Lateinamerika — Brasilien: Gripen

 Lateinameri­ka: Brasilien – Durch­bruch für die Gripen

 

17. April 2014 | Writ­ten by Erich Sczepanski |

 

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Foto­quelle: Wikipedia

Mit der zur Luft­be­ta­nung fähi­gen AMX Inter­na­tion­al (Ital­ien) — A 1 (Brasilien)– die derzeit umfassend mod­ernisiert wird – hat Brasiliens EMBRAER bere­its erste umfassende Erfahrun­gen im Kampf­flugzeug­bau gewon­nen. Die mod­ernisierten AMX – am 3. Sept. 2013 wurde die erste Mas­chine an die Esquadrao Adel­phi (1°/16° GAV) auf der Basis San­ta Cruz bei Rio de Janeiro übergeben – mit einem deut­lich verbesserten Radar größer­er Reich­weite (vom Typ SCP-01) soll die AMX dann bis 2025 in Dienst bleiben.

Den­noch – auch die beste Mod­ernisierung ver­mag aus einem Erd­kampf­flugzeug keinen Abgangjäger zu schaf­fen. Obwohl Brasilien nicht unmit­tel­bar bedro­ht ist, hat der Staat in einem lang­wieri­gen Ver­fahren Anschluss an die glob­ale tech­nol­o­gis­che Entwick­lung gesucht. Das – so meinen die Staaten­lenker Brasiliens – sei der Staat schon sein­er Stel­lung als Regional­macht Lateinamerikas schuldig. Nach dem nationalen Vertei­di­gungs­plan vom Dezem­ber 2008 sollen die Stre­itkräfte Brasiliens aus­ge­baut und teil­weise in eine schnelle Ein­satztruppe umge­baut wer­den. Dazu will die Regierung auch die ein­heimis­che Rüs­tungsin­dus­trie aus­bauen. Importe von Rüs­tungs­gütern sollen zwin­gend mit dem Trans­fer des entsprechen­den Know-how ver­bun­den sein. Mit einem umfassenden Tech­nolo­gi­etrans­fer will Brasilien seine Stel­lung als Regional­macht fes­ti­gen, und auch im Bau hochw­er­tiger Mil­itär­flugzeuge auf glob­aler Ebene präsent sein. Und auf glob­aler Ebene prä­gen die USA (z.B. mit der F‑16 und der F‑18 Hor­net), aber auch Europa (mit der franzö­sis­chen Rafale, dem Gemein­schaft­spro­dukt Eurofight­er und der schwedis­chen Gripen), Rus­s­land und Chi­na (mit der J‑10) einen hohen Anspruch.

Die konkret genan­nten Flugzeuge bilden eine ver­gle­ich­bare Klasse von mod­er­nen Kampf­flugzeu­gen. Sie konkur­ri­eren miteinan­der im glob­alen Waf­fen­markt, auf dem auch EMBRAER ein „Stück des Kuchens“ erhal­ten will. Die für Brasilien preiswerteste Vari­ante, Anschluss an die glob­ale Entwick­lung zu erhal­ten, war die Lizen­zpro­duk­tion – ver­bun­den mit einem umfassenden Tech­nolo­gi­etrans­fer, und natür­lich der Möglichkeit, das so pro­duzierte Flugzeug nicht nur auf dem heimis­chen Markt anbi­eten zu können.

 

Ein­führung:

Bere­its nach kurz­er Zeit standen (in alpha­betis­ch­er Rei­hen­folge) Gripen, Eurofight­er, F/A‑18 Hor­net und Rafale in der „Endauss­chei­dung“ um den begehrten Auf­trag. Präsi­dent Lula  hat­te sich aber – aus poli­tis­chen Grün­den – schon im Sep­tem­ber 2009 für die franzö­sis­che Rafale aus­ge­sprochen, ver­bun­den mit einem umfassenden Gesamt­paket, das franzö­sis­che Unter­stützung bei der Kon­struk­tion von brasil­ian­is­chen Atom-U-Booten und der Errich­tung ein­er eige­nen U‑Boot-Werft im Lande sowie dem Zusam­men­bau des Mil­itärhe­likopters EC725 (sowie de Zivil­ver­sion EC225) in einem neuen Werk von Heli­bras in Ita­jubá im Bun­desstaat Minas Gerais vor­sah. Die U‑Boot- und Hub­schrauberverträge sind denn auch recht schnell umge­set­zt wor­den. Das Heli­bras-Werk wurde im Sep­tem­ber 2012, die U‑Boot-Werft im März 2013 eingewei­ht. Prob­leme gab es aber bei der Umset­zung der Kampf­flugzeug-Beschaf­fungspläne. Nach der Entschei­dung Indi­ens, das sich Anfang 2012 für die Beschaf­fung von über 120 franzö­sis­chen Rafale (zum Preis von 12 Mrd. Euro) entsch­ied, schien auch das lukra­tive Geschäft in Brasilien für Saab verloren. 

