In Kooperation mit ASS (Außen- und Sicherheitspolitische Studienkreise e.V.) Heidelberg
U©AV – Waffensystem der Zukunft
Einführung
Unbemannte Flugsysteme oder unmanned (combat) aerial vehicles haben in den letzten Jahrzehnten die vollwertige Einsatzfähigkeit im modernen Gefechtsraum erreicht. Die Anfänge der ferngesteuerten oder autonomen Fluggeräte lassen sich bis in die 20er Jahre des vorherigen Jahrhunderts zurückverfolgen. Bereits im September 1916 erbrachte die Sperry Company den Beweis, daß ein Flugzeug, auf der Basis einer Curtiss N‑9, autonom, d.h. ohne Hilfe eines Piloten, selbstständig fliegen konnte. Das Ziel der Konstrukteure war die Bewältigung einer Flugstrecke von 80 km bei einer Geschwindigkeit von 145 km/h mit der Vorgabe sich später mit einer 450 kg schweren Sprengstoffzuladung ins Ziel zu stürzen. Das Programm war letztendlich von keinem Erfolg gekrönt und die Finanzierung wurde 1922 von der US Navy abgebrochen.
Der Beginn einer neuen Zukunft in der Luftfahrt: MQ‑1 Predator
Nach dem heutigen Verständnis bezeichnet man U©AVs als wieder verwertbare, ferngesteuerte oder autonom fliegende Flugsysteme. Somit ist die Curtiss N‑9 eher als ein Marschflugkörper zu klassifizieren, wie die Tomahawk oder Taifun, und nicht als Drohne. Das unbemannte Flugzeug wird gerne als Erfindung der Neuzeit oder als Konsequenz der High-Tech-Gesellschaft angesehen, kann aber auf eine 90-jährige, mit Erfolgen wie auch Rückschlägen behaftete, Entwicklungsgeschichte zurückblicken.
Die Förderung und Entwicklung von Drohnen wurde durch die fortschreitende Computerisierung und Ausweitung der Prozessorkapazität im Bereich der Mikroelektronik begünstigt. Mit diesen Faktoren zusammenhängend, wurden die Abmessungen und Gewichte der verschiedensten Sensorpakete (Fernsehbild‑, Foto‑, Infrarotkameras, Radarsysteme, Feinderkennungs- und Bekämpfungshardware etc.) miniaturisiert und perfektioniert. Verbesserte Kommunikations- und Datentransfermöglichkeiten führten zu dem Umstand, daß sich Aufklärungsobjekte und ‑subjekte in Echtzeit verfolgen, beobachten, als Ziel verifizieren und ggf. sofort bekämpft werden konnten (Destruction on Demand).
Die Kommunikationsarchitektur von „Global Hawk“.
Bemannte Missionen, seien es Kampf‑, Patrouillen- oder Aufklärungseinsätze, bergen immer ein Restrisiko für die Besatzung der Maschine. Flugabwehrstellungen und feindliche Abfangjäger sind die unmittelbare Bedrohung für den Piloten respektive das Personal an Bord des Flugzeuges. Der Verlust des Flugzeugführers hat möglicherweise traumatische Auswirkungen auf die Familie und den nahen Bekanntenkreis. Die Luftwaffe verliert einen jahrelang ausgebildeten und trainierten Soldaten, dessen Ausbildung Unsummen gekostet hat.
Drohnen können unter Umständen Leben retten — und zwar das der Piloten und ggf. der TRAP-Einsatztrupps (Tactical Recovery of Aircraft and Personnel). Ein prominentes Beispiel für einen TRAP-Einsatz war der Absturz Capt. Scott F. O’Grady´s mit seiner F‑16 Fighting Falcon am 2. Juni 1995 über Bosnien. Sechs Tage später wurde er von einem Spezialkommando der 24th Marine Expeditionary Unit von der USS Kearsarge geborgen – es hätte auch anders ablaufen können…
Die Entwicklung und Erprobung von Drohnen wurde vom amerikanischen Verteidigungsministerium während der 50er Jahre forciert und im weiteren Verlauf ausgeweitet. Der Vietnamkrieg (1964–1975) wurde zur ersten Bewährungsprobe für die unbemannten Flugzeuge. Die amerikanischen Teilstreitkräfte nutzen die Ryan Firebee als unmanned aerial vehicle (UAV) zur Gefechtsfeldaufklärung. In über 3400 Fotoaufklärungseinsätzen während des Krieges zwischen amerikanischen und nordvietnamesischen Truppen bewies das System seine Fronttauglichkeit. Desert Storm, Deliberate Force, Allied Force und Enduring Freedom waren weitere Höhepunkte im Einsatz unbemannter Flugsysteme über feindlichem Gebiet. Die Konflikte in Vietnam, Afghanistan, Irak und im Kosovo bewiesen die Schlagkraft von Drohnen und die Fähigkeit zur zeitnahen, effektiven und risikoarmen Aufklärung bzw. punktuellen Vernichtung von Zielen im feindlichen Luftraum.
RQ-2B Pioneer – Klarmachen zum nächsten Einsatz.