NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors, den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen sowie den Spannungen mehrerer arabischer Staaten mit dem Emirat Katar bestimmt. Ein neuer Zwischenfall im Persischen Golf steht symptomatisch für die Spannungen zwischen dem Iran und den USA.
KATAR
Katar weist nach wie vor alle Forderungen einer von Saudi-Arabien angeführten Gruppe arabischer Staaten als „mit seiner staatlichen Souveränität unvereinbar“ zurück und wehrt sich vehement gegen Vorwürfe zur Terrorunterstützung. Die gegen das Land verhängte Blockade (Schließung von Luftraum und Landgrenzen) besteht denn auch fort, aber eine militärische Eskalation ist zurzeit nicht zu erwarten. Hinter den Kulissen dürfte man fieberhaft nach einer für alle Parteien gesichtswahrenden politischen Lösung für eine Krise suchen, die immer mehr dazu angetan scheint, nur die Position des Iran zu stärken.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
JEMEN
In der letzten Woche hat die saudi-arabisch geführte militärische Koalition in Abstimmung mit der jemenitischen Regierung vier mit Kraftstoff beladenen Tankern das Einlaufen in den von Houthi-Rebellen kontrollierten Hafen von Hodeidah (Rotes Meer) verwehrt. Die Vereinten Nationen kritisieren, solche Maßnahmen würden die Lieferung von Hilfsgütern behindern und könnten die Ausbreitung der Cholera-Epidemie weiter beschleunigen.
IRAN
Ein neuerlicher Zwischenfall im Persischen Golf unterstreicht die Spannungen zwischen dem Iran und den USA.
Am 25. Juli veröffentlichte die US Navy ein Video, das zeigt, wie ein Wachboot der NASER-Klasse der iranischen Revolutionsgarden nur 120m entfernt direkt vor den Bug des Wachbootes „Thunderbolt“ der US Navy fährt. Weder auf Funkanrufe noch akustische Warnzeichen und Signalpatronen wurde reagiert. Erst als das US-Boot Warnschüsse abfeuerte, gab das iranische Boot den Weg frei. Der Zwischenfall ereignete sich in freiem Seeraum in internationalen Gewässern im nördlichen Persischen Golf.
Einen Tag später veröffentlichten staatliche iranische Medien die iranische Version des Zwischenfalles. Danach hatte die „Thunderbolt“ direkt auf das in internationalen Gewässern patrouillierende iranische Boot zugehalten und versucht, es in einem Akt der „Provokation und Einschüchterung“ mit Schüssen zu vertreiben. Die Besatzung des iranischen Bootes habe sich von solch unprofessionellem Verhalten unbeeindruckt gezeigt.
Welche Darstellung die reale Situation wiedergibt, kann auch das Video nicht klären. Tatsache ist, dass es im Seegebiet genug Platz für beide Fahrzeuge gab. Auch zeigt das Video, dass das iranische Boot wohl „von rechts“ kam, also eigentlich Vorfahrt gehabt hätte. Ob der Zwischenfall aus einem bloßen Beharren beider Boote auf ihem jeweiligen Kurs resultierte, oder ob das iranische Boot in einer Serie von Manövern mit mehreren Kurswechseln die „Thunderbolt“ behindern bzw. zum Stoppen zwingen wollte, ist auf den Aufnahmen nicht ersichtlich. Der Vorfall reiht sich allerdings in eine ganze Serie von Zwischenfällen ein, in denen Boote der iranischen Revolutionsgarden in den letzten Monaten im Persischen Golf und in der Straße von Hormuz mit teils bedrohlichen Annäherungen bewusst versuchten, Einheiten der US Navy zu behindern.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Unverändert bestimmen divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Truppen und syrischer Oppositionsmilizen. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge und landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ ist aus dem Mittelmeer abgelaufen. Am frühen 26. Juli passierte die „Bush“ Carrier Strike Group (CSG) die Straße von Gibraltar, nahm aber noch nicht Kurs auf den Heimathafen Norfolk. Am 27. Juli lief der Verband im britischen Portsmouth ein, wo in den kommenden zwei Wochen zunächst noch die Teilnahme an der von der britischen Royal Navy ausgerichteten multinationalen Übung „Saxon Warrior 2017“ auf dem Programm steht.
