MarineForum Wochenschau vom 24. November 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors sowie den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen bes­timmt. Span­nun­gen zwis­chen Sau­di-Ara­bi­en und dem Iran dauern eben­so an, wie der poli­tis­che Stre­it mehrerer Golf­s­taat­en mit dem Emi­rat Qatar.

Die franzö­sis­che Marine ver­legt eine aus dem Hub­schrauberträger „Ton­nerre“ und dem Zer­stör­er „Cheva­lier Paul“ beste­hende Ein­satz­gruppe in die Gol­fre­gion. Bei­de Schiffe liefen am 22. Novem­ber aus Toulon aus, sollen aber zunächst noch im Mit­telmeer operieren, bevor sie dann im Rah­men von Oper­a­tion „Bois Bel­leau 100“ Kurs auf den Suezkanal und die Gewäss­er um die Ara­bis­che Hal­binsel nehmen.

Ton­nerre’ läuft aus (Foto: franz. Marine)Der Oper­a­tionsname bezieht sich auf den 100. Jahrestag der Schlacht an der Marne, bei der im Ersten Weltkrieg US Marine­in­fan­ter­is­ten gemein­sam mit franzö­sis­chen Sol­dat­en in Frankre­ich im Wald von Bel­leau kämpften.

Schon 2013 hat­te es unter der Beze­ichung Oper­a­tion „Bel­leau Wood“ einen gemein­samen Golf-Ein­satz von franzö­sis­ch­er Marine und US Navy gegeben. Damals hat­ten die franzö­sis­che Groupe Aeron­aval mit Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ und die „Har­ry S. Tru­man“ Car­ri­er Strike Group der US Navy gemein­sam operiert. Auch „Bois Bel­leau 100“ soll wieder bilat­erales Vorhaben wer­den, wenn sich die bei­den franzö­sis­chen Schiffe in eine Amphibi­ous Ready Group der US Navy inte­gri­eren und in die Führungsstruk­turen des US Cen­tral Com­mand einge­bun­den wer­den. Erst­mals wird es dann einen gemein­samen franzö­sisch-amerikanis­chen amphibis­chen Ver­band geben.

Dia­mond’ muss Ein­satz abbrechen (Foto: Michael Nitz)Nur zwei Monate nach Beginn eines eigentlich für neun Monate geplanten Ein­satzes „East of Suez“ muss der britis­che Zer­stör­er „Dia­mond“ die Heim­reise antreten. Ein „in See nicht zu beheben­des Prob­lem mit den Schiff­sss­chrauben“ hat das Schiff zum Abbruch sein­er Oper­a­tio­nen im Per­sis­chen Golf gezwun­gen. Die „Dia­mond“ fährt zurzeit aber offen­bar (noch) aus eigen­er Kraft. Erst im Früh­jahr 2016 mussten Zer­stör­er TYPE 45 wegen Antrieb­sprob­le­men Ein­sätze in der Gol­fre­gion abbrechen. Ange­blich waren ihre Gen­er­a­toren bei den in der Region vorherrschen­den hohen Wassertem­para­turen nicht in der Lage, den für den inte­gri­erten elek­trischen Antrieb notwendi­gen Strom zu liefern.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK (Fortschrei­bung)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bes­tim­men unverän­dert divergierende Eigen­in­ter­essen zahlre­ich­er Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten die Entwick­lung. Den­noch wird der IS aus immer mehr Gebi­eten ver­drängt, ste­ht ange­blich sog­ar vor der „endgülti­gen Niederlage“.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen in Irak und Syrien fort. Ziele von Koali­tions-Luftan­grif­f­en sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen und syrisch­er (kur­dis­ch­er) Oppo­si­tion­s­milizen. Zum Ein­satz kom­men zurzeit nur landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Die nach Ablaufen des US-Flugzeugträgers „Nimitz“ ent­standene, mehrwöchige Präsen­zlücke wird in den kom­menden Tagen durch die „Theodore Roo­sevelt“ Car­ri­er Strike Group (CSG) gefüllt. Der zulet­zt vor Nord­ko­rea bei der „3‑Carrier Force Demon­stra­tion“ einge­set­zte Ver­band wird nach Pas­sage der Straße von Malak­ka (20. Novem­ber) bere­its im Indis­chen Ozean gemeldet und kön­nte noch an diesem Woch­enende das im südlichen Ara­bis­chen Meer begin­nende Oper­a­tions­ge­bi­et der 5. US-Flotte erreichen.