 

Siehe http://www.forum-sicherheitspolitik.org/viewtopic.php?f=39&t=2569&start=60

 

Die NZZ berichtete aber schon am 7. Jan­u­ar 2010 und unter Bezug auf einen Bericht der Tageszeitung «Fol­ha de São Paulo», Brasiliens Mil­itärs hät­ten sich für die Gripen aus­ge­sprochen. Die Gripen sei „mit 70 Mil­lio­nen Dol­lar etwa halb so teuer wie der Rafale. Zudem ist beim Gripen die Flugstunde einen Vier­tel so teuer wie bei dem in Frankre­ich ent­wor­fe­nen Kampf­jet“. „Die Kosten ein­er Flugstunde sind“ (nach dem Bericht von Wikipedia)  „von der südafrikanis­chen Luft­waffe (SAAF) im Jahr 2012 mit 10.000 US-Dol­lar angegeben wor­den.“ Dazu sei die Gripen auch für den Ein­satz “von Behelf­spis­ten, Auto­bah­nen und unbe­fes­tigten Straßen aus­gelegt. Zudem erfüllt die „Gripen“ die Forderun­gen nach hoher Zuver­läs­sigkeit, ein­fach­er Wartung (zum Teil durch Wehrpflichtige) und uni­versellem Ein­satz. Auch auf schwieri­gen Boden­ver­hält­nis­sen sind das Abheben und die Lan­dung kein größeres Prob­lem für erfahrene Piloten ” (Wiki). Damit ist sie das ide­ale Flugzeug für Län­der wie Brasilien, die eben nicht (wie in Zen­traleu­ropa) alle 20 km über ein aus­ge­bautes Flugfeld ver­fü­gen. Dil­ma Rouss­eff, da Sil­vas mächtige Kabi­nettschefin und Siegerin der Präsi­dentschaftswahlen 2010, sistierte dann auch die Entschei­dung Lulas unmit­tel­bar nach ihrer Wahl. Die guten Erfahrun­gen mit der Gripen anlässlich der Aufk­lärung­sein­sätze 2011 über Libyen – die schwedis­chen Gripen führten mit 650 Ein­sätzen und 2000 Flugstun­den etwa 40 % der Aufk­lärungsmis­sio­nen durch, bei ein­er Ver­füg­barkeit von über 92 %, scheinen in ein­er neuen Bew­er­tung zugun­sten der Gripen einge­flossen zu sein.

 

Let­z­tendlich hat sich Brasilien dann auch im Dezem­ber 2013 mit einem Gesamt­preis von rund 4,5 Mrd. US-Dol­lar für den Kauf von 36 Kampf­flugzeu­gen des Typs Gripen NG aus Schwe­den und die entsprechende Lizen­zpro­duk­tion entsch­ieden. Die Flugzeuge sollen von Ende 2018 bis 2020 geliefert wer­den, die Bezahlung aber erst bis 2023 erfol­gen. Das Flugzeug aus brasil­ian­is­ch­er Fer­ti­gung kann von Brasilien auch in andere Län­der Lateinamerikas und Afrikas exportiert wer­den. Für den schwedis­chen Her­steller bedeutet dies auch den Durch­bruch auf dem inter­na­tionalen Markt. Die Gripen, die bish­er lediglich in europäis­che Staat­en wie nach Ungarn, Tschechien und in die Schweiz sowie nach Thai­land und Südafri­ka (1998) exportiert wurde, erhält durch die preis­gün­stige Pro­duk­tion in Brasilien weit­ere Wet­tbe­werb­svorteile. Auch der Her­steller Gripen prof­i­tiert durch Lizen­zge­bühren von dieser Pro­duk­tion- und hat sich im Übri­gen wohl den Export in weit­ere asi­atis­che und europäis­che Län­der vorbehalten.

