NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt von der Bekämpfung des islamistischen Terrors, den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen sowie den Spannungen mehrerer arabischer Staaten mit dem Emirat Katar bestimmt.
KATAR
Da Katar alle Forderungen einer von Saudi-Arabien angeführten Gruppe arabischer Staaten zurückweist, bleibt die von diesen verhängte Blockade (Schließung von Luftraum und Landgrenzen) unverändert in Kraft. Eine militärische Eskalation ist zurzeit allerdings nicht zu erwarten, und auch ein formeller Ausschluss Katars aus dem Golf-Kooperationsrat dürfte nicht zur Debatte stehen. Experten sind sich darin einig, dass eine solchermaßen sichtbar vollzogene Spaltung der Golfstaaten sehr wahrscheinlich nur die Position des Iran stärken würde. Hinter den Kulissen dürfte fieberhaft nach einer für alle Parteien gesichtswahrenden politischen Lösung gesucht werden.
Am 16./17.Juli hat die Marine Katars eine Übung mit der britischen Royal Navy durchgeführt. In und vor Katar standen Minenabwehr, Kommunikation (Lagebilderstellung), Maritime Security Operations und Einsatz von Special Forces auf dem Programm. Beteiligt waren die zwei katarischen FK-Schnellboote „Barzan“ und „Damsah“ sowie das in Bahrein stationierte britische Minenjagdboot „Middleton“. Die Durchführung der (vermutlich schon länger geplanten) Übung zeigt, dass Großbritannien zurzeit nicht daran denkt, den arabischen Staaten in ihrer Isolationspolitik gegen Katar zu folgen.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Unverändert bestimmen divergierende Eigeninteressen zahlreicher Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten die Entwicklung.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Truppen und syrischer Oppositionsmilizen. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge und landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ operiert vermutlich noch immer im östlichen Mittelmeer, wird aber seit einigen Tagen nicht gemeldet. Zuletzt gab es am 16. Juli einen „Besuch“ vom französischen Zerstörer „Chevalier Paul“ und ein kurzes gemeinsames „Passex“ mit diesem.
Die „Bush“ Carrier Strike Group (CSG) ist seit Januar unterwegs, nähert sich damit dem Ende eines normalen 6–8‑monatigen Einsatzes und dürfte sich demnächst auch auf den Heimweg nach Norfolk machen. ‘Bataan’ (Foto: US Navy)Möglicherweise wird noch die Rückkehr des zum Verband gehörenden Kreuzers „Hue City“ abgewartet, der noch bis zu diesem Wochenende im Schwarzen Meer an einer Übung vor der Ukraine vorübergehend ins Schwarze Meer verlegt hat. Ob, wann, oder durch wen es in der Nah-/Mittelost-Region eine Ablösung für die „Bush“ CSG geben wird, bleibt weiterhin offen. Mögliche Option wäre die „Nimitz“ CSG, die offiziell zwar im Zusammenhang mit der Krise um Nordkorea genannt wird, zurzeit aber im Indischen Ozean steht, wo sie den letzten Tagen vor Chennai (Indien) an der trilateralen Übung „Malabar“ mit der indischen und japanischen Marine teilnahm.
Im Operationsgebiet der 5. US-Flotte, den Gewässern um die Arabische Halbinsel, operiert weiterhin die „Bataan“ Amphibious Ready Group (ARG) der US Navy. Zu aktuellen Positionen oder Einsatzaufgaben gibt es keine Informationen. Auf dem amphibischen Träger „Bataan“ eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Harrier und Kampfhubschrauber des US Marine Corps können bei Bedarf auch über Land gegen islamistische Terrorgruppen eingesetzt werden.
Die in Norfolk beheimatete „Bataan“ ARG ist seit Ende Februar unterwegs, nähert sich also dem Ende eines normalen Einsatzes und dürfte demnächst ins Mittelmeer ablaufen. Das zu ihr gehörende Docklandungsschiff „Mesa Verde“ wird bereits dort gemeldet, und Ablösung ist auch schon auf dem Weg über den Pazifik. Die in San Diego (Kalifornien) beheimatete „America“ ARG könnte Anfang August im Operationsgebiet der 5. US-Flotte eintreffen.
