J‑20 (J‑XX) — “Wei Long” (starker Drache)
Chinas Jäger führen alle die Bezeichnung „J“. Auch das J von J‑20 ist die Abkürzung von “Jian”. Dieses Schriftzeichen bedeutet “jagen”. Die J‑20 ist also der Bezeichnung nach als Jagdflugzeug vorgesehen.
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Entwicklung:
Bereits im Jahr 1995 gab es erste Gerüchte über die Entwicklung eines neuen chinesischen Jagdflugzeuges – schon kurz, nachdem (1991) der erste Vertrag über die Lieferung von 28 SU-28 SK und 6 SU-27 UBK mit Suchoj geschlossen worden war. 1996 erfolgte dann ein Lizenzabkommen über den Bau von SU-27 Maschinen zwischen China und Russland.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass diese Gerüchte zunächst in Verbindung mit der Entwicklung eines Derivates der SU-27 in Verbindung gebracht wurden. Tatsächlich hat China ja mit der J‑11 seine eigene (inzwischen verbesserte) Version von Suchoj’s Jagdmaschine in die Luft gebracht.
Andere Gerüchte stellten wiederum eine Verbindung zur J‑10 her, deren Entwicklung im Herbst 1986 begann und von deren Entwicklung bis Mitte der 90er Jahre nur verwaschene Bilder eines dem israelischen „Lavi“ ähnlichen Flugzeuges in diversen Inernet-Foren zirkulierten.
Tatsächlich ist das – offiziell auch als Projekt 718 bezeichnete – Entwicklungsprogramm ein ehrgeiziges und eigenständiges Vorhaben für ein Flugzeug der so genannten „5. Generation“. 1997 berichtete der US-Marine Geheimdienst (U.S. Office of Naval Intelligence — ONI), dass ein der F‑22 ähnliches, zweistrahliges Stealth-Flugzeug „XXJ“ vom Institut „601“ und der Shenyang Aircraft Corporation (SAC) entwickeln würde – und im Jahr 2001 zeigten Fotos ein der F‑22 ähnliches Flugzeugmodell bei Windkanalversuchen im Institut 601. Spätestens als der chinesische Luftwaffenkommandeur – General He Weirong – im November 2009 von einem „baldigen Erstflug“ und einem Einsatz ab 2015 sprach war klar, dass es sich um ein neu entwickeltes Flugzeug handeln müsse, das kurz vor der Fertigstellung stand. Allerdings wurde das Flugzeug nicht von SAC (in Shenyang) sondern von CAC in Chengdu gebaut. SAC ist allenfalls als Zulieferer und Subunternehmer an der Fertigung beteiligt. Tatsächlich wurde der Weltöffentlichkeit nämlich am 22. Dezember 2010 in Chengdu eine neue Maschine präsentiert, die schon alsbald mit Rollversuchen begann. Aus den – immer klareren – Fotos, die geduldete „Spotter“ und wohl auch Insider in die Weiten des Internets lancierten wurde schnell klar, dass im CAC-Werk in Chengdu unter Entwicklungsleiter “Yang”(47 Jahre) tatsächlich ein Flugzeug der 5. Generation entstanden war.
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Konzeption:
Die J‑20 ist ein zweistrahliger Delta-Canard-Jäger mit Stealth-Merkmalen. Sie weist starke Ähnlichkeiten mit bekanten Flugzeugen der 5. Generation auf. In der Frontansicht ähnelt Chengdus J‑20 dem F‑22 Raptor von Lockheed Martin. Die Leitwerke erinnern an die an die PAK-FA. Sie sind – wie die Canards – voll beweglich und verleihen dem Flugzeug offenbar eine hohe Manövrierfähigkeit.
Außenstationen für Bewaffnung sind nicht erkennbar. Die Waffenzuladung ist offenbar am Rumpf in geschlossenen Waffenschächten zwischen dem Triebwerkseinlauf und dem Schacht des Hauptfahrwerks (unter den Canards) vorgesehen.
Das Hauptfahrwerk ist sehr weit nach Vorne gezogen, fast schon vor dem Triebwerk und nur knapp hinter dem Ansatz der Haupttragflächen am Rumpf. Damit liegt der Schwerpunkt etwa in der Mitte des Flugzeugs fast auf Höhe der Vorderkante der Haupttragfläche an der Wurzel. Und damit wohl vor der Vorderkante des Flügels am Auftriebsschwerpunkt – was dazu führt, dass die Canards nicht nur eine Hilfssteuerfläche für Flugmanövern mit extremem Anstellwinkel sind, sondern massiv zum Auftrieb beitragen. Insgesamt macht das Flugzeug optisch einen sehr guten Eindruck.
