Entwicklung
Tatsächlich erweist sich der neue chinesische Kampfhubschrauber nun zunehmend als ein Konglomerat verschiedener Einflüsse, die von den chinesischen Konstrukteuren zu einem insgesamt stimmigen und überraschend eleganten Entwurf zusammengefasst werden konnten. Die Chinesen haben dabei bewährte Konzeptionen übernommen – Tandemauslegung mit einem erhöhten Sitz für den hinter dem Bordschützen untergebrachten Piloten, Waffenausstattung an seitlichen Stummelflügeln und Sensoren sowie eine Bordkanone unter der Nase. Während aber andere Kampfhubschrauber eine extrem schlanke Silhouette aufweisen hat Chinas Entwicklung einen rautenförmigen Querschnitt und extrem gerundete Formen etwa im Bereich der Triebwerksverkleidung oder beim Rumpfübergang unter den nach oben gerichteten Abgasröhren, die den Hubschrauber „stealthy“ erscheinen lassen. Der Heckrotor ist aber (im Gegensatz zum Z‑9 und einem „Garagenmodell“) nicht ummantelt, das Fahrwerk und die Waffenstationen sind auf allen Flugbildern zu sehen – also wohl nicht einziehbar.
WZ-10 im Testflugzentrum
- die Z‑9 W im Hintergrund dürfte mit der oben links wiedergegebenen Maschine identisch sein -
Externer Link: YouTube Video: WZ 10 in der Flugerprobung (2009–08-07)
Russische Konzeption – Kamov?
Um 1995 soll nach Aussage von “nifiga” im CDF – der an dem Projekt beteiligt gewesen sein will — die russische KAMOV-Company die strukturelle Konzeption eines Kampfhubschraubers „WZ-10“ für die chinesische Armee erstellt haben. Tatsächlich weist die von „nifiga“ im CDF gepostete Zeichnung deutliche Ähnlichkeiten mit den ersten klaren Fotos auf, die im Sommer 2007 in chinesischen Internetforen zirkulierten. Es handelt sich offenbar auch noch um eine frühe Konzeptionsphase, denn die Konzeption geht – wie die ersten Protoypen – noch von einem vierblättrigen Hauptrotor aus. Daher kann davon ausgegangen werden, dass es sich nicht um eine nachträglich angefertigte Zeichnung handelt.
Bildquelle: China-Defence-Forum
Einer der ersten WZ-10 Protoypen mit vierblättrigem Rotor und Panzerabwehrraketen HJ-10
Bildquelle: Sinodefence
Später entstandene Fotos zeigen einen Hauptrotor mit 5 Blättern.
Europäisches Rotorsystem — Eurocopter:
Chinas Ingenieure geben sich nicht mit zweitklassigem Material zufrieden. Seit den Entwicklungen von MBB – die in Eurocopter aufgegangen ist – hat Europa beim Rotorsystem „die Nase vorn“. Dementsprechend kann es nicht verwundern, dass 1997 ein neunjähriger Kooperationsvertrag mit Eurocopter France über 70 Mio. $ zur Entwicklung eines Rotorsystems abgeschlossen wurde, bei dem Eurocopter einiges an Konstruktionszeichnungen für China erstellte – freilich für einen zivilen, mittelschweren Transporthubschrauber (um das Waffenembargo der Europäer zu umgehen?). AVIC II bemühte sich auch ab Sommer 2000, auf diversen Veranstaltungen diesen – ebenfalls mit Z‑10 bezeichneten – Transporthubschrauber vorzustellen, der starke Ähnlichkeiten mit der Agusta-Bell AB 139 aufwies.
Europäische Transmission – Agusta:
Ein ähnlicher Vertrag wurde 1999 mit Agusta (Italien) abgeschlossen – diesmal über 30 Mio. $ zur gemeinsamen Entwicklung der Transmission des künftigen Transporthubschraubers.
Kanadisches Triebwerk:
Die kanadische Pratt & Whitney Company wurde als Triebwerkslieferant ausgewählt. Beginnend mit dem Jahr 2001 wurden bis Anfang 2004 insgesamt 10 Gasturbinen PT6B-67 C oder P&W PT6C-67C (1,531 shp continuous 1,142 kW) für den Antrieb des „Transporthubschraubers“ geliefert, die ab 2002 erst durch Bodentests mit den europäischen Komponenten verbunden wurden. Inzwischen ist bekannt, dass Kanada bis zu 50 weitere Triebwerke geliefert hat – die im künftigen Transporthubschrauber eingebaut werden sollten.
China hat also die Umsetzung des ganzen Projekts als “dual-use” Programm aufgezogen, um an westliche Entwicklungshilfe zu kommen und dabei die besten auf dem Markt erhältlichen Entwicklungen kombiniert.
Bis zu 8 Prototypen wurden von 2003 bis 2007 fertig gestellt – und Ende April 2002 oder spätestens am 29. April 2003 soll der Erstflug erfolgt sein. Danach erfolgte ein intensives Testprogramm auf einem Testflugzentrum der Luftwaffe in Xian — ein im März 2006 publiziertes Foto zeigt die WZ-10 mit einem Prototyp der Shenyang J‑11B.
Produktionslinie (Quelle: Sinodefence)
Die ersten verschwommenen Internetfototos zeigen einen vierblättrigen Hauptrotor, der wohl der ursprünglichen russischen Konzeptionsphase entstammt. Offenbar war die ursprüngliche Rotorkonzeption mit vier Blättern nicht so erfolgreich, denn um den Jahreswechsel 2003/2004 erfolgten neue Erstflüge – diesmal mit einem modifizierten 5‑blättrigem Rotorsystem.
Vorserienmodelle mit 5‑blättrigem Rotor