Elektronische Ausstattung
Die SAN ANTONIO-Klasse hat 49 elektronische Einzelsysteme, die weitgehend miteinander vernetzt sind. Ein Großteil der elektronischen Systeme ist handelsüblich. Dies soll einerseits Kosten senken und andererseits die zügige Nachrüstung mit neuesten Komponenten erleichtern. Die handelsüblichen Komponenten werden für den militärischen Einsatz gegen Schock und extreme Temperaturen gehärtet.
Zu den elektronischen Einsatzführungssystemen gehören Advanced Combat Direction System (ACDS) Block I, zur Gefechtseinsatzführung, Amphibious Assault Direction System KSQ‑1 für die Einsatzführung amphibischer Sturmlandungen, Einbindung in das maritime Führungsverbundsystem Joint Maritime Command Information System (JMCIS) und das Cooperative Engagement Capability (CEC) System, das den Austausch der Sensorendaten verschiedener Schiffe untereinander ermöglicht und so die koordinierte Bekämpfung von Zielen erlaubt, die nur von einem Schiff direkt erfasst werden. Das primäre Überwasser- und Navigationsradarsystem ist das AN/SPS-73 System. Ein drahtloses ISDN-Telefonnetz erlaubt mobile Kommunikation innerhalb des gesamten Schiffes.
Die Navy hebt die Effizienz steigernde Wirkung der elektronischen Ausstattung hervor. »Das Shipboard Wide Area Network [SWAN] hat mehr als 760 Glasfaser-Dropkabel; das integrierte Brückensystem [IBS], das schiffstechnische Kontrollsystem und das automatisierte Schadenseindämmungssystem tragen alle dazu bei, dass die Matrosen ihre expeditionären Kriegseinsätze effizient und erfolgreich durchführen können«, heißt es in einer Stellungnahme des Navy-Programmbüros für die SAN ANTONIO-Klasse. Den Bedürfnissen der Marineinfanterie entsprechend wurden auch mehrere Fahrzeugsimulatoren sowie eine Übungsanlage für Infanteriewaffen im Schiff ständig untergebracht.
LPD-17 ist das erste Kriegsschiff, das von Anfang an mit einem voll-integrierten schiffsinternen Datennetzwerk gebaut wurde. Dieses SWAN-Intranet wird in Aussagen der Navy immer wieder hervorgehoben. Das Glasfaserkommunikationssystem durchläuft das ganze Schiff und verknüpft eine Vielzahl einsatzkritischer Bordsysteme, inklusive Maschinen, Navigation und Steuerung. Hierdurch sollen Matrosen die Schiffssysteme viel schneller und präziser überwachen können. Mit Ausnahme einiger zugangsgeschützter Systeme kann jeder Matrose weitgehend von jedem Computer des Schiffes aus seinen zuständigen Bereich überwachen. Offiziere und Bootsmänner können sogar vom Computer ihrer Kammer aus arbeiten.
Ein Teilsystem des SWAN, das Navigation Data Distribution System NDDS, übermittelt Daten des Navigationssystems an die Waffen- und Abwehr‑, Führungs- und Kommunikationssysteme. Zu den übermittelten Daten gehören u.a.: GPS-verifizierte Schiffsposition; Schiffskurs und Fahrgeschwindigkeit; Windrichtung und ‑geschwindigkeit; Wassertiefe unter dem Kiel. Dieser Datenaustausch soll die optimale Reaktion auf Hindernisse und erfasste Bedrohungen ermöglichen. So kann u.a. der optimale Zeitpunkt für den Abschuss von Ablenkungsdrohnen oder für die Aktivierung des magnetischen Eigenschutzsystems errechnet werden.
Das Integrated Bridge System IBS erlaubt es, sämtliche für die Schiffsführung, Steuerung und Navigation erforderlichen Daten und Kontrollelemente auf den Bildschirm jeder Arbeitsstation auf der Brücke sowie auf Konsolen in der Kommandantenkammer anzuzeigen. Jede Brückenfunktion kann von jeder Arbeitsstation aus wahrgenommen werden. So kann beispielsweise der Kommandant oder der wachhabende Offizier ständig direkt mitverfolgen, was der Steuermann oder der Navigationsoffizier sieht. Unter anderem erlaubt dies die Schiffsführung durch eine kleinere Brückencrew. Im Notfall kann der Kommandant sogar von seiner Kammer aus die Schiffssteuerung direkt übernehmen.
