NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors, den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen sowie den Spannungen mehrerer arabischer Staaten mit dem Emirat Katar bestimmt.
KATAR
Katar hat ultimative Forderungen einer Gruppe von Saudi-Arabien angeführter arabischer Staaten als „mit seiner staatlichen Souveränität unvereinbar“ zurückgewiesen. Die von den Kontrahenten verhängte Blockade (Schließung von Luftraum und Landgrenzen) bleibt damit unverändert in Kraft. Eine militärische Eskalation wird zurzeit allerdings nicht erwartet. Auch ein formeller Ausschluss Katars aus dem Golf-Kooperationsrat steht wohl (noch) nicht zur Debatte. Experten sind sich darin einig, dass eine solchermaßen sichtbar vollzogene Spaltung der Golfstaaten sehr wahrscheinlich nur die Position des Iran stärken würde.
JEMEN
Örtlichen Medien zufolge haben die Houthi-Rebellen im südlichen Roten Meer damit begonnen, vor dem Hafen von Hodeidah weitere, kürzlich vom Iran gelieferte Minen zu legen.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Unverändert bestimmen divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei Raqqa (Syrien) und der noch immer nicht abgeschlossenen Offensive zur Rückeroberung von Mosul (Irak). Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge und landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ ist nach weiteren Einsätzen seiner Kampfflugzeuge gegen IS-Ziele in Irak und Syrien am 1. Juli vor Haifa (Israel) vor Anker gegangen. Beim über den US-Independence Day (4. Juli) hinausgehenden, mehrtägigen Besuch wurde auch der israelische MinPräs Netanjahu an Bord begrüßt.
Ob der Flugzeugträger anschließend den Kampfeinsatz im östlichen Mittelmeer wieder aufnimmt, oder aber die Heimreise nach Norfolk antritt, bleibt abzuwarten. Die „Bush“ Carrier Strike Group (CSG) ist schon seit Januar unterwegs, nähert sich also dem Ende eines normalen 6–8‑monatigen Einsatzes. Zu einer Ablösung in der Golfregion gibt es noch immer keine Informationen. Mögliche Option wäre die „Nimitz“ CSG, die zwar im Zusammenhang mit der Krise um Nordkorea (s.u.) genannt wird, aktuell aber auf dem Weg nach Chennai (Indien) zur Teilnahme an der in den nächsten Tagen beginnenen Übung „Malabar“ mit der indischen und japanischen Marine ist.
In Gewässern um die Arabische Halbinsel operiert weiterhin die „Bataan“ Amphibious Ready Group der US Navy. Zu aktuellen Positionen oder Einsatzaufgaben gibt es keine Informationen. Auf dem amphibischen Träger „Bataan“ eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber des US Marine Corps könnten bei Bedarf auch im Kampf gegen islamistische Terrorgruppen eingesetzt werden.
SYRIEN: Russland – Türkei
Am 5. Juli beschossen vom Flugplatz Engels (Südwest-Russland) gestartete russische Fernbomber Tu-95 Bear‑H Depots und Führungseinrichtungen islamistischer Terroristen in Zentralysyrien mit modernen Marschflugkörpern Kh-101. Nach Angaben des russischen Generalstabes wurden drei Munitionsdepots und ein Kommandozentrum zerstört. Einen Tag später erklärte das russische Außenministerium die syrische Provinz Aleppo als „vollständig von islamistischen Terroristern befreit“. Russland macht allerdings weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; außerhalb von definierten „De-Eskalationszionen“ gelten alle gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS vor allem bemüht, im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik auf Autonomie setzende syrische Kurden (dazu gehören auch von den USA mit Waffen und Militärberatern aktiv unterstützte Milizen) zu „neutralisieren“. In Nordsyrien stellt die Türkei aus syrischen Milizen eine „Stellvertreter-Armee“ auf, die vorgeblich grenznahe Schutzzonen vor dem IS sichern soll, deren eigentlicher Auftrag aber wohl die Verdrängung kurdischer Milizen ist.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN
In den von Russland, Syrien, der Türkei und dem Iran gemeinsam erklärten vier „De-Eskalationszonen“ herrscht weiterhin vergleichsweise Ruhe. Die Zonen liegen in westlichen Landesteilen, wo syrische Regierungstruppen und Verbündete schon seit Monaten weitgehend die Oberhand haben. Andernorts gehen die Kämpfe weiter; islamistische Milizen bleiben weiterhin grundsätzlich von allen Feuerpausen ausgenommen.