 

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Entwick­lung: Schwe­den war in der Zeit der Kon­fronta­tion des „Kalten Krieges“ sehr darauf bedacht, sich auch rüs­tung­stech­nisch unab­hängig zu hal­ten. Zu dieser Unab­hängigkeit gehört auch eine leis­tungs­fähige Luft­fahrtin­dus­trie, die mit der „Viggen“ ein Kampf­flugzeug her­stellte, das den dama­li­gen Stan­dard­kampf­flugzeu­gen von NATO(Phantom) und Warschauer Pakt (MiG-21) eben­bür­tig war. Schwe­den musste sich aber auch den Fortschrit­ten der Tech­nolo­gie anpassen – und ab Ende der 1970er Jahre Über­legun­gen zu einem Nach­fol­ge­mod­ell anstellen.

Bere­its 1980 erfol­gte der Entwick­lungs­be­ginn bei Saab, der dann 1996 mit der ersten Pilote­naus­bil­dung zur Ein­führung des Flugzeuges beim ersten schwedis­chen Ein­satzgeschwad­er (F7 in Sartenäs) führte. Die vor­läu­fige Ein­satzbere­itschaft wurde dort im Sep­tem­ber 1997 erreicht.

Im Mai 2008 wurde mit dem Erst­flug der „Gripen Demo“ ein „Gen­er­a­tio­nen­sprung“ ein­geleit­et. Ein stärk­eres Trieb­w­erk, größere Tanks und neue Avionik wie ein AESA-Radar sollen die Gripen auch kün­ftig wet­tbe­werb­s­fähig hal­ten. Auf der Basis der Gripen Demo wird die Gripen NG entwick­elt, die als mod­ern­ste Vari­ante der Gripen dann auch in Brasilien gefer­tigt wer­den soll.

Konzep­tion:Bei dem Flugzeug han­delt es sich um einen Mit­teldeck­er mit an der Vorderkante um 45° gepfeil­ten Deltaflügeln mit Sägezahn und beweglichen Canards an den seitlichen Luftein­läufen. Die Canards dienen nicht nur der Manövri­er­fähigkeit, son­dern kön­nen auch zur Verkürzung der Lan­destrecke benutzt wer­den. Im hin­teren Teil des Rumpfes sind zusät­zlich zwei Brem­sklap­pen ange­bracht. Zur Erweiterung der Reich­weite ver­fügt die Mas­chine über eine einziehbare Tanksonde auf dem linken Luftein­lass. Das Fahrw­erk beste­ht aus einem dop­pelt bereiften Bug- und zwei ein­fach bereiften Haupt­fahrw­erken.  Ges­teuert wird die Mas­chine durch ein Fly-by-Wire-Sys­tem. Im Cock­pit ste­hen ver­schiedene Mul­ti­funk­tions­bild­schirme und ein Weitwinkel-Head-Up-Dis­play von Kaiser Elec­tron­ics zur Ver­fü­gung. Das Flugzeug beste­ht zu etwa dreißig Prozent aus Ver­bundw­erk­stof­fen. So beste­hen die Canards und einige Verklei­dun­gen des Rumpfes sowie Teile der Tragflächen, der Seit­en­flosse, der Rud­er und die Lan­deklap­pen aus kohle­faserver­stärk­ten Kun­st­stof­fen. Das Radom wird aus glas­faserver­stärk­ten Kun­st­stof­fen gefer­tigt, während für den Rumpf eine Alu­mini­um­legierung und für die Tragflächenan­schlüsse eine Titan­legierung ver­wen­det wird.“ (zitiert aus Wikipedia)

Bewaffnung und Ein­satzmöglichkeit­en: Als Mehrzweck-Kampflugzeug ist die Gripen für ein bre­ites Spek­trum an Waf­fen­sys­te­men aus­gelegt die an (aktuell, die Gripen E erhält 10 Außen­sta­tio­nen) acht Außen­sta­tio­nen mit­ge­führt wer­den kön­nen. Dazu gehören Luft-Luft-Lenkwaf­fen genau­so wie Luft-Boden-Lenkwaf­fen, Lenkbomben und Seezielflugkör­p­er, Elo­ka- und Aufk­lärungs­be­häl­ter. Welche Sys­teme von Brasilien ver­wen­det wer­den, ste­ht zum Redak­tion­ss­chluss des Artikels noch nicht fest.

