Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
(Sidney E. Dean berichtet als ständiger Mitarbeiter der Redaktion des MarineForum zu Ereignissen und Entwicklungen bei US-Navy und US-Marine Corps)
Der amphibische Schützenpanzer »Expeditionary Fighting Vehicle« (EFV) soll die seit 1972 bei der US-Marineinfanterie eingesetzten gepanzerten Mannschaftswagen vom Typ AAV7 (Amphibious Assault Vehicle) ersetzen. Aus Sicht des US-Marine Corps hängt die künftige Fähigkeit, amphibische Einsätze durchzuführen, von der Beschaffung des neuen Schützenpanzers ab. Das EFV-Entwicklungsprogramm beansprucht daher in den letzten Jahren rund 25 Prozent des US-Marine Corps-Beschaffungsetats.
EFV ist ein integraler Bestandteil des »From the Sea« Konzepts der US-Navy und des US-Marine Corps. Die amphibischen Trägerschiffe sollen aus taktischen Gründen sowie aus Gründen des Eigenschutzes außerhalb der Sichtweite der Küste bleiben (Over-the-Horizon) und ihre Schützenpanzer in rund 25 Meilen Entfernung zur Landungszone aussetzen. Ab dieser Distanz haben die großen Kriegsschiffe ausreichend Zeit, zwei Abfangversuche gegen von der Landseite heran fliegende Kurzstreckenraketen auszuführen, erklärte Colonel Michael Brogan, von 2004 bis 2006 EFV-Programmmanager.
Der »Over-the-Horizon« Angriff bietet auch den Vorteil der taktischen Überraschung und Flexibilität. Anstatt dicht gedrängt am Strand aufzufahren, sollen die amphibischen Kräfte, dank Vernetzung im militärischen Datenverbund, an verschiedenen Punkten entlang der Feindküste landen, Schwachstellen in der gegnerischen Front ausnutzen und sofort ins Landesinnere vordringen. »Wir benutzen das Meer als Manöverraum«, erklärte Colonel Art Corbett, ehemaliger Leiter des Referats für zukünftige Kriegsführung am Marine Expeditionary Force Development Center. »Der Feind kann entweder seine gesamte Küstenlinie verteidigen und dadurch seine Kräfte zerstreuen, oder er kann seine Kräfte konzentrieren und dadurch ungeschützte Stellen lassen, durch die wir an Land dringen.«
Neben EFV sind auch das Schwenkrotorflugzeug Osprey sowie die neuen amphibischen Kriegsschiffe der SAN ANTONIO Klasse (LPD 17), von denen aus die EFV primär eingesetzt werden sollen, wesentliche Elemente dieser neuen Strategie. Während die Schützenpanzer zwei Bataillone einer Einsatzbrigade durch das Meer transportieren, fliegt ein drittes Bataillon per Osprey an Land, um an den Landungspunkten die Verteidiger von zwei Seiten angreifen zu können.