Marinen aus aller Welt

CHINA

Schon vor Jahren gab es Gerüchte und unbestätigte Mel­dun­gen über von der chi­ne­sis­chen Marine geplante „größere Hubschrauberträger“.

Inzwis­chen beste­hen kaum noch Zweifel, dass ein erstes solch­es Schiff tat­säch­lich im Bau ist. Im Dezem­ber 2015 berichteten chi­ne­sis­che Medi­en über die begonnene Vor­fer­ti­gung von Mod­ulen für ein solch­es als „Typ 075“ (früher auch „Typ 081“) beze­ich­netes Schiff, für das dann im Novem­ber 2016 bei der Hudong-Zhonghua Werft in Schang­hai „der erste Stahl geschnit­ten“ wor­den sein soll. Schon 2019 soll der Neubau zu Wass­er gelassen und 2020 der chi­ne­sis­chen Marine übergeben wer­den. Bis zur vollen oper­a­tiv­en Ein­satzreife dürften dann noch ein­mal min­destens zwei Jahre vergehen.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.
Marineforum

TPY 075 artist impression (Grafik via china-defense.com)
TPY 075 artist impres­sion (Grafik via china-defense.com)

TPY 075 artist impres­sion Offizielle Grafiken o.ä. gibt es noch nicht, aber ver­mut­lich haben die Chi­ne­sen sich beim Basis­de­sign an aus­ländis­chen Vor­la­gen ori­en­tiert, und in Inter­net­foren kur­sierende „Artist Impes­sions“ unbekan­nter Herkun­ft kom­men dem wahrschein­lichen späteren Ausse­hen wohl recht nahe.

Mit ein­er Ver­drän­gung von 40.000 ts und ein­er Länge von 250m soll der Hub­schrauberträger größen­mäßig den US-amerikanis­chen amphibis­chen Trägern der WASP-Klasse entsprechen. An Bord soll Platz für bis zu 30 Hub­schrauber sein, von denen sechs gle­ichzeit­ig vom Flugdeck operieren kön­nen. Im Dock­teil kön­nen mehrere Luftkissenboote oder andere kleinere amphibis­che Fahrzeuge mit­ge­führt werden.

Im Gegen­satz zu den amphibis­chen Trägern der US Navy kön­nte der chi­ne­sis­che Neubau zurzeit keine Flächen­flugzeuge wie z.B. die amerikanis­chen AV-8B Har­ri­er oder die F‑35B Light­ning-II ein­set­zen. Solche kurz star­tenden und senkrecht lan­den­den STOVL-Flugzeuge gibt es bish­er in Chi­na noch nicht, aber deren Entwick­lung hat ange­blich begonnen.

Unklar ist noch, wie viele Hub­schrauberträger die chi­ne­sis­che Marine beschaf­fen möchte; in Experten­grup­pen geht man über­wiegend von vier Schif­f­en aus. Gemein­sam mit neuen Dock­lan­dungss­chif­f­en der YUZHAO-Klasse („Typ 071“), von denen vier in Dienst gestellt sind und ein fün­ftes Seeer­probun­gen begonnen hat, sollen die Hub­schrauberträger einen wach­senden Bedarf an amphibis­ch­er Kapaz­ität zu Teil­stre­itkraft-gemein­samer Ver­sorgung und Vertei­di­gung der von Chi­na beansprucht­en Inseln im Süd­chi­ne­sis­chen Meer deck­en. Hier sollen sie – so staatliche Medi­en – vor allem auch nicht-mil­itärische Auf­gaben (Trans­port zivil­er Bedarf­s­güter, medi­zinis­che Ver­sorgung, Katas­tro­phen­hil­fe) wahrnehmen. Auch mit Blick auf die „abtrün­nige Prov­inz“ Tai­wan ist amphibis­che Trans­portka­paz­ität gefragt, und über bloße regionale Aspek­te hin­aus wer­den die großen amphibis­chen Ein­heit­en in Chi­na schließlich auch als Ker­nele­mente glob­al operieren­der Seestre­itkräfte mit Fähigkeit zu „Pow­er Pro­jec­tion“ verstanden.

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RUSSLAND

Die Admi­ral­itätswerft in St. Peters­burg hat mit dem Bau eines ersten für Oper­a­tio­nen in der Ark­tis opti­mierten Wach­schiffes begonnen.

Schon 2014 hat­te das Vertei­di­gungsmin­is­teri­um die Auf­stel­lung eines ganzen „Geschwaders“ von solchen unter der Pro­jek­t­beze­ich­nung 23550 zu entwick­el­nden Schif­f­en angekündigt. Im April 2016 wur­den zunächst zwei bestellt, und schon im Herb­st begann die St. Peters­burg­er Werft mit der Vor­fer­ti­gung erster Mod­ule. Am 19. April wurde die „Ivan Papanin“ nun formell auf Kiel gelegt, und noch in diesem Jahr soll auch der Bau der „Niko­laj Zubov“ begin­nen. Bei­de nach rus­sis­chen Ark­t­is­forsch­ern benan­nten Schiffe sollen „bis 2020“ an die rus­sis­che Marine übergeben werden.