Die in der Region einge­set­zte „Amer­i­ca“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) der US Navy operiert zurzeit im Per­sis­chen Golf. Der amphibis­che Träger hat am 17. Novem­ber einen mehrtägi­gen Besuch in Jebel Ali (Vere­inigte Ara­bis­che Emi­rate) zu plan­mäßiger Wartung und Instand­set­zung, Nachver­sorgung und Besatzungser­hol­ung been­det. Den „Thanks­giv­ing Day“ ver­brachte die „Amer­i­ca“ in See im Per­sis­chen Golf.

Ihre eingeschifften Jagdbomber AV-8B Har­ri­er, Kampfhub­schrauber und Schwenkro­tor­flugzeuge V‑22 Osprey des US Marine Corps kön­nen bei Bedarf auch über Land (gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen) einge­set­zt wer­den. Das zur „Amer­i­ca“ ARG gehörende Dock­lan­dungss­chiff „San Diego“ operiert abge­set­zt vom Ver­band im Mittelmeer.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Am 18. Novem­ber bom­bardierten erneut sechs in Zen­tral­rus­s­land ges­tartete Langstreck­en­bomber Tu-22M3 Backfire‑C IS-Stel­lun­gen bei al-Buka­mal (im Gren­zge­bi­et Syriens zum Irak). Offen­sichtlich gibt es um diese „let­zte Schlüs­sel­stel­lung des IS“ weit­er­hin heftige Kämpfe, die von Boden­trup­pen der syrischen Armee ohne mas­sive rus­sis­che Luftun­ter­stützung nicht zu gewin­nen sind – auch wenn Syriens Machthaber al-Assad den Kampf gegen IS formell bere­its als „siegre­ich been­det“ erk­lärt hat.

Rus­s­land gibt der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien dur­chaus Pri­or­ität, macht aber unverän­dert keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen. Außer­halb von erk­lärten „De-Eskala­tion­szo­nen“ gel­ten alle gegen das al-Assad-Regime aktiv­en Milizen gle­icher­maßen als Ter­ror­is­ten, und nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe denn auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei bekämpft zwar auch islamistis­che Grup­pen, wid­met sich in ihrem „Kampf gegen Ter­ror­is­mus“ bei gren­züber­schei­t­en­den mil­itärischen Oper­a­tio­nen in Syrien aber bevorzugt der Neu­tral­isierung dor­tiger kur­dis­ch­er Milizen. Glaub­hafte Mel­dun­gen deuten dabei sog­ar auf (vorüberge­hende und örtlich begren­zte) Koop­er­a­tion mit der islamistis­chen al-Nus­ra Front.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung)

Am 21. Novem­ber erk­lärte der rus­sis­che Präsi­dent Putin, der mil­itärische Ein­satz in Syrien ste­he vor dem Abschluss; nun werde die poli­tis­che Entwick­lung in den Fokus rück­en. Rus­s­lands Gen­er­al­stab­schef spricht vom „Ende der aktiv­en Phase des Anti-Ter­rorkampfes in Syrien“ und kündigte den Abzug „großer Teile“ der rus­sis­chen Trup­pen an; Rus­s­land werde aber zwei Stützpunk­te in Syrien behal­ten. Gemeint sein dürften die Marineba­sis Tar­tus und der Luft­waf­fen­stützpunkt bei Latakia. Rus­s­land, der Iran und die Türkei fordern nachQuelle: IHS Mon­i­tor einem Gipfel­tr­e­f­fen in Sotschi den sofor­ti­gen Abzug „aller aus­ländis­chen Trup­pen“ aus Syrien – sehen aber offen­sichtlich wed­er sich selb­st noch die libane­sis­che His­bol­lah als „Aus­län­der“.

