NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors sowie den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen bestimmt. Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran dauern ebenso an, wie der politische Streit mehrerer Golfstaaten mit dem Emirat Qatar.
Die französische Marine verlegt eine aus dem Hubschrauberträger „Tonnerre“ und dem Zerstörer „Chevalier Paul“ bestehende Einsatzgruppe in die Golfregion. Beide Schiffe liefen am 22. November aus Toulon aus, sollen aber zunächst noch im Mittelmeer operieren, bevor sie dann im Rahmen von Operation „Bois Belleau 100“ Kurs auf den Suezkanal und die Gewässer um die Arabische Halbinsel nehmen.
‘Tonnerre’ läuft aus (Foto: franz. Marine)Der Operationsname bezieht sich auf den 100. Jahrestag der Schlacht an der Marne, bei der im Ersten Weltkrieg US Marineinfanteristen gemeinsam mit französischen Soldaten in Frankreich im Wald von Belleau kämpften.
Schon 2013 hatte es unter der Bezeichung Operation „Belleau Wood“ einen gemeinsamen Golf-Einsatz von französischer Marine und US Navy gegeben. Damals hatten die französische Groupe Aeronaval mit Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ und die „Harry S. Truman“ Carrier Strike Group der US Navy gemeinsam operiert. Auch „Bois Belleau 100“ soll wieder bilaterales Vorhaben werden, wenn sich die beiden französischen Schiffe in eine Amphibious Ready Group der US Navy integrieren und in die Führungsstrukturen des US Central Command eingebunden werden. Erstmals wird es dann einen gemeinsamen französisch-amerikanischen amphibischen Verband geben.
‘Diamond’ muss Einsatz abbrechen (Foto: Michael Nitz)Nur zwei Monate nach Beginn eines eigentlich für neun Monate geplanten Einsatzes „East of Suez“ muss der britische Zerstörer „Diamond“ die Heimreise antreten. Ein „in See nicht zu behebendes Problem mit den Schiffssschrauben“ hat das Schiff zum Abbruch seiner Operationen im Persischen Golf gezwungen. Die „Diamond“ fährt zurzeit aber offenbar (noch) aus eigener Kraft. Erst im Frühjahr 2016 mussten Zerstörer TYPE 45 wegen Antriebsproblemen Einsätze in der Golfregion abbrechen. Angeblich waren ihre Generatoren bei den in der Region vorherrschenden hohen Wassertemparaturen nicht in der Lage, den für den integrierten elektrischen Antrieb notwendigen Strom zu liefern.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bestimmen unverändert divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung. Dennoch wird der IS aus immer mehr Gebieten verdrängt, steht angeblich sogar vor der „endgültigen Niederlage“.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen in Irak und Syrien fort. Ziele von Koalitions-Luftangriffen sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen und syrischer (kurdischer) Oppositionsmilizen. Zum Einsatz kommen zurzeit nur landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Die nach Ablaufen des US-Flugzeugträgers „Nimitz“ entstandene, mehrwöchige Präsenzlücke wird in den kommenden Tagen durch die „Theodore Roosevelt“ Carrier Strike Group (CSG) gefüllt. Der zuletzt vor Nordkorea bei der „3‑Carrier Force Demonstration“ eingesetzte Verband wird nach Passage der Straße von Malakka (20. November) bereits im Indischen Ozean gemeldet und könnte noch an diesem Wochenende das im südlichen Arabischen Meer beginnende Operationsgebiet der 5. US-Flotte erreichen.
Die in der Region eingesetzte „America“ Amphibious Ready Group (ARG) der US Navy operiert zurzeit im Persischen Golf. Der amphibische Träger hat am 17. November einen mehrtägigen Besuch in Jebel Ali (Vereinigte Arabische Emirate) zu planmäßiger Wartung und Instandsetzung, Nachversorgung und Besatzungserholung beendet. Den „Thanksgiving Day“ verbrachte die „America“ in See im Persischen Golf.
