Deutschland — Korvetten der Klasse 130

Ausle­gung und Ansatz der K 130 sind weit­er­hin richtig
Wenn sich auch die Korvette K 130 in die Rei­he der neuen Beschaf­fun­gen unter dem Stich­wort »Trans­for­ma­tion«, wie eben skizziert, ein­rei­ht, so stam­men die ersten Über­legun­gen doch aus der Zeit vor den umbruchar­ti­gen Ereignis­sen von 1989/1990. Schon unter der Flagge der »Flotte 2005« wur­den Schiffe gesucht, die als Nach­fol­ger der Flugkör­per­schnell­boote erweit­erte Fähigkeit­en zeigten und unter dem Namen der »Entre­gion­al­isierung« über den Schnell­bootein­satz im west­lichen Teil der Ost­see zur Vertei­di­gung der Ost­seezugänge hin­aus­gin­gen. »K 130« ist jedoch nicht nur mit neuen tak­tisch-tech­nis­chen Forderun­gen (Doku­ment TTF vom Jan­u­ar 1998) ver­bun­den, die Basis für die anschließende Def­i­n­i­tion waren, son­dern sollte auch u.a. ver­fahrens­mäßiges Neu­land beschreiten.

So ver­langte man vom Vorhaben 

  • die Ein­hal­tung ein­er Konkur­ren­zierung in der Ausschreibung,

  • ein funk­tion­sori­en­tiertes Las­ten­heft in diesem Prozess,

  • die Ein­hal­tung ein­er strik­ten Preisober­gren­ze und schließlich

  • die Beschränkung des Auf­tragge­bers auf seine reine Steuerungsfunktion.

Abwe­ichend vom bis dahin geübten Ver­fahren, so im nur fünf Jahre zuvor (1996) unter Ver­trag genomme­nen Vorhaben der Fre­gat­ten Klasse 124, ist der Bau­ver­trag K 130 vom Jan­u­ar 2001 nicht das direk­te Ergeb­nis ein­er voraus­ge­hen­den und detail­liert beschriebe­nen Def­i­n­i­tion. Vielmehr war auf Basis ein­er funk­tionalen Leis­tungs­beschrei­bung ohne bindende Vor­gaben konkreter tech­nis­ch­er Lösun­gen oder von Geräten und Aus­rüs­tung eine Ausle­gung durch die Indus­trie zu find­en. Dies in Übere­in­stim­mung mit den Beschaf­fungsregelun­gen des CPM (Cus­tomer, Prod­uct, Management).

Die anbi­etenden Wet­tbe­wer­ber hat­ten so die Frei­heit (und den Zwang), inno­v­a­tive Lösungsan­sätze vorzubrin­gen und eine wirtschaftliche Fer­ti­gung zu entwick­eln. Inner­halb des Kosten­rah­mens sollte in einem »design to budget/design to cost« – Prozess ein Höch­st­maß an geforderten Fähigkeit­en unterge­bracht wer­den. In der Real­isierung selb­st wollte sich der öffentliche Auf­tragge­ber allein auf seine orig­inären Steuerungs­funk­tio­nen beschränken.

Auf­trag­nehmer ist die ARGE K 130, beste­hend aus den Werften Blohm+Voss, Friedrich Lürssen-Werft und Nord­seew­erke Emden. Die Kiel­le­gung des Typ­schiffes erfol­gte am 3. Dezem­ber 2004 und seine Taufe am 19. April 2006. Im Okto­ber dieses Jahres 2006 began­nen Erprobungs­fahrten und Funk­tion­snach­weise, so dass mit ein­er Indi­en­st­stel­lung im Mai 2007 gerech­net wurde; dieser Ter­min wird nun wohl im Sommer/September erre­icht wer­den. Marineforum Hellraum-OPZ (Grafik: ARGE) Zum Auf­gaben­spek­trum der Korvette Klasse 130, ihrer tech­nis­chen Ausle­gung und Aus­rüs­tung wurde in dieser Zeitschrift aus­re­ichend berichtet. Diese Absicht­en zum Schiff­sen­twurf, den Sen­soren und Waf­fen sowie zum Gesamtein­satzsys­tem sind soweit real­isiert wor­den, dass Beobachter z.B. von einem atem­ber­auben­den, mod­er­nen Ein­druck der neuen inte­gri­erten Brücke der K 130 sprechen. Gle­ich­es wird wohl von der Hell­raum- OPZ zu sagen sein.

Zwei Aus­rüs­tun­gen kon­nte die K 130 jedoch nicht mit­bekom­men: Das sind der senkrecht star­tende Flugkör­p­er Polyphem und die Autonome Marine-Drohne, bei­des Vorhaben, die nicht reif zur Beschaf­fung waren (anlässlich ein­er Pressekon­ferenz am 30. März 2004 äußerte hierzu BM Struck: »Wir stre­ichen die Marine­drohne und ver­fol­gen einen stre­itkräftege­mein­samen Ansatz.«), für die jedoch Platz und Inte­gra­tions­möglichkeit­en vorge­hal­ten werden.

Das Ein­satzsys­tem übern­immt in sein­er Soft­wareaus­gestal­tung weit­ge­hend, d.h. soweit dies tech­nisch und oper­a­tiv sin­nvoll ist, Mod­ule des einge­führten Führungs- und Waf­fenein­satzsys­tems F 124. Der neue schwedis­che Seezielflugkör­p­er RBS 15 Mk 3 wird wie die gegen IR- und Radarver­fahren gle­icher­maßen wirk­ende Täuschkör­per­wur­fan­lage MASS mit K 130 eingeführt. 

Team GlobDef

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