Russland sieht in den „De-Eskalationszonen“ die „Basis für ein Ende des Bürgerkrieges“. Sie zwängen syrische Oppositionsmilizen, sich räumlich von islamistischen Terrorgruppen zu trennen, und dies eröffne Chancen für einen politischen Dialog. Bei einer am 4. Juli in Astana (Kasachstan) begonnenen Gesprächsrunde soll dieser Ansatz weiter verfolgt werden; bisher werden hier aber keine Fortschritte gemeldet. Die USA haben bei Einrichtung von Schutz- und Flugverbotszonen „Kooperationsbereitschaft“ signalisiert – wenn Russland im Gegenzug weitere Chemiewaffeneinsätze der syrischen Streitkräfte verhindere.
Maritime Aspekte
De-Eskalationszonen
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Kampfeinheiten sind zurzeit die Fregatte „Admiral Grigorovich“, der Minensucher „Valentin Pikul“ und das U‑Boot „Krasnodar“. Die zuletzt ebenfalls bei der MedSqn eingesetzte Fregatte „Admiral Essen“ ist am 4. Juli ins Schwarzmeer abgelaufen. Sie und das U‑Boot (beides Neubauten) hatten ihre Überführungsfahrt aus der Ostsee zur künftigen Heimatflotte ins Schwarze Meer für einen mehrwöchigen Einsatz bei der MedSqn unterbrochen, u.a. auch Marschflugkörper Kalibr auf IS-Ziele in Syrien geschossen. Ob nun auch die „Krasnodar“ ihren Transit ins Schwarzmeer fortsetzen soll, ist unbekannt.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen an. Jede Woche passieren mehrere Landungsschiffe der russischen Marine (auch dazu verlegte Einheiten der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei und Deutschland gekaufte und teils als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend. Transportiert wird zurzeit vermehrt auch Baumaterial für die begonnenen Arbeiten zur Erweiterung der russischen logistischen Basis in Tartus (Syrien). Dafür werden auch nicht unter russischer Flagge fahrende zivile Frachtschiffe gechartert.
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ARGENTINIEN
Zehn Jahre nach einem folgenschweren Brand an Bord fährt der Eisbrecher „Almirante Irizar“ wieder zur See.
Im April 2007 waren bei einem im Generatorraum ausgebrochenen Feuer große Teile des Schiffsinneren zerstört worden. Die durchaus überlegte Option einer Ausmusterung des 1977/78 bei Wärtsilä in Finnland gebauten, 15.000 ts großen Eisbrechers wurde verworfen. Kein anderes Schiff der argentinischen Marine konnte ihn in der Versorgung von militärischen und zivilen Stationen in der Antarktis ersetzen, und im südlichen Südatlantik und der Antarktis nahm der Eisbrecher auch die Funktion eines Flaggschiffes wahr. Da man überdies zuversichtlich war, ihn relativ zügig wieder instand setzen zu können, entschied man sich für eine Reparatur, die man dann zugleich zu einer umfassenden Modernisierung nutzen wollte.
2009 wurde die spanische Sener als Hauptauftragnehmer benannt; unter ihrer Federführung sollte die argentinische Tandanor-Werft in Buenos Aires die Arbeiten durchführen. „Spätestens zur Antarktissaison 2011/12“ wollte man die „Almirante Irizar“ wieder einsetzen, aber die Arbeiten kamen kaum voran. Medien spekulierten angesichts chronischer Unterfinanzierung der Marine über zu spärlich fließende Gelder. Jahr um Jahr musste Argentinien zur unverzichtbaren Versorgung seiner Antarktis-Stationen in Russland das Polarforschungs-/versorgungsschiff „Vasiliy Golovin“ und den Eisbrecher „Dranitsyn“ chartern. Die Chartergebühren für die russischen Schiffe (jährlich etwa 18 Mio. Euro) und die Gelder für Reparatur und Modernisierung der „Almirante Irizar“ summierten sich schließlich auf insgesamt gut 200 Mio. Euro – dafür hätte man auf dem Weltmarkt sicher einen geeigneten (fast) neuen Eisbrecher kaufen können.
