MarineForum Wochenschau vom 28. Juli 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors, den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen sowie den Span­nun­gen mehrerer ara­bis­ch­er Staat­en mit dem Emi­rat Katar bes­timmt. Ein neuer Zwis­chen­fall im Per­sis­chen Golf ste­ht symp­to­ma­tisch für die Span­nun­gen zwis­chen dem Iran und den USA.

KATAR

Katar weist nach wie vor alle Forderun­gen ein­er von Sau­di-Ara­bi­en ange­führten Gruppe ara­bis­ch­er Staat­en als „mit sein­er staatlichen Sou­veränität unvere­in­bar“ zurück und wehrt sich vehe­ment gegen Vor­würfe zur Ter­rorun­ter­stützung. Die gegen das Land ver­hängte Block­ade (Schließung von Luftraum und Land­gren­zen) beste­ht denn auch fort, aber eine mil­itärische Eskala­tion ist zurzeit nicht zu erwarten. Hin­ter den Kulis­sen dürfte man fieber­haft nach ein­er für alle Parteien gesichtswahren­den poli­tis­chen Lösung für eine Krise suchen, die immer mehr dazu ange­tan scheint, nur die Posi­tion des Iran zu stärken.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

JEMEN

In der let­zten Woche hat die sau­di-ara­bisch geführte mil­itärische Koali­tion in Abstim­mung mit der jemeni­tis­chen Regierung vier mit Kraft­stoff belade­nen Tankern das Ein­laufen in den von Houthi-Rebellen kon­trol­lierten Hafen von Hodei­dah (Rotes Meer) ver­wehrt. Die Vere­in­ten Natio­nen kri­tisieren, solche Maß­nah­men wür­den die Liefer­ung von Hil­f­s­gütern behin­dern und kön­nten die Aus­bre­itung der Cholera-Epi­demie weit­er beschleunigen.

IRAN

Ein neuer­lich­er Zwis­chen­fall im Per­sis­chen Golf unter­stre­icht die Span­nun­gen zwis­chen dem Iran und den USA.

Am 25. Juli veröf­fentlichte die US Navy ein Video, das zeigt, wie ein Wach­boot der NAS­ER-Klasse der iranis­chen Rev­o­lu­tion­s­gar­den nur 120m ent­fer­nt direkt vor den Bug des Wach­bootes „Thun­der­bolt“ der US Navy fährt. Wed­er auf Funkan­rufe noch akustis­che Warnze­ichen und Sig­nal­pa­tro­nen wurde reagiert. Erst als das US-Boot Warn­schüsse abfeuerte, gab das iranis­che Boot den Weg frei. Der Zwis­chen­fall ereignete sich in freiem Seer­aum in inter­na­tionalen Gewässern im nördlichen Per­sis­chen Golf.

Einen Tag später veröf­fentlicht­en staatliche iranis­che Medi­en die iranis­che Ver­sion des Zwis­chen­fall­es. Danach hat­te die „Thun­der­bolt“ direkt auf das in inter­na­tionalen Gewässern patrouil­lierende iranis­che Boot zuge­hal­ten und ver­sucht, es in einem Akt der „Pro­voka­tion und Ein­schüchterung“ mit Schüssen zu vertreiben. Die Besatzung des iranis­chen Bootes habe sich von solch unpro­fes­sionellem Ver­hal­ten unbeein­druckt gezeigt.

Welche Darstel­lung die reale Sit­u­a­tion wiedergibt, kann auch das Video nicht klären. Tat­sache ist, dass es im Seege­bi­et genug Platz für bei­de Fahrzeuge gab. Auch zeigt das Video, dass das iranis­che Boot wohl „von rechts“ kam, also eigentlich Vor­fahrt gehabt hätte. Ob der Zwis­chen­fall aus einem bloßen Behar­ren bei­der Boote auf ihem jew­eili­gen Kurs resul­tierte, oder ob das iranis­che Boot in ein­er Serie von Manövern mit mehreren Kur­swech­seln die „Thun­der­bolt“ behin­dern bzw. zum Stop­pen zwin­gen wollte, ist auf den Auf­nah­men nicht ersichtlich. Der Vor­fall rei­ht sich allerd­ings in eine ganze Serie von Zwis­chen­fällen ein, in denen Boote der iranis­chen Rev­o­lu­tion­s­gar­den in den let­zten Monat­en im Per­sis­chen Golf und in der Straße von Hor­muz mit teils bedrohlichen Annäherun­gen bewusst ver­sucht­en, Ein­heit­en der US Navy zu behindern.