Ihre eingeschifften Jagdbomber AV-8B Harrier, Kampfhubschrauber und Schwenkrotorflugzeuge V‑22 Osprey des US Marine Corps können bei Bedarf auch über Land (gegen islamistische Terrorgruppen) eingesetzt werden. Das zur „America“ ARG gehörende Docklandungsschiff „San Diego“ operiert abgesetzt vom Verband im Mittelmeer.
SYRIEN: Russland – Türkei
Am 18. November bombardierten erneut sechs in Zentralrussland gestartete Langstreckenbomber Tu-22M3 Backfire‑C IS-Stellungen bei al-Bukamal (im Grenzgebiet Syriens zum Irak). Offensichtlich gibt es um diese „letzte Schlüsselstellung des IS“ weiterhin heftige Kämpfe, die von Bodentruppen der syrischen Armee ohne massive russische Luftunterstützung nicht zu gewinnen sind – auch wenn Syriens Machthaber al-Assad den Kampf gegen IS formell bereits als „siegreich beendet“ erklärt hat.
Russland gibt der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien durchaus Priorität, macht aber unverändert keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen. Außerhalb von erklärten „De-Eskalationszonen“ gelten alle gegen das al-Assad-Regime aktiven Milizen gleichermaßen als Terroristen, und nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe denn auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei bekämpft zwar auch islamistische Gruppen, widmet sich in ihrem „Kampf gegen Terrorismus“ bei grenzüberscheitenden militärischen Operationen in Syrien aber bevorzugt der Neutralisierung dortiger kurdischer Milizen. Glaubhafte Meldungen deuten dabei sogar auf (vorübergehende und örtlich begrenzte) Kooperation mit der islamistischen al-Nusra Front.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung)
Am 21. November erklärte der russische Präsident Putin, der militärische Einsatz in Syrien stehe vor dem Abschluss; nun werde die politische Entwicklung in den Fokus rücken. Russlands Generalstabschef spricht vom „Ende der aktiven Phase des Anti-Terrorkampfes in Syrien“ und kündigte den Abzug „großer Teile“ der russischen Truppen an; Russland werde aber zwei Stützpunkte in Syrien behalten. Gemeint sein dürften die Marinebasis Tartus und der Luftwaffenstützpunkt bei Latakia. Russland, der Iran und die Türkei fordern nachQuelle: IHS Monitor einem Gipfeltreffen in Sotschi den sofortigen Abzug „aller ausländischen Truppen“ aus Syrien – sehen aber offensichtlich weder sich selbst noch die libanesische Hisbollah als „Ausländer“.
In den auf Initiative von Russland, Syrien, dem Iran und der Türkei erklärten „De-Eskalationszonen“ herrscht weitgehend Ruhe. Türkische Truppen haben in einer grenzüberschreitenden Operation Idlib unter ihre Kontrolle gebracht, wollen nun auf das nordöstlich gelegene Afrin vorstoßen. Offizielles Ziel ist die „Gewährleistung der Sicherheit in der um Idlib eingerichteten De-Eskalationszone“. Primäres Operationsziel ist aber offensichtlich die gewaltsame Verdrängung der kurdischen YPG-Miliz aus der Region.
Russland, Iran und die Türkei halten als „Garantiemächte“ an ihrem Vorschlag eines „Kongresses des Nationalen Dialoges“ in Sotschi (Russland) fest; ob und wann dieser stattfindet, bleibt aber offen. Schon die Einladungsliste für insgesamt 33 Gruppen stößt auf Widerstände, die Türkei will sich mit einigen kurdischen Gruppen nicht an einen Tisch setzen, und die „Syrian Opposition Coalition“ lehnt das Vorhaben rundweg ab.
