Was passiert auf dem Weltmarkt in der Minenabwehr?
Bei der Betrachtung der Entwicklungen befreundeter Nationen fällt ein abnehmender Bestand an Minenabwehrkräften bei gleichzeitiger Stärkung von Seekriegsmitteln in anderen Warfare Areas auf. Wird die Minenabwehr etwa weltweit vernachlässigt?
Insbesondere auf dem Gebiet des Simulationsräumens ist ein gravierendes, weltweites Defizit und ein damit einhergehender Expertiseverlust zu erkennen. Deutschland besetzt auf diesem Gebiet mit dem TROIKA Plus System eine Nische und ist damit eine der wenigen Nationen mit Minenräumexpertise.
International sind wenige Neubauten im Bereich Minenabwehr festzustellen, dennoch gibt es einen erkennbaren Trend: Es werden größere Minenabwehreinheiten gebaut, die über die Fähigkeit verfügen, weitere Subsysteme wie AUVs (Autonomous Underwater Vehicles) oder Minenjagd- bzw. Minenräumdrohnen einzusetzen.
Ihre Ausrüstung erlaubt aufgrund besserer Selbstverteidungssysteme eine höhere Überlebensfähigkeit im Einsatz und auch die Unterbringung von Verbandsführern einschließlich eines Stabes. Dadurch sind auch die erforderlichen Command-and-Control-Fähigkeiten besser ausgeprägt als bei klassischen Minenabwehreinheiten.
Es ist aber auch eine überwiegende Abkehr von Organic MCM erkennbar, weil man offenbar den Aufgabenkonflikt zwischen Organic MCM und weiteren Einsatzaufgaben erkannt hat. Im Falle der Organic MCM käme es zu schnell zu einem Interessenkonflikt für die Verwendung der Mutterplattform. Überdies entsteht schnell die Erkenntnis, dass es unwirtschaftlich ist, eine Fregatte in der Nähe eines Minenfeldes operieren zu lassen, nur um eine Minenjagddrohne einzusetzen.
Einige Nationen untersuchen die Integration von AUVs in der Minenjagdversion. Mit ihren Sensoren erhöhen AUVs die Effektivität in der Entdeckung von Seeminen. Einzig sind sie nicht in der Lage, Minen zu beseitigen. So sind derartige Systeme geeignet, bestehende Fähigkeitslücken in der Minenjagd zu schließen und lassen einen weiteren Schritt in Richtung abgesetzter Minenjagd zu. Spätestens seit der Öffnung des Hafens Umm Qsar im Frühjahr 2003 ist bekannt, was AUVs in der Minenabwehr zu leisten vermögen.
AUVs sind in ihren Entwicklungen abgeschlossen und in ausreichender Anzahl auf dem Markt verfügbar. Sie haben sich bereits in Einsätzen bewährt und werden in diversen Marinen eingeführt. Bislang setzen viele Nationen auf die Einführung von Einwegdrohnen zur Minenbekämpfung, ein Weg, der in Deutschland bereits seit einigen Jahren gegangen wird. Zukünftige Entwicklungsvorhaben müssen nun darauf abzielen, den nächsten Schritt zur Robotic Sea Mine Disposal – der automatisierten und abgesetzten Minenvernichtung zu realisieren. Bis dahin ist offenbar noch viel an Entwicklungsarbeit zu leisten, aber so kann sichergestellt werden, dass auch die Minenjagd abgesetzt von einem Mutterschiff durchgeführt werden kann.
Im Bereich der Forschung und Entwicklung ist erkannt worden, dass es Bedarf für zukünftige Minenräumsysteme gibt, die mit modernen Seeminen wie auch klassischen Seeminen zurechtkommen können. Entwicklungen dazu wurden durch die NATO zwar vorangetrieben, aber mangels Finanzmitteln nicht vollendet. Die Niederlande, Australien, Großbritannien, die USA und Dänemark haben neuere Räumkomponenten betrachtet und kommen zu zwei unterschiedlichen Lösungen:
Größere Räumdrohnen als Weiterentwicklung der TROIKA Drohnen;
Nutzung von kleineren Speedbooten, die sog. Mini Dyads (Permanentmagnete) im Fernlenkbetrieb nachschleppen.
Diese Entwicklungen gilt es nun auch für Deutschland zu betrachten und auszuwerten.