In den auf Ini­tia­tive von Rus­s­land, Syrien, dem Iran und der Türkei erk­lärten „De-Eskala­tion­szo­nen“ herrscht weit­ge­hend Ruhe. Türkische Trup­pen haben in ein­er gren­züber­schre­i­t­en­den Oper­a­tion Idlib unter ihre Kon­trolle gebracht, wollen nun auf das nordöstlich gele­gene Afrin vorstoßen. Offizielles Ziel ist die „Gewährleis­tung der Sicher­heit in der um Idlib ein­gerichteten De-Eskala­tion­szone“. Primäres Oper­a­tionsziel ist aber offen­sichtlich die gewalt­same Ver­drän­gung der kur­dis­chen YPG-Miliz aus der Region.

Rus­s­land, Iran und die Türkei hal­ten als „Garantiemächte“ an ihrem Vorschlag eines „Kon­gress­es des Nationalen Dialoges“ in Sotschi (Rus­s­land) fest; ob und wann dieser stat­tfind­et, bleibt aber offen. Schon die Ein­ladungsliste für ins­ge­samt 33 Grup­pen stößt auf Wider­stände, die Türkei will sich mit eini­gen kur­dis­chen Grup­pen nicht an einen Tisch set­zen, und die „Syr­i­an Oppo­si­tion Coali­tion“ lehnt das Vorhaben rundweg ab.

Mar­itime Aspekte

Boykiy’ (Foto: Deutsche Marine)Im östlichen Mit­telmeer operiert weit­er­hin das von der rus­sis­chen Schwarzmeer­flotte geführte Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Kampfein­heit­en sind zurzeit nur die Korvette „Boykiy“ der Baltischen Flotte, der Minen­such­er „Ivan Gol­u­bets“ der Schwarzmeer­flotte, sowie immer noch die zwei in der Ost­see für die Schwarzmeer­flotte gebaut­en, neuen U‑Boote „Velikiy Nov­gorod“ und „Kolpino“ (KILO-III-Klasse), die ihre Über­führungs­fahrt ins Schwarze Meer nun schon mehr als drei Monate lang für einen Ein­satz bei der Med­Sqn unter­brochen haben.

Die am 14. Novem­ber gemein­sam mit dem Tanker „Kola“ durch den Suezkanal aus dem Mit­telmeer abge­laufene Korvette „Soo­brazitel­niy“ hat am 20. Novem­ber nach Zwis­chen­ver­sorgung in Dschibu­ti einen „Anti-Pira­terie-Ein­satz“ im Golf von Aden begonnen.

Die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen wird nach gut zwei­monatiger „Atem­pause“ wieder in vollem Umfang fort­ge­set­zt. Aktuell sind noch keine Rück­führun­gen rus­sis­ch­er Trup­pen und Aus­rüs­tung aus Syrien nach Rus­s­land erkennbar. Zurzeit sind drei Lan­dungss­chiffe der Schwarzmeer­flotte und drei der von der rus­sis­chen Marine gebraucht gekauften und formell in ihren Bestand über­nomme­nen Frachtschiffe in die Trans­porte einge­bun­den. Ver­stärkung für „Syr­i­an Express“ kommt aber auch aus anderen Flot­ten. Aktuell hat die Nord­flotte dazu ihr Lan­dungss­chiff „Alek­san­dr Otrakovskiy“, die Baltische Flotte ihr Lan­dungss­chiff „Min­sk“ abgestellt.

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ALGERIEN

Ein in Polen für die algerische Marine gebautes Segelschulschiff hat seine Über­führungs­fahrt angetreten.

El Mel­lah’ (Foto: Remontowa)Am 17. Novem­ber machte sich die „El Mel­lah“ (ara­bisch für „See­mann“) in Danzig auf den Weg durch Ost­see, Nord­see und Biskaya, nach deren Pas­sage ein Zwis­chenbe­such im spanis­chen Coruna geplant ist. Das neue Segelschulschiff war bei Remontowa/Stocznia Gdan­sk gebaut und dort vor einem Jahr zu Wass­er gelassen worden.

Design­vor­lage für das Drei-Mast-Vollschiff ist die 1981/82 gebaute pol­nis­che „Dar Mlodziezy“, Schulschiff der pol­nis­chen Han­dels­ma­rine und inzwis­chen Typ­schiff für ins­ge­samt sechs in Danzig gefer­tigte Großsegler. Mit ein­er Länge von 110m und ein­er Segelfläche von 3.000 qm rei­ht sich die „El-Mel­lah“ unter die weltweit größten Segler ein. An Bord find­en ins­ge­samt 222 Mann (Stammbe­satzung und Kadet­ten) Platz.