Maritime Aspekte
‘Boykiy’ (Foto: Deutsche Marine)Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Kampfeinheiten sind zurzeit nur die Korvette „Boykiy“ der Baltischen Flotte, der Minensucher „Ivan Golubets“ der Schwarzmeerflotte, sowie immer noch die zwei in der Ostsee für die Schwarzmeerflotte gebauten, neuen U‑Boote „Velikiy Novgorod“ und „Kolpino“ (KILO-III-Klasse), die ihre Überführungsfahrt ins Schwarze Meer nun schon mehr als drei Monate lang für einen Einsatz bei der MedSqn unterbrochen haben.
Die am 14. November gemeinsam mit dem Tanker „Kola“ durch den Suezkanal aus dem Mittelmeer abgelaufene Korvette „Soobrazitelniy“ hat am 20. November nach Zwischenversorgung in Dschibuti einen „Anti-Piraterie-Einsatz“ im Golf von Aden begonnen.
Die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen wird nach gut zweimonatiger „Atempause“ wieder in vollem Umfang fortgesetzt. Aktuell sind noch keine Rückführungen russischer Truppen und Ausrüstung aus Syrien nach Russland erkennbar. Zurzeit sind drei Landungsschiffe der Schwarzmeerflotte und drei der von der russischen Marine gebraucht gekauften und formell in ihren Bestand übernommenen Frachtschiffe in die Transporte eingebunden. Verstärkung für „Syrian Express“ kommt aber auch aus anderen Flotten. Aktuell hat die Nordflotte dazu ihr Landungsschiff „Aleksandr Otrakovskiy“, die Baltische Flotte ihr Landungsschiff „Minsk“ abgestellt.
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ALGERIEN
Ein in Polen für die algerische Marine gebautes Segelschulschiff hat seine Überführungsfahrt angetreten.
‘El Mellah’ (Foto: Remontowa)Am 17. November machte sich die „El Mellah“ (arabisch für „Seemann“) in Danzig auf den Weg durch Ostsee, Nordsee und Biskaya, nach deren Passage ein Zwischenbesuch im spanischen Coruna geplant ist. Das neue Segelschulschiff war bei Remontowa/Stocznia Gdansk gebaut und dort vor einem Jahr zu Wasser gelassen worden.
Designvorlage für das Drei-Mast-Vollschiff ist die 1981/82 gebaute polnische „Dar Mlodziezy“, Schulschiff der polnischen Handelsmarine und inzwischen Typschiff für insgesamt sechs in Danzig gefertigte Großsegler. Mit einer Länge von 110m und einer Segelfläche von 3.000 qm reiht sich die „El-Mellah“ unter die weltweit größten Segler ein. An Bord finden insgesamt 222 Mann (Stammbesatzung und Kadetten) Platz.
Noch während der Endausrüstung hatten die Stammbesatzung und auch schon erste Kadetten an der Seefahrt-Akademie der polnischen Handelsmarine in Gdingen eine sechsmonatige Ausbildung begonnen. Plattform für dazu gehörende mehrwöchige praktische Anteile in der Ostsee war die polnische „Dar Mlodziezy“. Am Ende dieser Ausbildung stand dann der Wechsel von Stammbesatzung und Kadetten auf die „El-Mellah“, um diese nun „völlig eigenständig“ nach Algerien zu überführen.
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ARGENTINIEN
Schon eine Woche dauert die Suche nach dem vermissten U‑Boot „San Juan“ – und es gibt kaum noch Hoffnung.
Das vor mehr als 30 Jahren bei den deutschen Thyssen Nordsee-Werken in Emden gebaute U‑Boot vom Typ TR-1700 hatte sich zuletzt am 15. November gemeldet. Die mit 44 Besatzungsmitgliedern auf dem Rückweg von Ushuaia (Südspitze Südamerikas) befindliche „San Juan“ war nach einem „elektrischen Problem“ mit seinen Batteriebänken querab der Bucht von San Jorge, etwa 300sm von der Küste entfernt aufgetaucht. Der Kommandant erhielt die Weisung, den immerhin noch fast 500sm entfernten Stützpunkt Mar del Plata (bei Buenos Aires) anzulaufen. Offensichtlich war man zu diesem Zeitpunkt weder an Bord noch in der Marineführung von einer Notlage ausgegangen.