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Unverän­dert bes­tim­men divergierende Eigen­in­ter­essen zahlre­ich­er Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten die Entwicklung.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Trup­pen und syrisch­er Oppo­si­tion­s­milizen. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge und landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ ist aus dem Mit­telmeer abge­laufen. Am frühen 26. Juli passierte die „Bush“ Car­ri­er Strike Group (CSG) die Straße von Gibral­tar, nahm aber noch nicht Kurs auf den Heimath­afen Nor­folk. Am 27. Juli lief der Ver­band im britis­chen Portsmouth ein, wo in den kom­menden zwei Wochen zunächst noch die Teil­nahme an der von der britis­chen Roy­al Navy aus­gerichteten multi­na­tionalen Übung „Sax­on War­rior 2017“ auf dem Pro­gramm steht.

Ablö­sung in Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ hat wie ver­mutet die „Nimitz“ CSG gebracht. Sie war in den let­zten Wochen zwar immer wieder in Zusam­men­hang mit der Lage um Nord­ko­rea gebracht wor­den, hat­te aber Anfang Juli zur Teil­nahme an der tri­lat­eralen Übung „Mal­abar“ mit der indis­chen und japanis­chen Marine bere­its in den Indis­chen Ozean ver­legt. Seit dem 24. Juli wird die „Nimitz“ nun mit Ein­sätzen ihrer Kampf­flugzeuge im Per­sis­chen Golf gemeldet.

Im Oper­a­tions­ge­bi­et der 5. US-Flotte, den Gewässern um die Ara­bis­che Hal­binsel, operiert weit­er­hin die „Bataan“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) der US Navy. Zu aktuellen Posi­tio­nen oder Ein­satza­uf­gaben gibt es keine Infor­ma­tio­nen. Auf dem amphibis­chen Träger „Bataan“ eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Har­ri­er und Kampfhub­schrauber des US Marine Corps kön­nen bei Bedarf auch über Land gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen z.B. im Jemen oder in Soma­lia einge­set­zt werden.

Die in Nor­folk behei­matete „Bataan“ ARG ist seit Ende Feb­ru­ar unter­wegs, nähert sich also dem Ende eines nor­malen Ein­satzes und dürfte dem­nächst ins Mit­telmeer ablaufen. Ablö­sung ist auch schon auf dem Weg über den Paz­i­fik. Die in San Diego (Kali­fornien) behei­matete „Amer­i­ca“ ARG kön­nte Anfang August im Oper­a­tions­ge­bi­et der 5. US-Flotte eintreffen.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; außer­halb von erk­lärten „De-Eskala­tion­szio­nen“ gel­ten alle gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Regierungstrup­pen auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei lässt immer deut­lich­er erken­nen, dass es ihr in Syrien weniger um den Kampf gegen IS geht, als um eine „Neu­tral­isierung“ von Kur­den. Es gibt sog­ar deut­liche Anze­ichen, dass offen­bar auch die USA aus der Region genötigt wer­den soll. In Wash­ing­ton ist man zunehmend irri­tiert über die „einen NATO-Part­ner direkt gefährdende“ türkische Politik.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN

In den „De-Eskala­tion­szo­nen“ herrscht weit­er­hin ver­gle­ich­sweise Ruhe.

Ander­norts gehen die Kämpfe weit­er; islamistis­che Milizen bleiben weit­er­hin grund­sät­zlich von allen Feuer­pausen ausgenom­men. Rus­s­land sieht in den „De-Eskala­tion­szo­nen“ die „Basis für ein Ende des Bürg­erkrieges“. Sie zwän­gen syrische Oppo­si­tion­s­milizen, sich räum­lich von islamistis­chen Ter­ror­grup­pen zu tren­nen, und dies eröffne Chan­cen für einen poli­tis­chen Dia­log. So wird aktuell denn auch über die Ein­rich­tung ein­er weit­eren solchen Zone bei Idlib diskutiert.

