Flugkörper und Torpedos
Das neu entwickelte innovative Waffensystem IDAS (Interactive Defence and Attack System for Submarines) verleiht in Zukunft als Mehrzweckwaffe U‑Booten völlig neue Fähigkeiten. Hierbei handelt es sich um einen leichten Flugkörper im hohen Unterschallbereich mit Infrarotlenkung. Über eine Glasfaserverbindung wird das Bild des Suchkopfes auf die Bedienerkonsole übertragen. Damit kann die Waffenwirkung am Ziel beeinflusst und der Einschlagpunkt hochpräzise festgelegt werden. Der Einsatz erfolgt aus einem im Torpedorohr gelagerten Waffencontainer. IDAS ist ein Abwehrsystem gegen U‑Jagdhubschrauber, das zusätzliche Fähigkeiten zur Bekämpfung von kleinen Seezielen und von küstennahen Landobjekten besitzt. Es verschafft dem getauchten U‑Boot neben der Möglichkeit zur Selbstverteidigung die Befähigung zu eskalierender Waffenwirkung. Auftragnehmer auf Industrieseite ist die Arbeitsgemeinschaft ARGE IDAS der Firmen Diehl BGT Defence (Flugkörper), Howaldtswerke Deutsche Werft (Systemintegration) und Kongsberg (Waffeneinsatzsystem).
Zahlreiche Gäste aus 12 Nationen waren am 15. November 2006 auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen (WTD 71) in Elpersbüttel Zeugen des erfolgreichen Testfluges eines IDAS-Prototypen. Aus unmittelbarer Nähe sahen die Zuschauer einen Flugkörper aus dem Wasser schießen, beschleunigen und seinen Flug in einer leicht geneigten Bahn fortsetzen. Während des Fluges übertrug der Lichtwellenleiter Testdaten an die Landstation. Das innovative Waffensystem, das als Mehrzweckwaffe U‑Booten in Zukunft völlig neue Fähigkeiten verleiht, absolvierte bereits im Vormonat unter Ausschluss der Öffentlichkeit seinen erfolgreichen Erstflug. Die seit 2004 andauernde Forschungs- und Technologiephase fand mit diesen Testschüssen ihren Abschluss.
Zurzeit wird im Auftrag des BWB ein Risiko-Minimierungsprogramm (Risk Reduction Phase) durchlaufen, in dessen Verlauf werden u.a. Schießversuche von einem getaucht fahrenden U‑Boot der Klasse 212A durchgeführt. Die mechanische und elektrische Integration in das U‑Boot und die Anbindung an das Führungs- und Waffeneinsatzsystems sowie an das Navigationssystem sollen dabei nachgewiesen werden. An dieses Programm wird sich dann die Detailentwicklung und Serienreifmachung anschließen.
IDAS soll in einem internationalen Programm entwickelt und produziert werden. ARGE, BWB und ausländische Partner sind untereinander in Konsultation. Je nach Ausgang der für die weitere Finanzierung so wichtigen Gespräche soll die Entwicklung 2009 beginnen und das Produktionsprogramm ca. 2013 anlaufen. Vom Ausschuss Verteidigungswirtschaft des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) erhielten HDW und BGT für die IDAS-Entwicklung den Technologie-Sonderpreis 2007.
Der DM2A4 SEEHECHT/SEAHAKE von ATLAS Elektronik ist ein schwerer drahtgelenkter Mehrzwecktorpedo zur Bekämpfung von Überwasser- und Unterwasserzielen. Er kann von Überwasserschiffen als auch von U‑Booten aus eingesetzt werden. Der Zusammenbau erfolgt je nach Einsatzerfordernissen und Auftrag wahlweise mit ein bis vier ZnAgO-Kompakt-Batterien. In der Standard-Konfiguration mit vier Batterien hat der Torpedo mit Drahtkassette eine Länge von 7 m. Angetrieben wird er durch einen Permanent- Magnetmotor. Der Torpedokopf enthält ein kombiniert passiv/aktiv arbeitendes Mehrfrequenz-Torpedo-Sonar. Der DM 2A4 wird auch in einer Billig-Version mit nur einer Batterie und ohne Drahtlenkung als Medium Speed and Range Wake Homing Torpedo angeboten.
Die Torpedofamilie DM2A4 stellt den Höhepunkt der deutschen Torpedoentwicklung dar. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit des extrem leise laufenden Torpedos ist sehr gering. Durch sein modulares Konzept ist er auch für die Zukunft weiter ausbaufähig und modifizierbar. Bei entsprechendem Umbau und Einbau spezieller Nutzlast-Module ist die Verwendung als UUV möglich.
Neben der Deutschen und Türkischen Marine hat sich auch die Armada Española für diesen hochmodernen Torpedo entschieden. Interessant ist auch noch die Tatsache, dass im September 2007 die italienische Marine ihr Waffensystem U‑Boot Klasse 212A mit einem deutschen DM2A4 durch den Seeabnahmetest brachte. Die für die italienischen Boote vorgesehene italienisch-französische Torpedoentwicklung BLACK SHARK steht noch nicht zur Verfügung.
Der MU90/Impact von EuroTorp ist der Kategorie Leichtgewichtstorpedo zuzuordnen. Er wird in Frankreich und Italien gebaut und befindet sich bei der Deutschen Marine und weiteren NATO-Staaten in der Einführung. Der 2,85 m lange Torpedo wiegt 304 kg und ist von Überwasserschiffen oder aus Luftfahrzeugen einsetzbar. In der Laufgeschwindigkeit variiert er zwischen 29 und 50 kn und kann Reichweiten von bis zu 15 km erreichen. Angetrieben wird der MU 90/Impact durch einen hochtourigen Permanent-Magnet-Motor. Die Antriebsleistung wird über einen Pumpjet-Propulsor abgegeben. Der Torpedo ist für den Einsatz im fire-and-forget-Verfahren sowohl gegen schnelle, tieftauchende U‑Boote als auch konventionell angetriebene U‑Boote im Flachwasserbereich geeignet. Eine Verwendung als Anti-Torpedo Torpedo ist möglich.