FRANKREICH
Die speziell für den Einsatz in antarktischen Gewässern konzipierte und Mitte Juni von der französischen Marine übernommene „L’Astrobale“ hat in ihren künftigen Heimatstandort Reunion (Indik) verlegt.
In der Region „Südliche und Antarktische Französische Territorien“ (Terres Australes et Antarctiques Francaises) ersetzt sie das 50 Jahre alte Wachboot „L’Albatros“ sowie einen alten Eisbrecher, der 30 Jahre lang die französische Antarktisstationen versorgt hatte.
neues Polarforschungsschiff ‘L’Astrolabe’ (Foto: franz. Marine)Mit Seitennummer P‑800 ist der 72-m-Neubau formell als „Patrouillenschiff“ klassifiziert, als Polar Logistic Vessel (PLV) aber wohl eher als Hilfsschiff zu betrachten. Hauptauftragnehmer für das Beschaffungsvorhaben war die Piriou-Werft, die sich beim Design allerdings mangels eigener Erfahrungen im Bau von Polar-tauglichen Schiffen (Eisbrechern) der finnischen Aker bediente. Der Rumpf wurde dann bei der für Spezialfahrzeuge der Offshore Industrie (mit besonderem Fokus auf Einsatz in Polargewässern) spezialisierten Crist-Werft im polnischen Gdingen gebaut. Im Dezember 2016 hatte das Schiff dann zu Piriou nach Concarneau verlegt, wo seine Endausrüstung und anschließende Erprobung und Abnahme erfolgte.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Von der französischen Marine betrieben und mit militärischer Besatzung wird die „L‘Astrolabe“ von Reunion aus künftig die französischen Antarktisstationen Dumont d’Urville und Concordia versorgen und polare Forschungsunternehmen unterstützen (auch Hobart im australischen Tasmanien soll dabei als Abstützpunkt dienen), daneben aber auch die Region „patrouillieren“ und SAR-Dienst leisten. Noch in diesem Herbst, im beginnenden antarktischen Sommer, soll ein erster mehrmonatiger Einsatz den Neubau ins südpolare Eis führen.
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INDONESIEN
Die südkoreanische Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering (DSME) hat am 2. August mit der „Nagapasa“ das erste von drei Ende 2011 bestellten U‑Booten TYP 209/1400 (deutsches Basis-Design) an die indonesische Marine geliefert.
Auch das zweite U‑Boot ist schon in Okpo im Bau; das dritte soll mit DSME-Werfthilfe bei der indonesischen PT PAL in Surabaya entstehen. Alle drei sollen bis Ende 2018 geliefert sein – ein zumindest für das dritte U‑Boot sehr ambitiöser Zeitplan.
Seit mehr als zehn Jahren will die indonesische Marine nicht nur ihre zwei Anfang der 1980er Jahre in Deutschland gebautenn U‑BooteTyp 209/1300 durch Neubauten ersetzen, sondern bis zu zwölf weitere U‑Boote beschaffen. Triebfeder ist zum einen zunehmend aggressive chinesische Politik im Südchinesischen Meer, zum anderen ein in den letzten Jahren wachsendes Bestreben, sich als Regionalmacht in geostrategischer Schlüsselposition zu einer „Globalen Maritimen Achse“ zu entwickeln. Schon 2005 wurde Kontakt zu U‑Bootherstellern gesucht, aber Finanznot setzte den Wünschen enge Grenzen. 2009 waren die russische Admiralitätswert und Südkoreas DSME schon offiziell zur Abgabe von Angeboten aufgefordert, aber bei fehlendem Geld wurde das Projekt sofort wieder um zwei Jahre verschoben – bis schließlich Ende 2011 DSME den aktuellen Auftrag erhielt.
Wo und wann nach den drei TYP 209/1400 weitere U‑Boote gebaut werden könnten, bleibt vorerst ebenso offen wie deren Typ und Anzahl. Lizenzbau weiterer 209/1400 bei PT PAL ist angeblich zu zeitaufwändig und wohl auch zu teuer. Zuletzt berichteten Medien von Verhandlungen über fünf Neubauten mit Russland (Typ AMUR-1650), Frankreich (SCORPENE-1000-Klasse) und der Türkei (Lizenzbauten deutscher TYP 214).
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PAKISTAN
Ende Juli hat die pakistanische Marine mit der „Himmat“ ihre dritte kleine FK-Korvette der AZMAT-Klasse in Dienst gestellt.