Dies war allerdings der letzte Kontakt zur „San Juan“. Als routinemäßig fällige Positions- und Lagemeldungen 48 Stunden ausgeblieben waren, löste die argentinische Marine formell „SubMiss“ aus und begann, unterstützt von anderen regionalen Marinen, eine großangelegte Suche nach dem verschollenen U‑Boot. US Navy und sogar (von einigen argentinischen Nationalisten heftig kritisiert) die britische Royal Navy verlegten Kräfte ins Suchgebiet, die US Navy setzte mit sechs großen Transportflugzeugen ihr in San Diego stationiertes Undersea Rescue Command mit Spezialausrüstung zur U‑Bootrettung in Marsch.
Die Möglichkeiten der argentinischen Marine zur Suche aus der Luft waren sehr begrenzt. Kein einziges der mit z.B. Magnetfeld-Detektoren ausgerüsteten U‑Jagdflugzeuge P‑3B Orion war einsatzbereit, und so konnte neben einigen Flugzeugen zur bloßen Sichtaufklärung nur ein einziges altes U‑Jagdflugzeug S‑2T Turbo Tracker in die Suche eingebunden werden. Die US Navy füllte diese Lücke sehr schnell mit Verlegung von zwei modernen U‑Jagdflugzeugen P‑8 Poseidon.
Grafik: arg. Marine Mehrfach gab es mögliche Hinweise auf den Verbleib der „San Juan“. So soll vom U‑Boot sieben Mal versucht worden sein, mit einem Satellitentelefon Kontakt aufzunehmen, dann wieder wurden Unterwasser-Klopfgeräusche gehört, weiße Leuchtkugeln gesichtet und schließlich eine unter Wasser liegende Hitzequelle lokalisiert. All diese Spuren führten jedoch ins Leere: Satellitentelefonate und Leuchtkugeln kamen nicht vom U‑Boot, die Klopfgeräusche hatten eine natürliche Ursache, und auch die geortete „Hitzequelle“ hatte nichts mit dem verschwundenen U‑Boot zu tun.
Erst am 23. November deutete sich an, dass die „San Juan“ nach einer Explosion an Bord gesunken sein könnte. Bei aufwändiger Nachauswertung von durch weit-reichende, auch den Südatlantik abdeckende Ortungsanlagen der US Navy erfassten hydroakustischen Daten wurde eine am 15. November nahe der letzten bekannten Position des U‑Bootes durch eine mögliche Explosion verursachte „hydroakustische Anomalie“ entdeckt. Mehrere Spezialschiffe sollen das betreffende Gebiet nun gezielt absuchen. Zu ihnen gehören u.a. die von der Woods Hole Oceanographic Institution (Massachusetts) betriebene „Atlantis“ der US Navy und die russische „Yantar“, die nach Absage eines geplanten Besuches in Angola über den Atlantik verlegt.
Bei Veröffentlichung dieser WOCHENSCHAU gilt die „San Juan“ formell noch immer als nur vermisst, aber nach mehr als einer Woche steht wohl fest, dass das U‑Boot sich nicht an der Oberfläche befindet. Die Hoffnung auf eine Rettung der Besatzung schwindet, denn der Atemluftvorrat an Bord soll „maximal etwa 10 Tage“ reichen, ist also fast erschöpft … und das Meer im Suchgebiet ist stellenweise tiefer als 3.000m.
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AUSTRALIEN
Am 24. November verkündete Ministerpräsident Turnbull die Entscheidung für Offshore Patrol Vessel (OPV) eines deutschen Designs.
