NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors sowie den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen bestimmt. Der politische Konflikt mehrerer arabischer Staaten mit dem Emirat Katar ist etwas in den Hintergrund getreten, dauert aber an. Das Unabhängigkeitsreferendum der irakischen Kurden und die Absicht von US-Präsident Trump, das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen, drohen die regionale Sicherheitslage zusätzlich zu destabilisieren.
Kampschiffe der US Navy (Zerstörer „Shoup“), der französischen Marine Nationale (Zerstörer „Jean Bart“) und der britischen Royal Navy (Fregatte „Monmouth“) führten am 20./21. Oktober südlich der Straße von Hormuz im Golf von Oman die Übung „Intrepid Sentinel“ durch.
Ziel war die Verbesserung von Interoperabilität zwischen den drei permanent in der Region präsenten Marinen und eine Verkürzung der Reaktionszeit auf unerwartete, kurzfristige Entwicklungen.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt trotz — vielleicht auch wegen — aller Fortschritte eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Unverändert bestimmen divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen in Irak und Syrien fort, wobei sich der Schwerpunkt nach Syrien verlagert hat. Auch dort wird der IS aus immer mehr Gebieten verdrängt.
Ziele von Koalitions-Luftangriffen sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Truppen und syrischer (kurdischer) Oppositionsmilizen. Zum Einsatz kommen zurzeit nur landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „Nimitz“ ist unerwartet aus dem Persischen Golf abgelaufen und hat Kurs auf den West-Pazifik genommen (s.u. Nordkorea). Am 24. Oktober wurde die „Nimitz“ Carrier Strike Group im südöstlichen Arabischen Meer beim Verlassen des Operationsgebietes der 5. US-Flotte gemeldet.
In den drei Monaten ihrer Operationen im Persischen Golf wurden von der „Nimitz“ insgesamt 1.322 Einsätze von Kampfflugzeugen geflogen. Eine Presseerklärung der US Navy deutet darauf hin, dass nach mehrwöchiger Präsenzlücke die zurzeit noch im Westpazifik operierende „Theodore Roosevelt“ Carrier Strike Group die Aufgaben in der Golfregion wahrnehmen soll.
In den Seegebieten um die Arabische Halbinsel operiert seit Anfang September auch die „America“ Amphibious Ready Group (ARG) der US Navy. Eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber des US Marine Corps aber auch mit Schwenkrotorflugzeugen V‑22 Osprey zu verbringende Kommandotruppen können bei Bedarf auch über Land (gegen islamistische Terrorgruppen) eingesetzt werden. Das zur „America“ ARG gehörende Docklandungsschiff „Pearl Harbor“ hat vom 15. bis 25. Oktober an der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate die 10-tägige bilaterale amphibische Übung „Iron Magic“ mit den VAE-Streitkräften durch geführt. Das zweite zur „America“ ARG gehörende Docklandungsschiff „San Diego“ operiert abgesetzt vom Verband im Mittelmeer.
SYRIEN: Russland – Türkei
Russland gibt der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien durchaus Priorität, macht allerdings unverändert keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen. Außerhalb von erklärten „De-Eskalationszonen“ gelten alle gegen das Regime aktiven Milizen gleichermaßen als Terroristen, und nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe denn auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind. Die Türkei bekämpft zwar auch islamistische Gruppen, gibt in Syrien aber in ihrem allgemeinen „Kampf gegen Terrorismus“ der Neutralisierung kurdischer Milizen deutlich mehr Priorität. Glaubhafte Meldungen deuten dabei sogar auf Kooperation mit der islamistischen al-Nusra Front.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung)
Karte: IHS MonitorIn den auf Initiative von Russland, Syrien, dem Iran und der Türkei erklärten „De-Eskalationszonen“ herrscht weitgehend Ruhe. Andernorts gehen die Kämpfe weiter; islamistische Milizen bleiben ohnehin grundsätzlich von allen Feuerpausen ausgenommen. Türkische Truppen haben nach Grenzüberschreitung Idlib unter ihre Kontrolle gebracht, wollen nun auf weitere Orte vorstoßen. Offizielles Ziel der Operation ist die „Gewährleistung der Sicherheit in der bei Idlib eingerichteten De-Eskalationszone“. Wahrscheinlich richtet sich die Truppenverlegung aber vor allem gegen die kurdische YPG-Miliz.
