Asien — Chinas Langstreckenjäger J‑8 „Finback“
28.12.2013 00:00 | Written by Erich Sczepanski
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Fotoquelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Shenyang_J‑8
Bezeichnung: Chinas Jäger führen alle die Bezeichnung „J“. Auch das J von J‑7 ist die Abkürzung von „Jianjiji“, kurz “Jian”. Dieses Schriftzeichen bedeutet “jagen”. Exportversionen werden auch mit dem Kürzel “F” für Fighter bezeichnet. Die J 7 ist also schlicht der Jäger Nr. 7, und die F‑7 ist die für den Export vorgesehene Variante der J‑7. Die J‑7 (MiG-21) war demnach Chinas siebtes Jagdflugzeug – und sollte dann auch über lange Jahre Chinas Standardjäger werden.
Interner Link: CHINAS Standardjäger – die J 7 (F‑7) MiG 21
Entwicklung: Ab 1960 verschlechterten sich die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und China rapide. China war auf der Suche nach einem entsprechenden Jagdflugzeug von sowjetischer Unterstützung abgeschnitten. Chinesische Flugzeugingenieure zerlegten die wenigen nach China gelangten MiG-21 — und fertigen nach den Einzelteilen eigene technische Zeichnungen an. Auf Basis dieser Raubkopie gelang es China, einen flugfähigen Nachbau zu erstellen, der wohl im Januar 1965 zu seinem Erstflug startete. Aber es war völlig unsicher, inwieweit dieses Flugzeug den Ansprüchen der chinesischen Streitkräfte genügen konnte. Maos Ingenieure wurden aufgefordert, ein Flugzeug zu entwickeln, das den sowjetischen Maschinen überlegen werden und über feindliche Luftstreitkräfte über größere Entfernung abfangen könnte.
Im Oktober 1964 wurden die nähere Anforderungen für den neuen Jäger formuliert und wenige Monate später – im Mai 1965 – wurde dem Forschungsinsitut 601 in Shenyang der Auftrag gegeben, auf der Basis der MiG-21 eine vergrößerte eigene Jagdmaschine zu entwickeln. Da die eigene Triebwerkproduktion ein Schwachpunkt war, sollten zwei Triebwerke zum Antrieb genutzt werden. Schon im Dezember wurde ein 1:1 Modell der Maschine vorgestellt. Die Kulturrevolution beendete aber die Entwicklungsarbeiten. Erst der arabisch-israelische Sechstagekrieg Anfang Juni 1967 zeigte der chinesischen Führung eindringlich die Bedeutung einer starken Luftwaffe. Im August 1967 wurde der Bau von zwei Prototypen des Allwetterjägers begonnen, und im Juli 1969 – zwei Jahre nach der Freigabe der Weiterentwicklung – konnte der Erstflug durchgeführt werden. Zu dieser Zeit erreichte der sowjetisch-chinesische Konflikt mit den Sommerscharmützeln am Grenzfluss Ussuri (März bis September 1969) einen Höhepunkt.
Trotz der eindringlich aufgezeigten Wichtigkeit des Programms wurde es dann aber nicht mehr mit voller Kraft weiter verfolgt, sondern nur sehr gebremst weiter geführt. Dazu trug die Entspannung mit der Sowjetunion bei, die im September 1969 eingeleitet wurde – als der sowjetische Ministerpräsident Kossygin auf dem Rückweg vom Begräbnis Ho Chi Mhins aus Hanoi in Peking eine Zwischenlandung vornahm, um Verhandlungen zur Entschärfung des Konflikts einzuleiten. Eine starke Fraktion favorisierte die bewährte sowjetische J‑7 gegenüber der unsicheren Eigenentwicklung, und die Fertigung des MiG-Klons wurde dann auch 1972 wieder aufgenommen wurde und ab 1976 in großen Stückzahlen fortgeführt. Dass die MiG-21 zu dem Zeitpunkt schon veraltet war, führte aber letztendlich doch zur Serienfreigabe der J‑8 – im März 1980, 15 Jahre nach der Auftragsvergabe für die Entwicklung. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Forschungsinstitut bereits Modernisierungsüberlegungen angestellt, so dass die Serienfreigabe eigentlich nur noch dazu diente, das Programm anzufahren und im praktischen Betrieb Grundlagen für diverse Modernisierungsvarianten zu erarbeiten.