Rus­s­land ist bemüht, in den „De-Eskala­tion­szo­nen“ die Ein­hal­tung der Waf­fen­ruhe durch Frieden­strup­pen überwachen zu lassen — allerd­ings (zumin­d­est vor­erst noch) nicht unter einem UN Man­dat. Bemühun­gen hier Part­ner ins Boot zu bekom­men, ist bish­er allerd­ings kein Erfolg beschieden. Das von Rus­s­land hier favorisierte Kasach­stan hat eine klare Absage erteilt. Vor­erst wird man sich wohl mit rus­sis­chen Mil­itär­polizis­ten beg­nü­gen müssen.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert weit­er­hin das von der rus­sis­chen Schwarzmeer­flotte geführte Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Kampfein­heit­en bei der Med­Sqn sind zurzeit die Fre­gat­ten „Admi­ral Essen“ und (neu) „Pytliviy“, der Minen­such­er „Valentin Pikul“ und vor­erst auch noch das U‑Boot „Krasnodar“. Die „Pytliviy“ (KRI­VAK-Klasse) passierte am 22. Juli den Bosporus in Rich­tung Mittelmeer. 

Wann das neue U‑Boot der KILO-III-Klasse „Krasnodar“ seine für den Ein­satz bei der Med­Sqn unter­broch­ene Über­führungs­fahrt von der Ost­see ins Schwarzmeer fort­set­zen soll, ist unklar. Ein angekündigtes nochma­liges Schießen von Marschflugkör­pern Kali­br auf Ziele in Syrien hat noch nicht stattge­fun­den; ein dazu vor der syrischen Küste ein­gerichtetes Warnge­bi­et blieb bish­er ungenutzt.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Regelmäßig passieren Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch dazu ver­legte Ein­heit­en der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei und Deutsch­land gekaufte und teils als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Trans­portiert wird zurzeit ver­mehrt auch Bau­ma­te­r­i­al für die begonnenen Arbeit­en zur Erweiterung der rus­sis­chen logis­tis­chen Basis in Tar­tus (Syrien). Dafür wer­den auch nicht unter rus­sis­ch­er Flagge fahrende zivile Frachtschiffe gechartert.

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CHINA

SRI LANKA

Sri Lankas Regierung hat einen Ver­trag gebil­ligt, der Chi­na im Gegen­zug für den infra­struk­turellen Aus­bau des südlichen Hafens Ham­ban­to­ta „80 Prozent Kon­trolle“ über die dor­ti­gen kom­merziellen Aktiv­itäten (Frach­tum­schlag) gibt.

Die admin­is­tra­tive Kon­trolle bleibt jedoch mehrheitlich in Hän­den Sri Lankas, und Chi­na wird so auch keine Kon­trolle über Sicher­heit­saspek­te erhal­ten. Damit sind Bedenken der poli­tis­chen Oppo­si­tion aber auch Indi­ens, der USA und Japans teil­weise aus­geräumt, Chi­na kön­nte den zivilen Hafen auch zu einem Stützpunkt sein­er Marine aus­bauen. Ein­heit­en der chi­ne­sis­chen Marine wer­den Ham­ban­to­ta aber sich­er bei Bedarf und nach vorheriger diplo­ma­tis­ch­er Anmel­dung zur Nachver­sorgung anlaufen dür­fen – wie heute schon Colombo.

Der Aus­bau des Hafens durch die Chi­ne­sen hat bere­its 2010 begonnen. Zurzeit ver­han­delt man noch über eine Erweiterung von noch ein­mal mehr als 6.000 Hek­tar. Wenn alle Arbeit­en abgeschlossen sind, wird Ham­ban­to­ta der größte Hafenkom­plex im ganzen Indis­chen Ozean sein. Für Chi­na wird es ein weit­er­er Baustein zur Fes­ti­gung sein­er Kon­trolle strate­gis­ch­er Schlüs­sel­po­si­tio­nen im Indis­chen Ozean, wo Präsi­dent Xi Jin­ping mit sein­er „Belt and Road Ini­tia­tive“ (BRI) auf langfristige Sicherung der chi­ne­sis­chen Han­del­swege zielt.

