Die ELROB 2008 war für das Diehl BGT Defence-Team eine großartige Gelegenheit, nicht nur mit dem Verteidigungsministerium und dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, sondern auch mit militärischen Nutzern und Firmen sowie Universitäten und Instituten in Kontakt zu kommen und über technologische Lösungen insbesondere über die Bedürfnisse der Nutzer eine Rückmeldung zu erhalten. Das ermöglicht dem jungen Team (seit Anfang 2007 auf dem Bereich „Autonomie“ tätig) den Forschungs- und Entwicklungsplan hinsichtlich des „intelligenten, mobilen Soldatenassistenzsystems“ wie dem präsentierten CANGURU auf die effizienteste Weise anzupassen. Das CANGURU-Fahrzeug ist intern sowie national auch unter dem Namen MUSTANG MK I bekannt. Eine aufgaben- und benutzerorientierte Umsetzung von anpassbaren autonomen Funktionen wurde bereits gestartet und wird ein Schwerpunkt für weitere Forschung und Entwicklung sein. Ziele sind Streitkräfteschutz, Sicherung, Camp- und Konvoischutz, MULE mit Transport, Eskortierung sowie regionale Aufklärung und „guard dog“ (Wachhund) ‑Funktionen.
Das Diehl-Team hatte die Möglichkeit während der ELROB 2008 unter realen Bedingungen eine Vielzahl von Daten zu sammeln, das System zu testen, seine Leistungsfähigkeit zu überprüfen und die weitere Entwicklung aufgrund der erhaltenen Daten anzupassen.
Das Basis-Fahrzeug beruht auf einer kostengünstigen, zivil serienreifen, geeignet modifizierten Plattform und wiegt ungefähr 350 kg bei einer Ladekapazität von 250 kg (weitere Spezifikationen finden Sie am Ende des Artikels). Es ist komplett digitalisiert. Das Assistenzsystem verfügt über einen Hybrid-Antrieb für Langstreckenoperationen (200 km / 6–10 Stunden) sowie für den geräuschlosen Betrieb. Verschiedene Änderungen und Modifikationen wurden durchgeführt, um dem Demonstrator ein militärisches Fahrwerk und weitere robuste Funktionen zur Verfügung zu stellen und somit die Fähigkeiten in einem unstrukturierten Umfeld zu demonstrieren.
Die Funktionen des Kernsystems (Drive-By-Wire und Fernbedienung) beinhalten einen Microcontroller-Boardcomputer. Dies führt beim „Einschalten“ zu einer sofortigen Betriebsbereitschaft und einem sehr robusten, sicheren Betrieb der Funktionen des Kernsystems . Zusätzlich verfügt das System über zwei Mini-PC-Einheiten, die die Navigationsrechnung und die visuelle Abtastung effektiv übernehmen. Einer der PCs verarbeitet die Daten des Laserentfernungsmessers, der Ultraschallsensoren sowie des Kommunikationssystems (Kontrollstation zu Roboter und Roboter zu Roboter). Der andere PC verarbeitet die Daten eines Bodensensors, des GPS/INS und der CCD Kamera für die „Folge-Funktionen“. Das Betriebssystem ist Linux basiert.
Zurzeit vereinigt das Fahrzeug zwei autonome Modi, die schrittweise weiterentwickelt werden. Der erste Modus beinhaltet eine autonome Folgefunktion (Folgen von Personen, Jeeps, UGV usw.), während der zweite eine autonome Überwachung-/Aufklärungsfunktion beinhaltet, die auf vordefinierten Wegpunkten basiert.
Nach Planung der Aufgaben bzw. Mission mit Hilfe des graphischen Benutzerinterfaces ist das System fähig, den vordefinierten Wegpunkten autonom zu folgen inklusive der Fähigkeit der Vermeidung der Kollision mit Hindernissen, welche nach oben ragen sowie auch Vermeidung von Gruben und Senken etc.. In einigen Fällen wird eine manuelle Bedienung des Systems erforderlich, wenn die Einschätzung der regionalen Situation unklar ist. Das Wegpunkt-zu-Wegpunkt System ist immer als lineare Bewegung/Fahrt berechnet. Kurze Distanzen können auch ohne ein empfangenes GPS-Signal bewältigt werden. Der Modus ist Tag und Nacht einsetzbar.
Während der Fahrt wird die Umgebung durch den Laserentfernungsmesser, Fahrzeugkameras und dem Monocular-Vision-System wahrgenommen. Eine Aufklärungseinheit verfügt über eine Infrarot-Kamera (mikrobolometrisch) und einer 360° CCD Kamera inklusive Zoomfuntion.
Es wurde eine so genannter „Hybrideinsatz“ mit drei verschiedenen Operationsmodi umgesetzt. In der „Drive-By-Wire“-Funktion wird das Fahrzeug durch eine Person von Bord aus gefahren. Zusätzlich kann dann mit Hilfe einer tragbaren Bodenkontrollstation und des graphischen Benutzerinterfaces (Benutzung eines robusten Standard-Notebooks) mit den beiden autonomen Bedienungsfunktionen (nähere Beschreibung siehe oben) operiert werden. Die tragbare Bodenkontrollstation liefert dem Bedienenden auch Informationen (Position, Energie, Antrieb usw.) über den Status des Fahrzeugs.
Die Hauptmerkmale des Systems sind wie folgt:
Höhe | ~2,20 m |
Breite | 1,11 m |
Länge | 2,15 m |
Gewicht | 350 kg |
Bodenfreiheit | 0,2 m |
Steigfähigkeit | 45 % |
Antrieb | Hybrid ~3 kW / 4‑Rad |
Leistungsdauer | 6–10 h |
Höchstgeschwindigkeit | 20 km/h |
Reichweite (mit/ohne Kommunikation) | 2,5 — 200 km |
Ladekapazität | ~250 kg |
Das Team wird von Dirk Krogmann, Projektmanager, Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG, mit Sitz in Ueberlingen, Deutschland geleitet. Verantwortlich für die technische Umsetzung und Koordination ist Thomas Kopfstedt, Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG, Ueberlingen. Das Fahrzeug wird in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Informations- und Datenverarbeitung unter der Leitung von Andreas Wenzel, Leiter für eingebettete Systeme Zweigstelle Ilmenau, Deutschland, umgesetzt. Die Entwicklung wird durch das deutsche Bundesministerium der Verteidigung, dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und dem Technischen Zentrum 51, Koblenz unterstützt.
Bildquelle: Diehl BGT Defence GmbH & Co. KG