Für ein richtiges Stealth-Flugzeug gehört aber mehr dazu als das Design. Da geht’s um entsprechende Materialien, ein Triebwerk, das keine verräterische Signatur hat usw usw usw – mit anderen Worten: ob China auch das materielle know-how und nicht nur die formale Gestaltungsmöglichkeit für einen Stealth-Jäger hat, muss sich erst noch erweisen.
Bewaffnung und Einsatzmöglichkeiten:
Siehe auch: Gibt es ein chinesisches Trägerprogramm?
Indienststellung:
Der Erstflug der Maschine wurde von Testpilot Gang Li, Oberst der Chinesichen Luftwaffe und Chef des Probflugamtes am 11. Januar 2011 durchgeführt. Weitere Flüge erfolgten am 17. April (über knapp 1 ½ Stunden) und am 5. Mai (zwei Testflüge mit jeweils knapp einer Stunde Dauer und mit eingefahrenem Fahrwerk), am 12. Mai und am 14. Mai (wieder zwei Flüge). Das Flugerprobungsprogramm macht also große Fortschritte.
Bisher ist die J‑20 noch nicht einsatzfähig – es ist sogar noch unklar, ob es sich um einen „Technologie-Demonstrator“ oder einen echten Prototypen handelt. Die Tatsache, dass in Chengdu zeitgleich zwei Flugzeuge hergestellt wurden deutet aber darauf hin, dass das Flugzeug mehr als nur ein „Technologie-Demonstrator“ ist.
Der Jungfernflug der F‑22 fand am 7. September 1997 statt und seit dem 15. Dezember 2005 ist die F‑22 offiziell einsatzfähig. Wenn man einen ähnlichen Zeitraum für die J‑20 zugrunde legt, dann wäre mit der Indienststellung um das Jahr 2019 zu rechnen. Die bereits wiedergegebene Aussage von General Weirong zu einem Einsatz ab 2015 erscheint da äußerst ehrgeizig.
Radar:
Über das Radar liegen noch keine klaren Erkenntnisse vor.
Triebwerk:
Heftige Diskussionen gab es von Anfang an um den Antrieb des neuen Flugzeuges.
Die Maschine, die zuerst bis hin zu Hochgeschwindigkeitsrollversuchen (am 28. Dezember 2010) präsentiert wurde, war offenbar mit dem russischen Saturn AL-31 F (oder FN) mit 123 kN Schub ausgestattet.
Zu aller Überraschung päsentierte Chengdu allerdings eine zweite Maschine – auch mit der Nummer 2001 – die offensichtlich mit einem anderen Triebwerk ausgestattet war, wohl einer Variante des chinesischen WS-10. Diese Maschine startete denn auch am 11. Januar 2011 mit dem chinesischen Triebwerk (unter der Leitung von Chefingenieurs “Gan” entwickelt) zum Jungfernflug. Beide Maschinen unterscheiden sich nicht nur durch das Triebwerk, sondern auch durch merkwürdige kleine gelbe Rechtecke, die eine der beiden Maschinen auf der rechten Seite auf dem Rumpf zwischen Cockpit und Tragflächen aufweist.
Die F‑22 verfügt über 2 x Pratt & Whitney F119 (je 156 kN), das chinesische Pendant wird derzeit allenfalls über ein modifiziertes WS-10‑A Turbofan Triebwerke „Taihang“ aus eigener Produktion verfügen (von denen es alle drei Monate heißt, dass irgendwelche Probleme überwunden seien). Dieses in der J‑11 B eingebaute Triebwerk soll 110,0 kN (mit Nachbrenner 132,0 kN) Schub erzeugen. Gerüchte sprechen auch von einem Triebwerk „WS-10 G“, das bis zu 145 kN Schub erzeugen soll.
Im November 2010 wurde zudem bekannt, dass China in Russland den Kauf von 117S-Flugzeugtriebwerken (die modernisierte Version des Triebwerkes Al-31F ist für den Kampfjet Su-35 bestimmt, der derzeit getestet wird) beantragt hat.
Varianten und Serien:
Bisher noch keine Aussage möglich
Leistung:
Bisher noch keine Aussagen möglich
Maße:
Aus Vergleichsobjekten, die auf den Bildern der J‑10 zu sehen sind, wir auf folgende Maße geschlossen:
Länge: 19,5 — 20m
Höhe ~ 4,5m
Spannweite ~ 11 m — 12,5m.
Damit liegt die J‑20 ziemlich genau bei den “Vorgängern” F‑22 und T‑50.
Interner Link: Länderdossier China — Armee-Luftwaffe
Sachquellen:
Die Information über chinesisches Militär lebt vor allem von zahlreichen Internetforen sowie den Bildern, Spekulationen und Vermutungen der Teilnehmer. Entsprechende Quellen sind daher u.a. SinoDefence Forum, China Defense Forum, Chinese Military Forum u.a.; für die Richtigkeit der Angaben kann keine Gewähr übernommen werden.
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