Ablösung in Operation „Inherent Resolve“ hat wie vermutet die „Nimitz“ CSG gebracht. Sie war in den letzten Wochen zwar immer wieder in Zusammenhang mit der Lage um Nordkorea gebracht worden, hatte aber Anfang Juli zur Teilnahme an der trilateralen Übung „Malabar“ mit der indischen und japanischen Marine bereits in den Indischen Ozean verlegt. Seit dem 24. Juli wird die „Nimitz“ nun mit Einsätzen ihrer Kampfflugzeuge im Persischen Golf gemeldet.
Im Operationsgebiet der 5. US-Flotte, den Gewässern um die Arabische Halbinsel, operiert weiterhin die „Bataan“ Amphibious Ready Group (ARG) der US Navy. Zu aktuellen Positionen oder Einsatzaufgaben gibt es keine Informationen. Auf dem amphibischen Träger „Bataan“ eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber des US Marine Corps können bei Bedarf auch über Land gegen islamistische Terrorgruppen z.B. im Jemen oder in Somalia eingesetzt werden.
Die in Norfolk beheimatete „Bataan“ ARG ist seit Ende Februar unterwegs, nähert sich also dem Ende eines normalen Einsatzes und dürfte demnächst ins Mittelmeer ablaufen. Ablösung ist auch schon auf dem Weg über den Pazifik. Die in San Diego (Kalifornien) beheimatete „America“ ARG könnte Anfang August im Operationsgebiet der 5. US-Flotte eintreffen.
SYRIEN: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; außerhalb von erklärten „De-Eskalationszionen“ gelten alle gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Regierungstruppen auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei lässt immer deutlicher erkennen, dass es ihr in Syrien weniger um den Kampf gegen IS geht, als um eine „Neutralisierung“ von Kurden. Es gibt sogar deutliche Anzeichen, dass offenbar auch die USA aus der Region genötigt werden soll. In Washington ist man zunehmend irritiert über die „einen NATO-Partner direkt gefährdende“ türkische Politik.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN
In den „De-Eskalationszonen“ herrscht weiterhin vergleichsweise Ruhe.
Andernorts gehen die Kämpfe weiter; islamistische Milizen bleiben weiterhin grundsätzlich von allen Feuerpausen ausgenommen. Russland sieht in den „De-Eskalationszonen“ die „Basis für ein Ende des Bürgerkrieges“. Sie zwängen syrische Oppositionsmilizen, sich räumlich von islamistischen Terrorgruppen zu trennen, und dies eröffne Chancen für einen politischen Dialog. So wird aktuell denn auch über die Einrichtung einer weiteren solchen Zone bei Idlib diskutiert.
Russland ist bemüht, in den „De-Eskalationszonen“ die Einhaltung der Waffenruhe durch Friedenstruppen überwachen zu lassen — allerdings (zumindest vorerst noch) nicht unter einem UN Mandat. Bemühungen hier Partner ins Boot zu bekommen, ist bisher allerdings kein Erfolg beschieden. Das von Russland hier favorisierte Kasachstan hat eine klare Absage erteilt. Vorerst wird man sich wohl mit russischen Militärpolizisten begnügen müssen.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Kampfeinheiten bei der MedSqn sind zurzeit die Fregatten „Admiral Essen“ und (neu) „Pytliviy“, der Minensucher „Valentin Pikul“ und vorerst auch noch das U‑Boot „Krasnodar“. Die „Pytliviy“ (KRIVAK-Klasse) passierte am 22. Juli den Bosporus in Richtung Mittelmeer.
