USA — Virginia-Klasse — Neuste Jagd-U-Boot-Entwicklung der US Navy

Pro­gram­m­dat­en
Die VIR­GINIA-Klasse wird von der Fir­ma Gen­er­al Dynam­ics in Zusam­me­nar­beit mit Northrop-Grum­man entwick­elt und gebaut. Der eigentliche Bau erfol­gt in drei Ein­rich­tun­gen: bei der Gen­er­al Dynam­ics Tochter­fir­ma Elec­tric Boat Divi­sion (in Quon­set Point, Rhode Island sowie in Gro­ton, Con­necti­cut), und bei der Northrop-Grum­man Tochter­fir­ma New­port News Ship­build­ing (New­port News, Vir­ginia). In New­port News wer­den Heck, Bug, Turm, sowie bes­timmte vordere Räume als Bau­mod­ule gefer­tigt. In Quon­set Point wer­den die Rumpf­seg­mente und die Maschi­nen­raum­mod­ule gefer­tigt. Die Kom­man­do­brück­en­mod­ule entste­hen in Gro­ton. Die Zusam­menset­zung der Mod­ule zum fer­ti­gen Boot find­et sowohl in Gro­ton wie in New­port News statt – die erste und die dritte Ein­heit wer­den in Gro­ton, die zweite und vierte in New­port News fer­tig gestellt und erprobt.
Virginia Klasse Der Nuk­lear­bere­ich der Boote wird eben­falls an bei­den Werften hergestellt. Durch gle­ich­mäßige Aus­las­tung und gle­ich­mäßige Verteilung der Baukosten zwis­chen Elec­tric Boat und New­port News Ship­build­ing wird an bei­den Stan­dorten die Fähigkeit zum U‑Boot- Bau erhal­ten.
Die Navy-Pla­nung sieht den Bau von 30 Ein­heit­en vor. Bei dieser Beschaf­fungs­größe wer­den die Kosten pro Ein­heit auf rund 2 Mil­liar­den Dol­lar (Kaufkraft­ba­sis: 2000) ver­an­schlagt. Bis­lang wur­den vier Boote in Auf­trag gegeben. Alle befind­en sich derzeit in der Bauphase.

  • VIRGINIA (SSN 774): Baube­ginn (Gro­ton) 1998, Aus­liefer­ung Juli 2004, in Dienst Stel­lung 2006
  • TEXAS (SSN 775): Baube­ginn (New­port News) 1999, Aus­liefer­ung 2005, in Dienst Stel­lung 2007
  • HAWAII (SSN 776): Baube­ginn (Gro­ton) 2001, Aus­liefer­ung 2007, in Dienst Stel­lung 2008
  • NORTH CAROLINA (SSN 777): Baube­ginn (New­port News) 2002, Aus­liefer­ung Dezem­ber 2006, in Dienst Stel­lung 2009. 

Ab Fiskal­jahr 2008 soll nach gegen­wär­tiger Pla­nung der Bau von drei Ein­heit­en pro Jahr begin­nen. Die let­zten Ein­heit­en wür­den bei diesem Zeit­plan voraus­sichtlich um 2022 in Dienst gehen. Formell liegen allerd­ings, über die vier im Bau befind­lichen Boote hin­aus, noch keine Bewil­li­gun­gen oder Aufträge vor. Die gegen­wär­tige Jagd-U-Boot-Flotte der USA beste­ht aus zwei Ein­heit­en der SEA­WOLFK­lasse (extrem leis­tungs­fähige Ein­heit­en, deren Pro­duk­tion aus Kosten­grün­den 2004 mit der Aus­liefer­ung des drit­ten Boots eingestellt wird) sowie 51 Ein­heit­en der zwis­chen 1972 und 1995 gebaut­en LOS-ANGE­LES-Klasse. Die vor­läu­fige Pla­nung sieht vor, dass in Dienst genommene VIR­GINIA-Ein­heit­en ältere Boote der LOS-ANGE­LES-Klasse im Ver­hält­nis 1:1 ablösen. Dies entspricht der noch gülti­gen Vor­gabe des Pen­tagons von 55 Jagd-Unter­see­booten als Kräfteziel für den Zeitrah­men 2015 bis 2025. Die Ober­be­fehlshaber der geografis­chen Region­alkom­man­dos bez­if­fern 55 Jagd-U-Boote als Min­destanzahl der SSN Flotte, unter­halb der­er die Vertei­di­gungsauf­gaben ab 2015 nicht im vollen Umfang aufrechter­hal­ten wer­den kön­nen. Als »Wun­schziel« für 2015 nen­nen die regionalen Befehlshaber 68 Jagd-U-Boote. Boote der VIR­GINIA-Klasse sollen rund 30 Jahre lang Dienst tun.