Zurzeit gibt es hier vier Häfen:

Im West­en Dschibu­ti, wo die chi­ne­sis­che Marine sog­ar Stützpunk­trechte hat; in kon­trol­lieren­der Schlüs­sel­po­si­tion an den Seev­erkehr­swe­gen zwis­chen dem Mit­telmeer und dem Indis­chen Ozean.
In Pak­istan Gwadar, ein Haup­tum­schlag­platz für Waren und Güter vom Ara­bis­chen Meer nach Chi­na – mit Anbindung an den lan­dein­wärts führen­den Chi­na-Pak­istan Eco­nom­ic Cor­ri­dor. All­ge­mein wer­den auch für Gwadar chi­ne­sis­che Stützpunk­trechte erwartet.
Im Süden des indis­chen Sub­kon­ti­nents Ham­ban­to­ta (Sri Lan­ka) als kri­tis­ches Verbindungs­glied zwis­chen dem Ara­bis­chen Meer und dem Golf von Bengalen.
Im Golf von Ben­galen Kyaukpyu (Myan­mar). Hier hat Chi­na begonnen, den bish­eri­gen Fis­cherei­hafen zu einem mod­er­nen Han­delshafen umzubauen. Zwei Tiefwasser­beck­en, Eisen­bah­nan­schluss und Ein­rich­tung ein­er „Son­der-Han­dels-Zone“ sollen auch hier einen Waren-und Güterum­schlag über Land nach Chi­na ermöglichen. Zwei Pipelines trans­portieren bere­its Öl und Erdgas von Kyaukpyu nach Südchina. 

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FRANKREICH

Das let­zte amphibis­che Trans­ports­chiff der BATRAL-Klasse hat seinen aktiv­en Dienst bei der franzö­sis­chen Marine beendet.

Am 25. Juli kehrte die im Osten der Karibik in Fort-de-France auf Mar­tinique sta­tion­ierte „Dumont d’Urville“ nach Brest zurück, wo auf sie nun formelle Aus­musterung, Rück­rüs­tung mit Aus­bau von Waf­fen und allen noch ver­w­ert­baren und Geräten und dann Verkauf zur Ver­schrot­tung warten. Das Schiff ver­brachte den größten Teil sein­er 34-jähri­gen Dien­stzeit im Süd­paz­i­fik. Erst 2010 wurde es von Papeete (franz. Poly­ne­sien) nach Mar­tinique verlegt.

Zwis­chen 1974 und 1987 hat­te die franzö­sis­che Marine ins­ge­samt fünf Lan­dungss­chiffe vom Typ BATRAL (Bati­ment de Trans­port Leg­er) in Dienst gestellt. Die 80-m-Schiffe (voll beladen 1.385 ts) waren vor allem für den Dienst in den Übersee-Departe­ments beschafft wor­den. Sie kon­nten bis zu 400t Ladung trans­portieren und mit Hil­fe eines Bor­d­krans auch abseits von Hafen­in­fra­struk­tur Güter umschla­gen. Eine Lan­de­plat­tform bot Möglichkeit­en zum Ein­satz von Transporthubschraubern.

Nach teils mehr als 30 Dien­st­jahren unter über­wiegend tro­pis­chen kli­ma­tis­chen Bedin­gun­gen hat­ten die Schiffe das Ende ihrer Nutzbarkeit erre­icht, und ihre Nach­folge ist auch schon ein­geleit­et. Für den kün­fti­gen Dienst in den Übersee-Departe­ments beschafft die franzö­sis­che Marine acht (jew­eils vier) Fahrzeuge zweier neuer Typen. Dies sind ein­mal B2M (Bati­ment Mul­ti-Mis­sion), die in der Stan­dard­rolle eines Off­shore Patrol Ves­sel (mit schnellen Bei­booten) einge­set­zt wer­den sollen. Der zweite Typ wird als BSAH (Bati­ments de Sou­tien et d’As­sis­tance Hau­turi­er) beze­ich­net. BSAH wer­den vor allem bei Trans­port- und Ver­sorgungs­fahrten (auch für Waf­fen und Muni­tion) zum Ein­satz kom­men. Bei­de Schiff­stypen fol­gen dem Basis­de­sign eines 60 – 80m (1.000 ts) Off­shore Patrol Ves­sel mit bis zu 20 Tagen Seeausdauer.

Die ersten zwei B2M sind bere­its in Noumea (Neukale­donien) und Papeete (franz. Poly­ne­sien) in Dienst. Das dritte, im Bau befind­liche B2M ist für Reunion (Indik) bes­timmt, und das vierte soll Ende 2018 in Mar­tinique die Nach­folge der „Dumont d’Urville“ antreten. Kership/Piriou begann in Con­cearneu mit seinem Bau am Tag der Rück­kehr der „Dumont d’Urville“ nach Brest. Das erste der vier BSAH ist seit Ende Mai zu Wass­er; alle vier sollen bis Ende 2019 fer­tiggestellt sein.