Wann das neue U‑Boot der KILO-III-Klasse „Krasnodar“ seine für den Einsatz bei der MedSqn unterbrochene Überführungsfahrt von der Ostsee ins Schwarzmeer fortsetzen soll, ist unklar. Ein angekündigtes nochmaliges Schießen von Marschflugkörpern Kalibr auf Ziele in Syrien hat noch nicht stattgefunden; ein dazu vor der syrischen Küste eingerichtetes Warngebiet blieb bisher ungenutzt.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen an. Regelmäßig passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch dazu verlegte Einheiten der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei und Deutschland gekaufte und teils als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend. Transportiert wird zurzeit vermehrt auch Baumaterial für die begonnenen Arbeiten zur Erweiterung der russischen logistischen Basis in Tartus (Syrien). Dafür werden auch nicht unter russischer Flagge fahrende zivile Frachtschiffe gechartert.
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CHINA
SRI LANKA
Sri Lankas Regierung hat einen Vertrag gebilligt, der China im Gegenzug für den infrastrukturellen Ausbau des südlichen Hafens Hambantota „80 Prozent Kontrolle“ über die dortigen kommerziellen Aktivitäten (Frachtumschlag) gibt.
Die administrative Kontrolle bleibt jedoch mehrheitlich in Händen Sri Lankas, und China wird so auch keine Kontrolle über Sicherheitsaspekte erhalten. Damit sind Bedenken der politischen Opposition aber auch Indiens, der USA und Japans teilweise ausgeräumt, China könnte den zivilen Hafen auch zu einem Stützpunkt seiner Marine ausbauen. Einheiten der chinesischen Marine werden Hambantota aber sicher bei Bedarf und nach vorheriger diplomatischer Anmeldung zur Nachversorgung anlaufen dürfen – wie heute schon Colombo.
Der Ausbau des Hafens durch die Chinesen hat bereits 2010 begonnen. Zurzeit verhandelt man noch über eine Erweiterung von noch einmal mehr als 6.000 Hektar. Wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, wird Hambantota der größte Hafenkomplex im ganzen Indischen Ozean sein. Für China wird es ein weiterer Baustein zur Festigung seiner Kontrolle strategischer Schlüsselpositionen im Indischen Ozean, wo Präsident Xi Jinping mit seiner „Belt and Road Initiative“ (BRI) auf langfristige Sicherung der chinesischen Handelswege zielt.
Zurzeit gibt es hier vier Häfen:
Im Westen Dschibuti, wo die chinesische Marine sogar Stützpunktrechte hat; in kontrollierender Schlüsselposition an den Seeverkehrswegen zwischen dem Mittelmeer und dem Indischen Ozean.
In Pakistan Gwadar, ein Hauptumschlagplatz für Waren und Güter vom Arabischen Meer nach China – mit Anbindung an den landeinwärts führenden China-Pakistan Economic Corridor. Allgemein werden auch für Gwadar chinesische Stützpunktrechte erwartet.
Im Süden des indischen Subkontinents Hambantota (Sri Lanka) als kritisches Verbindungsglied zwischen dem Arabischen Meer und dem Golf von Bengalen.
Im Golf von Bengalen Kyaukpyu (Myanmar). Hier hat China begonnen, den bisherigen Fischereihafen zu einem modernen Handelshafen umzubauen. Zwei Tiefwasserbecken, Eisenbahnanschluss und Einrichtung einer „Sonder-Handels-Zone“ sollen auch hier einen Waren-und Güterumschlag über Land nach China ermöglichen. Zwei Pipelines transportieren bereits Öl und Erdgas von Kyaukpyu nach Südchina.
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FRANKREICH
Das letzte amphibische Transportschiff der BATRAL-Klasse hat seinen aktiven Dienst bei der französischen Marine beendet.
Am 25. Juli kehrte die im Osten der Karibik in Fort-de-France auf Martinique stationierte „Dumont d’Urville“ nach Brest zurück, wo auf sie nun formelle Ausmusterung, Rückrüstung mit Ausbau von Waffen und allen noch verwertbaren und Geräten und dann Verkauf zur Verschrottung warten. Das Schiff verbrachte den größten Teil seiner 34-jährigen Dienstzeit im Südpazifik. Erst 2010 wurde es von Papeete (franz. Polynesien) nach Martinique verlegt.
