NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt vorrangig von der Bekämpfung des islamistischen Terrors und von den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen bestimmt. Der Chemiewaffeneinsatz durch (vermutlich) syrische Regierungstruppen und der nachfolgende US-Vergeltungsschlag auf eine syrische Luftwaffenbasis haben die regionalen Spannungen erhöht, aber eine befürchtete militärische Eskalation ist bisher ausgeblieben.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
OMAN – IRAN: bilaterale SAR-Übung
Als Anrainer der stark befahrenen Zufahrten zum Persischen Golf führen die iranische und die omanische Marine schon seit einigen Jahren etwa einmal im Jahr gemeinsame Search & Rescue-Übungen durch.
Diesmal war die omanische Marine in Maskat Gastgeber der insgesamt 5‑tägigen Übungen. Die iranische Marine hatte dazu am 8. April die Fregatte „Sabalan“, eine FK-Korvette vom Typ COMBATTANTE und das amphibische Unterstützungsschiff „Lavan“ (mit einem Hubschrauber Sea King) von Bandar Abbas über den Golf von Oman ins omanische Maskat verlegt.
Nach ersten Aktivitäten noch im Hafen standen bei einer Seephase Hilfeleistung (Schleppen, Brandbekämpfung, Abbergen von verletzten Personen) für havarierte Tanker oder Frachter und Reaktion auf Unfälle auf Offshore-Ölförderanlagen auf dem Programm. Ergänzende, grundlegende Übungen zu Kommunikation, Versorgung in See, Hubschraubertransfer, Formationsfahren, Austausch von Lageinformationen sowie Begleitschutz für Handelsschiffe festigten die Basis für bedarfsweise gemeinsame „scharfe“ Einsätze.
Medien berichteten von am Rande der Übung geführten Gesprächen zu einer „Vertiefung der bilateralen militärischen Beziehungen“, bei denen es aber offenbar bei einem freundlichen, unverbindlichen Meinungsaustausch blieb. Eine Unterzeichnung irgendwelcher Dokumente (Absichtserklärungen) wurde wenigstens nicht gemeldet.
JEMEN
Der Bürgerkrieg der vom Iran unterstützten schiitischen Houthi-Rebellen gegen die von einer saudi-arabisch geführten Koalition unterstützte Regierung dauert ebenso an, wie die Bekämpfung islamistischer Terroristen (al-Kaida-Ableger AQAP — Al-Qaeda on the Arabian Peninsula). Trotz immer neuer „Erfolgsmeldungen“ ist ein Ende nicht abzusehen.
So war zwar schon vor Wochen die „Befreiung“ der Küstenstadt Mocha von den Houthi offiziell verkündet worden, aber noch immer stoßen Koalitionstruppen bei ihrem versuchten Vormarsch von Mocha entlang der Küste nach Norden auf erheblichen Widerstand. Nach der saudi-arabischen Marine hat nun auch die jemenitische Marine damit begonnen, von den Houthi vor dem Hafen von Mocha und bei einigen Inseln im südlichen Roten Meer gelegte Seeminen zu räumen. Bei den Minen handelt es sich angeblich um aus dem Iran gelieferte, ursprünglich von U‑Booten zu legende Grundminen. Es wird befürchtet, dass sich solche Minen auch in der für den internationalen Seehandel wichtigen Meerenge des Bab el Mandeb finden könnten.
Die US-Regierung unter Präsident Trump hat schon vor einigen Wochen eine „deutlich stärkere Rolle“ im Konflikt angekündigt. Medien berichten von Plänen zu militärischer Intervention (Luftschläge, keine Bodentruppen) an der Küste des Roten Meeres, im Bereich von Hodeidah (Al Hudaydah). Die US Navy soll darüber hinaus vermehrt im südlichen Roten Meer operieren, um die Houthi von der Versorgung mit iranischen Waffen und Munition abzuschneiden. Sowohl zur Unterstützung der saudi-arabisch geführten Koalition bei Hodeidah, als auch bei der Bekämpfung von AQAP könnte die „Bataan“ Amphibious Ready Group (ARG) der US Navy mit eingeschifften Kampfflugzeugen AV-8B Harrier und/oder Kampfhubschraubern AH‑1 Cobra des US Marine zum Einsatz kommen. Die zurzeit im Golf von Aden operierende ARG wird in offiziellen Presseverlautbarungen aber bisher nicht als Beteiligte an diesbezüglichen Operationen gemeldet.