Inter­es­san­ter­weise wird im Gegen­satz zu den BATRAL bei B2M und BSAH auf amphibis­che Fähigkeit­en verzichtet. Eine Bedarf­s­analyse hat gezeigt, dass Be- und Ent­laden abseits von Hafen­in­fra­struk­tur – über eine Bugrampe, direkt an einem Strand – so sel­ten gefordert ist, dass sich der finanzielle Aufwand für den Bau speziell dafür geeigneter Schiffe nicht lohnt. Sollte z.B. bei human­itär­er Nothil­fe nach ein­er Naturkatas­tro­phe wirk­lich amphibis­che Kapaz­ität gefordert sein, müssten hier ggf. amphibis­che Schiffe aus der Heimat nachge­führt werden.

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GROSSBRITANNIEN

Im Rah­men ein­er offiziellen „Wieder-Indi­en­st­stel­lungs-Feier“ ist das Dock­lan­dungss­chiff „Albion“ in den aktiv­en Dienst der Roy­al Navy zurückgekehrt.

Die „Albion“ war Anfang 2012 aus dem aktiv­en Dienst genom­men und mit deut­lich reduziert­er Besatzung in den Sta­tus ein­er „extend­ed readi­ness“ ver­set­zt (de fac­to einge­mot­tet) wor­den. Grund war die Umset­zung ein­er Vor­gabe des Strate­gic Defence & Secu­ri­ty Review (SDSR) von 2010, nach der die Roy­al Navy „zur Gener­ierung von Einsparun­gen“ im nor­malen Friedens­be­trieb mit nur einem ihrer zwei 18.500-ts Dock­lan­dungss­chiffe auszukom­men hatte.

Als Ende 2011 die „Bul­wark“ nach elf Monat­en Werftliegezeit (Kampfw­ert­steigerung) und weit­eren neun Monat­en oper­a­tiv­er Vor­bere­itung wieder ein­satzk­lar wurde, über­nahm sie von der „Albion“ die Funk­tion als Flot­ten­flag­gschiff (bis 2015, dann wech­selte diese Rolle zum Hub­schrauberträger „Ocean“), und die „Albion“ wurde an die Pier gelegt. 2015 begann sie eine mehr als zwei­jährige Werftliegezeit zu Grundüber­hol­ung und Mod­ernisierung. Nach deren Abschluss ist sie nun wieder „High Readi­ness Amphibi­ous Assault Ship“ der fahren­den Flotte, benötigt zur vollen oper­a­tiv­en Ein­satzfähigkeit allerd­ings noch einige Monate. Dann dürfte die „Bul­wark“ für ein paar Jahre ihren Platz an der Pier ein­nehmen, es sei denn die im kom­menden Jahr geplante Aus­musterung des Hub­schrauberträgers „Ocean“ ver­an­lasst die Roy­al Navy zu einem Über­denken der bish­eri­gen Planung.

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INDIEN

In Pipa­pav (150km nord­west­lich von Mum­bai) hat die pri­vate Reliance (RDEL) zwei Neubaut­en für die indis­che Marine zu Wass­er gelassen.
„Shachi“ and „Shutri“ sind die ersten zwei von fünf im Rah­men von Pro­jekt 21 von der indis­chen Marine bestell­ten Naval Off­shore Patrol Ves­sel (NOPV). Die etwa 1.500 ts ver­drän­gen­den Schiffe sollen primär in der Wahrnehmung von Überwachungsauf­gaben, dem Schutz von Off­shore-Anla­gen und Seev­erkehr und mit Mar­itime Secu­ri­ty Oper­a­tions (Pira­terie, Anti-Ter­ror) in den indis­chen Wirtschaft­szo­nen zum Ein­satz kom­men. Für diese Auf­gaben reicht eine Bewaffnung mit einem 76-mm Buggeschütz (OTO Melara) und zur Nah­bere­ichsab­wehr zwei AK-630M Gatling Guns. Diese­lantrieb erlaubt Höch­st­geschwindigkeit­en von 25 Kn. Ein bedarf­sweise einzuschif­f­end­er mit­tlerer Hub­schrauber gibt zusät­zliche Einsatzoptionen.

