Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Von Sidney E. Dean
(Sidney E. Dean berichtet für das MarineForum regelmäßig zu Ereignissen und Entwicklungen bei der US-Navy)
Die US-Navy hat vor, die neueste Flugabwehrrakete der »Standard Missile« Familie, die SM‑6, im Jahr 2010 vorläufig in Dienst zu stellen (IOC). Aufgrund der erhöhten Reichweite dieses schiffsgestützten Waffensystems wird die Rakete auch als Extended Range Air Missile oder ERAM bezeichnet. Die offizielle Arsenalbezeichnung lautet RIM-174A.
SM‑2 Block IV Bildquelle: US-Navy |
Die SM‑6 ist als Nachfolgerin der 1998 eingeführten SM‑2 (Block IV) Abfangrakete gedacht. Ebenso wie diese soll ERAM gegen eine breite Palette der fliegenden Bedrohungen eingesetzt werden, vom Jagdbomber bis zum Hubschrauber oder UAV. Zusätzlich wird die SM‑6 aber auch für die Bekämpfung von schiffs- und landgestützten Marschflugkörpern optimiert, die – insbesondere in Littoralgewässern – eine zunehmende Bedrohung für Kriegsschiffe darstellen.
Eine besondere Leistungssteigerung beruht in der Tatsache, dass die SM‑6, im Gegensatz zu den bisherigen Raketen der SM-Serie, auch »Over The Horizon« (OTH) Flugziele bekämpfen kann, die außerhalb der Reichweite der Schiffssensoren fliegen. Dadurch kann die Rakete, nachdem sie die Radarreichweite ihres Schiffes verlassen hat, auch eigenständig ihr Ziel orten und treffen. Dank ERAM können mit dem AEGIS-System ausgestattete Schiffe so erstmalig tief fliegende Ziele bekämpfen, die sich weit über dem Radarhorizont des Schiffes befinden.
Nach Aussage des amerikanischen Marineentwicklungsamtes Naval Sea Systems Command (NAVSEA) soll SM‑6 einen »revolutionären« Beitrag zur Marinetransformation leisten. ERAM »wird die Einsatzparadigmen auf See verändern und wird die Maßnahmen der Navy zur Sensorenvernetzung voll ausnutzen, um eine wirkliche Network Centric Kriegsführung zu realisieren«. Nach Aussage der Navy soll SM‑6 durch Ausweitung des beherrschten Luftraums einen wesentlichen Beitrag zum »Sea Shield« Konzept leisten, um von der See her auf taktischer und strategischer Ebene Landziele zu schützen.