Die erste Variante J‑8 I mit einem verbesserten Radar und der Einsatzmöglichkeit für Lenkwaffen hatte schon 1981 den Erstflug und wurde im Juli 1985 zur Serienproduktion freigegeben. Diese Variante wurde auch für den Einsatz von (ungelenkten) Bomben ausgerüstet. Auch diese Variante hatte erhebliche Mängel. Insbesondere der Lufteinlass im Bugbereich beschränkte die Möglichkeiten für ein bordeigenes Radargerät. Da der Prototyp einer weiter verbesserten Variante zu diesem Zeitpunkt bereits seinen Erstflug hatte, war auch diese Serie nur in beschränkter Stückzahl vorgesehen. Damit wurde einerseits die Fertigungskapazität aufrecht erhalten und gleichzeitig der Luftwaffe eine verbesserte Variante zugeführt – allerdings nur solange, bis die nächste, umfassendere Variante zur Serienreife entwickelt war.
Die noch einmal deutlich verbesserte zweite Variante J‑8 II wurde schon ab 1982 entwickelt – und sie sollte eine komplette Umkonstruktion des Flugzeuges zur Folge haben. Der Lufteinlauf wurde – wie bei der Phantom – auf die Seite verlegt, so dass in der Bugspitze ein deutlich verbessertes Radar (vom Typ SR‑4) untergebracht werden konnte. Der Prototyp dieser Variante hatte im Juni 1984 seinen Erstflug und wurde 1988 zur Serienfertigung freigegeben und die Basis für diverse weitere Varianten.
Varianten:
J‑8: erste Serienvariante, ca. 50 Stück ab März 1980 gebaut, mit Bugeinlauf und einteiliger Cockpithaube; 2 Triebwerke WP‑7 A;
J‑8 I (J‑8 A): verbesserte Variante, ca. 100 Stück ab 1985 gebaut, mit Bugeinlauf, verbessertem Radar, Doppelrohr-Kanone und auch für Bombenabwurf konfiguriert;
J‑8 II (J‑8 B): umkonstruierte Variante, ab 1988 in Serienproduktion, dieses Flugzeug sollte mit über 150 gebauten Exemplaren verschiedener Varianten den endgültigen Serienstandard markieren,
seitliche Lufteinlässe und Radarantenne, WP-13 Triebwerk
J‑8 E: Update der J‑8 A mit dem JL‑7 Radar und der Eloka-Ausrüstung der J‑8 II
J‑8 R (JZ‑8): Aufklärerversion mit KA-112-Kamera für über 500 Aufnahmen in einem Behälter unter dem Rumpf
J‑8 ACT: Versuchsflugzeug für unterschiedliche Steuersysteme (elektronisch analog und digital)
J‑8 II A (J‑8 D): ab 1996 Seriefertigung mit verbessertem 208 B Radar und Luftbetankungssonde
J‑8 II B: Variante mit einem KLJ‑1 Radar in der Bugnase
J‑8 II M: Exportversion mit Schuk-Radar (Russland) und verbesserter Avionik
J‑8 III (J‑8C): Testflugzeug für eine verbesserte Variante mit WP-14 Triebwerk
J‑8 DF: nachgerüstete Flugzeuge mit F‑Standard
J‑8 DH: nachgerüstete Flugzeuge mit H‑Standard
J‑8 F: Weiterentwicklung der J‑8 C mit verbessertem Radar
J‑8FR (JZ-8F): Aufklärerversion
J‑8G: Weiterentwicklung für den Einsatz von Anti-Radar-Lenkwaffen
J‑8H: Weiterentwicklung der J‑8 D mit KLJ-Radar für den Einsatz von Anti-Radar-Lenkwaffen, ab 2002 in Dienst
J‑8T: Weiterentwicklung mit JL-10 A Radar und Bildschirmen
Konzeption:
Man nehme den Rumpf einer Phantom und das Leitwerk sowie die Tragflächen der MiG-21 … so könnte man oberflächlich die J‑8 II beschreiben, während die J‑8 in der ursprünglichen Version noch einer vergrößerten MiG-21 entspricht. Die Tragflächen, die beim ursprünglichen Entwurf noch fast in mittlerer Höhe am Rumpf montiert waren, wurden bei der J‑8 II fast zu einem Tieftragwerk.