Shachi“ soll noch in diesem Jahr in Dienst gestellt wer­den; „Shutri“ etwa drei Monate später bis zum Früh­jahr 2018 fol­gen. RDEL will dann auch die restlichen drei NOPV in jew­eils Drei-Monats-Abstän­den liefern.

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NORDKOREA

Die Span­nun­gen um Nord­ko­rea bleiben hoch.

Süd­ko­re­anis­che und US-Nachrich­t­en­di­en­ste erken­nen in Kusong ver­stärk­te Vor­bere­itun­gen für einen weit­eren Test ein­er Mit­tel- oder Langstreck­en­rakete; dort war am 4. Juli die erste nord­ko­re­anis­che „Interkon­ti­nen­tal­rakete“ ges­tartet. Möglich ist auch der Test ein­er U‑Bootgestützten bal­lis­tis­chen Rakete (SLBM). Dafür kön­nten in der let­zten Woche deut­lich erhöhte Aktic­itäten nord­ko­re­anis­ch­er U‑Boote sprechen. Auch das für den Schuss solch­er SLBM aus­gerüstete U‑Boot „Sin­po“ wurde vor der nord­ko­re­anis­chen Küste in der Japansee erkannt.

Für Unruhe sorgt auch das Auf­tauchen fremder, augen­schein­lich bewaffneter Fis­chereifahrzeuge in der Japansee. Mehrmals wur­den inner­halb der japanis­chen Wirtschaft­szone japanis­che Fis­ch­er von ihnen bedro­ht und ver­trieben. All­ge­mein wer­den nord­ko­re­anis­che Boote vermutet.

Über das weit­ere, inter­na­tion­al koor­dinierte Vorge­hen herrscht Uneinigkeit. Nord­ko­rea selb­st lehnt jede bilat­erale De-Eskala­tion mit Süd­ko­rea ab, ist nur an direk­ten Gesprächen „auf Augen­höhe“ mit den USA inter­essiert. Japan und die USA unter­stellen Rus­s­land und Chi­na nur halb­herzige Umset­zung von Wirtschaftssank­tio­nen. Chi­na weist allerd­ings darauf hin, dass die vom US Sicher­heit­srat ver­hängten Sank­tio­nen mit­nicht­en ein „allum­fassendes Wirtschaft­sem­bar­go“ beinhalten.

Neue Sank­tio­nen wer­den im US-Sicher­heit­srat berat­en, aber ihnen dürften sehr enge Gren­zen geset­zt sein. Rus­s­land und Chi­na wollen überdies mil­itärische Optio­nen der USA so begren­zt wie irgend möglich hal­ten, mit Blick auf die Vorgänge um Libyen den USA in keinem Fall eine „Legit­imierung über eine Hin­tertür“ ermöglichen. Neue Geheim­di­en­stin­for­ma­tio­nen kön­nten hier allerd­ings zu einem Umdenken führen. Nach ihnen ist das nord­ko­re­anis­che Pro­gramm zur Entwick­lung nuk­lear bestück­ter Langstreck­en­raketen deut­lich weit­er fort­geschrit­ten als bish­er angenom­men. Schon im kom­menden Jahr kön­nten solche Raketen ein­satzbere­it wer­den. Damit wer­den auch mil­itärische Präven­tiv­maß­nah­men wahrschein­lich­er. Chi­na soll in Vor­bere­itung auf solche seine Trup­pen­präsenz an der nord­ko­re­anis­chen Gren­ze deut­lich ver­stärkt haben.

Der Spiel­raum für gegen Nord­ko­rea gerichtete mil­itärische Aktio­nen scheint allerd­ings nur ger­ing. Experten sind sich darin einig, dass jed­er US-Mil­itärschlag katas­trophale Kon­se­quen­zen haben kön­nte, nicht zulet­zt Bevölkerungszen­tren in Süd­ko­rea und Japan zum poten­tiellen Ziel nord­ko­re­anis­ch­er Vergel­tungss­chläge machen würde.

Die USA hal­ten zwar an unspez­i­fis­chen Dro­hun­gen fest und demon­stri­eren bei sich bietenden Gele­gen­heit­en auch „erhöhte Bere­itschaft“. Die US Navy verzichtet allerd­ings zurzeit auf sicht­bare Präsenz in der Region um die kore­anis­che Hal­binsel; momen­tan operiert im West­paz­i­fik kein einziger Flugzeugträger.

