch Spartan Scout gewonnenen Erkenntnisse beim Entwurf neuer USV herangezogen werden. Bob Brizzolara, Mitarbeiter am USV-Programm des Office of Naval Research (ONR), erklärt hierzu, dass künftige USV grundsätzlich von der Pike auf entwickelt werden sollen. Er verweist darauf, dass umgewandelte bemannte Boote wie Spartan Scout verschiedene Einschränkungen aufweisen, z. B. beim Einsatz bei schwerem Seegang, bei der Reisegeschwindigkeit, bei Nutzlast und Schleppnutzlast sowie bei der möglichen Einsatzdauer.
Das vom Office of Naval Research (ONR) direkt entworfene Unmanned Sea Surface Vehicle (USSV) kommt in zwei Ausführungen: USSV-HS (High Speed) ist ein für Hochgeschwindigkeitsfahrt in schwerer See optimierter Hydrofoil; USSV-HTF (High Tow Force) ist ein zum Schleppen externer Lasten optimierter Halbgleiter. Die Modelle sind 11 bzw. 12 Meter lang und 6.800 kg bzw. 4.100 kg schwer (Leergewicht). Von jeder Variante gibt es derzeit einen Prototypen. Diese werden verwendet, um verschiedene USV-relevante Technologien zu erproben – u. a. Antriebssysteme, Nutzlastkonfigurationen sowie ferngelenkte und autonome Führungssysteme. Eine als Mine Warfare USV bezeichnete Variante des USSV-HTF (Nutzlast: 1.800 Kilo) ist ausdrücklich darauf ausgelegt, zur Minenbekämpfung an Bord des Littoral Combat Ship mitgeführt zu werden. Das Boot soll ein kombiniertes magnetisch-akustisches Minenräumsystem durch Minenfelder schleppen. Der Prototyp wird derzeit gebaut. Langfristig will die Navy 24 Einsatzboote dieser Art zwecks Minenbekämpfung erwerben.
Die Firma General Dynamics entwirft einen auf U‑Boot-Aufklärung spezialisierten Antisubmarine Warfare USV mit 12,3 Meter Länge, 7.800 kg Leergewicht und 2.300 kg Nutzlast. Dieses ASW USV kann stets eins von drei verschiedenen Unterwassersensorensystemen mitführen. Das auf einem Rennbootrumpf basierende Boot hat eine Reisegeschwindigkeit von über 35 Knoten, fährt noch bei Seestärke Drei und kann Einsätze bis zu 24 Stunden Länge durchführen. Neben den ASW-Sonarmodulen führt das Boot auch Überwasserradar. Ein Prototyp soll im Frühjahr 2008 ausgeliefert werden.