Zehn Jahre nach dem Brand an Bord konnten die Arbeiten an dem Eisbrecher nun aber endlich abgeschlossen werden. Am 4. Juli verabschiedeten der Verteidigungsminister und der Marinechef die „Almirante Irizar“ zu ersten, etwa einwöchigen See-Erprobungen. An deren Ende soll das Schiff im Marinestützpunkt Puerto Belgrano einlaufen und dann dort noch einmal für etwa einen Monat eingedockt werden. Geplant sind kleinere Restarbeiten, eine Inspektion von Schrauben und Ruder, sowie letzte Farbarbeiten am Unterwasserschiff. Spätestens im August soll die „Almirante Irizar“ voll einsatzklar werden, und dem saisonalen (Oktober bis April) Einsatz im antarktischen Sommer dürfte dann auch nichts mehr im Wege stehen.
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AUSTRALIEN
USA
Am 28. Juni hat in und vor Australien die bis Ende Juli dauernde bilaterale Joint & Combined Exercise „Talisman Saber 2017“ begonnen.
Übungen dieser Serie werden nach Zusammenlegung der in den 1990-er Jahren regelmäßig durchgeführten bilateralen Übungen „Tandem Thrust“ und „Crocodile“ seit 2005 durchgeführt. Seitdem treffen sich australische Marine und Luftwaffe, US-Navy und US-Marine Corps alle zwei Jahre. Um den bilateralen Charakter zu unterstreichen, wechseln sich USA und Australien dabei in der Führung ab. Dies reflektiert sich dann auch im jeweiligen Übungsnamen: mit „Sabre“ mal in britischer (australischer) Schreibweise oder „Saber“ in amerikanischer Schreibweise. Bei der mit „Talisman Saber 2017“ nunmehr siebten Auflage sind also wieder einmal die USA an der Reihe.
Ziel der Großübungen dieser Serie ist die Weiterentwicklung der Fähigkeiten der australischen Streitkräfte zur Durchführung von Teilstreitkraft-übergreifenden, gemeinsamen Operationen und Interoperabilität mit US-Streitkräften in einem „Mid- to High-Intensity Warfare“ Umfeld. In einer in Stäben und an Computern durchgeführten Command Post Exercise (CPX) sowie in einer von realen Truppen durchgeführten „Field Training Exercise (FTX) liegen Schwerpunkte auf Planung und Durchführung von Krisenoperationen, Reaktionsfähigkeit auf kurzfristige regionale Entwicklungen, „Krieg gegen den Terror“ sowie diesmal insbesondere auch Cyber War. Einige Teile der CPX finden auch in Stäben in Japan und Südkorea sowie auf Hawaii statt. Für die teilnehmenden Seestreitkräfte decken die Übungsinhalte fast das komplette Spektrum der Maritime Warfare Areas ab. Mit dazu gehören von Counter-Terror (Special Forces) und Maritime Security Operations sowie groß angelegte amphibische Kampflandungen mit Beteiligung von Luftlandetruppen.
An „Talisman Saber 2017“ nehmen insgesamt etwa 30.000 Soldaten teil – neben Australiern und US-Amerikanern auch einige „embedded“ Soldaten aus Japan, Kanada und Neuseeland. Die Übungsgebiete erstrecken sich von den australischen Northern Territories (Darwin und Hinterland) bis nach Queensland, wobei sich maritime Inhalte auf die Timorsee, die Arafurasee und das Korallenmeer im Norden und Nordosten Australiens konzentrieren. Einmal mehr ist an der australischen Ostküste in der etwa 400 km nördlich von Brisbane gelegenen Shoalwater Bay eine größere amphibische Landung geplant; erstmals überhaupt finden auch in der etwas nördlicher gelegenen Stanage Bay amphibische Vorübungen bzw. Übungen zu Nothilfe nach einer Katastrophe statt.
Bei allen früheren Übungen dieser Serie lag ein Schwerpunkt auf Maritime Air Operations, und die US Navy hatte immer auch eine Carrier Strike Group nach Australien verlegt. Diesmal führt die Teilnehmerliste keinen US-Flugzeugträger auf. Nicht auszuschließen ist aber, dass im späteren Verlauf der ja einen Monat dauernden Übungen doch noch ein US-Flugzeugträger an ausgewählten Teilen von „Talisman Sabre 2017“ teilnimmt; in Frage käme z.B. die aktuell „im Südpazifik“ gemeldete „Ronald Reagan“. Mit von der Partie ist aber neben einigen weiteren Kampfschiffen der US Navy einmal mehr die in Japan stationierte BONHOMME RICHARD Amphibious Ready Group (ARG) — mit der eingeschifften 31. Marine Expeditionary Unit.