Ark­tis Wach­schiff Pro­jekt 23550

(Grafik: MoD Russia)
(Grafik: MoD Russia)

Die Neubaut­en (114m, 7.000ts) vere­inen „weltweit ein­ma­lig“ die Fähigkeit­en von Eis­brech­ern (kön­nen bis zu 1,5m dick­es Eis brechen), Hil­f­ss­chif­f­en im SAR-Dienst (Ein­satz auch als Schlep­per) und Off­shore Sup­port Ves­sels bis hin zu kampfkräfti­gen FK-Korvet­ten. Hangar und Flugdeck erlauben Ein­schif­fung und Ein­satz eines Hub­schraubers Ka-27 Helix. Auf einem Stellplatz am Heck kön­nen Con­tain­er (Fracht oder Ein­satz­mod­ule) mit­ge­führt und mit bor­deige­nen Krä­nen be- und ent­laden wer­den. Zwei Buchten/Ablauframpen am Heck erlauben Mit­führung und Ein­satz von kleinen Kampf­booten Typ RAPTOR.

Haupt­be­waffnung wird ein mod­ernes 100-mm Stealth-Geschütz auf dem Vorschiff, aber offizielle Grafiken lassen die Option auf Mit­führung (am Heck) von Con­tain­ern mit Start­sys­te­men für jew­eils vier Seeziel-FK Club oder landzielfähige Marschflugkör­p­er Kali­br-NK erken­nen. Dies würde den offiziell als „Wach­schiffe“ beze­ich­neten Neubaut­en mehr Kampfkraft geben als manch­er Korvette – in der Ark­tis sich­er einmalig.

Die neuen rus­sis­chen Schiffe ähneln im Prinzip den von der kanadis­chen Marine bestell­ten Arcic Ocean Patrol Ships (HARRY DE WOLF-Klasse, siehe Artikel in diesem Heft), die allerd­ings aus Kosten­grün­den weniger aus­geprägte Eis­brecher­fähigkeit­en haben, und die mit max­i­mal 25-mm-Rohrwaf­fen auch deut­lich leichter bewaffnet sind.

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SPANIEN

'Audaz' ist zu Wasser (Foto: Navantia)
‘Audaz’ ist zu Wass­er (Foto: Navantia)

Mit der „Audaz“ lief Ende März bei der Navan­tia-Werft in San Fer­nan­do ein fün­ftes Off­shore Patrol Ves­sel der METE­ORO-Klasse vom Stapel.

Die 94-m-Schiffe sind für Auf­gaben im Rah­men von Präsenz und Überwachung, Aufk­lärung, Sicherung der zivilen Schiff­fahrt, Fis­chereis­chutz, Umweltschutz sowie SAR-Dienst in Küsten­vor­feld und Wirtschaft­szo­nen opti­miert, kön­nen neben Bei­booten auch einen Hub­schrauber ein­set­zen; Haupt­be­waffnung ist ein 76mm-Geschütz.
‘Audaz’ ist zu Wass­er (Foto: Navantia)

Ursprünglich hat­te die spanis­che Marine einen Bedarf an zehn Schif­f­en angemeldet, zunächst aber nur vier erhal­ten. 2012 wurde — auch zur Unter­stützung der heimis­chen Werften — ein zweites Los von noch ein­mal drei Schif­f­en bewil­ligt, von denen bish­er aber nur zwei bestellt wur­den: die „Audaz“ und die eben­falls noch in diesem Jahr zu Wass­er zu lassende „Furor“. Bei­de sollen der spanis­chen Marine 2018 übergeben werden.

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SÜDKOREA

Für die neuen (2. und 3. Los) Fre­gat­ten der INCHEON-Klasse wur­den neue Landziel-fähige Marschflugkör­p­er mit „erhöhter Reich­weite“ entwickelt.

Serien­fer­ti­gung der Tac­ti­cal Sur­face Launch Mis­sile (TSLM), örtlich auch als „Hae­seong II“ beze­ich­net, soll noch in diesem Jahr begin­nen; 2019 sollen dann erste Schiffe mit ihnen bestückt wer­den. TSLM wurde speziell mit Blick auf Nord­ko­rea entwick­elt. Die neuen Marschflugkör­p­er sollen der süd­ko­re­anis­chen Marine erweit­erte Fähigkeit­en geben, von See her Ziele weit im Hin­ter­land der Küste effek­tiv zu bekämpfen. TSLM kann u.a. auch Streumu­ni­tion gegen Flächen­ziele wie Fahrzeuge, FK-Stel­lun­gen oder nicht ver­bunkerte logis­tis­che Anla­gen abw­er­fen. Der Marschflugkör­p­er ver­fügt über verbesserte Fähigkeit­en, Hin­dernissen auszuwe­ichen; beson­ders her­vorge­hoben wird die Möglichkeit, „in Echtzeit“ noch während des Fluges ein neues Ziel zu programmieren.

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