Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
FINNLAND
Gut 25 Jahre nach Beschaffung von vier FK-Korvetten der RAUMA-Klasse und zwei Minenlegern HÄMEENMAA ist das Ende von deren kosteneffektiver Nutzung absehbar. Das Verteidigungsministerium hat die finnische Marine hat denn auch beauftragt, im Rahmen der zyklischen Erneuerung der Flotte die Nachfolge auf den Weg zu bringen.
Konzeptgrafik der unter ‘Squadron 2020’ zu beschaffenden Mehrzweck-Korvetten (Grafik: MoD Finland)Im Vorhaben „Squadron 2020“ („Laivue 2020“) sollen die Fähigkeiten dieser beiden völlig unterschiedlichen Klassen in einem zunächst als „Monitoimialus 2020“ (Mehrzweckschiff 2020) bezeichneten Design gebündelt werden. Die Neubauten sollen sowohl den unveränderten Hauptauftrag der finnischen Marine „Schutz der eigenen Küsten(gewässer) und Seeverkehrswege“ erfüllen, als auch in internationalen Krisenoperationen eingesetzt werden. Dazu werden sie mit Waffen und Sensoren zu Überwasserseekrieg, U‑Jagd und Flugabwehr befähigt. Eine erste, noch sehr rudimentäre Konzeptgrafik lässt im Mittelschiff zwei Vierfach-Starter für Seeziel-Flugkörper sowie auf dem Vorschiff ein Senkrechtstartsystem (Flugabwehr-FK) und ein Hauptgeschütz mittleren Kalibers (76mm?) erkennen. Die Grafik zeigt auch einen Hangar zur permanenten Einschiffung eines Bordhubschraubers. Natürlich sollen die Neubauten auch unter winterlichen Eisbedingungen einsatzbar sein.
Mit dieser Bündelung von Fähigkeiten werden sie – so Medien – „die größten je für die finnische Marine gebauten Kampfschiffe“; ein Vergleich mit ähnlichen Einheiten anderer Marinen lässt 85–90‑m Mehrzweckkorvetten mit einer Verdrängung von etwa 2.500ts erwarten. Damit ist auch bereits klar, dass es keinen 1:1‑Ersatz für die abzulösenden vier RAUMA und zwei Minenleger geben wird. Zurzeit wird mit vier insgesamt etwa 1,2 Mio. Euro teuren Neubauten geplant, bei deren Bau wo immer möglich auf nationale Fähigkeiten und Systeme zurückgegriffen werden soll. Die Designphase soll bis 2018 abgeschlossen sein, der Bau dann zwischen 2019 und 2024 erfolgen.
KANADA
Das Verteidigungsministerium hat die Schließung der nach erzwungener vorzeitiger Ausmusterung der zwei einzigen Seeversorger entstandene Fähigkeitslücke auf den Weg gebracht.
Eigentlich sollten die noch aus den 1960er Jahren stammenden alten Versorger schon längst durch Neubauten ersetzt sein, aber nach jahrelanger Verschleppung des Vorhabens wurde erst 2013 die Beschaffung von zwei Joint Support Ships (Designvariante der deutschen BERLIN-Klasse) eingeleitet. Diese werden allerdings frühestens 2020/21 zur Verfügung stehen.
Zunächst hatte man wohl gehofft, die mehrjährige Fähigkeitslücke in der Seeversorgung durch Rückgriff auf verbündete Marinen überbrücken zu können, musste aber aber schnell realisieren, dass dies nur zeitweilig und nicht in gedachtem Umfang möglich ist. So half die chilenische Marine (gegen Bezahlung) bei der kanadischen Pazifikflotte vorübergehend mit ihrem Flottentanker ALMIRANTE MONTT (ex US Navy KAISER-Klasse) aus, und mit Spanien verhandelt man über zeitweilige („mehrere Perioden“) Ausleihe des Versorgers CANTABRIA, der dann 2016 die Atlantikflotte in Halifax unterstützen soll. Ausreichend ist dies bei Weitem nicht, und man begann denn auch die Suche nach Alternativen.