Zwischen 1974 und 1987 hatte die französische Marine insgesamt fünf Landungsschiffe vom Typ BATRAL (Batiment de Transport Leger) in Dienst gestellt. Die 80-m-Schiffe (voll beladen 1.385 ts) waren vor allem für den Dienst in den Übersee-Departements beschafft worden. Sie konnten bis zu 400t Ladung transportieren und mit Hilfe eines Bordkrans auch abseits von Hafeninfrastruktur Güter umschlagen. Eine Landeplattform bot Möglichkeiten zum Einsatz von Transporthubschraubern.
Nach teils mehr als 30 Dienstjahren unter überwiegend tropischen klimatischen Bedingungen hatten die Schiffe das Ende ihrer Nutzbarkeit erreicht, und ihre Nachfolge ist auch schon eingeleitet. Für den künftigen Dienst in den Übersee-Departements beschafft die französische Marine acht (jeweils vier) Fahrzeuge zweier neuer Typen. Dies sind einmal B2M (Batiment Multi-Mission), die in der Standardrolle eines Offshore Patrol Vessel (mit schnellen Beibooten) eingesetzt werden sollen. Der zweite Typ wird als BSAH (Batiments de Soutien et d’Assistance Hauturier) bezeichnet. BSAH werden vor allem bei Transport- und Versorgungsfahrten (auch für Waffen und Munition) zum Einsatz kommen. Beide Schiffstypen folgen dem Basisdesign eines 60 – 80m (1.000 ts) Offshore Patrol Vessel mit bis zu 20 Tagen Seeausdauer.
Die ersten zwei B2M sind bereits in Noumea (Neukaledonien) und Papeete (franz. Polynesien) in Dienst. Das dritte, im Bau befindliche B2M ist für Reunion (Indik) bestimmt, und das vierte soll Ende 2018 in Martinique die Nachfolge der „Dumont d’Urville“ antreten. Kership/Piriou begann in Concearneu mit seinem Bau am Tag der Rückkehr der „Dumont d’Urville“ nach Brest. Das erste der vier BSAH ist seit Ende Mai zu Wasser; alle vier sollen bis Ende 2019 fertiggestellt sein.
Interessanterweise wird im Gegensatz zu den BATRAL bei B2M und BSAH auf amphibische Fähigkeiten verzichtet. Eine Bedarfsanalyse hat gezeigt, dass Be- und Entladen abseits von Hafeninfrastruktur – über eine Bugrampe, direkt an einem Strand – so selten gefordert ist, dass sich der finanzielle Aufwand für den Bau speziell dafür geeigneter Schiffe nicht lohnt. Sollte z.B. bei humanitärer Nothilfe nach einer Naturkatastrophe wirklich amphibische Kapazität gefordert sein, müssten hier ggf. amphibische Schiffe aus der Heimat nachgeführt werden.
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GROSSBRITANNIEN
Im Rahmen einer offiziellen „Wieder-Indienststellungs-Feier“ ist das Docklandungsschiff „Albion“ in den aktiven Dienst der Royal Navy zurückgekehrt.
Die „Albion“ war Anfang 2012 aus dem aktiven Dienst genommen und mit deutlich reduzierter Besatzung in den Status einer „extended readiness“ versetzt (de facto eingemottet) worden. Grund war die Umsetzung einer Vorgabe des Strategic Defence & Security Review (SDSR) von 2010, nach der die Royal Navy „zur Generierung von Einsparungen“ im normalen Friedensbetrieb mit nur einem ihrer zwei 18.500-ts Docklandungsschiffe auszukommen hatte.
Als Ende 2011 die „Bulwark“ nach elf Monaten Werftliegezeit (Kampfwertsteigerung) und weiteren neun Monaten operativer Vorbereitung wieder einsatzklar wurde, übernahm sie von der „Albion“ die Funktion als Flottenflaggschiff (bis 2015, dann wechselte diese Rolle zum Hubschrauberträger „Ocean“), und die „Albion“ wurde an die Pier gelegt. 2015 begann sie eine mehr als zweijährige Werftliegezeit zu Grundüberholung und Modernisierung. Nach deren Abschluss ist sie nun wieder „High Readiness Amphibious Assault Ship“ der fahrenden Flotte, benötigt zur vollen operativen Einsatzfähigkeit allerdings noch einige Monate. Dann dürfte die „Bulwark“ für ein paar Jahre ihren Platz an der Pier einnehmen, es sei denn die im kommenden Jahr geplante Ausmusterung des Hubschrauberträgers „Ocean“ veranlasst die Royal Navy zu einem Überdenken der bisherigen Planung.
