Geschichte
In den sechziger Jahren entschlossen sich Großbritannien und Frankreich, gemeinsam ein Flugzeug zu entwickeln, welches sowohl für die Schulung als auch für die Luftnahunterstützung genutzt werden konnte.
In der Folge wurde die Maschine jedoch immer komplizierter, und immer mehr Richtung Angriff optimiert, so dass Frankreich für die Trainingsaufgaben einen neuen Typ bevorzugte. Entsprechende Entwicklungen gab es schon bei mehreren europäischen Konstrukteuren, und Ende der sechziger Jahre zeichnete sich eine Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich ab. Die Ausschreibungen für das neue Flugzeug wurden von den Verteidigungsministerien der beiden Länder im Mai 1969 bekannt gegeben, und am 27. Juli 1969 wurde es offiziell als gemeinsames Projekt angekündigt. Drei Entwicklungsteams, VFW-Fokker mit der T‑291, MBB/SNIAS mit dem E‑650 Eurotrainer und Dassault-Breguet/Dornier mit der TA-501 nahmen an der Ausschreibung teil. Am 23. Juli 1970 wird als Sieger die TA-501 vorgestellt, ein Flugzeug welches eine Verschmelzung der vorherigen Entwicklungen beider Hersteller, der Do P 375 auf der einen und der Breguet Br.126 bzw. der Dassault Cavalier auf der anderen Seite, darstellte. Während beim Flugzeug selbst Einigkeit herrschte, galt dies nicht für die Triebwerksfrage. Deutschland wollte gern Antriebe von General Electric integrieren, Frankreich hingegen bestand auf das neue Snecma Larzac Triebwerk. Schließlich gab Deutschland in der Frage nach, und im September 1970 wurde das Larzac 02 offiziell bekannt gegeben. Noch 1970 wurde von deutscher Seite entschieden, das Training für Flugzeugführer weiterhin in den USA stattfinden zu lassen, und man entschied aus dem Schul- eine Unterstützungsflugzeug zu machen. Dieses würde etwas stärkere Triebwerke benötigen, so dass für die Kampfversion das Larzac 04 gewählt wurde. Der Definitionsbericht für das neue Flugzeug, nunmehr Alpha Jet genannt, wurde im Februar 1971 eingereicht, und ein Jahr später der Fahrplan für das Projekt bekannt gegeben. Die Beschaffungspläne beider Länder umfassten demnach insgesamt 396 Flugzeug plus vier Prototypen, das Projekt sollte in drei Phasen ablaufen: Phase I beinhaltet die Entwicklung des Flugzeuges sowie die Flüge mit den Prototypen sowie Bodentests, Phase II sollte die Serienreifmachung garantieren und Phase III schließlich die Produktion sowie die Ersatzteilbeschaffung sicherstellen. Der endgültige Entwicklungsauftrag konnte dann am 25. Mai 1972 unterzeichnet werden, und schon das erste Mock-up, am 30. November 1972 präsentiert, wurde von beiden Nationen akzeptiert. Unterdessen hatte Belgien interesse bekundet, ebenfalls in das Projekt einzusteigen, und im Herbst 1973 gibt die belgische Regierung bekannt 33 Alpha Jets kaufen zu wollen. Durch diese frühe Bekanntgabe war es dann auch möglich sich einen Produktionsanteil zu sichern, so dass aus dem binationalem ein trinationales Projekt wurde, wenn auch die Entwicklung selbst weiterhin in den Händen von Frankreich und Deutschland lag.
Am 26. Oktober 1973 war es soweit, der Prototyp 01 hob mit dem Testpiloten Jean-Marie Saget am Steuerknüppel von der Startbahn des französischen Flugversuchszentrum Istres bei Marseille ab und konnte so 46 Minuten lang die ersten Flugtests mit dem neuen Jet durchführen. Einen Monat später, am 23. November 1973, wurde das Flugzeug dann der Öffentlichkeit präsentiert. In Deutschland musste man sich noch etwas gedulden, der Prototyp 02 führte seinen Erstflug erst im neuen Jahr, genauer am 9. Januar 1974 vom bayrischen Oberpfaffenhofen aus durch. Im Cockpit saß Pilot Dieter Thomas, der bei dem 35 minütigen Flug 15.000 ft Höhe und eine Geschwindigkeit von 720 km/h erreichte. Der Öffentlichkeit widerrum wurde die Nummer 2 am 16. Januar 1974 vorgeführt, eingeladen zu dem an diesem Tag stattfindenden vierten Flug waren neben der Luftwaffenführung, Mitglieder des Verteidigungsministeriums und des Bundeswehrbeschaffungssamtes auch Vertreter der Presse. Sie waren von der Vorführung sichtlich beeindruckt, so dass die Testpiloten ihre Maschine einen Tag später zufrieden nach Frankreich verlegen konnten, um dort zusammen mit dem ersten Prototypen, der mittlerweile schon 30 Flüge mit 35 Flugstunden hinter sich gebracht hat, die Flugerprobung fortzuführen. Der erste Auftritt vor einem breiteren Publikum fand schon im April statt, als der Alpha Jet Gast auf der ILA in Hannover war. Dienten die ersten beiden Prototypen noch der Erprobung der grundsätzlichen Auslegung, so stellten die nächsten die Testmuster für die spezialisierten