SYRIEN: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; außerhalb von definierten „De-Eskalationszionen“ (s.u.) gelten alle gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Regierungstruppen auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei lässt immer deutlicher erkennen, dass es ihr in Syrien weniger um den Kampf gegen IS geht, als um eine „Neutralisierung“ von Kurden. Dabei soll nun offenbar auch „Partner“ USA aus der Region genötigt werden. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu veröffentlichte eine Liste mit sensitiven Daten (Standorte, Stärke etc) zu in Syrien zur Unterstützung kurdischer Milizen operierenden US-Kräften. Die sehr detaillierten Daten können nur aus offiziellen Quellen stammen, aber die türkische Regierung weist natürlich alle Berichte über ein gezieltes „Leaking“ zurück. In den USA ist man zunehmend irritiert über die „einen NATO-Partner direkt gefährdende“ türkische Politik.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN
Die unter der Leitung des UN-Vermittlers in Genf (Schweiz) durchgeführte siebte Gesprächsrunde brachte keine sichtbaren Fortschritte. Medienberichte sprachen von „keinem Durchbruch, aber auch keinem Zusammenbruch“; es dürfte also demnächst eine Fortsetzung geben.
In den nun fünf „De-Eskalationszonen“ herrscht weiterhin vergleichsweise Ruhe. Andernorts gehen die Kämpfe weiter; islamistische Milizen bleiben weiterhin grundsätzlich von allen Feuerpausen ausgenommen. Russland sieht in den „De-Eskalationszonen“ die „Basis für ein Ende des Bürgerkrieges“. Sie zwängen syrische Oppositionsmilizen, sich räumlich von islamistischen Terrorgruppen zu trennen, und dies eröffne Chancen für einen politischen Dialog. Russisches Nahziel ist eine Einigung über einen Einsatz von Friedenstruppen (allerdings zumindest vorerst noch nicht unter einem UN Mandat). US-Präsident Trump will angeblich Waffenlieferungen und Unterstützung syrischer Oppositionsmilizen stoppen und soll auch nicht mehr auf eine „Lösung ohne Diktator al-Assad“ dringen.
Israelischen Informationen zufolge hat der Iran in Zentralsyrien einen Militärstützpunkt zur permanenten Stationierung von bis zu 5.000 Soldaten geleast und verhandelt über eine Nutzung des Hafens von Tartus durch die iranische Marine. Israels Verteidigungsminister Lieberman sprach von einem „für Israel inakzeptablen Vorgehen mit schwersten Konsequenzen“.
Maritime Aspekte
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Kampfeinheiten bei der MedSqn sind die Fregatte „Admiral Essen“, der Minensucher „Valentin Pikul“ und vorerst auch noch das U‑Boot „Krasnodar“. Wann das neue U‑Boot der KILO-III-Klasse seine für den Einsatz bei der MedSqn unterbrochene Überführungsfahrt von der Ostsee ins Schwarzmeer fortsetzen soll, ist unklar. Möglicherweise sollen die „Krasnodar“ und die „Admiral Essen“ noch einmal Marschflugkörper Kalibr auf IS-Ziele in Syrien schießen. Die russische Marine hat jedenfalls im östlichen Mittelmeer ein noch bis zum kommenden Wochenende geltendes „Warngebiet für FK-Schießen“ erklärt.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen an. Regelmäßig passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch dazu verlegte Einheiten der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei und Deutschland gekaufte und teils als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend. Transportiert wird zurzeit vermehrt auch Baumaterial für die begonnenen Arbeiten zur Erweiterung der russischen logistischen Basis in Tartus (Syrien). Dafür werden auch nicht unter russischer Flagge fahrende zivile Frachtschiffe gechartert.
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ÄGYPTEN
Als Ägypten vor etwas mehr als einem Jahr in Frankreich zwei Hubschrauberträger der MISTRAL-Klasse kaufte, waren diese noch ohne jegliche Bewaffnung.