Die australische Marine bringt fast all ihre Komponenten in „Talisman Saber 2017“ ein. Namentlich genannt werden bisher fünf Fregatten der ANZAC- und ADELAIDE-Klasse, mehrere Wachboote der ARMIDALE-Klasse und Minensucher der HUON-Klasse, Hilfsschiffe, das amphibische Unterstützungsschiff „Choules“ und schließlich auch der Hubschrauberträger „Canberra“, dessen Teilnahme wegen notwendiger Reparaturen an der Antriebsanlage bis zuletzt gefährdet war.
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GROSSBRITANNIEN
Das Verteidigungsministerium hat BAe Systems formell den mit etwa 4 Mrd. Euro dotierten Auftrag zum Bau der ersten drei von acht neuen Fregatten TYPE 26 erteilt.
Das Ministerium folgt damit dem im vergangenen November von Verteidigungsminister Fallon verkündeten Zeitplan, der für den Sommer dieses Jahres den Baubeginn der neuen “Global Combat Ships” vorsah. Noch im Juli will die schottische Govan-Werft denn auch feierlich den ersten Stahl für das TYPE 26 Typschiff schneiden, dessen Indienststellung Mitte der 2020er Jahre geplant ist; weitere Fregatten sollen dann im Abstand von jeweils zwei Jahren folgen. Der Auftrag für die in einem zweiten Los zu bestellenden restlichen fünf Schiffe soll „in den frühen 2020er Jahren verhandelt werden“.
Die acht Neubauten sollen acht der 13 Fregatten TYPE 23 ersetzen. Das erste dieser älteren Schiffe soll 2023 ausgemustert werden, weitere dann in Abständen von jeweils einem Jahr. Diese Planung stößt auf Kritik, denn bei jährlicher Ausmusterung einer alten Fregatte und Zulauf von Neubauten nur alle zwei Jahre muss der Bestand der Royal Navy an Kampfschiffen im kommenden Jahrzehnt zwangsläufig sinken.
Ursprünglich waren 13 “Global Combat Ships” TYPE 26 als 1:1‑Ersatz für die 13 TYPE 23 geplant. Im SDSR-15 hatte man dann allerdings festgestellt, globale Präsenz und Maritime Security Operations (unter asymmetrischen Bedrohungen) könnten auch mit minder kampfkräftigen Einheiten durchgeführt werden. Hoch-komplexe, “Alles-Könnende” und dann entsprechend teure Kampfschiffe — wie Fregatten TYPE 26 — seien ganz sicher nicht bei jedem Einsatz gefragt; man könne bei diesen daher auch mit geringenen Stückzahlen auskommen und zur Ergänzung billigere, einfachere Kriegsschiffe beschaffen.
Das Vorhaben zur Beschaffung von TYPE 26 wurde denn auch auf acht Schiffe reduziert. Anstelle der gestrichenen fünf TYPE-26 sollen fünf billigere Mehrzweck-Fregatten TYPE 31 beschafft werden, wobei ein genauer Zeitplan für deren Bau aber bisher offen bleibt. Bisher heißt es nur sehr vage, die Entwicklung eines Design-Konzeptes solle “bald beginnen”.
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ISRAEL
Im Herbst 2016 waren Pläne zur Bestellung von drei weiteren U‑Booten bei der deutschen tkMS bekannt geworden.
Die „Ende des kommenden Jahrzehnt“ zu bauenden Neubauten — wahrscheinlich eine verbesserte Variante der mit außenluftunabhängigem Antrieb (AIP) ausgerüsteten DOLPHIN-II — sollen die drei 1999/2000 in Dienst gestellten und dann 30 Jahre alten, konventionell diesel-elektrisch (ohne AIP) angetriebenen U‑Boote der DOLPHIN-I-Klasse ersetzen.
Als in Israel bekannt wurde, dass der private Anwalt von MinPräs Netanjahu zugleich auch Rechtsvertreter des örtlichen Repräsentanten von tkMS ist, löste das Vorhaben bei Medien und in der politischen Opposition Befremden aus. Zunächst nährten die Verflechtungen nur einen „Anfangsverdacht von Vorteilsnahme“, aber nach näherer Prüfung entschloss sich der israelische Generalstaatsanwalt im Februar dieses Jahres zur Einleitung einer offiziellen Untersuchung wegen „möglicher Korruption“. Zugleich stellte er (sehr zum Missfallen der politischen Opposition) allerdings klar, dass MinPräs Netanjahu selbst nicht Ziel von Ermittlungen sei.