Mit „Projekt SEA 1180“ fand schon vor mehreren Jahren die Beschaffung von bis zu 20 OPV Eingang in die Marineplanung. Sie sollen die Wachboote der ARMIDALE-Klasse ersetzen. Als sich bei diesen Probleme mit „struktureller Festigkeit“ mehrten, wurde das Projekt um zwei Jahre vorgezogen, der Bau von 12 Booten beschlossen und Baubeginn in 2018 festgelegt. Nach internationaler Ausschreibung wurden die Angebote der niederländischen Damen Schelde Naval Shipbuilding sowie der deutschen Fassmer-Werft und Lürssen-Werft in einer „Competitive Evaluation“ näher betrachtet. Nun ist die Entscheidung für Lürssen gefallen.
Bei dem Lürssen-Angebot handelt es sich offenbar um eine Designvariante der vor etwa fünf Jahren für die Marine Bruneis gebauten DARUSSALAM-Klasse (PV-80). Wie diese, sollen die australischen Neubauten bei 80m Länge etwa 1.700ts verdrängen. Im Gegensatz zu den mit Seeziel-FK und einem 57-mm-Geschütz bestückten Brunei-Korvetten soll sich bei den australischen OPV die Bewaffnung aber auf ein 40-mm-Geschütz zur bloßen Selbstverteidigung beschränken. Die Stammbesatzung soll aus 40 Mann bestehen; weitere 20 Mann können zusätzlich eingeschifft werden.
Drei 8,4‑m-Beiboote sowie kurzfristig an Bord zu nehmende „modulare Missionspakete“ für z.B. den Einsatz fliegender Drohnen sollen ein breites Einsatzspektrum ermöglichen; ursprüngliche Forderungen für „Project SEA 1180“ sahen sogar Module für einen Einsatz in der Minenabwehr und hydrographischen Vermessung vor. Die Neubauten sollen ihren Hauptauftrag in der Überwachung des erweiterten Küstenvorfeldes finden, dort vor allem auch Hand-in-Hand mit den Schiffen und Booten der Australian Border Force operieren. Marinechef VAdm Barrett hebt im Vergleich mit den Booten der ARMIDALE-Klasse besonders die größere Seefestigkeit der OPV und ihre Fähigkeit längeren autarken Einsätzen hervor.
Nach einer 2016 veröffentlichten Planung sollen die ersten OPV bei ASC in Adelaide entstehen; sobald dort dann (etwa 2020) der Bau neuer Fregatten beginnt, soll die OPV-Fertigung zur Austal-Werft nach Henderson (West-Australien) verlagert werden. Ob diese Absicht noch Bestand hat, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall soll das erste australische OPV 2021 in Dienst gestellt werden.
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NORDKOREA (Fortschreibung)
Der verbale Konflikt zwischen Nordkorea und den USA dauert an.
Am 20. November setzte US-Präsident Trump Nordkorea wieder auf die Liste der “staatlichen Terrorismus unterstützenden” Länder. Einen Tag später verhängten die USA neue Sanktionen gegen nordkoreanische (und einige chinesische) Reedereien und Transportunternehmen.
Nordkorea tat dies als “lächerlich” ab und hält unverändert an der “Unverhandelbarkeit” seines Raketen- und Atomwaffenprogrammes bekräftigt. Diplomatie könne im Verhältnis zu den USA erst dann eine Rolle spielen, wenn die Entwicklung die gesamten USA abdeckender, nuklearfähiger Interkontinentalraketen abgeschlossen sei. Grundvoraussetzung sei überdies ein völliger Verzicht der USA auf militärische Übungen mit Südkorea (also de facto eine Aufkündigung des südkoreanisch-amerikanischen Bündnisses). US Präsident Trump bleibt widersprüchlich. Mal sieht er in Gesprächen “pure Zeitverschwendung” und droht mit militärischem Vorgehen, dann wieder fordert er Nordkorea auf, doch endlich “an den Tisch” zu kommen. So bleibt der von “eingefrorener Diplomatie” und der Drohung mit “militärischen Optionen” geprägte Status vorerst unverändert, wobei neue Raketentests oder auch ein weiterer Atomtest die Lage jederzeit sehr kurzfristig wieder verschärfen können.