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INDIEN
In Pipapav (150km nordwestlich von Mumbai) hat die private Reliance (RDEL) zwei Neubauten für die indische Marine zu Wasser gelassen.
„Shachi“ and „Shutri“ sind die ersten zwei von fünf im Rahmen von Projekt 21 von der indischen Marine bestellten Naval Offshore Patrol Vessel (NOPV). Die etwa 1.500 ts verdrängenden Schiffe sollen primär in der Wahrnehmung von Überwachungsaufgaben, dem Schutz von Offshore-Anlagen und Seeverkehr und mit Maritime Security Operations (Piraterie, Anti-Terror) in den indischen Wirtschaftszonen zum Einsatz kommen. Für diese Aufgaben reicht eine Bewaffnung mit einem 76-mm Buggeschütz (OTO Melara) und zur Nahbereichsabwehr zwei AK-630M Gatling Guns. Dieselantrieb erlaubt Höchstgeschwindigkeiten von 25 Kn. Ein bedarfsweise einzuschiffender mittlerer Hubschrauber gibt zusätzliche Einsatzoptionen.
„Shachi“ soll noch in diesem Jahr in Dienst gestellt werden; „Shutri“ etwa drei Monate später bis zum Frühjahr 2018 folgen. RDEL will dann auch die restlichen drei NOPV in jeweils Drei-Monats-Abständen liefern.
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NORDKOREA
Die Spannungen um Nordkorea bleiben hoch.
Südkoreanische und US-Nachrichtendienste erkennen in Kusong verstärkte Vorbereitungen für einen weiteren Test einer Mittel- oder Langstreckenrakete; dort war am 4. Juli die erste nordkoreanische „Interkontinentalrakete“ gestartet. Möglich ist auch der Test einer U‑Bootgestützten ballistischen Rakete (SLBM). Dafür könnten in der letzten Woche deutlich erhöhte Akticitäten nordkoreanischer U‑Boote sprechen. Auch das für den Schuss solcher SLBM ausgerüstete U‑Boot „Sinpo“ wurde vor der nordkoreanischen Küste in der Japansee erkannt.
Für Unruhe sorgt auch das Auftauchen fremder, augenscheinlich bewaffneter Fischereifahrzeuge in der Japansee. Mehrmals wurden innerhalb der japanischen Wirtschaftszone japanische Fischer von ihnen bedroht und vertrieben. Allgemein werden nordkoreanische Boote vermutet.
Über das weitere, international koordinierte Vorgehen herrscht Uneinigkeit. Nordkorea selbst lehnt jede bilaterale De-Eskalation mit Südkorea ab, ist nur an direkten Gesprächen „auf Augenhöhe“ mit den USA interessiert. Japan und die USA unterstellen Russland und China nur halbherzige Umsetzung von Wirtschaftssanktionen. China weist allerdings darauf hin, dass die vom US Sicherheitsrat verhängten Sanktionen mitnichten ein „allumfassendes Wirtschaftsembargo“ beinhalten.
Neue Sanktionen werden im US-Sicherheitsrat beraten, aber ihnen dürften sehr enge Grenzen gesetzt sein. Russland und China wollen überdies militärische Optionen der USA so begrenzt wie irgend möglich halten, mit Blick auf die Vorgänge um Libyen den USA in keinem Fall eine „Legitimierung über eine Hintertür“ ermöglichen. Neue Geheimdienstinformationen könnten hier allerdings zu einem Umdenken führen. Nach ihnen ist das nordkoreanische Programm zur Entwicklung nuklear bestückter Langstreckenraketen deutlich weiter fortgeschritten als bisher angenommen. Schon im kommenden Jahr könnten solche Raketen einsatzbereit werden. Damit werden auch militärische Präventivmaßnahmen wahrscheinlicher. China soll in Vorbereitung auf solche seine Truppenpräsenz an der nordkoreanischen Grenze deutlich verstärkt haben.