Dazu hat Saab ja mit der “Sea Gripen” den Indern einen Vorschlag für eine trägergestütze Vari­ante gemacht. Ich möchte nicht auss­chließen, dass der Vorschlag auch in Brasilien auf dem Tisch liegt. Damit würde die brasil­ian­is­che Marine die Trägerkom­po­nente weit­er aus­bauen kön­nen. Bish­er wird vom brasil­ian­is­chen Träger die Sky­hawk einge­set­zt, in ein­er ähn­lichen Rolle wie die AMX der Luftwaffe.

Radar:

Es ist anzunehmen, dass die brasil­ian­is­chen Gripen NG ein leis­tungs­fähiges AESA-Radar erhal­ten werden.

Leis­tung:

Ken­ngröße

Dat­en

Länge:

14,20 m (Gripen NG)

Flügelspan­nweite:

8,60 m (Gripen NG)

Tragfläche:

31,1 m²  (Gripen NG)

Flügel­streck­ung:

2,76

Tragflächen­be­las­tung:

  • Min­i­mal (Leergewicht) 244 kg/m²
  • Nor­males Start­gewicht 353 kg/m²
  • Max­i­males Start­gewicht 531 kg/m²

Höhe:

4,70 m

Leergewicht:

Ca. 7.600 Kg

Nor­males Startgewicht:

Ca. 11.000 Kg

Max­i­males Startgewicht:

Ca. 16.500 Kg

Treib­stof­fka­paz­ität:

3.000 l (intern)

Höch­st­geschwindigkeit:

Mach 2 + / 2.130 km/h in 8.000 m Höhe

Marschgeschwindigkeit:

Mach 1,2

Dien­st­gipfel­höhe:

> 16.000 m

Max­i­males Steigrate:

200 m/s (Gripen E)

Ein­satzra­dius:

> 1.000 km

Über­führungsre­ich­weite:

> 3.000 km mit Zusatztanks

(4.075 km Gripen E), Luft­be­tankung möglich

Besatzung:

1 (2)

Trieb­w­erk:

Welch­es Trieb­w­erk die brasil­ian­is­chen Gripen erhal­ten wer­den, ist derzeit noch nicht bekan­nt. Die „Gripen Dem­po“ ist mit dem F414-GE aus­gerüstet, das ohne Nach­bren­ner einen Schub von 64 kN und mit Nach­bren­ner einen von 98 kN erzeugt.

Min­i­male Start-/Lan­de­bahn­strecke

600 — 800 m (500 m mit Nachbrenner)

Max­i­male Waffenlast

5.200 kg

Bewaffnung:

Mauser BK 27 Kanone

Aufhänges­ta­tio­nen

10 für Luft-Luft- oder Luft-Boden Lenkwaf­fen,  Zusatz­tanks, Aufk­lärungs- und Zielbeleuchtungsbehälter

Radar

AESA-Radar Raven ES- 05 von Selex Galileo

mit 200 ° Abdeckung

Kom­mu­nika­tion

NATO-Link 16 und tak­tis­ch­er Daten­link TIDSL, SATCOM und UHF/VHF für bis zu 8 aktive und unbe­gren­zt viele pas­sive Teilnehmer

YouTube Video:

http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=pofyKmcAzSw

Bildquelle: Wikipedia

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Südamerikas Luft­waf­fen, Brasilien, Saab Gripen,

Zitat: „Quin­tus Fabius”:

Man sollte nicht alles glauben, aber manch­es davon ist dur­chaus wahr: kein anderes mod­ernes (west­lich­es) Kampf­fllugzeug ist so bil­lig und so robust und braucht so wenig Wartung und kann so viele Ein­sätze in kurz­er Zeit fliegen.“

Weit­ere Quellen:

http://www.gripen-ja.ch/assets/files/Artikel/120501_Cockpit_Sonderbeilage_Gripen.pdf