Russland sieht in den „De-Eskalationszonen“ die Basis für ein Ende des Bürgerkrieges. Sie zwängen Oppositionsmilizen nicht nur zu verbaler Distanzierung, sondern ganz real auch zu räumlicher Trennung von islamistischen Terrorgruppen, und dies eröffne Chancen für politischen Dialog. In den Zonen vereinbarte Feuerpausen wurden teilweise auch schon in formelle regionale Waffenstillstände überführt.
In den kommenden Tagen wollen Bürgerkriegsparteien und ausländische Interventionsmächte in einer neuen Gesprächsrunde in Astana (Kasachstan) über eine Sicherung der Zonen und ihre mögliche Erweiterung beraten. Russland strebt eine unabhängige Waffenstillstandsüberwachung an, kann aber ohne UN-Mandat noch kein einziges nicht im syrischen Bürgerkrieg involviertes Land zur Entsendung von Friedenstruppen bewegen. So werden vorerst nur russische und — in der Zone bei Idlib — türkische Militärpolizisten eingesetzt.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Kampfeinheiten sind zurzeit die Fregatte „Pytliviy“ der Schwarzmeerflotte und (wahrscheinlich) der Zerstörer „Vitseadmirak Kulakov“ der Nordflotte, sowie immer noch die zwei in der Ostsee für die Schwarzmeerflotte gebauten, neuen U‑Boote „Velikiy Novgorod“ und „Kolpino“ (KILO-III-Klasse), die ihre Überführungsfahrt ins Schwarze Meer für einen nun schon neun Wochen dauernden Einsatz bei der MedSqn unterbrochen haben.
Unterstützung für die MedSqn kommt offenbar aus der Baltischen Flotte. Die Korvetten „Boykiy“ und „Soobrazitelniy“ (STEREGUSHCHIY-Klasse) waren am 15. Oktober gemeinsam mit dem Tanker „Kola“ zu „Übungen im Atlantik“ aus Baltiysk ausgelaufen, führten nach Passage des Englischen Kanals (20 Okt) auch zunächst U‑Jagd- und Flugabwehrübungen in der nördlichen Biscaya durch.
Nun hatten beide Korvetten schon vor einem Jahr und dann erneut im April dieses Jahres ähnliche Übungen durchgeführt, waren aber nach jeweils gut drei Wochen in die Ostsee zurückgekehrt. Diesmal werden sie am 27. Oktober gemeinsam mit dem Tanker südwestlich von Lissabon gemeldet, sind also offenbar auf dem Weg ins Mittelmeer. Für Korvetten der STEREGUSHCHIY-Klasse wäre dies der erste Mittelmeereinsatz.
In Tartus (Syrien) kündigt sich die Rotation des dort als permanente Reparaturbasis stationierten Werkstattschiffes der AMUR-Klasse an. Üblicherweise wird diese Aufgabe von Werkstattschiffen der Schwarzmeerflotte wahrgenommen, die sich alle sechs Monate ablösen. Im Juni hatte erstmals ein Werkstattschiff AMUR der Baltischen Flotte in Tartus festgemacht. Nach nur vier Monaten ist für dieses nun Ablösung auf dem Weg. Am 21. Oktober passierte das Werkstattschiff AMUR PM-56 der Schwarzmeerflotte den Bosporus mit Kurs auf Tartus.
Die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen wird nach gut zweimonatiger „Atempause“ wieder in vollem Umfang fortgesetzt. Zurzeit sind Landungsschiffe der Schwarzmeerflotte und zwei von der russischen Marine gebraucht gekaufte und formell in ihren Bestand übernommene Frachtschiffe in die Transporte eingebunden. Verstärkung für „Syrian Express“ kommt aber auch aus anderen Flotten. Aktuell hat die Nordflotte dazu ihr Landungsschiff „Aleksandr Otrakovskiy“, die Baltische Flotte ihr Landungsschiff „Minsk“ ins Schwarzmeer verlegt.
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CHINA
In China will man das „schnellste Amphibious Assault Vehicle (AAV) der Welt“ entwickelt haben.