Der U‑Bootauftrag lag seitdem de facto auf Eis. Nun sollen sich Israel und der deutsche Bundessicherheitsrat aber darauf verständigt haben, dem Vorhaben grundsätzlich grünes Licht zu geben – allerdings unter Vorbehalt: sollte tatsächlich Korruption nachgewiesen werden, würden alle Verhandlungen sofort eingestellt und das Vorhaben gestrichen.
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NORDKOREA
Mit einem neuerlichen Raketentest hat Nordkorea die Spannungen weiter verschärft.
Am 4. Juli wurde von einer Plattform nordwestlich Pyongyangs eine Rakete des neuen Typs „Hwasong-14“ gestartet. Nach 40-minütigen Flug über eine Distanz von mehr als 900km schlug sie in der japanischen Wirtschaftszone in der Japansee auf. Nur Stunden später verkündete Nordkorea stolz den „unter direkter Leitung von Staatschef Kim Jong-un“ durchgeführten ersten erfolgreichen Start einer Interkontinentalrakete (ICBM), die „jeden Punkt der Welt erreichen“ könne. Der Start ausgerechnet am US-Independence Day war sicher kein Zufall.
Nun sind 900km keine interkontinentale Reichweite, aber die im Testschuss bei bewusst stark überhöhter Flugbahn erreichte Höhe von 2.800km zeigt für Experten eine mögliche Reichweite von etwa 6.000km – zwar nicht „jeder Punkt der Erde“, aber immerhin doch US Gebiet in Alaska, Guam und vielleicht auch Hawaii wäre damit in Reichweite. Zurzeit bezweifeln Experten noch eine Nuklearfähigkeit der „Hwasong-14“. Nichts spreche bisher dafür, dass Nordkorea die dazu notwendige Miniaturisierung eines nuklearen Gefechtskopfes gelungen sei. Man müsse aber davon ausgehen, dass daran zielstrebig gearbeitet werde.
International wurde der Test scharf verurteilt. Auch Russland und Chine zeigten sich „sehr besorgt“ und forderten Nordkorea auf, sein Atom- und Raketenprogramm sofort einzustellen. Auf einer Dringlichkeitssitzung des UN Sicherheitsrates forderte die UN-Botschafterin eine weitere Verschärfung der Sanktionen und mehr internationale Kooperation, um das Regime wirtschaftlich zu isolieren. Zugleich erklärte sie, die USA seien auch auf militärische Aktionen vorbereitet. Ein von den USA vorbereiteter Entwurf einer Resolution scheiterte dann jedoch am Widerstand Russlands, das sich an dem Wort ICBM störte. Russische Nachrichtendienste hätten festgestellt, dass es sich dem Test nur um eine Mittelstreckenrakete gehandelt habe. Beobachter vermuten, dass Russland mit seinem Widerstand militärische Optionen der USA begrenzt halten und den USA keine „Legitimierung über eine Hintertür“ ermöglichen will.
Der Spielraum für gegen Nordkorea gerichtete militärische Aktionen scheint allerdings ohnehin nur gering. Experten sind sich darin einig, dass jede militärische Operation der USA katastrophale Konsequenzen in der Region haben könnte, nicht zuletzt Bevölkerungszentren in Südkorea und Japan zum potentiellen Ziel nordkoreanischer Vergeltungsschläge machen würde.
Dies hindert allerdings nicht am Aufbau einer verstärkten Drohkulisse und der demonstrativen Darstellung „erhöhter Bereitschaft“. Nur einen Tag nach dem Raketentest führten südkoreanische und US-amerikanische Truppen in Südkorea Übungen zur Unterstreichung einer „Deep-Strike Capability“ durch, schossen dabei von der Ostküste Südkoreas mehrere Boden-Boden-Flugkörper in die Japansee. Ebenfalls vor der Ostküste übten am 6. Juli insgesamt 15 Kriegsschiffe der südkoreanischen Marine gemeinsam mit zahlreichen Kampfflugzeugen der Luftwaffe in einem scharfen Schießen mit Flugkörpern (u.a. Harpoon), Bomben und Artillerie die „Vernichtung eines angenommenen feindlichen Kriegsschiffes“.