Geplant ist aber (vielle­icht noch an diesem Woch­enende) ein weit­er­er Raketen­ab­wehrtest, bei dem die US Army von Alas­ka aus — demon­stra­tiv – mit dem Ter­mi­nal High Alti­tude Area Defense (THAAD) das Abfan­gen ein­er Interkon­ti­nen­tal­rakete erproben will.

Das chi­ne­sis­che Spezial-Aufk­lärungschiff DONGDIAO 854 ist zur Beobach­tung des Tests bere­its vor Alas­ka in Posi­tion gegangen.

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RUSSLAND

Die zwei wohl spek­takulärsten Ein­heit­en der rus­sis­chen Marine sind am let­zten Woch­enende in die Ost­see eingelaufen.

In Begleitung des Bergeschlep­pers „Niko­laj Chik­er“ haben das Flag­gschiff der Nord­flotte, der nuk­lear­getriebene FK-Kreuzer „Petr Velikiy“ (KIROV-Klasse) und das riesige U‑Boot „Dmitrij Don­skoy“ der TYPHOON-Klasse nach Pas­sage des Großen Beltes und Marsch durch die Ost­see am 25./26. Juli den vor St. Peters­burg liegen­den Marinestützpunkt Kro­n­sh­tadt erre­icht. Bei­de Ein­heit­en kon­nten wegen ihrer Größe jedoch nicht ein­laufen, son­dern mussten auf Reede vor Anker gehen.

Bei­de Ein­heit­en sollen bei den diesjähri­gen Feier­lichkeit­en zum „Tag der Seekriegs­flotte“ (30. Juli) an der in Kro­n­sh­tadt geplanten zen­tralen Parade der rus­sis­chen Marine teil­nehmen. Zu dieser Ver­anstal­tung hat sich auch Präsi­dent Putin ange­sagt. Weit­ere Paraden (mit Vor­führun­gen und Fähigkeits­de­mona­tra­tio­nen) sind in allen Flot­ten­stützpunk­ten von Wladi­wos­tok bis Sewero­morsk geplant, u.a. auch auf der Newa in St. Peters­burg. Dort hätte die Wasser­tiefe aber für die bei­den „Riesen“ nicht ausgereicht.

Die bei­den nuk­lear­getriebe­nen „Super-Ein­heit­en“ haben in der Ost­see kein­er­lei oper­a­tive oder gar strate­gis­che Funk­tion, ja wären hier in einem Kon­flik­t­fall wenig mehr als „Ziele“. Ihre Ver­legung dürfte denn auch auss­chließlich dem Ziel dienen, im Rah­men des „Tages der Seekriegs­flotte“ der eige­nen Bevölkerung öffentlichkeitswirk­sam und möglichst spek­takulär die mar­itime Stärke der rus­sis­chen Marine zu demon­stri­eren. Dass „Petr Velikiy“ und „Dmitrij Don­skkoy“ dabei in Kro­n­sh­tadt aus oper­a­tiv­er Sicht wenig mehr sind als „Potemkin­sche Dör­fer“ wird Poli­tik­er und Marine­führung nicht stören.

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USA

In Anwe­sen­heit von Präsi­dent Trump hat die US Navy mit dem zer­e­moniellen An-Bord-Gehen der ersten Besatzung am 22. Juli den Flugzeugträger „Ger­ald R. Ford“ in Dienst gestellt.

Das erste Schiff der neuen FORD-Klasse (zwei weit­ere sind im Bau) leit­et die Ablö­sung der vor 40 Jahren bei der US Navy einge­führten NIMITZ-Klasse ein. Wie viele Schiffe der FORD-Klasse die US Navy let­z­tendlich erhal­ten wird, ist offen. Die neuen Flugzeugträger sind wegen ihrer extrem hohen Kosten von weit mehr als 10 Mrd. US-Dol­lar heftiger Kri­tik aus­ge­set­zt, und es gibt erste Ideen zur Entwick­lung bil­liger­er „Light Air­craft Carrier“.

Kurz­fas­sung
MarineForum Wochenschau vom 28. Juli 2017
Artikelüber­schrift
Marine­Fo­rum Wochen­schau vom 28. Juli 2017
Erk­lärung
Das Geschehen auf den Welt­meeren in der wöchentlichen Übersicht
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