Schiffscharakteristik und technische Daten
Schiffsdaten | |
Länge (m) | 66,8 |
Breite (m) | 7,1 |
Tiefgang (m) | 2,8 |
Verdrängung, aufgetaucht (t) | 1.765 |
Verdrängung, getaucht (t) | 2.300 |
Besatzung | 35 |
Einsatzdauer (Tage) | 45 |
Antrieb | |
E‑Fahrmotor (kW) | 4.100 |
Dieselgenerator | 2 x 1.250 |
Höchstgeschwindigkeit, aufgetaucht (kn) | 11 |
Höchstgeschwindigkeit, getaucht (kn) | 21 |
Fahrstrecke mit Batterie (sm / kn) | 650 / 3 |
Fahrstrecke mit Schnorchel (sm / kn) | 6.000 / 7 |
Bewaffnung | |
Torpedorohre | 6 |
Torpedos/Flugkörper | 6+12 |
Minen | 24 |
Bei einer Länge von 66,8 m und einem Druckkörperdurchmesser von 7,1 m verdrängt die SANKT PETERBURG-Klasse aufgetaucht 1.765 t und getaucht 2.300 t. Äußerlich der KILO-Klasse sehr ähnlich, lässt sie sich dennoch von dieser leicht unterscheiden. Die am Turm angebrachten vorderen Tiefenruder sowie der aus dem Wasser ragende obere Teil des mit dem achteren Tiefenruder in Kreuzform angeordneten Seitenruders sind sichere Vergleichspunkte.
Mit dem Bau der SANKT PETERBURG-Klasse beschafft die russische Marine erstmals Einhüllen- U‑Boote. Bei dieser Konstruktionsweise, die äußerlich kaum zu erkennen ist, bildet der Druckkörper, mit Ausnahme der strömungsgünstigen Verkleidungen am Bug, Heck und Turmaufbau, zugleich auch die Außenhülle des Bootes. Die maximale Tauchtiefe wird mit 300 m angegeben.
Der Druckkörper ist im Bootsinnern in fünf Abteilungen unterteilt. Von vorn nach achtern in: Bugraum mit Torpedo- und Flugkörperstauraum, Operationszentrale, Unterkunftsbereich, Dieselmaschinenraum und Elektromaschinenraum. Bugraum und Elektromaschinenraum sind für den Havariefall als Rettungszonen ausgelegt und mit Andockstationen für ein DSRV (Deep Submergence Rescue Vessel) versehen. Im Turm befinden sich zwei aufblasbare Rettungsflöße, die jeweils 20 Personen aufnehmen können.
Durch Anwendung besonderer Bauverfahren wie vibrationsarme Lagerung der Maschinen, Pumpen und Aggregate sowie der Beschichtung des Rumpfes mit schallabsorbierenden Materialien ist die SANKT PETERBURG-Klasse wesentlich leiser als ihr Vorgängermodell. Der Konstrukteur nennt hier eine Reduzierung um den Faktor “3” gegenüber der ohnehin schon leisen KILO-Klasse. Zudem wirkt sich die Beschichtung dämpfend auf die Reflexion von Sonarstrahlen aus, was zusätzlich die Entdeckungswahrscheinlichkeit durch U‑Jagdeinheiten mindert.
Der hohe Automatisierungsgrad erlaubt eine reduzierte Besatzungsstärke von 35 Personen, und ein Schiffskontrollsystem gewährleistet die technische Sicherheit im Seebetrieb. Die Seeausdauer soll 45 Tage betragen. Mit geringen Wartungsintervallen verspricht der Hersteller eine hohe Wirtschaftlichkeit im Betrieb. Im einzelnen werden angegeben:
Grundlegende Werftüberholung alle zehn Jahre;
Eindockung zu Wartungszwecken im 2 1/2- Jahres-Rhythmus;
Lebensdauer der Fahrbatterie von fünf Jahren.
Antrieb und Energieerzeugung
Ein “Allbetriebs-E-Antriebsmotor vom Typ SED‑1 mit Permanentmagneten”, so eine russische Fachzeitschrift, der über eine Leistung von 4.100 kW verfügt, ermöglicht eine Unterwassergeschwindigkeit von 21 kn bzw. von 11 kn bei Überwasserfahrt. Seine Energie erhält der Fahrmotor von zwei gleichgroßen Teilbatterien, die sich in den Abteilungen eins und drei befinden und sich jeweils aus 126 Einzelzellen zusammensetzen. Ihre Gesamtkapazität beträgt 10.580 kWh.
Damit kann das Boot bei drei Knoten Geschwindigkeit eine Fahrstrecke von 650 sm zurücklegen. Im Schnorchelbetrieb ergibt sich bei sieben Knoten Geschwindigkeit eine Distanz von 6.000 sm. Die Aufladung der Batterie geschieht über zwei Generatoren mit einer Gesamtleistung von 2.500 kW. Der Vortrieb erfolgt über einen siebenflügeligen Skew-Back-Propeller, dessen niedrige Drehzahl Kavitationserscheinungen vermeidet. Für den Notfall sind zwei seitwärts ausklappbare Hilfsantriebe vorhanden.