Der Spielraum für gegen Nordkorea gerichtete militärische Aktionen scheint allerdings nur gering. Experten sind sich darin einig, dass jeder US-Militärschlag katastrophale Konsequenzen haben könnte, nicht zuletzt Bevölkerungszentren in Südkorea und Japan zum potentiellen Ziel nordkoreanischer Vergeltungsschläge machen würde.
Die USA halten zwar an unspezifischen Drohungen fest und demonstrieren bei sich bietenden Gelegenheiten auch „erhöhte Bereitschaft“. Die US Navy verzichtet allerdings zurzeit auf sichtbare Präsenz in der Region um die koreanische Halbinsel; momentan operiert im Westpazifik kein einziger Flugzeugträger.
Geplant ist aber (vielleicht noch an diesem Wochenende) ein weiterer Raketenabwehrtest, bei dem die US Army von Alaska aus — demonstrativ – mit dem Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) das Abfangen einer Interkontinentalrakete erproben will.
Das chinesische Spezial-Aufklärungschiff DONGDIAO 854 ist zur Beobachtung des Tests bereits vor Alaska in Position gegangen.
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RUSSLAND
Die zwei wohl spektakulärsten Einheiten der russischen Marine sind am letzten Wochenende in die Ostsee eingelaufen.
In Begleitung des Bergeschleppers „Nikolaj Chiker“ haben das Flaggschiff der Nordflotte, der nukleargetriebene FK-Kreuzer „Petr Velikiy“ (KIROV-Klasse) und das riesige U‑Boot „Dmitrij Donskoy“ der TYPHOON-Klasse nach Passage des Großen Beltes und Marsch durch die Ostsee am 25./26. Juli den vor St. Petersburg liegenden Marinestützpunkt Kronshtadt erreicht. Beide Einheiten konnten wegen ihrer Größe jedoch nicht einlaufen, sondern mussten auf Reede vor Anker gehen.
Beide Einheiten sollen bei den diesjährigen Feierlichkeiten zum „Tag der Seekriegsflotte“ (30. Juli) an der in Kronshtadt geplanten zentralen Parade der russischen Marine teilnehmen. Zu dieser Veranstaltung hat sich auch Präsident Putin angesagt. Weitere Paraden (mit Vorführungen und Fähigkeitsdemonatrationen) sind in allen Flottenstützpunkten von Wladiwostok bis Seweromorsk geplant, u.a. auch auf der Newa in St. Petersburg. Dort hätte die Wassertiefe aber für die beiden „Riesen“ nicht ausgereicht.
Die beiden nukleargetriebenen „Super-Einheiten“ haben in der Ostsee keinerlei operative oder gar strategische Funktion, ja wären hier in einem Konfliktfall wenig mehr als „Ziele“. Ihre Verlegung dürfte denn auch ausschließlich dem Ziel dienen, im Rahmen des „Tages der Seekriegsflotte“ der eigenen Bevölkerung öffentlichkeitswirksam und möglichst spektakulär die maritime Stärke der russischen Marine zu demonstrieren. Dass „Petr Velikiy“ und „Dmitrij Donskkoy“ dabei in Kronshtadt aus operativer Sicht wenig mehr sind als „Potemkinsche Dörfer“ wird Politiker und Marineführung nicht stören.
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USA
In Anwesenheit von Präsident Trump hat die US Navy mit dem zeremoniellen An-Bord-Gehen der ersten Besatzung am 22. Juli den Flugzeugträger „Gerald R. Ford“ in Dienst gestellt.
Das erste Schiff der neuen FORD-Klasse (zwei weitere sind im Bau) leitet die Ablösung der vor 40 Jahren bei der US Navy eingeführten NIMITZ-Klasse ein. Wie viele Schiffe der FORD-Klasse die US Navy letztendlich erhalten wird, ist offen. Die neuen Flugzeugträger sind wegen ihrer extrem hohen Kosten von weit mehr als 10 Mrd. US-Dollar heftiger Kritik ausgesetzt, und es gibt erste Ideen zur Entwicklung billigerer „Light Aircraft Carrier“.