Noch während der Endaus­rüs­tung hat­ten die Stammbe­satzung und auch schon erste Kadet­ten an der Seefahrt-Akademie der pol­nis­chen Han­dels­ma­rine in Gdin­gen eine sechsmonatige Aus­bil­dung begonnen. Plat­tform für dazu gehörende mehrwöchige prak­tis­che Anteile in der Ost­see war die pol­nis­che „Dar Mlodziezy“. Am Ende dieser Aus­bil­dung stand dann der Wech­sel von Stammbe­satzung und Kadet­ten auf die „El-Mel­lah“, um diese nun „völ­lig eigen­ständig“ nach Alge­rien zu überführen.

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ARGENTINIEN

Schon eine Woche dauert die Suche nach dem ver­mis­sten U‑Boot „San Juan“ – und es gibt kaum noch Hoffnung.

Das vor mehr als 30 Jahren bei den deutschen Thyssen Nord­see-Werken in Emden gebaute U‑Boot vom Typ TR-1700 hat­te sich zulet­zt am 15. Novem­ber gemeldet. Die mit 44 Besatzungsmit­gliedern auf dem Rück­weg von Ushua­ia (Süd­spitze Südamerikas) befind­liche „San Juan“ war nach einem „elek­trischen Prob­lem“ mit seinen Bat­teriebänken querab der Bucht von San Jorge, etwa 300sm von der Küste ent­fer­nt aufge­taucht. Der Kom­man­dant erhielt die Weisung, den immer­hin noch fast 500sm ent­fer­n­ten Stützpunkt Mar del Pla­ta (bei Buenos Aires) anzu­laufen. Offen­sichtlich war man zu diesem Zeit­punkt wed­er an Bord noch in der Marine­führung von ein­er Not­lage ausgegangen.

Dies war allerd­ings der let­zte Kon­takt zur „San Juan“. Als rou­tinemäßig fäl­lige Posi­tions- und Lagemel­dun­gen 48 Stun­den aus­ge­blieben waren, löste die argen­tinis­che Marine formell „Sub­Miss“ aus und begann, unter­stützt von anderen regionalen Mari­nen, eine großan­gelegte Suche nach dem ver­schol­lenen U‑Boot. US Navy und sog­ar (von eini­gen argen­tinis­chen Nation­al­is­ten heftig kri­tisiert) die britis­che Roy­al Navy ver­legten Kräfte ins Suchge­bi­et, die US Navy set­zte mit sechs großen Trans­port­flugzeu­gen ihr in San Diego sta­tion­iertes Under­sea Res­cue Com­mand mit Spezialaus­rüs­tung zur U‑Bootrettung in Marsch.

Die Möglichkeit­en der argen­tinis­chen Marine zur Suche aus der Luft waren sehr begren­zt. Kein einziges der mit z.B. Mag­net­feld-Detek­toren aus­gerüsteten U‑Jagdflugzeuge P‑3B Ori­on war ein­satzbere­it, und so kon­nte neben eini­gen Flugzeu­gen zur bloßen Sich­taufk­lärung nur ein einziges altes U‑Jagdflugzeug S‑2T Tur­bo Track­er in die Suche einge­bun­den wer­den. Die US Navy füllte diese Lücke sehr schnell mit Ver­legung von zwei mod­er­nen U‑Jagdflugzeugen P‑8 Poseidon.

Grafik: arg. Marine Mehrfach gab es mögliche Hin­weise auf den Verbleib der „San Juan“. So soll vom U‑Boot sieben Mal ver­sucht wor­den sein, mit einem Satel­li­ten­tele­fon Kon­takt aufzunehmen, dann wieder wur­den Unter­wass­er-Klopfgeräusche gehört, weiße Leuchtkugeln gesichtet und schließlich eine unter Wass­er liegende Hitze­quelle lokalisiert. All diese Spuren führten jedoch ins Leere: Satel­li­ten­tele­fonate und Leuchtkugeln kamen nicht vom U‑Boot, die Klopfgeräusche hat­ten eine natür­liche Ursache, und auch die geortete „Hitze­quelle“ hat­te nichts mit dem ver­schwun­de­nen U‑Boot zu tun.