AAV dienen bei zahlreichen Marinen dazu, Marineinfanteristen von einem Landungsschiff aus an einem Strand anzulanden, um dort einen Brückenkopf zu bilden, in den dann die Hauptkräfte nachgeführt werden. Meist erreichen sie auf ihrem Weg durch das Wasser nur relativ geringe Geschwindigkeiten; so werden z.B. für das AAV‑7 des US Marine Corps nur etwas mehr als 13 km/h genannt. Man muss hier allerdings zwischen relativ schweren echten Schützenpanzern wie AAV‑7 (mehr als 25ts) und leichten bloßen Kampfbooten wie dem von der britischen Gibbs Amphibians produzierten „Humdinga“ unterscheiden. Letztere sind nur wenig mehr als 5ts schwer und erreichen bei Fahrt durchs Wasser Geschwindigkeiten von mehr als 40 km/h, sind dabei aber nur leicht oder gar nicht gepanzert (teils sogar offen) und meist auch unbewaffnet. Bei ihnen wird ausschließlich auf Geschwindigkeit gesetzt.
Bei dem vom China North Vehicle Research Institute (Peking) entwickelten AAV handelt es sich um ein leichtes (5,5 ts), zwar geschlossenes, aber vermutlich nur leicht gepanzertes Fahrzeug ohne erkennbare Bewaffnung. Ein Schwerpunkt beim Design lag auf Reduzierung des Wasserwiderstandes durch einen V‑förmigen Rumpf. Bei Fahrt im Wasser werden die vier Räder eingeklappt, und ein Wasserstrahlantrieb (Pump Jets) gibt dem Fahrzeug dann Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h (bei ruhiger See) und zugleich eine ausgeprägte Fähigkeit zu abrupten Kurswechseln. Zu Geschwindigkeit bei Landfahrt und operativer Reichweite macht man noch keine Angaben. Einsatzmöglichkeiten werden außer bei amphibischen Operationen auch bei bloßen (administrativen) Personaltransporten und Special Forces Operations gesehen.
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FRANKREICH
Das Verteidigungsministerium hat mit einer Ausschreibung die Beschaffung neuer Landungsboote eingeleitet.
Sie sollen alte Boote vom Typ CTM (Chalands de Transport Matériel, im NATO-Code als LCM bezeichnet) ersetzen. Von diesen war in den 1960er Jahren ein erstes Los von 16 Booten gebaut worden, teils auch für die französische Armee, die diese später an die Marine abgetreten hatte. Diese Boote sind bereits sämtlich außer Dienst gestellt; einige wurden an befreundete Marinen abgegeben. Von einer zweiten, zwischen 1982 und 1992 gebauten Serie von noch einmal 14 Booten sind heute noch 13 in Dienst.
Die 24-m-Boote (152 ts) können bis zu 90ts Ladung an Bord nehmen und über eine Bugrampe be- und entladen. Insgesamt können sich notfalls fast 200 Soldaten an Bord „zusammenquetschen“, aber sie können auch Fahrzeuge wie z.B. zwei kleinere LKW, Schützenpanzer oder sogar leichte Kampfpanzer befördern. Jeweils vier CTM (2 x 2 nebeneinander) finden im Dockteil eines Hubschrauberträgers der MISTRAL-Klasse Platz.
Zehn der alten LCM sollen noch bis 2020 operativ eingesetzt werden, aber nach dann 30–40 Dienstjahren müssen sie ersetzt werden. Die nunmehrige Ausschreibung zielt auf insgesamt 14 neue Landungsboote, die etwas größer sind und auch mehr Zuladung an Bord nehmen können. Gefordert ist ein Stahlrumpf; eine kleinere Ausgabe der 300ts großen aus Aluminium gebauten Landungsboote EDA‑R ist also nicht gefragt. Ein Kriterium bleibt, dass Hubschrauberträger der MISTRAL-Klasse erneut jeweils vier der Boote (2 x 2 nebeneinander) in ihrem Dockteil mitführen können. Die Ausschreibung begrenzt die Abmessungen denn auch mit 30m x 7m.