Die eigentlich für Russland gebauten, unter EU-Sanktionen wegen der Krim-Annexion dann aber nicht mehr gelieferten Schiffe sollten erst nach ihrer Übernahme in Russland mit russischen Systemen ausgerüstet werden. Zur Selbstverteidigung gegen Flugzeuge und Flugkörper im Nahbereich waren für jedes Schiff zwei Flugabwehr-FK-Systeme 3M-47 Gibka (mit jeweils vier Igla‑S Flugkörpern) sowie zwei sechsrohrige 30-mm Gatling Kanonen AK-630 vorgesehen.
Ägypten hatte nach der Übernahme der beiden MISTRAL zunächst noch russische Angebote zu ihrer Ausrüstung geprüft, sich dann aber offenbar gegen russische Waffensysteme entschieden. Vermutlich unter finanziellem Druck wurden allerdings bisher auch keine westlichen Nahbereichsflugabwehrsysteme wie z.B. RAM oder Phalanx beschafft. Nun hat man in der Nutzung bei den landgestützten Flugabwehrkräften vorhandenen Gerätes eine Lösung gefunden.
Mehrfach — zuletzt vor wenigen Wochen bei der bilateralen Übung „Cleopatra“ mit der französischen Marine — waren auf dem Flugdeck festgezurrte Flugabwehrsysteme „Avenger“ zu sehen.
Dieses in den 1980er Jahren in den USA für US Army und US Marine Corps entwickelte und seit vielen Jahren auch bei der ägyptischen Armee eingeführte mobile System besteht aus einem Hummvee Geländefahrzeug, auf dem ein drehbarer Turm mit Startern für acht Flugabwehr-FK Stinger (effektive Reichweite ca. 8km) und ein schweres Maschinengewehr montiert sind. Zielerfassung ist über ebenfalls auf dem Fahrzeug installiertes Forward-Looking Infra-Red Radar (FLIR), gekoppelt mit einem Laser-Entfernungsmesser oder rein optisch möglich. Einen Systemverbund mit Sensoren des Schiffes oder gar dem zentralen Führungssystem gibt es nicht. Waffeneinsatz erfolgt per Funkbefehl (oder auch völlig) autark durch einen Bediener im Cockpit des Fahrzeuges.
Je nach Bedarf oder Verfügbarkeit werden zwei oder drei solche Avenger an Bord einer Hubschrauberträgers gehoben und dort möglichst abseits der Flugbetriebsfläche am Rande des Flugdeck festgezurrt. Ob die Nutzung der „Avenger“ eine dauerhafte (Kosten-neutrale) Lösung oder nur vorübergehende Improvisation bis zur Beschaffung geplanter Systeme ist, bleibt abzuwarten.
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CHINA
RUSSLAND
Schaulustige konnten am 19. Juli im Fehmarnbelt einen seltenen chinesischen Flottenverband beobachten.
Begleitet von deutschen, dänischen und norwegischen Kriegsschiffen passierten der brandneue Zerstörer „Hefei“ (LUJANG-III-Klasse), die Fregatte „Yuncheng“ (JIANGKAI-II-Klasse) und der Versorger „Luoma Hu“ die Meerenge zwischen Deutschland und Dänemark in Richtung Osten. Ziel ist der russische Marinestützpunkt Baltiysk, wo der Flottenverband am 21. Juli zu einer gemeinsamen Übung mit der russischen Marine empfangen wurde.
