Ableitungen für die Minenabwehr in der deutschen Marine
Moderne Minenabwehrsysteme müssen über alle Teilkomponenten der verbundenen Minenabwehr (Minenjagd und Minensuchen) verfügen. Die Minenabwehr muss im Flachwasserbereich (Shallow Water 10–300 m WT) und im Very-Shallow-Water-Bereich (3–10m WT) mit deutlich größerer Flächenleistung als bisher möglich sein, ohne den Menschen hier unnötig zu gefährden.
Erfahrungen befreundeter Marinen zeigen, dass dies das Betätigungsfeld der kleinen AUVs (Very Shallow Water (VSW) AUV) sein wird, die hier als verlängerter Arm der Minentaucher die schnelle Detektion und Kartografierung von Minenfeldern ermöglichen. Solche Systeme sind mit einer mobilen Minentaucherkomponente luftverlastbar auszuplanen, um so schnell und kurzfristig weltweit eine Minenbedrohung in einem Seehafen zu reduzieren und von der Pier aus eine Untersuchung des Hafens zu ermöglichen.
Für die Absuche von Seewegen und Reeden jenseits der 10 m Wassertiefe sind diese VSW-AUVs allerdings nicht geeignet. Hier müssen neue Minenabwehrschiffe zum Einsatz kommen, die mit einem komplementären System von Minenräumdrohnen, Minenjagd-AUVs und bordeigenen Sensoren und Vernichtungsmitteln von See aus kommend die Minengefahr reduzieren. Hier sind Synergieeffekte denkbar, wenn ein Minenabwehrschiff sowohl die Minenjagdrolle, die AUV-Rolle als auch die Minensuchrolle erfüllen kann.
Um das Problem der Verbringbarkeit von Minenräumdrohnen zu lösen, sind zwei Varianten denkbar:
Zukünftige Minenabwehreinheiten sind größer und schneller, sodass sie derartige Räumsysteme huckepack in einem Slipsystem, ähnlich denen der deutschen Seenotrettungskreuzer, mitführen.
Versorgungsschiffe verfügen über die Zuladekapazität, um Minenräumdrohnen im Transit an Deck mitzuführen. Die Drohnen selbst werden von flexibel konfigurierbaren Minenabwehrschiffen eingesetzt.
Die Variante A führt unweigerlich zu größeren Minenabwehreinheiten, um schiffbaulich die Aufnahme der Drohnen zu realisieren und die oben geforderte größere Transitgeschwindigkeit zur realisieren. Sie ermöglicht dem Planer zudem eine große Flexibilität, ein Minenabwehrsystem autark und schnell in ein Einsatzgebiet zu verlegen, um wie dargestellt frühzeitig vor Ankunft des Hauptverbandes mit der Minenabwehr begonnen zu haben.
Die zweite Variante erscheint schwierig bis unrealistisch, weil bereits heute erkennbar ist, dass aufgrund des großen »Einschiffungsbedarfs« auf einem EGV kein Raum für derartige Drohnensysteme wäre. Aufgrund des veränderten Einsatzprofils der Marine sind derartige Minenabwehrschiffe mit einer robusten Selbstschutzkomponente auszustatten. Jede der oben geschilderten Technologien ist auf dem Markt kurzfristig verfügbar, sodass in Zeiten immer knapper werdender Haushaltsmittel eine deutliche Einsparung in der Entwicklung zu erwarten ist, weil der Entwicklungsaufwand bereits seit einiger Zeit international geleistet wurde. Die Zukunft liegt also nicht so fern, wie wir immer denken …