Im Rahmen des IBS wird u.a. das computerisierte Navigationskarten- und Routenplanungssystem Voyage Management System (VMS) eingesetzt. Es ermöglicht nicht nur ein schnelleres, sondern auch ein präziseres Kurssetzen. Fahrtziele oder Patrouillenrouten können per Keyboard oder Kontaktbildschirm eingegeben werden; die VMS-Software erledigt sämtliche Berechnungen und warnt die Mannschaft automatisch vor bekannten Gefahrenstellen oder Sperrgebieten. Änderungen und Korrekturen an den Karten werden direkt in den Computer herunter geladen, sodass stets die aktuellsten Daten verwendet werden. Die digitalen Seekarten werden über das elektronische Kartenanzeige- und Informationssystem »Electronic Chart Display and Information System – Navy« (ECDIS‑N) angezeigt. Das VMS-System kann von der Brücke, vom Kartenraum und von der Kommandantenkammer aus bedient und überwacht werden.
Das schiffstechnische Kontrollsystem (Engineering Control System – ECS) regelt nicht nur Kraftwerk, Motoren und Antrieb, sondern auch weitere lebenswichtige Systeme des Schiffes. »ECS ist ein PC-Computergesteuertes System, das die Fernüberwachung und ‑steuerung des Antriebs, des Treibstoffs, der Stromerzeugung, der Auxiliarsysteme, der automatisierten Schadenseindämmung sowie der Ballastsysteme ermöglichte«, erklärte Cmdr. Kastner. Der Maschinenraum ist i.d.R. Menschenleer. Die Turbinen werden vom Computerterminal aus gesteuert – von der Brücke, vom Dienstraum des Maschinisten, oder von anderer Stelle aus. Sämtliche Schiffssysteme sind von verschiedenen zugangsgeschützten im Schiff verteilten Computern zugänglich.
Das hohe Ausmaß der Automatisierung dient u.a. der Freisetzung von Personal. Das IBS erlaubt es beispielsweise, die Brückencrew von 10 auf 5 Wachhabende zu reduzieren. Das gleiche gilt für das schiffstechnische Kontrollsystem. »Als ich auf dem Docklandungsschiff USS WHIDBEY ISLAND (LSD 41) diente, brauchten wir im Maschinenraum pro Wache 16–17 Leute«, erklärt Chefmaschinist [Stabsbootsmann] Eric Hovan. »Auf der SAN ANTONIO kommen wir mit acht Wachhabenden aus. Wir betreiben mehr Systeme als auf LSD-41, aber mit weniger Personal.« Voraussetzung ist natürlich, dass sämtliche Systeme wie vorgesehen funktionieren.
Die sechsmonatige Einsatzfahrt von LPD-17 wird nun aufmerksam verfolgt, um festzustellen, inwieweit sich die hohen Erwartungen der Navy und des Marine Corps erfüllen. Die endgültige Beschaffungsgröße der neuen Klasse ist noch ungewiss. Bislang wurden insgesamt neun Einheiten gebaut bzw. in Auftrag gegeben. Dem aktuell gültigen Plan entsprechend soll die Baureihe nach neun Schiffen abgeschlossen werden. (Die ursprüngliche Absicht, 12 Schiffe zu erwerben, wurde aufgrund der sprunghaft gestiegenen Stückkosten – von anfänglich veranschlagten 876 Millionen auf 1,85 Milliarden Dollar pro Schiff – reduziert). Dennoch sieht die Navy Bedarf für zumindest ein weiteres Schiff; das Marinekorps befürwortet sogar die Beschaffung von insgesamt elf Einheiten. Nach der Stornierung der extrem kostspieligen DDG-1000 (ZUMWALT-Klasse) Zerstörerbeschaffung nach nur drei Einheiten zeigt der Kongress Bereitschaft, einen Teil des eingesparten Geldes für die Beschaffung eines zehnten Docklandungsschiffs der SAN ANTONIO- Klasse zu bewilligen. Eine diesbezügliche Einigung steht allerdings noch aus.