Erst am 18. Juni hatte der Verband der chinesischen Südflotte sich im Marinestützpunkt Sanya (Hainan) auf den langen Weg gemacht. Ursprünglich war als Zerstörer die „Changsha“ vorgesehen, aber sie soll noch im Südchinesischen Meer mit Maschinenschaden liegengeblieben und dann sofort — ohne erkennbare Verzögerung — durch Schwesterschiff „Hefei“ ersetzt worden sein. Der Verband lief dann durch die Straße von Malakka, den Indischen Ozean, das Tote Meer und den Suezkanal ins Mittelmeer, wo während des Marsches ein Artillerieschießen durchgeführt wurde. Danach ging es dann durchs Mittelmeer und die Biskaya in den Englischen Kanal und durch die Nordsee in die Ostsee. Die gesamte Fahrt von China bis ins russische Baltiysk wurde ohne einen einzigen Zwischenstopp zur Nachversorgung absolviert – sicher auch eine Demonstration globaler Reichweite der chinesischen Marine, die übrigens im Gegensatz zur russischen Marine auch bei solch extrem langen Verlegungen auf Begleitung durch einen Bergeschlepper verzichtet.
In der Ostsee steht für die Chinesen die Teilnahme an der ersten Phase der bilateralen Übung „Joint Sea 2017“ mit der russischen Marine auf der Agenda. „Joint Sea 2017“ ist die vierte Auflage einer 2015 begonnenen Serie. An der ersten Übung waren Mitte Mai 2015 im Mittelmeer Einheiten der russischen Schwarzmeerflotte und ein abgelöster chinesischer Anti-Piraterie-Verband beteiligt. Nur vier Monate später hatte die russische Pazifikflotte zur zweiten Übung nach Wladiwostok eingeladen. Im September 2016 war dann die chinesische Marine Gastgeber im Hauptstützpunkt Zhanjiang der chinesischen Südflotte gewesen. Beim nun wieder von Russland ausgerichteten „Joint Sea 2017“ trifft man sich zunächst (1. Phase) in Baltiysk in der Ostsee; noch zwei weitere Phasen sind bis September im Pazifik im Okhotskischen Meer und in der Japansee geplant. Ob hier erneut der aus der Ostsee zurückkehrende chinesische Verband oder andere chinesische Schiffe beteiligt sein werden, ist zurzeit noch unbekannt.
Die Ostseephase von „Joint Sea 2017“ beginnt direkt nach dem Einlaufen mit einer Hafenphase. Bis zum 23. Juli stehen u.a. kulturelle und sportliche Veranstaltungen sowie Besuche zum gegenseitigen Kennenlernen auf dem Programm. Auch ein „Open Ship“ für die Einwohner Kaliningrads ist angekündigt. Vom 24.–27. Juli findet dann in der östlichen Ostsee die Seephase statt, an der sich neben den drei chinesischen Schiffen etwa sieben Einheiten der russischen Baltischen Flotte sowie zahlreiche Flugzeuge und Hubschrauber beteiligen sollen. Als Übungsinhalte nennt die russische Marine U‑Jagd, Flug-/FK-Abwehr, gemeinsames See- und Luftzielschießen, Konvoysicherung, „Befreiung eines von Piraten gekaperten Schiffes“ sowie Seenotrettung und Hilfeleistung in See.
Nach einer Übungsnachbesprechung in Baltiysk soll sich der chinesische Verband am 28. Juli auf den Weg nach St. Petersburg machen, um dort an den zentralen Feierlichkeiten zum diesjährigen russischen „Tag der Marine“ (30. Juli) teilnzunehmen. Ob die Chinesen auch in die auf der Newa geplante Flottenparade integriert werden, bleibt abzuwarten.
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NORDKOREA
Die Spannungen um Nordkorea bleiben hoch.
Südkoreanische und US-Nachrichtendienste wollen Vorbereitungen für einen weiteren Test einer Mittel- oder Langstreckenrakete erkannt haben. Als Zeitfenster werden „die nächsten 14 Tage“ genannt. Bei der nordkoreanischen Marine soll es „deutlich erhöhte“ Aktivitäten von U‑Booten geben.