Die Präsenz der US Navy in der Region um die koreanische Halbinsel ist zurzeit begrenzt; Momentan befindet sich kein Flugzeugträger in der Region. Die „Nimitz“ Carrier Strike Group (CSG) ist auf dem Weg nach Indien, wird noch an diesem Wochenende zur Teilnahme an der mit der indischen und japanischen Marine geplanten Übung „Malabar“ in Chennai erwartet. Die „Ronald Reagan“ CSG setzt zwar ihre West-Pacific Patrol fort, wird zuletzt (4. Juli) aber ebenfalls weit entfernt vom Krisengebiet „im Südpazifik“ gemeldet.
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RUSSLAND
Ein Verband der Nordflotte befindet sich auf den Weg in die Ostsee.
Kreuzer „Marshal Ustinov“ (SLAVA-Klasse) und Zerstörer „Vitseadmiral Kulakov“ liefen am 29. Juni aus Seweromorsk aus und erreichten am 6. Juli den Skagerrak. Die vom Bergeschlepper SB-921 (SLIVA-Klasse) begleiteten Kampfschiffe sollen am 30. Juli an der Parade und den Feierlichkeiten zum diesjährigen Tag der Marine in St. Petersburg und Kronshtadt teilnehmen.
Einige Medien gehen davon aus, dass die Ostsee für beide Schiffe nur Zwischenstation sein wird, dass sie nach den Feierlichkeiten weiter ins Mittelmeer verlegen, um dort Einheiten der operativ zunehmend überdehnten Schwarzmeerflotte im Mittelmeergeschwader abzulösen. Am Ende dieses Einsatzes könnte für die „Marshal Ustinov“ dann das Einlaufen ins Schwarze Meer stehen, um dort Schwesterschiff „Moskva“ als Flaggschiff der Schwarzmeerflotte abzulösen.
Die „Marshal Ustinov“ hat kürzlich bei der Zvezdochka-Werft in Sewerodwinsk (Weißes Meer) eine mehrjährige Grundüberholung und Modernisierung abgeschlossen; erst im April kehrte sie in den operativen Dienst der Nordflotte zurück. Dass der bei Zvezdochka durch Fertigstellung der „Marshal Ustinov“ frei gewordene Platz schon bald durch einen anderen Kreuzer der SLAVA-Klasse belegt werden soll, gilt als wahrscheinlich. Mehrfach war auch schon die „Moskva“ als nächstes Schiff genannt worden. Experten sehen für sie eine Grundüberholung auch dringend geboten. Eine kürzlich im Schwarzmeer durchgeführte Werftliegezeit habe nur kurze aufschiebende Wirkung. Einige Quellen erwarten allerdings das Flaggschiff der Pazifikflotte „Varyag“ noch vor der „Moskva“ in Sewerodwinsk.
Möglicherweise sind „Marshal Ustinov“ und „Vitseadmiral Kulakov“ nicht die einzigen Nordflotteneinheiten, die den „Tag der Marine“ in der Ostsee feiern sollen. Schon im April kolportierte Gerüchte zu einer Verlegung auch des Flottenflaggschiffes „Petr Velikiy“ (Kreuzer der KIROV-Klasse) und des Riesen-U-Bootes „Dmitrij Donskoy“ der TYPHOON-Klasse haben neue Nahrung erhalten. Jetzt werden sogar genaue Daten genannt: „am 21. Juli“ würden beide Einheiten Skagen mit Kurs auf die Dänischen Meerengen passieren. Der Ursprung dieser Meldung bleibt allerdings unbekannt. Für die Fahrt vom Nordflottenbereich bis Skagen wäre etwa eine Woche zu veranschlagen. Ein Auslaufen wäre damit also Ende der kommenden Woche zu erwarten. Bis dahin bleibt es spannend.
Die beiden nukleargetriebenen „Super-Einheiten“ haben in der Ostsee keinerlei operative Funktion. Sollten sie tatsächlich zum Tag der Marine dorthin verlegen, dürfte der Grund ausschließlich in einer öffentlichkeitswirksamen, primär auf die eigene Bevölkerung zielenden Demonstration maritimer Stärke zu sehen sein. Ältere Leser dürften sich erinnern, dass zu just diesem Zweck auch die US Navy schon einmal (Oktober 1985) mit ihrem Schlachtschiff „Iowa“ in der Ostsee „aufgekreuzt“ war.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.