Am 12. April hat die jemenitische Küstenwache vor der Südostküste eine mit Waffen für die Houthi-Rebellen beladene Fracht-Dhau aufgebracht. Das Fahrzeug hatte dicht unter Land fahrend aus omanischen Territorialgewässern kommend die jemenitische Küste angesteuert. Die Waffen (Details zu Art und Menge wurden nicht genannt) sollen wohl aus dem Iran stammen.
Exercise „Alligator Dagger 17“
Vom 5. bis 20. April führten Seestreitkräfte und Marineinfanterie der USA, Frankreichs und Groß- britanniens vor Dschibuti die trilaterale amphibische Übung „Alligator Dagger 17“ durch.
Die Übung wurde vom US Central Command (Task Force 51 / 5th Marine Expeditionary Brigade) geführt. US Navy und US Marine Corps brachten mit dem amphibischen Träger „Bataan“ und dem Docklandungsschiff „Carter Hall“ (mit eingeschifften Elementen der 24th Marine Expeditionary Unit) zwei Schiffe der zurzeit in der Region präsenten „Bataan“ Amphibious Ready Group sowie das als vorgeschobene schwimmende Basis für Special Forces im Persischen Golf stationierte Docklandungs- schiff „Ponce“ in die Übung ein. Französische Marineinfanterie war mit in Dschibuti stationierten Teilen des 5. Marine Regiments beteiligt. Die britische Royal Navy stellte die Fregatte „Monmouth“ als Sicherungsschiff für den amphibischen Verband ab.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung.
In Syrien hatte es beim Kampf gegen IS zuletzt eine vorsichtige Kooperation (mit dem begrenzten Ziel eines „De-Conflicting“) zwischen Russland, der Türkei und den USA gegeben. Russland hat diese Kooperation einen Tag nach dem US-Luftschlag gegen eine syrische Luftwaffenbasis für „beendet“ erklärt. Bisher gibt es aber keine Meldungen, nach denen dies im syrischen Luftraum zu Zwischenfällen geführt haben könnte.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der noch immer andauernden Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge und von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ setzt nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Manama (Bahrain) zu Nachversorgung und Wartung sowie nachfolgender Seeversorgung mit Flugzeugkraftstoffen und Munition seine Kampfflugzeuge wieder aus dem nordwestlichen Persischen Golf heraus gegen IS-Ziele in Irak und Syrien ein. Die dänische Fregatte „Peter Willemoes“ ist weiterhin (noch bis in den Mai hinein) in den US Verband integriert.
SYRIEN: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; alle gelten gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte gerade auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (oft zugleich von den USA unterstützte syrische Rebellengruppen) möglichst weit nach Osten in Richtung Irak abzudrängen.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN
Der US-Angriff auf eine syrische Luftwaffenbasis bleibt Thema, hat aber bisher keine entscheidenden Auswirkungen auf den syrischen Bürgerkrieg. Natürlich wird das Assad-Regime Vergeltung üben wollen, aber das „wo“ und „wie“ doch reiflich überlegen und wohl auch mit seinen Verbündeten abstimmen.
Am 18./19. April haben sich Vertreter Syriens, Russlands, des Iran und der Türkei in Teheran (Iran) getroffen, um über die Möglichkeiten einer Überführung der von ihnen initiierten (sehr brüchigen) Feuerpause in einen dauerhaften Waffenstillstand zu beraten. Ob eine Anfang Mai in Astana (Kasachstan) geplante Gesprächsrunde der Bürgerkriegsparteien zu diesem Thema stattfindet, bleibt abzuwarten. In „ortsüblichem“ Verhalten dürften einige syrische Oppositionsgruppen den US-Angriff als Signal einer direkten militärischen Unterstützung für ihre eigenen Ziele (Sturz des Assad-Regimes) begreifen und im Bürgerkrieg wieder vermehrt auf eine militärische Lösung setzen. Die Feuerpause wird allerdings ohnehin nur dort eingehalten, wo Oppositionsgruppen ihr ausdrücklich zugestimmt hatten, und islamistische Gruppen wie IS und al-Nusra waren ohnehin ausgeklammert.
Unklar bleibt bisher auch ob oder wie der US-Angriff sich auf die unter UN-Führung in Genf durchgeführten Gespräche zu Rahmenbedingungen für eine politische Übergangslösung bis hin zu freien Wahlen auswirken. Hier gab es aber schon bisher keine wirklichen Fortschritte. Nur wenige Konfliktparteien zeigten Bereitschaft zu Kompromissen und Abstrichen an eigene Forderungen.
Maritime Aspekte
Die zwei an dem US-Angriff mit Tomahawk Marschflugkörpern beteiligten, in Rota (Spanien) stationierten US-Zerstörer dürften weiterhin im östlichen Mittelmeer präsent sein. Dort operiert auch das Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine.