Über das weitere, international koordinierte Vorgehen herrscht Uneinigkeit. Nordkorea selbst hat auf eine südkoreanische Einladung zu militärischen Gesprächen in Panmunjon gar nicht erst reagiert, ist angeblich nur an direkten bilateralen Gesprächen „auf Augenhöhe“ mit den USA interessiert. Japan und die USA unterstellen Russland und China nur halbherzige Umsetzung von Wirtschaftssanktionen, fordern z.B. ein Ende von Kraftstofflieferungen und Import von Eisenerz. China weist darauf hin, dass die vom US Sicherheitsrat verhängten Sanktionen mitnichten ein „allumfassendes Wirtschaftsembargo“ beinhalten. Tatsächlich zeigen aktuelle Wirtschaftsdaten sogar ein seit 1999 in Nordkorea nicht mehr beobachtes Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent, erzielt durch Wachstum in der Bergbauindustrie und im allgemeinen Handelsvolumen.
Neuen Sanktionen sind im US-Sicherheitsrat sehr enge Grenzen gesetzt. China, das für sich in Nordkorea keine direkte Bedrohung erkennt, dürfte nur zustimmen, wenn es sich selbst davon erhebliche Vorteile verspricht. Russland und China wollen überdies militärische Optionen der USA so begrenzt wie irgend möglich halten, mit Blick auf die Vorgänge um Libyen den USA in keinem Fall eine „Legitimierung über eine Hintertür“ ermöglichen.
Der Spielraum für gegen Nordkorea gerichtete militärische Aktionen scheint allerdings ohnehin nur gering. Experten sind sich darin einig, dass jeder US-Militärschlag katastrophale Konsequenzen in der Region haben könnte, nicht zuletzt Bevölkerungszentren in Südkorea und Japan zum potentiellen Ziel nordkoreanischer Vergeltungsschläge machen würde. Die USA halten zwar an unspezifischen Drohungen fest und demonstrieren bei sich bietenden Gelegenheiten auch „erhöhte Bereitschaft“. Die US Navy verzichtet allerdings zurzeit auf sichtbare Präsenz in der Region um die koreanische Halbinsel; momentan operiert im Westpazifik kein einziger Flugzeugträger.
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PERU
USA
Peru ist Gastgeber für die diesjährige multinationale Übung „UNITAS“.
Mit den vom US Southern Command/4th Fleet organisierten jährlichen Übungen der UNITAS Serie pflegt die US-Navy ihre Beziehungen zu den lateinamerikanischen Marinen. Die seit 1959 durchgeführten Manöver beinhalten sowohl multinationale als auch bilaterale Elemente. Früher traf man sich meist zu einer eröffnenden multinationalen Veranstaltung, bevor dann ein Verband der US Navy im Rahmen einer Umrundung Südamerikas nach und nach bilateral mit den regionalen Marinen übte – aber auch weitere multinationale Übungen durchführte.
Beim diesmaligen, nun schon insgesamt 58. UNITAS beschränkt man sich regional offenbar auf Peru und die Gewässer vor der peruanischen Küste. Am 18. Juli trafen sich in Lima Schiffe, Boote, Luftfahrzeuge und Spezialisten von 19 Marinen zur formellen Eröffnungsfeier. Neben Gastgeber Peru und Ausrichter US Navy sind vor allem lateinamerikanische Marinen (Brasilien, Argentinien, Chile, Dominikanische Republik, Ecuador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexico, Panama, Paraguay) mit von der Partie. Mit Australien, Großbritannien, Kanada und Spanien finden sich aber auch überregionale Marinen, die traditionell (teils als frühere Kolonialmächte) gute Beziehungen in die Region unterhalten und bei UNITAS vor allem ausbildende Funktionen wahrnehmen. Etwas aus dem Rahmen fallen diesmal Indonesien und Italien, bei denen Rüstungsbeziehungen Triebfeder sein dürften. So baut Peru gerade ein Docklandungsschiff auf der Basis der indonesischen MAKASSAR-Klasse.
In einer Hafenphase in Callao (bei Lima) wurden letzte Detailabsprachen für die in See geplanten Übungen getroffen. Daneben standen in Theorie und Praxis auch schon Erfahrungsaustausch und Ausbildungshilfe zu diversen Themen im Mittelpunkt. So wurden im Hafen Einsätze von Bergetauchern geübt bzw. Ausrüstung und Verfahren vorgeführt.