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Israel und Deutschland haben auf Regierungsebene das schon länger erwartete „Memorandum of Understanding“ (MoU) zur Beschaffung dreier weiterer U‑Boote unterzeichnet.
Die „Ende des kommenden Jahrzehnts“ bei tkMS in Kiel zu bauenden Neubauten — wahrscheinlich eine verbesserte Variante der mit außenluftunabhängigem Antrieb (AIP) ausgerüsteten DOLPHIN-II — sollen die drei 1999/2000 in Dienst gestellten und dann 30 Jahre alten, konventionell diesel-elektrisch (ohne AIP) angetriebenen U‑Boote der DOLPHIN-I-Klasse ersetzen. Deutschland wird – ähnlich wie bei den früheren U‑Booten – das Vorhaben mit bis zu 540 Euro (etwa ein Drittel der Kosten) teil-finanzieren.
Erste Pläne Pläne zur Bestellung von drei weiteren U‑Booten bei der deutschen tkMS waren im Herbst 2016 bekannt geworden. Nur wenig später erschienen in israelischen Medien Berichte über angebliche Korruption. Nach näherer Prüfung eines „Anfangsverdachtes zu möglicher Vorteilsnahme“ leitete der israelische Generalstaatsanwalt im Februar dieses Jahres eine offizielle Untersuchung ein. Diese dauert noch an und soll sich zurzeit auf sechs Personen (darunter angeblich auch der frühere israelische Marinechef RAdm Eliezer Marom) konzentrieren. MinPräs Netanjahu soll persönlich nicht betroffen sein.
Der U‑Bootauftrag lag seitdem de facto auf Eis, wenngleich sich Israel und der deutsche Bundessicherheitsrat darauf verständigten, dem Vorhaben grundsätzlich grünes Licht zu geben. Nun ist zwar das MoU unterzeichnet, aber das Vorhaben ist durchaus noch nicht gänzlich „in trockenen Tüchern“. Sollten sich Korruptionsvorwürfe bestätigen, sei die Unterschrift der Bundesregierung „null und nichtig“; alle Verhandlungen würden sofort eingestellt und das Vorhaben gestrichen.
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NORDKOREA (Fortschreibung)
Die Erklärung Nordkoreas, die Ankündigung des Tests einer Wasserstoffbombe im Pazifik „wörtlich zu nehmen“, hält die Spannungen hoch.
Ein solcher Atomtest aber auch neuerliche Raketenstarts können die Lage sehr kurzfristig wieder erheblich verschärfen. Einige Experten sehen die nordkoreanische “Zurückhaltung” der letzten zwei Wochen ohnehin nur vor dem Hintergrund des Parteitages der chinesischen Kommunistischen Partei.
Nordkorea betont unverändert die “Unverhandelbarkeit” seines Raketen- und Atomwaffenprogrammes. Diplomatie könne im Verhältnis zu den USA erst dann eine Rolle spielen, wenn die Entwicklung die gesamten USA abdeckender, nuklearfähiger Interkontinentalraketen abgeschlossen sei. Auch US Präsident Trump sieht in Gesprächen “pure Zeitverschwendung”. Unter solchen Rahmenbedingungen bleiben “militärische Optionen” auf dem Tisch, und US-Streikräfte zeigen auch verstärkt “sichtbare Präsenz” in der Region. So will die US Air Force im November eine Staffel neuer Jagdbomber F‑35A für die Dauer von sechs Monaten nach Kadena (Japan) verlegen, und soll überdies angeblich (unbestätigt) erstmals seit Ende des Kalten Krieges (1991) strategische Bomber in 24-Stunden-Bereitschaft versetzt haben.
Im Gelben Meer ist eine erste Phase eines groß angelegten Seemanövers im Gelben Meer mit Beteiligung von insgesamt etwa 40 Kriegsschiffen der südkoreanischen Marine und der US Navy (u.a. Flugzeugträger „Ronald Reagan“) am 21. Oktober mit Einlaufen des Flugzeugträgers in Busan zu Ende gegangen.
Am 24. Oktober begannen die US Navy, die südkoreanische Marine und die japanische Marine die zweite Phase, bei der vier Aegis-Zerstörer aller drei Marinen in der Japansee zwei Tage lang die Erfassung und Zielverfolgung ballistischer Raketen übten.
