Europa — der Eurofighter (EF) Typhoon

Hin­ter­grund:

Am 18. Okto­ber 2011 wurde von EADS der 300. Eurofight­er (EF) aus­geliefert — damit nach Her­stellerangabe das erste (einzige) Mehrzweck­flugzeug der neuesten Gen­er­a­tion, das (bish­er) die “beein­druck­ende Zahl von 300 in Betrieb befind­lichen Flugzeu­gen” erre­icht hat.

Dieses Jubiläum sollte Anlass sein, einen kurzen Blick auf den Eurofight­er zu wer­den — zumal zeit­gle­ich etwa die deutsche Luft­waffe ankündigt, von den ursprünglich geplant­ten 177 Flugzeu­gen nur noch 140 abnehmen zu wollen, der Eurofight­er mit seinem Konkur­ren­zpro­dukt “Rafale” in Libyen erste Kampfein­sätze hin­ter sich hat und der Her­steller etwa in Indi­en in Anbi­eterkonkur­renz zu anderen Pro­duk­ten der inter­na­tionalen Waf­fen­börse steht.

Entwick­lung:

Der “Sale of the Cen­tu­ry” war für die europäis­che Rüs­tungsin­dus­trie der Startschuss für die Kon­struk­tion des EF. Anstelle der tra­di­tionellen Käufe aus den USA solte in Europa ein gemein­sam kon­stru­iertes Jagdflugzeug der neuen Gen­er­a­tion die alten Jets — Starfight­er und Phan­tom — ablösen. Die Stab­schefs der Luft­waf­fen von Großri­tan­nien, Ital­ien, Spanen und der Bun­desre­pub­lik sucht­en gemein­sam nach einen Kampf­flugzeug der Neun­ziger Jahre — lediglich Frankre­ich, schon immer mit der eige­nen Rüs­tungss­chmiede Das­sault auf Höhe der Tech­nik — wollte mit der Rafale an seinem eigen­em nationalen Weg festhalten.

Die Def­i­n­i­tion­sphase des neuen europäis­chen Jets war im Sep­tem­ber 1986 abgeschlossen, und der erste der acht Pro­to­typen sollte 1991 seinen Jungfer­n­flug absolvieren. 1996 wurde mit der Aus­liefer­ung der ersten von 800 Serien­maschi­nen gerech­net — zeit­gle­ich und damit in direk­ter Konkur­renz zur französichen Rafale, aber auch zu US-amerikanis­chen Flugzeug­mustern wie der F‑16 und F‑18.

Die Europäer beg­in­gen aber — wieder ein­mal — einen Fehler. Während das Flugzeug ursprünglich als Luftüber­legen­heit­sjäger gegen die Luft­waf­fen der “Warschauer Pakt-Staat­en” geplant war, wurde nach dem Ende des “Kalten Krieges” eine weit­ere Ver­wen­dung gesucht, auch, um die immensen Entwick­lungskosten poli­tisch zu recht­fer­ti­gen. Wie schon beim Tor­na­do (der let­zendlich vor allem als Jagdbomber zur Erd­kamp­fun­ter­stützung einge­set­zt wird) sollte die “eier­legende Wollmilch­sau” kon­stru­iert werden.

Tat­säch­lich führte dieses Anforderung­spro­fil nicht nur zu mas­siv­en Ver­teuerun­gen, son­dern auch zu erhe­blichen Zeitverzögerun­gen. Die ersten Serien­maschi­nen wur­den im August bzw. Sep­tem­ber 2003 an Deutsch­land uns Spanien übergeben. Erst seit 2004 kann wirk­lich von ein­er Über­nahme in den Bestand der europäis­chen Luft­waf­fen gesprochen wer­den — seit dem 30. April 2004 mit der Indi­en­st­stel­lung von sieben zweisitzi­gen Eurofight­er als Aus­bil­dungsstaffel beim Jagdgeschwad­er 73 „Stein­hoff“ in Laage. Und auch heute noch (Ende 2011) erfültl der Eurofight­er nicht alle Anforderun­gen, die seine Grün­derväter vorge­se­hen haben.

