Internationale Trends
Die grundlegenden Rahmenbedingungen, die zu dem oben beschriebenen Konzept für die Korvette 131 geführt haben, sind keine Besonderheit der Deutsche Marine. Die meisten Marinen der westlichen Welt sind in einer vergleichbaren Situation: Die Anforderungen der laufenden Einsätze und der altersbedingte Regenerationsbedarf der Flotte stehen in einem deutlichen Widerspruch zu den budgetlimitierten Handlungsoptionen. Vor diesem Hintergrund sind immer mehr Seestreitkräfte dazu gezwungen, ihre Flotten durch innovative Ansätze fortzuentwickeln, um auch zukünftig noch qualitative und quantitative Mindestniveaus halten zu können und gleichzeitig die Präsenz in See zu gewährleisten.
Projekt KHAREEF der Omanischen Marine Grafik: BAe Systems Click to enlarge |
Ähnliche Überlegungen wie die zur Korvette 131 haben zu den amerikanischen Entwürfen Maritime Security Cutter und Littoral Combat Ship (LCS) geführt. Ebenso sind die Planungen der Royal Navy (Fregatte Type 26/Future MCM Hydrographic Patrol Capability, FMHPC) und der französischen Marine (Bâtiments de Surveillance et d‘Intervention Maritime, BATSIMAR) in dieselbe Entwicklungsrichtung einzuordnen.
Exportfähigkeit Aus Sicht der wehrtechnischen Industrie ist eine exportfähige Auslegung der Korvette 131 ein überaus wichtiges Kriterium. Die von der Deutschen Marine als Parent Navy absehbar zu vergebenden Aufträge sind alleine nicht mehr ausreichend, die wehrtechnischen Kernfähigkeiten so weit auszulasten, dass diese auch nur mittelfristig von der Marineindustrie aufrechterhalten werden können. Die Existenzsicherung kann nur über zusätzliche Folgeaufträge im Export erreicht werden. Darüber hinaus eröffnen Exportaufträge die Perspektive, Serieneffekte realisieren zu können, um damit Einmalkosten auf höhere Stückzahlen umzulegen. Von dieser Verbesserung der Kostenstruktur profitiert dann auch die Parent Navy.
Zeitplan
Der Zeitplan für das Beschaffungsprojekt Korvette 131 steht unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit. Unter der Voraussetzung, dass eine Abbildung in der kommenden Bundeswehr- und Haushaltsplanung erreicht werden kann, ergibt sich folgender Zeitplan für die Realisierung des Projektes:
- 2009/2010: Grundlegende Vorarbeiten
- 2011/2013: Analysephase zur Erarbeitung konzeptioneller Vorgaben
- 2013/2015: Projektierungen im Wettbewerb für Plattform und Einsatzsystem
- ca. 2016: Bauvertrag für ein erstes Los
- ca. 2019/20: Zulauf der ersten Einheit
Zusammenfassung
Unter Berücksichtigung der aktuellen und sich abzeichnenden Rahmenbedingungen und Einsätze ist die konsequente Ausrichtung der Korvette 131 auf Stabilisierungseinsätze am unteren Ende der Intensitätsskala folgerichtig. Die entsprechende Aufwuchsfähigkeit in Richtung höherwertiger Fähigkeitsprofile wird durch die Missionsmodularität gewährleistet. Die Daseinsberechtigung für die neue Schiffsklasse besteht jedoch im Wesentlichen in der nachhaltigen Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, insbesondere durch eine spürbare Entlastung bei den Kosten für die Unterstützung in der Nutzung.
Die Rahmenbedingungen für das Projekt sind zwar überaus schwierig, bieten aber auch gleichzeitig Perspektiven und Motivation für neue Konzepte. Die Realisierung des Projektes hängt entscheidend davon ab, dass es gelingt, eine innovative technischwirtschaftliche Lösung zu erarbeiten, die den operativen Forderungen der Marine gerecht wird und deren Finanzbedarf so überschaubar ist, dass das Projekt trotz der absehbaren Kassenlage mit in die zukünftige Bundeswehr- und Haushaltsplanung aufgenommen werden kann. Dieses wird jedoch nur dann der Fall sein, wenn alle Beteiligten, d. h. die Marine, die Marinerüstung und auch die Industrie gemeinsam innovative Ansätze erarbeiten und neue Wege beschreiten.