(Kapitän zur See Rainer Brinkmann ist Referatsleiter Fü M III 2 – Operative Grundsatzangelegenheiten)
Ein Unmanned Aerial Vehicle im maritimen Fähigkeitsspektrum
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Wer die Entwicklungen in der Luftfahrt beobachtet, mag bisweilen den Eindruck gewinnen, dass bereits das Ende der bemannten Luftfahrt herauf dämmert. Faszination und Romantik der Fliegerei scheinen schon fast der Vergangenheit angehören; demgegenüber haben unbemannte Systeme Hochkonjunktur. Kaum eine militärische Fachzeitschrift, die nicht über die neuesten Entwicklungen auf diesem Sektor informiert. Die Industrie bietet heute bereits eine Vielzahl von schwimmenden, tauchenden, fahrenden und fliegenden Drohnen an, die zu unterschiedlichen Zwecken nutzbar sind.
Dabei sind Drohnen gerade im militärischen Bereich nichts grundsätzlich Neues. Weil dem Soldaten nichts wichtiger ist als die eigene körperliche Unversehrtheit, hat man schon früher intensive Überlegungen angestellt, wie man dem Gegner zu Leibe rücken kann, ohne sich selbst einem zu großen Risiko auszusetzen. Flugdrachen und Heißluftballone, mit denen schon im Mittelalter Bomben verbracht wurden, sind solche historischen Beispiele.
Dass Drohnen heute so hoch im Kurs stehen, hängt maßgeblich mit dem technologischen Fortschritt zusammen. Die Entwicklungen auf dem Gebiet der Automations‑, Computer‑, Werkstoff‑, Antriebs- und Kommunikationstechnik bedingen Möglichkeiten der Miniaturisierung, die es in der Vergangenheit in dieser Form noch nicht gab. Insofern bedeuten die unbemannten Systeme schon einen gehörigen Innovationsschub auch auf dem Gebiet der Militärtechnologie.
Vor diesem Hintergrund nehmen unbemannte Systeme in den konzeptionellen Überlegungen zur Weiterentwicklung der Marine auch breiten Raum ein. Vorrangiger Bedarf besteht in der Marine an einem Unmanned Aerial Vehicle (UAV) als abgesetztem Sensor einer schwimmenden Plattform.
Der konzeptionelle Kurs der Marine
Der 16. Januar ist in zweifacher Hinsicht von militärhistorischer Bedeutung: Am 16.01.1991 läuteten die Luftangriffe auf den Irak den ersten Golfkrieg und damit ein Inferno der jüngeren Kriegsgeschichte ein. Am 16.01.2007 wurde in Cuxhaven das so genannte Gemeinsame Lagezentrum als operativer Nukleus des künftigen Maritimen Sicherheitszentrums eingeweiht.
In beiden Ereignissen drücken sich die sicherheitspolitischen Veränderungen aus, die sich nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes ergeben haben. Beide Ereignisse spiegeln in gewisser Weise auch Gravitationszentren des Aufgabenspektrums und der konzeptionellen Ausrichtung der Marine wider:
Der Golfkrieg mag exemplarisch stehen für die Regionalkonflikte in aller Welt, die periodisch zum Ausbruch kommen, nachdem die Prägekraft des Ost-West-Konfliktes weggefallen ist. Die Reaktion der Koalitionstruppen auf die Besetzung Kuwaits illustriert auch die Expeditionary Capabilities, die benötigt werden, um weltweit einen substanziellen Beitrag zu Konfliktverhütung und Krisenmanagement leisten zu können.
Die Einweihung des gemeinsamen Lagezentrums in Cuxhaven steht demgegenüber für den Auftrag, den Schutz Deutschlands und seiner Bürger im Verbund mit anderen Partnern zu gewährleisten. Dort werden erstmalig die Vollzugsbehörden des Bundes und der Länder unter Einschluss eines Verbindungselements der Marine zu einem gemeinsamen maritimen Lagebild beitragen.