Bewaffnung und Ausrüstung
Die SANKT PETERBURG-Klasse ist mit sechs Bugtorpedorohren ausgerüstet. Im Mix ist die Mitnahme von 18 Lenkflugkörpern und Torpedos möglich. Zudem ist auch das Verbringen von Minen durchführbar. Bei reiner Minenbeladung können 24 Minen mitgeführt werden. Daneben besteht die Möglichkeit, Kampfschwimmer abzusetzen und auch wieder aufzunehmen.
Über das Waffensystem Club‑S können die Flugkörper 3M-54E, 3M-54E1, 3M-14E und 91RE1 eingesetzt werden. Ihre wichtigsten Leistungsdaten sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.
Bewaffnungsmöglichkeiten | ||||||
russische Bezeichnung | 3M-54E | 3M-54E1 | 3M14E | 91RE1 | ||
NATO-Bezeichung | SS-N-27 | SS-N-27 | SS-N-30 | - | ||
Funktion | U‑Boot-Schiff | U‑Boot-Schiff | U‑Boot-Land | U‑Boot-U-Boot | ||
Länge (m) | 8,22 | 6,2 | 6,2 | 7,65 | ||
Reichweite (km) | 220 | 300 | 300 | 50 | ||
Geschw. (Mach) | 0,6 — 0,8 | 0,6 — 0,8 | 0,6 — 0,8 | 2,5 | ||
Gewicht (kg) | 2.300 | 1.780 | 1.770 | 2.100 | ||
Flughöhe Marschphase (m) | 20 | 20 | 20–150 | ballistisch |
Der U‑Jagdflugkörper 91RE1 trägt als Gefechtskopf einen U‑Jagdtorpedo MPT-1UME, der im Zielgebiet freigesetzt wird und dann selbstständig die Suche nach dem U‑Boot aufnimmt. Er hat ein Kaliber von 324 mm und einen Gefechtskopf von 60 kg.
Bei der Torpedobewaffnung ist davon auszugehen, dass der modernste russische Typ UGST eingerüstet ist. Dieser schwere drahtgelenkte Torpedo hat bis zu 50 km Reichweite und kann in den Geschwindigkeitsstufen 35 kn und 50 kn betrieben werden. Sein Gefechtskopf wiegt 300 kg.
Bis auf das Angriffssehrohr sind alle Ausfahrgeräte als Teleskopmasten ausgelegt und müssen so nicht in den Druckkörper eingefahren werden. An Sensorik ist ein Mehrzweckmast mit einem Optronikteil und Wärmebildsensor, ein Radarmast sowie ein Angriffssehrohr mit Restlichtverstärker und Laser-Entfernungsmesser vorhanden. Die Sonarausrüstung umfasst Schleppsonar, Flank Array Sonar und Minenmeidesonar sowie ein Rumpfsonar in der Bugsektion.
Exkurs und Schlussbemerkung
Wie bereits im Januar auf der Internetseite des MarineForum dargestellt, kommt auch AMUR 950 wieder neu ins Gespräch. Insbesondere die jetzt angebotene Einrüstungsmöglichkeit von zehn senkrecht angeordneten Flugkörper- Starterschächten (VLS, Vertical Launch System) dürfte die Aufmerksamkeit auf diese Klasse lenken. Zusammen mit den über die vier vorhanden Torpedorohre einsetzbaren Torpedos und Flugkörper, hier in der Gesamtzahl nochmals zwölf Systeme, ein enormes Waffenarsenal für ein Boot von 1.060 t. Vermutlich erhofft sich RUBIN in diesem von vielen Randmeermarinen favorisierten Größensegment mehr Zuspruch als zum bisher erfolglos angebotenen AMUR 1650.
Neben dem VLS-Modul steht auch ein außenluftunabhängiges Antriebssystem (AIP, Air Independent Propulsion) für die beiden AMUR-Klassen zur Verfügung. In diesem Zusammenhang wird dann von der fünften Generation konventioneller U‑Boote gesprochen. Eine “electro-chemical generator” Brennstoffzelle vom Typ Kristal-20 mit einer Leistung 100 kW soll einsatzreif vorhanden und ein verbessertes Modell Kristall-27 in der Entwicklung sein.
Glaubt man den Angaben in der veröffentlichen Literatur und dem Prospektmaterial, so scheint die SANKT PETERBURG/LADA/AMURKlasse eine leistungsfähige und auch für die westliche Konkurrenz eine ernstzunehmende U‑Boot-Entwicklung zu sein. Es bleibt aber abzuwarten, ob es zu einem Verkaufserfolg, womöglich wie bei der KILO-Klasse, kommen wird.