Zu diesem von der Schwarzmeerflotte geführten und routinemäßig zwischen Zypern und der syrischen Küste eingesetzten russischen Verband gehören zurzeit neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten nur die Fregatte „Admiral Grigorovich“ und der Minensucher „Valentin Pikul“. Die Fregatte hatte nur einen Tag nach dem US-Angriff den Bosporus in Richtung Mittelmeer passiert, was viele Medien als „Reaktion auf den US-Angriff“ darstellten. Tatsächlich aber war die Passage im Einklang mit den Bestimmungen des Vertrages von Montreux schon mehr als eine Woche vorher angemeldet worden.
Die “Admiral Grigorovich” war bereits im März Teil der MedSqn, kehrte aber kurzfristig ins Schwarzmeer zurück, um am 3./4. April in Novorossiysk als „Host-Ship“ für besuchende Einheiten der türkischen Marine zu dienen und mit diesen auch eine kurze Übung (Passex) durchzuführen. Unmittelbar nach Abreise der türkischen Einheiten machte sie sich wieder auf den Weg ins Mittelmeer, wo sie zunächst zu einer „Versorgung“ die russischeBasis im syrischen Hafen Tartus anlief. Sie soll nun „bis zum Sommer“ Teil der MedSqn sein. Der Minensucher der NATYA-Klasse wird in syrischen Küstengewässern vor Tartus und Latakia eingesetzt, um eine den Nachschub gefährdende, mögliche Verminung der Ansteuerungen durch syrische Rebellen zu verhindern.
Nach dem US-Angriff war allgemein eine deutliche Verstärkung der MedSqn erwartet worden. Einheiten der Schwarzmeerflotte stehen dafür jedoch nur begrenzt zur Verfügung, und sie müssen bei einer Verlegung eine der beiden russischen Korvetten (Foto: Deutsche Marine)die im Vertrag von Montreux vorgegebene 8‑tägige Anmeldefrist wahren. Als dann am 10. April ein Verband der Baltischen Flotte mit zwei FK-Korvetten der STEREGUSHCHIY-Klasse, einem Flottentanker und einem Bergeschlepper die Ostsee verließ, gab es natürlich sofort Spekulationen über eine Mittelmeerverlegung.
Beschattet von einer Fregatte der britischen Royal Navy hat der Verband inzwischen auch den Englischen Kanal passiert, aber dann nicht weiter in Richtung Süden verlegt. Während der Tanker und der Bergeschlepper in der Seinebucht ankern, haben die beiden Korvetten im Südausgang des Kanals Übungen begonnen. Dies war übrigens so auch von der russischen Marine angekündigt, und ähnliche Übungen hat es dort auch schon früher gegeben.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen an. Jede Woche passieren mehrere Landungsschiffe der russischen Marine (auch dazu verlegte Einheiten der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei und Deutschland gekaufte und teils als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend. Transportiert wird zurzeit auch Baumaterial für die in diesem Frühjahr beginnenden Arbeiten zur Erweiterung der russischen logistischen Basis in Tartus (Syrien).
Ein in Russland auch als „Sabotageabwehrboot“ bezeichnetes Boot GRACHONOK-Klasse wurde aus dem Schwarzmeer nach Tartus (Syrien) verlegt, wo es vermutlich für längere Zeit als Sicherheitsboot für Hafen und Ansteuerung bleiben soll.
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GRIECHENLAND
ISRAEL
USA
Auch in diesem Frühjahr (22. März bis 6. April) war das östliche Mittelmeer Schauplatz der trilateralen Marineübung „Noble Diana“.
Übungen dieser Serie finden seit 1998 als jährliche, zunächst bilaterale Vorhaben der israelischen Marine und der US Navy statt; seit 2009 ist Griechenland als Dritter mit dabei. Im Mittelpunkt von „Noble Dina“ steht traditionelle Seekriegführung. Auch in diesem Jahr standen Elemente von Überwasser-Seekrieg, U‑Jagd, Flugabwehr, bei ‘Noble Diana’ elektronischer Kampfführung, „Maritime Interdiction“, Aufklärung und Lagebilderstellung sowie Anti-Terror-Operationen (Kampfschwimmer-Einsatz) auf dem Programm.