Erst am 23. Novem­ber deutete sich an, dass die „San Juan“ nach ein­er Explo­sion an Bord gesunken sein kön­nte. Bei aufwändi­ger Nachauswer­tung von durch weit-reichende, auch den Südat­lantik abdeck­ende Ortungsan­la­gen der US Navy erfassten hydroakustis­chen Dat­en wurde eine am 15. Novem­ber nahe der let­zten bekan­nten Posi­tion des U‑Bootes durch eine mögliche Explo­sion verur­sachte „hydroakustis­che Anom­alie“ ent­deckt. Mehrere Spezialschiffe sollen das betr­e­f­fende Gebi­et nun gezielt absuchen. Zu ihnen gehören u.a. die von der Woods Hole Oceano­graph­ic Insti­tu­tion (Mass­a­chu­setts) betriebene „Atlantis“ der US Navy und die rus­sis­che „Yan­tar“, die nach Absage eines geplanten Besuch­es in Ango­la über den Atlantik verlegt.

Bei Veröf­fentlichung dieser WOCHENSCHAU gilt die „San Juan“ formell noch immer als nur ver­misst, aber nach mehr als ein­er Woche ste­ht wohl fest, dass das U‑Boot sich nicht an der Ober­fläche befind­et. Die Hoff­nung auf eine Ret­tung der Besatzung schwindet, denn der Atem­luftvor­rat an Bord soll „max­i­mal etwa 10 Tage“ reichen, ist also fast erschöpft … und das Meer im Suchge­bi­et ist stel­len­weise tiefer als 3.000m.

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AUSTRALIEN

Am 24. Novem­ber verkün­dete Min­is­ter­präsi­dent Turn­bull die Entschei­dung für Off­shore Patrol Ves­sel (OPV) eines deutschen Designs.

Mit „Pro­jekt SEA 1180“ fand schon vor mehreren Jahren die Beschaf­fung von bis zu 20 OPV Ein­gang in die Marine­pla­nung. Sie sollen die Wach­boote der ARMI­DALE-Klasse erset­zen. Als sich bei diesen Prob­leme mit „struk­tureller Fes­tigkeit“ mehrten, wurde das Pro­jekt um zwei Jahre vorge­zo­gen, der Bau von 12 Booten beschlossen und Baube­ginn in 2018 fest­gelegt. Nach inter­na­tionaler Auss­chrei­bung wur­den die Ange­bote der nieder­ländis­chen Damen Schelde Naval Ship­build­ing sowie der deutschen Fass­mer-Werft und Lürssen-Werft in ein­er „Com­pet­i­tive Eval­u­a­tion“ näher betra­chtet. Nun ist die Entschei­dung für Lürssen gefallen.

Bei dem Lürssen-Ange­bot han­delt es sich offen­bar um eine Design­vari­ante der vor etwa fünf Jahren für die Marine Bruneis gebaut­en DARUS­SALAM-Klasse (PV-80). Wie diese, sollen die aus­tralis­chen Neubaut­en bei 80m Länge etwa 1.700ts ver­drän­gen. Im Gegen­satz zu den mit Seeziel-FK und einem 57-mm-Geschütz bestück­ten Brunei-Korvet­ten soll sich bei den aus­tralis­chen OPV die Bewaffnung aber auf ein 40-mm-Geschütz zur bloßen Selb­stvertei­di­gung beschränken. Die Stammbe­satzung soll aus 40 Mann beste­hen; weit­ere 20 Mann kön­nen zusät­zlich eingeschifft werden.

Drei 8,4‑m-Beiboote sowie kurzfristig an Bord zu nehmende „mod­u­lare Mis­sion­spakete“ für z.B. den Ein­satz fliegen­der Drohnen sollen ein bre­ites Ein­satzspek­trum ermöglichen; ursprüngliche Forderun­gen für „Project SEA 1180“ sahen sog­ar Mod­ule für einen Ein­satz in der Minen­ab­wehr und hydro­graphis­chen Ver­mes­sung vor. Die Neubaut­en sollen ihren Haup­tauf­trag in der Überwachung des erweit­erten Küsten­vor­feldes find­en, dort vor allem auch Hand-in-Hand mit den Schif­f­en und Booten der Aus­tralian Bor­der Force operieren. Marinechef VAdm Bar­rett hebt im Ver­gle­ich mit den Booten der ARMI­DALE-Klasse beson­ders die größere Seefes­tigkeit der OPV und ihre Fähigkeit län­geren autarken Ein­sätzen hervor.