Schon im Oktober 2014 hatte Marinechef VAdm Norman den Ankauf eines bei der US Navy ausgemusterten Versorgers ausgeschlossen und ein umzurüstendes ziviles Handelsschiff favorisiert. Hier ist man nun fündig geworden. so sieht eine ‘Artist Impression’ die ASTERIX nach ihrem Umbau (Grafik: offz)In Absprache mit dem Verteidigungsministerium erwarb die Davie Shipyard (Quebec) im September von der griechischen Capital Ship Management das Containerschiff ASTERIX. Für etwa 13 Mio. Euro wechselte das 2010 im deutschen Wismar gebaute 183-m-Schiff den Besitzer und traf auch schon Anfang Oktober in Kanada ein.
Mit einem Gesamtaufwand von 170 – 200 Mio Euro soll das Schiff zunächst bei der Aecon Werft in Nova Scotia, ab Frühjahr 2016 dann bei Davie in Quebec zum militärischen Seeversorger umgebaut werden. Das zwischen Verteidigungsministerium und Davie vereinbarte „Projekt Resolve“ sieht danach Davie als Betreiber des Schiffes (zivile Stammbesatzung, ergänzt durch Marinesoldaten) und eine jährlich etwa 40 Mio. Euro teure Charter durch die kanadische Marine. Fachmedien erwarten eine Laufzeit von zunächst fünf Jahren.
Das Verteidigungsministerium erklärte, derzeit bestehe „kein Interesse“ an noch einem zweiten umzurüstenden Schiff. Als Einzelschiff wird die ASTERIX allerdings nicht beide Flotten gleichzeitig versorgen können, und auch die Verlegung zwischen den Flottenbereichen (Panamakanal) ist sehr aufwändig und zudem bei kurzfristig auftretender Notwendigkeit problematisch. So muss man sich denn schon fragen, ob der ASTERIX nicht zwangsläufig noch eine „OBELIX“ folgen wird.
PERU
Südkorea hat der peruanischen Marine eine ausgemusterte Korvette zum Geschenk gemacht. Am 22. Oktober unterzeichneten Marinebefehlshaber Admiral Edmundo Deville del Campo und sein südkoreanischer Amtskollege Admiral Jung Ho Sub die Vereinbarung zur Überlassung der FK-Korvette GYEONGJU.
aus GYEONGJU soll FERRE werden (Foto: milphotos)Das etwa 30 Jahre alte 88-m-Schiff der POHANG-Klasse war erst im letzten Jahr bei der südkoreanischen Marine außer Dienst gestellt worden, ging also offenbar in noch „fast warmem“ Zustand in die Umrüstung für den neuen Besitzer und soll in einem „exzellenten Zustand“ sein. Die Pressemitteilung der peruanischen Marine schweigt sich dazu aus, welche Waffen (Originalbewaffnung z.B. Seeziel-FK Exocet MM38) und Systeme an Bord bleiben sollen und nennt auch noch keinen Termin für die Überführung, aber der künftige Name steht schon fest.
Der Neuzugang wird als FERRÈ den Namen eines peruanischen Seehelden des 19. Jahrhunderts in die Zukunft tragen. Dieser Name hat bei der peruanischen Marine bereits Tradition, war zuletzt von einem 1973 in Großbritannien gebraucht erworbenen und 2007 ausgemusterten Geleitzerstörer der DARING-Klasse (nicht zu verwechseln mit den heutigen britischen Zerstörern TYPE 45) getragen worden. Die aus Südkorea kommende künftige FERRÈ soll in der Überwachung der peruanischen Küstengewässer und Wirtschaftszonen im Pazifik sowie im SAR-Dienst eingesetzt werden.
Die Überlassung erfolgt im Rahmen eines im September 2012 zwischen den Marinen Perus und Südkoreas geschlossenen „Memorandum of Understanding“ zu einer intensiven Kooperation bei Ausbildung, Gewinnung wissenschaftlicher ozeanographischer Daten, aber vor allem auch im Bereich Technologie und Rüstung. Diese Rüstungskooperation ist auch bereits angelaufen. Nur ein Jahr nach dem MoU hatte die südkoreanische STX als Hauptauftragnehmer den Auftrag zum Bau von (zunächst) fünf neuen 55-m-Wachbooten erhalten, die sämtlich mit südkoreanischer Werfthilfe und Materialpaketen bei der peruanischen SIMA in Chimbote zu bauen sind. Die ersten zwei Boote sollen kurz vor der Fertigstellung sein.