Triebwerk:
J‑8 und J‑8 A: 2 x WP‑7
J‑8 II: 2 x WP-13A II
J‑8 F und F‑8 IIM: 2 x WP-13G
J‑8 T: 2 x WP-14C Bewaffnung:
J‑8: 2 x 30 mm Kanonen, 2 x PL-2B Luft-Luft-Lenkwaffen
J‑8 I: GSch-23-L-Doppelrohr-Kanone; Luft-Luft-Lenkwaffen
J‑8 A: 23-III 23 mm Kanone, 4 x PL-2B, PL‑5 B/C/E, PL‑8, PL-11 mit Radarsuchkopf, 250- / 500- / 1.000 kg Bomben, 57- / 90-mm Raketen
J‑8 H: Kanone und PL-11 Lenkwaffen;
J‑8 T: Kanone, PL-12 Lenkwaffen, Präzisionsbomben;
Leistung:
Kenngröße | Daten |
Länge: | J‑8: 21,52 m; J‑8 II: 21,59 m |
Flügelspannweite: | J‑8: 9,3 m; J‑8 II: 9,34 m |
Tragfläche: | J‑8: 40,0 m²; J‑8 II: 42,2 m² |
Flügelstreckung: |
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Tragflächenbelastung: |
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Höhe: | J‑8: 5,20 m; J‑8 II: 5,41 m |
Leergewicht: | J‑8: ca. 9.200 kg; J‑8 II: ca. 9.800 kg; |
Normales Startgewicht: | J‑8: ca. 13.700 kg; J‑8 II: ca. 14.300 kg |
Maximales Startgewicht: | J‑8: ca. 16.600 Kg; J‑8 II: ca. 17.900 kg |
Treibstoffkapazität: | k.A. |
Höchstgeschwindigkeit: | J‑8: 2.450 km/h; J‑8 II: 2.300 km/h; |
Marschgeschwindigkeit: |
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Dienstgipfelhöhe: | J‑8: 18.000 m; J‑8 II: 20.000 m |
Maximales Steigrate: | J‑8 II: 200 m/s. |
Einsatzradius: |
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Überführungsreichweite: | 1.487 km 2.250 km (mit zwei 250 l Aussentanks) |
Besatzung: | 1 |
Ein Triebwerk (alternativ): |
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Minimale Start-/Landebahnstrecke |
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Maximale Waffenlast | 4.500 kg an 5 Außenstationen |
Auslieferungen und Exporte:
Obwohl mit der F‑8 II M eine eigene Exportvariante entwickelt wurde, wird das Flugzeug ausschließlich in China verwendet. Von den insgesamt über 300 gebauten Exemplaren sollen noch knapp die Hälfte in Dienst stehen.
Bildquelle: sinodefence.com Sachquellen: Die Information über chinesisches Militär lebt vor allem von zahlreichen Internetforen sowie den Bildern, Spekulationen und Vermutungen der Teilnehmer. Entsprechende Quellen sind daher u.a. SinoDefence Forum, China Defense Forum, Chinese Military Forum u.a.; für die Richtigkeit der Angaben kann keine Gewähr übernommen werden.