Nach ein­er 2016 veröf­fentlicht­en Pla­nung sollen die ersten OPV bei ASC in Ade­laide entste­hen; sobald dort dann (etwa 2020) der Bau neuer Fre­gat­ten begin­nt, soll die OPV-Fer­ti­gung zur Austal-Werft nach Hen­der­son (West-Aus­tralien) ver­lagert wer­den. Ob diese Absicht noch Bestand hat, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall soll das erste aus­tralis­che OPV 2021 in Dienst gestellt werden.

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NORDKOREA (Fortschrei­bung)

Der ver­bale Kon­flikt zwis­chen Nord­ko­rea und den USA dauert an.

Am 20. Novem­ber set­zte US-Präsi­dent Trump Nord­ko­rea wieder auf die Liste der “staatlichen Ter­ror­is­mus unter­stützen­den” Län­der. Einen Tag später ver­hängten die USA neue Sank­tio­nen gegen nord­ko­re­anis­che (und einige chi­ne­sis­che) Reed­ereien und Transportunternehmen.

Nord­ko­rea tat dies als “lächer­lich” ab und hält unverän­dert an der “Unver­han­del­barkeit” seines Raketen- und Atom­waf­fen­pro­grammes bekräftigt. Diplo­matie könne im Ver­hält­nis zu den USA erst dann eine Rolle spie­len, wenn die Entwick­lung die gesamten USA abdeck­ender, nuk­lear­fähiger Interkon­ti­nen­tal­raketen abgeschlossen sei. Grund­vo­raus­set­zung sei überdies ein völ­liger Verzicht der USA auf mil­itärische Übun­gen mit Süd­ko­rea (also de fac­to eine Aufkündi­gung des süd­ko­re­anisch-amerikanis­chen Bünd­niss­es). US Präsi­dent Trump bleibt wider­sprüch­lich. Mal sieht er in Gesprächen “pure Zeitver­schwen­dung” und dro­ht mit mil­itärischem Vorge­hen, dann wieder fordert er Nord­ko­rea auf, doch endlich “an den Tisch” zu kom­men. So bleibt der von “einge­froren­er Diplo­matie” und der Dro­hung mit “mil­itärischen Optio­nen” geprägte Sta­tus vor­erst unverän­dert, wobei neue Rake­ten­tests oder auch ein weit­er­er Atom­test die Lage jed­erzeit sehr kurzfristig wieder ver­schär­fen können.

Unmit­tel­bar nach Abschluss der vom 11. bis 14. Novem­ber in der Japansee durchge­führten „Stürkedemon­stra­tion“ dreier Car­ri­er Strike C‑2A Groups (CSG) hat die US Navy ihre Präsenz um die kore­anis­che Hal­binsel wieder deut­lich reduziert. Die „Ronald Rea­gan“ CSG ist nach Süden abge­laufen. Noch bis zum 26. Novem­ber nimmt sie vor Oki­nawa (Japan) und in der Philip­pinensee an der jährlichen bilat­eralen teil­stre­itkraftüber­greifend­en Übung „Annualex 2017“ mit japanis­chen Stre­itkräften teil.

Am Rande dieser Übung stürzte am 22. Novem­ber ein Trans­port­flugzeug C‑2A Grey­hound auf dem Rou­tine­flug von Japan zum Flugzeugträger ins Meer. Acht der Insassen kon­nten gerettet wer­den; drei wer­den ver­misst, sind ver­mut­lich mit dem Flugzeug ver­sunken. Als Unfal­lur­sache wird über Trieb­w­erk­saus­fall spekuliert.