Nach der Hafenphase sind für UNITAS 2017 sind zwei zeitgleich durchzuführende Seephasen geplant. Da ist zunächst UNITAS Pacific, bei dem vor der peruanischen Küste Aspekte moderner Seekriegführung auf dem Programm stehen. Genannt werden Überwasser-Seekrieg, Küstenseekrieg, Maritime Air Operations, Maritime Interdiction, EloKa und Kommunikation, bis hin zu paramilitärischen Maritime Security Operations wie Bekämpfung von Piraterie und — regional von besonderer Bedeutung – organisierter transnationaler Kriminalität (Drogenhandel).
Während die meisten Schiffe und Boote in UNITAS Pacific eingebunden sind, findet als zweite Seephase zeitgleich die Übung UNITAS Amphibious statt. Hier sind neben US Marines und peruanischer Marineinfanterie amphibische Kräfte und Spezialisten nur eines Teils der Teilnehmermarinen beteiligt. Unter Führung eines Oberst‘ der peruanischen Marineinfanterie stehen an der peruanischen Küste bei Callao, Ancon und Salinas de Huacho amphibische Vorübungen und schließlich eine Seelandung auf dem Programm. Ziel ist hier die Stärkung von Interoperabilität für mögliche Krisenoperationen und Nothilfe nach Naturkatastrophen.
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RUSSLAND
Was im April noch als bloßes Gerücht abgetan wurde, ist nun Realität.
Das Flaggschiff der Nordflotte, der nukleargetriebene FK-Kreuzer „Petr Velikiy“ (KIROV-Klasse) und das riesige U‑Boot „Dmitrij Donskoy“ der TYPHOON-Klasse haben sich in Begleitung des Bergeschleppers „Nikolaj Chiker“ tatsächlich auf den Weg in die Ostsee gemacht. Bei Skagen stieß noch der Bergeschlepper SLIVA-123 der Baltischen Flotte zum Verband, begleitete diesen aber nur bis ins Kattegatt und nahm dann Kurs auf den Öresund. Vermutlich brachte der Schlepper Navigationsspezialisten der Baltischen Flotte, die auf den Nordflotteneinheiten bei der Passage der Dänischen Meerengen Lotsendienst leisten. Am Nachmittag des 21. Juli liefen die Schiffe in den Großen Belt ein.
Ziel ist die östliche Ostsee, wo der Kreuzer und das U‑Boot am 30. Juli in Kronshtadt oder St.Petersburg an den diesjährigen Feierlichkeiten zum Tag der Marine teilnehmen sollen. Für eine Einbindung in die in St. Petersburg auf der Newa geplante Parade sind beide aber wohl vermutlich zu groß.
Die beiden nukleargetriebenen „Super-Einheiten“ haben in der Ostsee keinerlei operative Funktion, ja wären hier in einem Konfliktfall wenig mehr als „Ziele“. Der Grund für ihre Verlegung dürfte denn auch ausschließlich in einer öffentlichkeitswirksamen, primär auf die eigene Bevölkerung zielenden Demonstration maritimer Stärke zu sehen sein. Ältere Leser dürften sich erinnern, dass zu just diesem Zweck auch die US Navy schon einmal (Oktober 1985) mit ihrem Schlachtschiff „Iowa“ in der Ostsee „aufgekreuzt“ war.
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RUSSLAND
Am Rande der in Moskau begonnenen XIII. Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse MAKS 2017 wurden Überlegungen zur Entwicklung eines neuen VTOL-Kampfflugzeuges bekannt.
Flugzeughersteller und Offizielle des Verteidigungsministeriums sollen Optionen Beschaffung eines senkrecht startenden und landenden (Vertical Take-off & Landing – VTOL) Flugzeuges diskutiert haben. Basis könnte ein noch zu Sowjetzeiten begonnenes Design werden. 1975 hatte die Entwicklung des trägergestützten Kampfflugzeuges Yakovlev Yak-41 begonnen, das die Nachfolge der damals auf den Flugzeugträgern der KIEV-Klasse eingesetzten Jak-38 Forger antreten sollte. Das neue Flugzeug sollte größere Reichweite und Waffenzuladung haben als diese und überdies überschallschnell sein.