Unmittelbar nach Abschluss der vom 11. bis 14. November in der Japansee durchgeführten „Stürkedemonstration“ dreier Carrier Strike C‑2A Groups (CSG) hat die US Navy ihre Präsenz um die koreanische Halbinsel wieder deutlich reduziert. Die „Ronald Reagan“ CSG ist nach Süden abgelaufen. Noch bis zum 26. November nimmt sie vor Okinawa (Japan) und in der Philippinensee an der jährlichen bilateralen teilstreitkraftübergreifenden Übung „Annualex 2017“ mit japanischen Streitkräften teil.
Am Rande dieser Übung stürzte am 22. November ein Transportflugzeug C‑2A Greyhound auf dem Routineflug von Japan zum Flugzeugträger ins Meer. Acht der Insassen konnten gerettet werden; drei werden vermisst, sind vermutlich mit dem Flugzeug versunken. Als Unfallursache wird über Triebwerksausfall spekuliert.
Auch die „Theodore Roosevelt“ CSG hat die Region verlassen. Auf dem Weg zu einem geplanten Einsatz in der Golfregion passierte sie am 20. November die Straße von Malakka in den Indischen Ozean. Die „Nimitz“ CSG wird zwar noch im Westpazifik gemeldet, ist aber offenbar auf Heimatkurs in Richtung Hawaii und dann über San Diego (Kalifornien) zum Heimathafen Everett (Washington).
Munitionsumschlag auf der ‘Nimitz’ (Foto: US Navy)
Von der US Navy veröffentlichte Fotos legen nahe, dass die “Nimitz” in See bereits mit der Abgabe von Einsatzmunition an einen begleitenden Einsatzgruppenversorger begonnen hat.
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RUSSLAND
Die Yantar-Werft in Kaliningrad hat am 14. November gleich zwei Fregatten der GRIGOROVICH-Klasse zu Wasser gelassen.
Allerdings handelt es sich offenbar nicht um einen normalen Stapellauf, nach dem die Neubauten nun zügig an der Ausrüstungspier fertiggestellt werden. „Admiral Istomin” and “Admiral Kornilov” sind noch wenig mehr als bloße Rümpfe, in denen auch noch große Teile der schiffstechnischen Anlagen nicht installiert sind. Die Werft dürfte sie nur zu Wasser gelassen haben, um Platz in Baudock/Bauhalle zu schaffen.
Die ursprüngliche Planung der russischen Marine sah eine Beschaffung von insgesamt neun der für Operationen in erweiterten Randmeeren konzipierten 4.000-ts-Fregatten der GRIGOROVICH-Klasse vor. 2010 wurden drei Schiffe geordert, schon 2011 folgten Aufträge für ein zweites Los von weiteren drei Schiffen. Yantar begann mit dem Bau, aber 2014 wirkte sich die Krim-Krise direkt auf das Vorhaben aus. Der ukrainische Alleinhersteller lieferte keine Gasturbinen mehr; unter EU-Sanktionen stoppte die deutsche MTU den Export von Dieselmotoren/-generatoren; andere europäische Subunternehmer stornierten Bestellungen von z. B. Klimaanlagen.
Für die ersten drei Schiffe hatte Yantar zwar schon vorher Gasturbinen und Motoren erhalten, aber das Ausbleiben anderer im Ausland bestellter Ausrüstung verzögerte ihre Fertigstellung. Typschiff „Admiral Grigorovich“ konnte schließlich mit zwei Jahren Verspätung im März 2016 in Dienst gestellt werden; Schwesterschiff „Admiral Essen“ folgte, und mit der „Admiral Makarov“ soll die dritte Fregatte noch vor Jahresende zur Flotte stoßen. Für die danach geplanten drei Schiffe des 2. Loses sieht es jedoch düster aus, und vom dritten Los ist keine Rede mehr. Der Bau von „Admiral Butakov“, „Admiral Istomin“ und „Admiral Kornikov“ wurde zwar begonnen, aber ihre Fertigstellung stand in den Sternen. 2016 wurde der Rumpf der „Admiral Butakov“ zu Wasser gelassen, um bei Yantar „Platz auf der Helling“ freizumachen. Nun gab es auch für „Admiral Istomin“ und „Admiral Kornikov“ einen solchen „informellen“ Stapellauf.