Auch die „Theodore Roo­sevelt“ CSG hat die Region ver­lassen. Auf dem Weg zu einem geplanten Ein­satz in der Gol­fre­gion passierte sie am 20. Novem­ber die Straße von Malak­ka in den Indis­chen Ozean. Die „Nimitz“ CSG wird zwar noch im West­paz­i­fik gemeldet, ist aber offen­bar auf Heimatkurs in Rich­tung Hawaii und dann über San Diego (Kali­fornien) zum Heimath­afen Everett (Wash­ing­ton).
Muni­tion­sum­schlag auf der ‘Nimitz’ (Foto: US Navy)
Von der US Navy veröf­fentlichte Fotos leg­en nahe, dass die “Nimitz” in See bere­its mit der Abgabe von Ein­satz­mu­ni­tion an einen beglei­t­en­den Ein­satz­grup­pen­ver­sorg­er begonnen hat.

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RUSSLAND

Die Yan­tar-Werft in Kalin­ingrad hat am 14. Novem­ber gle­ich zwei Fre­gat­ten der GRIG­OROVICH-Klasse zu Wass­er gelassen.

Allerd­ings han­delt es sich offen­bar nicht um einen nor­malen Stapel­lauf, nach dem die Neubaut­en nun zügig an der Aus­rüs­tungspi­er fer­tiggestellt wer­den. „Admi­ral Istomin” and “Admi­ral Kornilov” sind noch wenig mehr als bloße Rümpfe, in denen auch noch große Teile der schiff­stech­nis­chen Anla­gen nicht instal­liert sind. Die Werft dürfte sie nur zu Wass­er gelassen haben, um Platz in Baudock/Bauhalle zu schaffen.

Die ursprüngliche Pla­nung der rus­sis­chen Marine sah eine Beschaf­fung von ins­ge­samt neun der für Oper­a­tio­nen in erweit­erten Rand­meeren konzip­ierten 4.000-ts-Fregatten der GRIG­OROVICH-Klasse vor. 2010 wur­den drei Schiffe geordert, schon 2011 fol­gten Aufträge für ein zweites Los von weit­eren drei Schif­f­en. Yan­tar begann mit dem Bau, aber 2014 wirk­te sich die Krim-Krise direkt auf das Vorhaben aus. Der ukrainis­che Allein­her­steller lieferte keine Gas­tur­binen mehr; unter EU-Sank­tio­nen stoppte die deutsche MTU den Export von Diesel­mo­toren/-gen­er­a­toren; andere europäis­che Sub­un­ternehmer stornierten Bestel­lun­gen von z. B. Klimaanlagen.

Für die ersten drei Schiffe hat­te Yan­tar zwar schon vorher Gas­tur­binen und Motoren erhal­ten, aber das Aus­bleiben ander­er im Aus­land bestell­ter Aus­rüs­tung verzögerte ihre Fer­tig­stel­lung. Typ­schiff „Admi­ral Grig­orovich“ kon­nte schließlich mit zwei Jahren Ver­spä­tung im März 2016 in Dienst gestellt wer­den; Schwest­er­schiff „Admi­ral Essen“ fol­gte, und mit der „Admi­ral Makarov“ soll die dritte Fre­gat­te noch vor Jahre­sende zur Flotte stoßen. Für die danach geplanten drei Schiffe des 2. Los­es sieht es jedoch düster aus, und vom drit­ten Los ist keine Rede mehr. Der Bau von „Admi­ral Butakov“, „Admi­ral Istomin“ und „Admi­ral Kornikov“ wurde zwar begonnen, aber ihre Fer­tig­stel­lung stand in den Ster­nen. 2016 wurde der Rumpf der „Admi­ral Butakov“ zu Wass­er gelassen, um bei Yan­tar „Platz auf der Helling“ freizu­machen. Nun gab es auch für „Admi­ral Istomin“ und „Admi­ral Kornikov“ einen solchen „informellen“ Stapellauf.

Ob und wann die Schiffe fer­tig gebaut wer­den, bleibt abzuwarten. Gerücht­en zufolge sollen zwei von ihnen für die indis­che Marine bes­timmt sein. Nach Medi­en­bericht­en hat Indi­en auch keine Prob­leme, in der Ukraine die dazu notwendi­gen Gas­tur­binen zu kaufen – die von dort aber wohl nicht nach Kalin­ingrad geliefert wer­den dürften. Ange­blich wird denn auch über­legt, die halbfer­ti­gen Rümpfe von der Kalin­ingrad­er Yan­tar-Werft mit einem Spezial­trans­ports­chiff nach Indi­en zur dor­ti­gen Fer­tig­stel­lung zu überführen.