Laufende Leis­tungssteigerung
Virginia KlasseEin Grund­prinzip des VIR­GINIA-SSN-Pro­gramms ist die mod­u­lare Bauweise. Diese erlaubt die Fer­ti­gung und Erprobung von Teil­sys­te­men vor dem Ein­bau im Boot­srumpf. Dies erle­ichtert wiederum die Qual­ität­sprü­fung und min­imiert den Aufwand der Sanierung, soll­ten Defek­te an Teil­sys­te­men auftreten. Die Vorteile der Mod­u­lar­ität wer­den auch nach Indi­en­st­stel­lung ihren Nutzen erweisen. Nicht nur Einzelkom­po­nen­ten – etwa Com­put­er oder Steuerungsan­la­gen – son­dern kom­plette Abteilun­gen des Bootes sollen in Zukun­ft, zwecks Reparatur oder Ersatz durch fortschrit­tlichere Tech­nolo­gie, in einem Stück aus­tauschbar sein. Der Fotonikmast kann beispiel­sweise bin­nen drei Tagen aus­ge­tauscht wer­den. Dies spart Geld eben­so wie kost­bare Zeit.
Auch die weitest­ge­hende Ein­bindung von han­del­süblich­er (Com­mer­cial Off-The-Shelf – COTS) Elek­tron­ik und Tech­nik soll gle­ichzeit­ig Geld und Zeit sparen. So kostete nach Aus­sage von Rear Admi­ral Paul Sul­li­van die Entwick­lung des Ein­sat­zleit­sys­tems, das beina­he voll­ständig aus COTS-Tech­nik beste­ht, nur ein­fün­f­tel des entsprechen­den Sys­tems auf den SEAWOLF U‑Booten. Admi­ral Sul­li­van war 1998 bis 2001 Pro­gram Man­ag­er für die VIR­GINIA-Klasse, nach­dem er 1995 bis 1998 das SEAWOLF- Pro­gramm leit­ete.
Es ist von Anfang an geplant, im Laufe der Beschaf­fung Änderun­gen und Verbesserun­gen am Design vorzunehmen, sobald diese tech­nisch möglich sind. »Das prob­lem­lose Ein­fü­gen laufend neu entwick­el­ter Tech­nolo­gien und Sys­teme wird dazu führen, dass jedes neue Unter­see­boot der VIR­GINIA-Klasse noch leis­tungs­fähiger als die vorherge­hen­den Schiffe dieser Klasse ist,« erk­lärte Admi­ral Sul­li­van. Bere­its ab dem fün­ften oder sech­sten Boot soll beispiel­sweise ein neues Tur­mde­sign benutzt wer­den. Größer und anders geformt als der Ursprüngliche, soll dieser »fort­geschrit­tene « Turm zusät­zliche Nut­zlas­ten aufnehmen. Im Gespräch sind unbe­man­nte Flugzeuge, Luftab­wehrraketen oder ein automa­tis­ches Geschütz vom Kaliber 25-mm. 

Nach 2010 gebaute Ein­heit­en kön­nten mit einem elek­trischen Antrieb aus­ges­tat­tet wer­den. Dies würde ein­er­seits die akustis­che Sig­natur der Boote nochmals drastisch ver­min­dern. Ander­er­seits würde so Raum einges­part, der zur Erweiterung der Nut­zlast oder der Ein­satzfähigkeit­en dienen kön­nte. Trotz der bre­it­en Palette an poten­ziellen Ein­satzarten ist die VIR­GINIA-Klasse näm­lich auf­grund der (im Ver­gle­ich zu den OHIO-Klasse SSGN) begren­zten Boots­größe gezwun­gen, vor dem Aus­laufen für bes­timmte Auf­gaben kon­fig­uri­ert zu wer­den. So muss beispiel­sweise beim Ein­satz als Basis für SEAL-Kom­man­dos die Aus­rüs­tung des Tor­pe­do­raums im Hafen ent­fer­nt wer­den, um Platz für die Unter­bringung der Kampf­tauch­er zu schaf­fen.
Admi­ral Sul­li­van schrieb bere­its 2001, dass die VIR­GINIA-Klasse beina­he einen Gen­er­a­tionssprung darstelle. »Das zukun­ft­sori­en­tierte Entwick­lung­spro­gramm … führt zu einem Schiff, dass den besten U‑Booten der Welt bezüglich der Ein­satzfähigkeit­en – Stealth, Spe­cial War­fare, Minenkriegführung, Aufk­lärung und Überwachungsauf­gaben, Kampf­grup­pen­in­te­gra­tion sowie Flex­i­bil­ität zur erfol­gre­ichen Durch­führung ver­schieden­er Ein­satzarten – gle­ichkommt oder über­trifft, und dies bei bedeu­ten­der Reduzierung der Beschaf­fungs- wie der Betrieb­skosten. Zudem wird die gegen­wär­tig mit Blick auf zukün­ftige Weit­er­en­twick­lun­gen der VIR­GINIA-Klasse geleis­tete Arbeit gewährleis­ten, dass diese rev­o­lu­tionären neuen U‑Boote weit­er­hin den sich entwick­el­nden… Her­aus­forderun­gen des 21. Jahrhun­derts begeg­nen kön­nen.
Bilder: FAS.org

Team GlobDef

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