Versionen dar. Prototyp 03 fungierte dabei als Testflugzeug für die Luftnahunterstützungsversion (LNU), er hob Anfang Mai 1974 zum Erstflug ab und war ab September 1975 bei der damals noch E‑Stelle 61 genannten WTD 61 für verschiedenen Versuche, zum Beispiel Funktionstests bei extremen Klimaverhältnissen und Erprobung mit Fanghaken. Der letzte Prototyp, die Nummer 04, entsprach in ihrer Auslegung der Trainerversion. Ihr Erstflug fand am 11.10.1974 statt, Untersuchungen mit ihr wurden sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland durchgeführt. Ein halbes Jahr später, im März 1975, wurden zusammen 500 Flugstunden erreicht, Anfang 1976 waren es schon 1.000. Auch wurden in dieser Zeit sowohl statische wie auch dynamische Bruchzellenversuche im Centre des Essais Aeronautique à Toulouse (CEAT) und bei der IABG in München durchgeführt. Unterdessen billigte sowohl der deutsche wie auch der französische Verteidigungsausschuss die Serienfertigung von 175 anstatt der ursprünglich gewünschten 200 Maschinen je Land. Hinzu kam der erwartete belgische Auftrag über zunächst 16 Flugzeuge und 17 Optionen. Der Auftrag für das erste Los wurde dann im Januar 1976 unterschrieben, es beinhaltete 140 Maschinen, 56 französische und 84 deutsche. Im gleichen Jahr gab es den ersten größeren Zwischenfall, als der vierte Prototyp am 23. Juni nach einer Bodenberührung bei Mont-de-Marsan abstürzte. Nichts desto trotz wurde das Programm wie geplant weitergeführt, so dass im Herbst 1977 schließlich das erste Serienflugzeug endmontiert werden konnte, der Erstflug dieses Musters fand am 4.11.1977 stand. Im Frühjahr 1978 startete dann auch die erste deutsche Serienmaschine zum Erstflug, vor der Einführung bei der Truppe gingen die ersten Serienmaschinen allerdings noch in eine gründliche Erprobung. Dabei flogen die Maschinen A1 und A2 bei der E‑Stelle 61, die A3 und A4 bei der Technischen Schule der Luftwaffe in Faßberg. Ab Februar 1979 stand dann der Truppenversuch in Leipheim an, und bis September wurden dort weitere 1.000 Flugstunden erreicht. Im November gab es schließlich das okay für die Einführung bei der Truppe, die ab Februar bzw. März 1980 erfolgen sollte.
Am 26. März 1980 wurde dann der erste Alpha Jet bei dem Jagdbombergeschwader 49 in Fürstenfeldbruck in Dienst gestellt, schon im Juli des gleichen Jahres gingen 18 Maschinen mit Doppelsteuer nach Beja in Portugal um dort zur taktischen Ausbildung genutzt zu werden. Im Dezember 1980 begann bei Dornier eine weitere Erprobungsphase, es wurde ein Alpha Jet mit einem transsonischen Tragwerk mit superkritischem Profil ausgerüstet, außerdem kamen vordere und hintere Manöverklappen hinzu. Das Programm lieferte wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Projekte. Die Auslieferung an die Luftwaffe endete mit der letzten bestellten Maschine am 26. Januar 1983. Bereits zehn Jahre später wird der Alpha Jet bei der deutschen Luftwaffe wieder ausser Dienst gestellt, während er bei der französischen und belgischen Luftwaffe und bei den Fliegerkräften einiger anderer Länder weiterhin in Dienst steht. Zu letzteren gehören auch diejenigen Nationen, die von der frühen Ausmusterung profitieren konnten und zu günstigen Konditionen an ein gutes Flugzeug kamen. Mittlerweile sind die Flugzeuge ein wenig in die Jahre gekommen, was die belgische Luftwaffe zu einer Modernisierung bewegt. So werden die Alpha Jets mit neuen Instrumenten versehen, unter anderem mit einem HUD (aus der F‑16MLU) und einem Multifunktionsbildschirm, dazu kommen ein neuer Steuerknüppel, ein neuer Datenbus, ein kombiniertes VOR/GPS-Navigations- und ILS-Landungssystem sowie Überholungen an der Zelle. Dadurch soll die Vorbereitung der Piloten auf moderne Kampfflugzeuge vereinfacht und die Wartungskosten reduziert werden. Das erste so ausgerüstete Flugzeug wurde am 21. April 2000 an die Luftstreitkräfte übergeben, die anderen folgten in den folgenden Monaten und Jahren. Durchgeführt wurden die Arbeiten bei der SABCA, dem Unternehmen welches schon für die Endmontage zuständig war. Dank diesen Maßnahmen wird die Lebensdauer des Alpha Jets über 2015 hinaus verlängert. Außerdem soll eine größere Anzahl an belgischen Alphas im Rahmen einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Belgien und Frankreich auf der französischen Basis in Casaux, wo die Flugausbildung der Piloten der Armee de l’Air stattfindet, stationiert werden. Langfristig ist die Gründung einer gemeinsamen Französisch-Belgischen Flugschule geplant. Damit dürfte auch hier in Europa der Alpha Jet noch lange zu sehen sein.