Das nunmehrige Korvetten-Geschenk mag Teil dieses Auftrages gewesen sein, aber Südkorea signalisiert damit sicher auch den Willen, die Kooperation noch auszubauen – und denkt dabei vielleicht auch an den U‑Boot-Bereich. So soll schon demnächst die Grundüberholung und Modernisierung der in den 1970er Jahren bei HDW in Deutschland gebauten U‑Boote der ANGAMOS-Klasse (TYP 209/1200) beginnen. Die Arbeiten zu dieser „Life-time Extension“ sollen auf einer peruanischen Werft mit „ausländischer Hilfe“ durchgeführt werden, wobei die helfende Werft bisher noch ungenannt bleibt. Die deutsche TKMS hatte sich hier tatkräftig bemüht, aber auch die Südkoreaner waren im Gespräch. Über eine Modernisierung der alten U‑Boote hinaus gehend, sieht die langfristige Planung der peruanischen Marine dann ihren Ersatz durch Neubauten; „etwa 2025–2030“ soll dieses Vorhaben international ausgeschrieben werden.
USA
Fast alle U‑Boot-Marinen können von ihren U‑Booten zur Bekämpfung von Überwasserzielen neben Torpedos auch Seeziel-FK verschießen.
Start eines Sub-Harpoon (Foto: US Navy)Aus den Torpedorohren zu startende Flugkörper wie z.B. Sub-Harpoon oder die russische Club haben Reichweiten zwischen 120 und 300 km und können bei Lenkung über GPS sogar Landziele bekämpfen. Auch die US Navy hatte auf ihren Angriffs-U-Booten der LOS ANGELES-Klasse und der SEAWOLF-Klasse zunächst Sub-Harpoon mitgeführt, 1997 dann aber auf diese verzichtet. In einem veränderten strategischen Umfeld (low-intensity conflicts, littoral warfare) war für die U‑Boote die Bekämpfung entfernter Seeziele von nachrangiger Bedeutung geworden. MK-48 Schwergewichts-Torpedos wurden als völlig ausreichend betrachtet, und die Sub-Harpoon mussten auf den U‑Booten weit reichenden, landzielfähigen Tomahawk Land Attack Cruise Missile (TLAM) Marschflugkörpern weichen.
Nun gibt es aber offenbar Bestrebungen, diesen Schritt wieder rückgängig zu machen. Zum einen will man „mit dem Rest der Welt gleichziehen“, zum anderen aber rückt traditioneller Seekrieg wieder in den Bereich des Möglichen. Die Torpedos haben eine effektive Reichweite von nur etwa 50km, benötigen für diese Distanz gut eine halbe Stunde, und ein U‑Boot muss sich einem Gegner auch relativ dicht annähern. In einem komplexen, sich schnell wandelnden modernen Seekriegsszenario ist dies nicht akzeptabel. Es gab kürzlich zwar erste Versuche, TLAM in der neuesten Block IV-Variante auch gegen Seeziele einzusetzen (und vielleicht wird es auf US-U-Booten künftig auch „Dual-Use TLAM“ geben). Angesichts der hohen Kosten der Marschflugkörper und des abzudeckenden, sie „unterfordernden“ Reichweitenspektrums (bis zu 300 km) denkt man aber offenbar an eine Wiedereinführung von „richtigen“ Seeziel-FK.
Diesbezügliche Überlegungen sind noch in einem sehr frühen Stadium, und Details mag denn auch noch niemand nennen. Fachmedien bringen aber neben der neuesten Version von Sub-Harpoon die derzeit von Lockheed Martin entwickelte Long Range Anti-Ship Missile (LRASM) oder die Naval Strike Missile (NSM) der norwegischen Kongsberg ins Gespräch. Für den norwegischen Flugkörper gibt es bereits eine U‑Boot-taugliche Variante. LRASM ist zunächst zwar für den Einsatz von Flugzeugen konzipiert, ließe sich aber sicher ebenfalls anpassen.