Weitere größere Marineübungen sind — parallel zur geplanten Asienreise des US-Präsidenten Trump — für die erste Novemberhälfte angekündigt. An ihnen sollen dann in einem “starken Signal” gleich drei Carrier Strike Groups der US Navy teilnehmen. Neben der in der Region permanent präsenten “Ronald Reagan” CSG die “Theodore Roosevelt” CSG, die am 24. Oktober das Einsatzgebiet der 7. US-Flotte (West Pazifik) erreicht hat, sowie die “Nimitz” CSG, die ihren Einsatz im Persischen Golf beendet hat und in Richtung West Pazifik verlegt. Die “Nimitz” steht am 27. Oktober noch im Indischen Ozean und soll vor Übungsbeginn auch noch einen kurzen Hafenbesuch (Singapur oder Hong Kong?) durchführen; die Übung könnte demnach in der zweiten Novemberwoche beginnen.
Ob es nach dieser Übungen, die Nordkorea’s Propaganda sicher als “direkte Bedrohung und Vorbereitung einer Invasion” anprangern wird, weitere “Triple-Carrier Operations” geben wird, bleibt abzuwarten. Die “Theodore Roosevelt” CSG soll wenigstens “schon bald” den West Pazifik wieder verlassen und in den Persischen Golf verlegen, und die “Nimitz” wird im Januar im Heimathafen Everett (Washington) zurück erwartet.
In keinem direkten Zusammenhang mit der aktuellen Lage stand die vom 23.–27. Oktober durchgeführte Übung „Courageous Channel“, in der die US Forces Korea die Evakuierung von Familienangehörigen und anderem nicht-militärischen Personal geübt haben. Solche Übungen finden seit Jahren regelmäßig zweimal im Jahr statt, gehören also zum „Normalverhalten“.
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SRI LANKA
Nur kurz nach Übernahme eines in Indien neu gebauten Offshore Patrol Vessel durch die Sri Lanka Navy (SLN) hat nun auch die Sri Lanka Coast Guard (SLCG) ein ex-indisches Gebrauchtschiff in Dienst gestellt.
Neuzugang ‘Suraksha’ (Foto: SLCG)Am 21. Oktober wurde in Colombo feierlich das Offshore Patrol Vessel „Suraksha“ (60) in Dienst gestellt. Bei ihm handelt es sich um das frühere Wachschiff „Varuna“ der indischen Küstenwache, eines von neun in den 1980er Jahren gebauten OPV der VIKRAM-Klasse. Nach gut 18 Jahren im Küstenwachdienst war die „Varuna“ in den letzten zehn Jahren in Indien gemeinsam von Marine und Küstenwache als Ausbildungsschiff genutzt worden. Sie wurde erst Ende August dieses Jahres formell außer Dienst gestellt, der SLCG also „warm“ übergeben.
Neubauten und Gebrauchtschiffe aus Indien stärken schon länger die Fähigkeiten der SLN zu Hochseeoperationen im Süden des südasiatischen Subkontinents, und nun soll auch die SLCG davon profitieren. Indien hilft auch großzügig bei der Finanzierung von Neubauten und überlässt Gebrauchtschiffe zu Vorzugspreisen. Natürlich geschieht dies nicht uneigennützig Dahinter steht vor allem das nationale Interesse, in der als ureigene Interessensphäre definierten Region um den südasiatischen Subkontinent Sri Lanka gegen zunehmenden chinesischen Einfluss als strategischen Partner „im Boot“ zu halten.
Mit 1.180 ts (74m) ist die nunmehrige „Suraksha“ vorerst größtes Schiff der SLCG, die erst 2010 (mit Unterstellung unter das Verteidigungsministerium) aufgestellt worden war und bisher nur über kleine Boote verfügte. Die „Suraksha“ soll aber nicht einziges hochseefähiges Wachschiff der SLCG bleiben. Erst in diesem Jahr hat die Regierung 180 Mio US Dollar für den Bau von drei 85-m-Wachschiffen bewilligt, die bei der örtlichen Colombo Dockyard entstehen sollen.