Bewaffnung und Einsatzmöglichkeiten:

Luftkampf:

Für den Luftkampf scheint der Eurofight­er inzwis­chen mehr als geeignet. Die wärme­suchen­den AIM‑9 (Air Inter­cpt Mis­sile) Sidewinder für kurze Reichtweit­en und die radarge­lenk­te AIM-120 AMRAAM für mit­tlere und weit­ere Dis­tanzen kon­nten schon von der Phan­tom- und Tor­nad­oflotte über­nom­men werden.

Auf europäis­ch­er Ebene wurde zudem für größere Dis­tanzen die AIM-132 ASRAAM entwick­elt. Die Rakete kann Feind­flugzeuge bere­its “auss­er Sichtweite” bekämpfen — was beim heuti­gen Luftkampf, der auch auf die Unter­stützung von AWACS-Flugzeu­gen baut, ein nicht zu unter­schätzen­der Vorteil ist. Vor dem Ziel wird ein Wärem­suchkopf aktiviert. Vor allem Großbri­tan­nien — und der Exportkunde Aus­tralien — wollen diese Rakete in das Arse­nal aufnehmen.

Soll­ten den­noch Feindlfugzeuge diesen Schirm durch­drin­gen — oder erst auf kürzere Dis­tanz inden­ti­fiziert wer­den kön­nen — wer­den vor allem deutsche EF mit dem von DIEHL (Deutsch­land) entwick­elte AIM-2000 IRIS‑T zum Ein­satz kom­men. Sie ist für kurze Ent­fer­nun­gen und den präzisen Zuschlag kon­stru­iert — und auch gün­stiger als die AIM-132.  Mehrere Tausend Raketen dieses Typs sollen bere­its bestellt bzw. aus­geliefert sein.

Als drittes neues Waf­fen­sys­tem wird an “Mete­or”, ein­er Mit­tel­streck­en­rakete als Ersatz für die AIM-120 AMRAAM gebaut — mit der pro­jek­tierten Ein­satzbere­itschaft ab 2014.

Jagdbomber und SEAD-Einsätze

(SEAD = Supres­sion of Ene­my Air Defence, Zer­schla­gung geg­ner­isch­er Luftwabwehr)

Bish­er ste­ht für den Eurofight­er für Deutsch­land nur das deutsch-schwedis­che Waf­fen­sys­tem Tau­rus zur Ver­fü­gung. Tau­rus kann bei ein­er Reich­weite von 350 km auch ver­bunkerte Ziele tre­f­fen — und eignet sich insofern vor allem zur Aus­sach­lung der geg­ner­ischen Luftab­wehr. Die Ein­sätze ins­beson­dere im Irak und in Libyen haben gezeigt, dass hier die ersten Schläge zu erwarten sind — um die Luftho­heit über dem geg­ner­ischen Ter­ri­to­ri­um zu erringen.

Prob­lema­tisch ist aber, dass Tau­rus nur gegen sta­tionäre Ziele einge­set­zt wer­den kann. Es muss bere­its vor dem Abschuss auf genaue Zielko­or­di­nat­en pro­gram­miert wer­den. Bewegliche Ziele wie Schiffe oder mobile Flu­gab­wehrsys­teme kön­nen von Tau­rus nicht mehr ziel­gerichtet aus­geschal­tet werden.

Erst bis zum Jahr 2017 sollen diverse andere Waf­fen­sys­teme für den EF zur Ver­fü­gung ste­hen, um auch dieses Ein­satzpro­fil wirk­sam abdeck­en zu können.

Radar:

Das CAPTOR des Eurofight­ers ist eine Weit­er­en­twick­lung des Blue-Vix­en-Radars durch das Euro­RADAR-Kon­sor­tium. Es wird ständig weit­er entwickelt.