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THAILAND (multi­na­tion­al)

Das 50jährige Jubiläum der ASEAN (Asso­ci­a­tion of South­east Asian Nation)-Gemeinschaft war für die thailändis­che Marine (RTN) Anlass zu multi­na­tionalen Übun­gen und einem „Inter­na­tion­al Fleet Review“ (IFR) einzuladen.

Ins­ge­samt erstreck­ten sich die Aktiv­itäten über mehr als eine Woche. Den Auf­takt machte am 13. Novem­ber das Ein­tr­e­f­fen von Ein­heit­en und Offizieren von ASEAN-Mari­nen (Brunei, Indone­sien, Kam­bod­scha, Malaysia, Myan­mar, Philip­pinen, Sin­ga­pur, Thai­land, Viet­nam) im Stützpunkt Sat­tahip der RTN; ASEAN-Mit­glied Laos war man­gels eigen­er Marine nicht mit einem Schiff vertreten. In Sat­tahip stand die Hafen­phase (Vor­bere­itun­gen, let­zte Detail­ab­sprachen) der erst­mals durchzuführen­den ASEAN Mul­ti­lat­er­al Naval Exer­cise (AMNEX) auf dem Programm.

Am 16. Novem­ber ver­legten alle Ein­heit­en ein paar Seemeilen weit­er nach Nor­den und gin­gen in der Bucht von Pat­taya vor Anker. Für den dort durchzuführen­den IFR trafen dann auch Kriegss­chiffe ander­er Nicht-ASEAN Mari­nen ein. Aus­tralien, Banglade­sch, Chi­na, Indi­en, Japan, Pak­istan, Rus­s­land, Sri Lan­ka, Süd­ko­rea und die USA hat­ten Ein­heit­en geschickt, und die Befehlshaber von 18 sowie Vertreter von weit­eren 21 Mari­nen waren angereist. Einzig die iranis­che Fre­gat­te „Jama­ran“ war trotz offizieller Anmel­dung nicht erschienen.

Am 19. Novem­ber wurde in Pat­taya das poli­tis­che ASEAN-Tre­f­fen eröffnet. Par­al­lel dazu trafen sich die ASEAN-Marinebe­fehlshaber in Pat­taya zu ein­er Kon­ferenz. Besatzun­gen eines Teils der angereis­ten Mari­nen nah­men an ein­er Parade durch die Stadt und/oder an Vor­führun­gen vor dem Strand von Pat­taya teil, und mit ein­er Gen­er­al­probe wurde der Ablauf des IFR geübt, der dann am 20. Novem­ber durchge­führt wurde.
Seepa­rade beim Inter­na­tion­al Fleet Review vor Pat­taya (Foto: Michael Nitz)

Ins­ge­samt nah­men 40 Schiffe/Boote aus 18 Mari­nen an der Seepa­rade in der Bucht von Pat­taya teil, bei der sich der thailändis­che Min­is­ter­präsi­dent und der Befehlshaber der RTN auf dem als „Präsi­den­teny­acht“ fungieren­den Minen­such-Ten­der „Tha­lang“ eingeschifft hat­ten. Unter Salutschüssen passierte die „Tha­lang“ die Rei­he der ankern­den, über die Top­pen geflag­gten Schiffe, auf denen die Besatzun­gen in Paradeauf­stel­lung an Oberdeck ange­treten waren.

Während einige aus­ländis­che Kriegss­chiffe sich schon wieder auf den Heimweg macht­en, führten die Schiffe und Boote der ASEAN-Mari­nen am 21. und 22. Novem­ber die noch ausste­hende Seep­hase von ANMEX 2017 mit u.a. auch einem — lei­der von schlechtem Wet­ter geprägten — „Pho­to-Ex“ durch.

Kurz­fas­sung
MarineForum Wochenschau vom 24. November 2017
Artikelüber­schrift
Marine­Fo­rum Wochen­schau vom 24. Novem­ber 2017
Erk­lärung
Das Geschehen auf den Welt­meeren in der wöchentlichen Übersicht
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