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USA
Während an der US Atlantikküste noch die ampbhibische Großübung „Bold Alligator“ läuft, hat auch am Pazifik eine ähnliche Übung begonnen.
„Dawn Blitz“ ist eine in Teilen auch Computer-simulierte, auf einem sich entwickelnden Szenario basierende Übung der Expeditionary Strike Group 3 (ESG 3) der US Navy und der 1st Marine Expeditionary Brigade (1st MEB) des US Marine Corps. Die diesjährige Übung baut auf einer Serie von Übungen früherer Jahre auf, wobei „Dawn Blitz 2001“ erste Übung dieser Art war, bei der eine amphibische Kampflandung auf der Großverbandsebene der 1st MEB im Mittelpunkt stand. Nach dieser ersten Übung war allerdings erst einmal neun Jahre Pause, bevor mit „Dawn Blitz 2010“ das Übungskonzept wieder aus der Schublade geholt wurde. Seitdem gibt es regelmäßig Übungen dieser Serie, und im Laufe der Jahre ist daraus auch ein multinationales Vorhaben geworden.
Neben der ESG‑3 und der 1st MEB sind an „Dawn Blitz 2017“ auch Soldaten aus Japan (eine Heereskompanie) sowie Beobachter aus Peru, Kolumbien und Mexiko beteiligt. Die US Navy bringt mit der ESG‑3 den ampbibischen Träger „Essex“, die Docklandungsschiffe „Anchorage“ und „Rushmore“, sowie den Zerstörer „Wayne E. Meyer“ ein. Mit von der Partie ist darüber hinaus eine Coastal Riverine Group. Erstmals überhaupt sind neue Kampfflugzeuge F‑35B des US Marine Corps in die Übung eingebunden, kommen von der „Essex“ zum Einsatz.
Im Zentrum von „Dawn Blitz 2017“ stehen erneut „amphibische Kernfähigkeiten“ bei der Durchführung einer „komplexen Operation von See nach Land“. Dazu gehören neben groß angelegten Kampflandungen auch Minenabwehroperationen, Schießabschnitte sowie Teile des „Sea Basing“ Konzepts mit Einsatz von Maritime Prepositioning Forces. Die Übung begann am 20. Oktober mit vorbereitenden Aktivitäten im Hafen von San Diego und an Land. Es folgten kleinere Zweiparteienübungen, Vorübungen einer aus amphibischen Schiffen und Sicherungseinheiten bestehenden Amphibious Task Force, Kommandooperationen, Landungstraining von Infanterie sowie Flugoperationen. Abschließender HöhepHIMARS schießt von der ‘Anchorage’ (Foto: US Navy)unkt wird eine amphibische Kampflandung in „Brigade-Größe“ beim USMC Stützpunkt Camp Pendleton, die sich zum Aufbau einer Expeditionary Advanced Base von der Küste ins Inland entwickelt.
Eine Besonderheit bei „Dawn Blitz 2017“ ist auch der erstmalige Einsatz von HIMARS-Raketenwerfern bei einem „Sea-based Strike“. Beim HIMARS „High Mobility Artillery Rocket System“ ist auf dem Chassis eines leichten LKW entweder ein Sechsfach-Starter für ungelenkte Raketen größerer Reichweite oder eine einzelne MGM-140 Army Tactical Missile System (ATACMS) installiert. Beide erlauben den Landungstruppen von See her ein Ziel mit so großer Präzision zu bekämpfen, dass es praktisch verzugslos sofort auch am Boden angegriffen werden kann. Kleinere Einheiten können so größere Gebiete an Land effektiv abdecken.
Bei „Dawn Blitz 2017“ wurde ein HIMARS Startfahrzeug auf dem Achterdeck des Docklandingsschiffes „Anchorage“ aufgestellt. In Fähigkeitsdemonstration und zugleich Nachweis der Möglichkeiten zur Integration in seegestützte Operationen an Bord eines Schiffes wurde ein designiertes Ziel über eine Entfernung von 70 km exakt getroffen. Dies mag sich einfach anhören, aber beim Start einer ballistischen Rakete von Bord eines Schiffes sind immer auch den Schusswinkel und damit die Flugkurve beeinträchtigende Seegangsbedingungen zu berücksichtigen.