1987 führte die Yak-41 ihren Erstflug durch; drei Jahre später gab es den ersten Senkrechtstart mit Übergang zum normalen Flug. Zwei hinter dem Cockpit eingebaute Hubtriebwerke unterstützten den senkrechten Start. Im Horizontalflug übernahm dann das im Heck installierte Haupttriebwerk (schwenkbar, mit Nachbrenner), während die beiden Hubtriebwerke abgeschaltet wurden. Für Schwebeflug kann der Abgasstrahl des Haupttriebwerkes um 90° nach unten gelenkt werden. Die Yak-41 erfüllte die Erwartungen, ja konnte im Rahmen ihrer Erprobungen sogar mehrere Weltrekorde brechen. Mit Höchstgeschwindigkeit von Mach 1,7 zeigte sie sich ebenso wendig wie die Jagdflugzeuge Mig-29 Fulcrum.
In einem klaren Signal zur geplanten Fortsetzung der Entwicklung wurde Yak-41 Anfang 1991 noch in Yak-141 umbenannt. Noch im gleichen Jahr kam dann allerdings das Ende. Wenige Monate vor dem Zerfall der Sowjetunion fand sich im geschrumpften Budget kein Geld mehr, und als im November auch noch einer der beiden Prototypen bei einem Unfall zerstört wurde, wurde das Vorhaben eingestellt und der zweite Prototyp einem Museum als Ausstellungsstück überlassen.
Nun will man die Pläne für die Yak-141 möglicherweise wieder aus den Schubladen holen und auf ihrer Basis zu einem neuen Vorhaben führen. VTOL-Flugzeuge wären vor allem als Einsatzmittel auf den ab 2018/19 geplanten Eigenbauten von Hubschrauberträgern zu sehen. Hier könnten sie — ähnlich wie die AV-8B Harrier des US Marine Corps‘ — neben Kampfhubschraubern zusätzliche Optionen bieten. Eine Enwicklung für Einsatz vom Flugzeugträger „Admiral Kuznetsov“ oder ab 2025 geplante neue Flugzeugträger macht keinen Sinn, denn hier sind mit Mig-29 und Su-33 modernste Kampfflugzeuge verfügbar.
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SAUDI ARABIEN
Zwei weitere bei der deutschen Lürssen-Werft in Wolgast gebaute Patrouillenboote sind auf dem Weg nach Saudi-Arabien.
Am 17. Juli wurden die beiden in den Farben der saudi-arabischen Küstenwache gehaltenen Boote auf dem Schwergutfrachter „BBC Congo“ bei der Ansteuerung des Nord-Ostsee-Kanals gesehen. „Farasan“ (L 5311) und „Al Aflaj“ (L 5312) gehören zum von Lürssen für Küstenwachen entwickelten Typ CSB-40. Ein erstes Boot war bereits Ende 2016 auf den Weg nach Saudi-Arabien geschickt worden; zwei weitere folgten im April dieses Jahres.
auf dem Weg nach Saudi-Arabien (Foto: Michael Nitz)
In einem 2014 vereinbarten, etwas verwirrenden Vorhaben mit Lürssen als Hauptauftragnehmer beschaffen saudi-arabische Marine und Küstenwache insgesamt „mehr als 100 Boote“ diverser Typen, die nicht alle in Deutschland gebaut werden. So wurden offenbar neben den französischen Werften Kership und Couach auch die italienische Fincantieri und Spaniens Freire und Rodman (Vigo) als Subunternehmer in das Projekt eingebunden. In Deutschland baut Lürssen in Wolgast neben Küstenwachbooten CSB-40 auch für die saudische Marine Boote vom Typ FPB-28 und TNC-35 sowie wohl auch FPB-40 (ähnlich den vor einigen Jahren für Brunei gebauten Booten).