Ob und wann die Schiffe fertig gebaut werden, bleibt abzuwarten. Gerüchten zufolge sollen zwei von ihnen für die indische Marine bestimmt sein. Nach Medienberichten hat Indien auch keine Probleme, in der Ukraine die dazu notwendigen Gasturbinen zu kaufen – die von dort aber wohl nicht nach Kaliningrad geliefert werden dürften. Angeblich wird denn auch überlegt, die halbfertigen Rümpfe von der Kaliningrader Yantar-Werft mit einem Spezialtransportschiff nach Indien zur dortigen Fertigstellung zu überführen.
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THAILAND (multinational)
Das 50jährige Jubiläum der ASEAN (Association of Southeast Asian Nation)-Gemeinschaft war für die thailändische Marine (RTN) Anlass zu multinationalen Übungen und einem „International Fleet Review“ (IFR) einzuladen.
Insgesamt erstreckten sich die Aktivitäten über mehr als eine Woche. Den Auftakt machte am 13. November das Eintreffen von Einheiten und Offizieren von ASEAN-Marinen (Brunei, Indonesien, Kambodscha, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam) im Stützpunkt Sattahip der RTN; ASEAN-Mitglied Laos war mangels eigener Marine nicht mit einem Schiff vertreten. In Sattahip stand die Hafenphase (Vorbereitungen, letzte Detailabsprachen) der erstmals durchzuführenden ASEAN Multilateral Naval Exercise (AMNEX) auf dem Programm.
Am 16. November verlegten alle Einheiten ein paar Seemeilen weiter nach Norden und gingen in der Bucht von Pattaya vor Anker. Für den dort durchzuführenden IFR trafen dann auch Kriegsschiffe anderer Nicht-ASEAN Marinen ein. Australien, Bangladesch, China, Indien, Japan, Pakistan, Russland, Sri Lanka, Südkorea und die USA hatten Einheiten geschickt, und die Befehlshaber von 18 sowie Vertreter von weiteren 21 Marinen waren angereist. Einzig die iranische Fregatte „Jamaran“ war trotz offizieller Anmeldung nicht erschienen.
Am 19. November wurde in Pattaya das politische ASEAN-Treffen eröffnet. Parallel dazu trafen sich die ASEAN-Marinebefehlshaber in Pattaya zu einer Konferenz. Besatzungen eines Teils der angereisten Marinen nahmen an einer Parade durch die Stadt und/oder an Vorführungen vor dem Strand von Pattaya teil, und mit einer Generalprobe wurde der Ablauf des IFR geübt, der dann am 20. November durchgeführt wurde.
Seeparade beim International Fleet Review vor Pattaya (Foto: Michael Nitz)
Insgesamt nahmen 40 Schiffe/Boote aus 18 Marinen an der Seeparade in der Bucht von Pattaya teil, bei der sich der thailändische Ministerpräsident und der Befehlshaber der RTN auf dem als „Präsidentenyacht“ fungierenden Minensuch-Tender „Thalang“ eingeschifft hatten. Unter Salutschüssen passierte die „Thalang“ die Reihe der ankernden, über die Toppen geflaggten Schiffe, auf denen die Besatzungen in Paradeaufstellung an Oberdeck angetreten waren.
Während einige ausländische Kriegsschiffe sich schon wieder auf den Heimweg machten, führten die Schiffe und Boote der ASEAN-Marinen am 21. und 22. November die noch ausstehende Seephase von ANMEX 2017 mit u.a. auch einem — leider von schlechtem Wetter geprägten — „Photo-Ex“ durch.