Das in Tranche-1-Flugzeu­gen ver­baute CAPTOR‑C besitzt ver­schiedene Luft-Luft- und Luft-Boden-Modi und kann bis zu 20 Luftziele im “Track while scan”-Modus mit ein­er Ortungsre­ichtweite (für ein Jagdflugzeug von etwa 185 km) verfolgen.

Die Entwick­lung des CAPTOR‑E wurde am 1. Juli 2010 ges­tartet, Flugtest­mod­elle sollen bis 2013 fer­tig und Serien­mod­elle ab 2015 ver­füg­bar sein.

Trieb­w­erk:

Der Eurofight­er ver­fügt über zwei Trieb­w­erke. Das EJ200 ist ein Zwei­wellen­trieb­w­erk mit einem Schub- Gewichtsver­hält­nis von 9,5:1 und ein­er Trock­en­schubkraft von 69 kN und 95 kN mit Nachbrenner.

Leis­tung:

Die Marschgeschwindigkeit von Mach 1,5 und eine Höch­st­geschwindigkeit von Mach 2,35 sind durch Notleis­tun­gen kurzzeit­ig noch zu erhöhen.

  
Typ:Mehrzweck­kampf­flugzeug
Länge:15,96 m
Flügelspan­nweite:10,95 m
Flügelfläche:50,00 m² 1
Flügel­streck­ung:2,40
Tragflächen­be­las­tung:
  • min­i­mal (Leergewicht): 220 kg/m²
  • nom­i­nal (nor­males Start­gewicht): 310 kg/m²
  • max­i­mal (max­i­males Start­gewicht): 470 kg/m²
Höhe:5,28 m
Leergewicht:
  • Ein­sitzer: 11.000 kg 2
  • Zweisitzer: 11.700 kg
nor­males Startgewicht15.500 kg
max­i­males Startgewicht:23.500 kg
Treib­stof­fka­paz­ität:
  • Ein­sitzer 4.996 kg / 6.215 Liter (intern)
  • Dop­pel­sitzer 4.300 kg (intern)
Treib­stoff­massenan­teil:0,312
g-Lim­its:+9/–3
Höch­st­geschwindigkeit:
  • bei opti­maler Höhe: Mach 2,35
  • in Boden­nähe: Mach 1,2
Marschgeschwindigkeit:
  • Ohne Außen­las­ten: Mach 1,5
  • In der Luft-Luft-Rolle: Mach 1,2 3
Min­i­malgeschwindigkeit:203 km/h
Dien­st­gipfel­höhe:16.765 m 4
max­i­male Flughöhe:19.812 m
max­i­male Steigleistung:315 m/s
Ein­satzra­dius:1.389 km (bei exter­nen Zusatz­tanks)[148]
Über­führungsre­ich­weite:3.790 km [148]
Waf­fen­last:7.500 kg
Trieb­w­erk:zwei Euro­jet EJ200-Man­tel­stromtrieb­w­erke
Schub:
  • mit Nach­bren­ner: 2 × 90 kN
  • ohne Nach­bren­ner: 2 × 60 kN
Schub-Gewicht-Ver­hält­nis:
  • max­i­mal (Leergewicht): 1,67
  • nom­i­nal (nor­males Start­gewicht): 1,18
  • min­i­mal (max­i­males Start­gewicht): 0,78

Quelle der Tabelle: Wikipedia

Ein­sat­zlän­der:

Inzwis­chen haben Deutsch­land, Großbri­tan­nien, Ital­ien, Öster­re­ich und Spanien den Eurofight­er im Ein­satz. Als Exportkunde kon­nte Sau­di Ara­bi­en gewon­nen wer­den. Unter anderem wer­den für Däne­mark und die Schweiz sowie für Indi­en entsprechende Verkäufe erhofft.

externe Links:

www.eurofight­er.com/

Team GlobDef

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