Deutsche Marine — Marinehubschrauber vom Typ “Sea Lynx” schrecken auch Piraten ab
Bordhubschrauber steht auf dem Achterdeck der Fregatte Emden. Bei Sonnenuntergang. Bildquelle: Deutsche Marine |
Nordholz — Der “Sea Lynx” ist der Bordhubschrauber auf den Fregatten der Deutschen Marine. Um sie auf dem Flugdeck starten und landen zu können, wird den Piloten ein hohes Maß an Geschicklichkeit und fliegerischem Können abverlangt. “Auf einem sich bewegenden Flugdeck zu landen, ist nicht ohne”, sagt Fregattenkapitän Dirk Groß (44), Kommandeur der Fliegenden Gruppe des Marinefliegergeschwaders 3 in Nordholz. Groß stellt die Bedeutung der Hubschrauber heraus: “Die Hubschrauber sind der verlängerte Arm der Fregatten. Schiff und Helikopter sind sozusagen aufeinander angewiesen, weil das Schiff der Abstützpunkt für den Hubschrauber ist. Im Gegenzug kann der Hubschrauber dem Schiff die Abdeckung eines größeren Seegebietes ermöglichen — inklusive der Fähigkeit in diesem Gebiet schnelle Schwerpunkte zu setzen.” Ein Hubschrauber könne einfach schneller am Ort des Geschehens sein, als ein Schiff. Dies hätten die “Sea Lynx” bereits im vergangenen Jahr mehrfach am Horn von Afrika unter Beweis gestellt. “Sie verfügen bei der laufenden Operation Atalanta über ein nicht zu unterschätzendes Abschreckungspotential”, so Groß. Es reiche oft die Präsenz des Hubschraubers aus, um Piraten von einem Kapervorhaben abzuhalten.
Ein “Sea Lynx” landet nachts auf dem Flugdeck einer Fregatte. Bildquelle: Deutsche Marine |
Auch beim Aufklären und Durchsuchen von verdächtigen Handelsschiffen kommen die Marineflieger zum Einsatz. Mit dem “Sea Lynx” bringen sie die Boarding-Soldaten über solche Schiffe. Dann seilen sich die Soldaten zügig ab. An Bord des Schiffes überprüfen die Marinesoldaten im Team die Ladepapiere des Schiffs und suchen nach verbotenen Gütern. Der Hubschrauber schwebt während dieser Zeit weiter in der Luft, schützt das Boardingteam mit der sogenannten Door Gun — einem Maschinengewehr — und berichtet über Funk der Fregatte den Verlauf des Boardings. Die Fregatte hält sich dabei in der Nähe auf — bereit einzugreifen, sollte dieses erforderlich werden.
Vielfältige Fähigkeiten
Doch die Fähigkeiten der 22 “Sea Lynx” sind damit noch nicht ausgeschöpft. Die Hubschrauber können dank einer modernen Sensorik auch für Seeraumüberwachungsaufgaben eingesetzt werden. “Besonders vorteilhaft ist die Fähigkeit, in der Luft stehen bleiben zu können. So können wir Aktionen der Piraten viel länger beobachten. Dadurch ist es möglich, die durch das Mandat genehmigten Aktionen in feiner Abstufung lageabhängig zur Anwendung zu bringen. Diese reichen von Abschreckung bis zum Waffeneinsatz und sind somit als äußerst Robust zu bezeichnen”, sagt Groß.
Eine weitere Aufgabe besteht im Aufspüren von U‑Booten. Dazu wird ein sogenanntes Dipping Sonar an einer Winde mehrere hundert Meter ins Wasser gelassen. Ein zweiter “Sea Lynx” bekämpft dann gegebenenfalls das geortete U‑Boot mit einem Torpedo. Und natürlich sind auch Such- und Rettungseinsätze mit dem vergleichsweise kleinen Marinehubschrauber möglich. Im Marinefliegergeschwader 3 stehen für die 22 Hubschrauber insgesamt 27 Piloten — darunter eine Frau — sowie fünf Fluglehrer zur Verfügung. Das Nordholzer Marinefliegergeschwader wurde im Januar 1965 in Dienst gestellt. Kommodore ist Kapitän zur See Rainer Kümpel.
Technische Daten des Westland Sea Lynx Mk 88 A:
Geschwindigkeit: 232 Stundenkilometer
Mögliche Flughöhe: 3.010 Meter
Reichweite: bis zu 593 Kilometer
Bewaffnung: Zwei Torpedos und ein 12,7 Millimeter
Maschinengewehr sowie Flugkörper Sea Skua
Rotordurchmesser: 12,80 Meter
Leistung: 1.600 Kilowatt — das sind 2.200 PS
Besatzung: 3
Autor: Florian Mitschka, Presse- und Informationszentrum Marine Fotos: Deutsche Marine
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