2010 war man sich mit China über den Bau von zunächst zwei “Large (Missile) Patrol Craft” einer Designvariante der chinesischen HOUJIAN-Klasse handelseinig geworden. Das Typboot sollte in China, das andere dann mit chinesischer Werfthilfe unter einem Lizenzabkommen in Pakistan gebaut werden. Die 60-m-Boote verdrängen etwa 600 ts und zeigen ein ausgeprägtes Stealth-Design mit abgeschrägten Aufbauten. Hauptwaffensystem sind acht Seeziel-FK einer Variante der chinesischen C‑802 (unterschall-schnell, Reichweite etwas mehr als 100 km), ergänzt durch Rohrwaffen mittleren/kleinen Kalibers.
Im März 2011 begann die chinesische Tianjin Xingang Werft mit dem Bau des Typbootes „Azmat“, das nach nur etwas mehr als einem Jahr Bauzeit von pakistanische Marine in Dienst gestellt werden konnte. In Pakistan hatte auch schon die Karachi Shipyard and Engineering Works (KSEW) mit dem Bau des Schwesterbootes begonnen. Für die pakistanische Werft war dieser Neubau natürlich kein quasi „Fließband“-Routinevorhaben, sondern dauerte etwas länger. Die „Deshat“ wurde nach fast drei Jahren Bauzeit Mitte 2014 in Dienst gestellt. Schon der ursprüngliche Vertrag beinhaltete eine Option für zwei weitere in Pakistan zu bauende Boote, die dann auch realisiert wurde. Nach Baunummer 3 „Himmat ist auch das vierte Boot schon bei KSEW im Bau.
Möglicherweise folgen noch weitere Einheiten. Hauptauftrag der kleinen FK-Korvetten sind Schutz und Überwachung des erweiterten Küstenvorfeldes (insbesondere vor dem neuen Stützpunkt Gwadar), incl. Bekämpfung von Terrorismus und Piraterie. Hier sollen die kleinen FK-Korvetten bisher eingesetzte, „überqualifizierte“ Fregatten ablösen und diese damit für andere Aufgaben freistellen.
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RUSSLAND
Das in der Ostsee gebaute Typschiff einer neuen Klasse von Marineversorgern hat im August zu „abschließenden Erprobungen“ in der Barentssee nach Murmansk verlegt.
Unmittelbar danach soll der Neubau noch in diesem Jahr in Dienst gestellt werden. Eigentlich sollte die „Elbrus“ längst an die russische Marine übergeben sein. Schon vor Jahren hatte die St. Petersburger Nordwerft mit Projekt 23120 den Auftrag zum Bau von drei für arktische Operationen optimierten Gefechtsversorgern erhalten. Typschiff „Elbrus“ sollte im November 2014 geliefert werden, Schwesterschiffe “Vsevolod Bobrov” und “Kapitan Shevchenko” in jeweils Jahresabstand folgen.
Schon vor einem Jahr hätte also der gesamte Auftrag erfüllt sein sollen, aber die Werft hielt keinen einzigen Termin ein, nannte immer wieder neue Zeitpläne. Erst im Juni 2015 lief Typschiff „Elbrus“ vom Stapel. Schwesterschiff “Vsevolod Bobrov” konnte nach mehrmaligen Verzögerungen erst im November 2016 zu Wasser gelassen werden und soll nun 2018 geliefert werden. Der Bau des dritten Schiffes “Kapitan Shevchenko” begann zwar im Sommer 2014, ist zurzeit aber „eingefroren“. Ob das Schiff fertiggestellt wird, ist offen.
Die voll beladen fast 10.000 ts verdrängenden Schiffe der ELBRUS-Klasse sollen in arktischen Gewässern operierende Schiffe und U‑Boote mit Verbrauchsgütern (Trockengütern) und Ersatzteilen versorgen. Nicht von ungefähr gleichen sie optisch modernen Unterstützungsschiffen der Offshore Industrie und sind wie diese bei Bedarf auch als Bergeschlepper (Zugkraft 120t) einsetzbar. Der eisverstärkte Rumpf erlaubt Fahrten durch 60cm dickes Festeis (Eisklasse ARC4), mit computergesteuertem punktgenauem Manövrieren durch einen diesel-elektrischen Antrieb mit Azimuth-PODs. Zwei 50-t-Kräne ermöglichen direkten Frachtumschlag vom 700m² großen Frachtdeck. Die operative Reichweite wird bei Seeausdauer von 60 Tagen mit 5.000sm angegeben. Die Neubauten kommen mit nur 27 Mann Besatzung aus.