„Noble Diana 2017“ folgte im Wesentlichen dem Übungsverlauf vergangener Jahre. Erneut trafen sich die Teilnehmer in Souda Bay (Kreta), wobei sich das Teilnehmerfeld aber offenbar weiter vergrößerte. Die griechische Marine hatte eine Fregatte, eine FK-Korvette und ein U‑Boot abgestellt; die US Navy war mit einem Zerstörer und einem Flottentanker vertreten, und die israelische Marine hatte drei FK-Korvetten (eine SA’AR‑5, zwei SA’AR 4.5) und zwei U‑Boote nach Kreta entsandt. Alle drei Marinen brachten darüber hinaus zu luftgestützter U‑Jagd und Aufklärung Flugzeuge und (Bord-)Hubschrauber in die Übung ein. Wie schon in letzten Übungen dieser Serie war auch diesmal Zypern mit einem Offizier als Beobachter mit von der Partie.
Zur von Griechenland mit ausgerichteten ersten Phase gehörten neben gegenseitigem Kennenlernen und letzten Übungsvorbesprechungen auch schon erste praktische Aktivitäten beim in Souda Bay beheimatenen NATO Maritime Interdiction Operational Training Centre — NMIOTC). In der nachfolgenden Seephase entwickelte sich das Übungsgeschehen dann allmählich von Kreta in Richtung Osten bis vor die israelische Küste. Mit einer abschließenden Hafenphase und Schlußzeremonie ging „Noble Diana 2017“ schließlich in Haifa (Israel) zu Ende.
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NORDKOREA
Die Spannungen um Nordkorea haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen.
Am Atomtestgelände Punggye-ri erkannte Vorbereitungen ließen für den „Tag der Sonne“ (15. April, Geburtstag von Staatsgründer Kim Il-Sung), einen neuerlichen Nuklearwaffentest erwarten. US-Präsident Trump, der zuvor erklärt hatte, ein „nuklear bewaffnetes Nordkorea sei für die USA nicht hinnehmbar“ und unverblümt von „militärischen Optionen“ sprach, kündigte daraufhin die Verlegung einer „Armada“ mit dem Flugzeugträger „Carl Vinson“ und nukleargetriebenen U‑Booten vor die koreanische Halbinsel an.
Nordkorea reagierte mit der üblichen, über seine staatlichen Medien verbreiteten Propaganda, nahm aber erst einmal Abstand vom offenbar geplanten Atomtest. Am 15. April begnügte man begnügte sich mit einer Militärparade, zeigte hier U‑Boot-gestützte ballistische Flugkörper sowie (leere?) Startbehälter für eine mutmaßliche Intercontinentalrakete. Am 16. April folgte noch ein — nach UN-Resolutionen dem Land ebenfalls verbotener — Testschuss einer Mittelstreckenrakete, der allerdings gründlich misslang. Nur Sekunden nach dem Start bei Sinpo (Ostküste) in Richtung Japanisches Meer explodierte die Rakete.
Ein Grund für die nordkoreanische „Zurückhaltung“ dürfte auch erheblicher, in dieser Form bisher nicht üblicher Druck Chinas gewesen sein. China hat u.a. sämtliche Kohleimporte aus Nordkorea gestoppt, ja sogar bereits gelieferte Kohle postwendend wieder nach Nordkorea zurückbringen lassen. Kohle ist das bedeutendste Exportgut Nordkoreas und China fast alleiniger Abnehmer, und ohne substantielle chinesische Hilfe ist das Land nicht lebensfähig. Gerüchte über umfangreiche chinesische (und angeblich auch russische) Truppenverlegungen an die Grenze zu Nordkorea könnten ein Übriges getan haben.
Am Atomtestgelände Punggye-ri scheinen die Vorbereitungen für den insgesamt 6. Atomtest zurzeit „eingefroren“, der Test dürfte aber nicht wirklich abgesagt sein. Experten gehen davon aus, dass die Vorbereitungen so weit abgeschlossen sind, er jederzeit auch sehr kurzfristig durchgeführt werden kann. Da Nordkorea solch spektakuläre Ereignisse in der Regel mit bedeutenden Feiertagen/Jubiläen verbindet, wird der 25. April (Gründungstag der nordkoreanischen Streitkräfte) als nächster möglicher Termin gehandelt.
Um die Verlegung des US-Flugzeugträgers „Carl Vinson“ gab es Verwirrung. Nach der öffentlichen Ankündigung von US Präsident Trump war allgemein erwartet worden, dass die Carrier Strike Group nach einem Besuch in Singapur direkt Kurs auf die koreanische Halbinsel nehmen und dort bereits am 16. April eintreffen würde. Die japanische Marine wollte sich mit mehreren Zerstörern im Ostchinesischen Meer in einer „Stärkedemonstration“ der US-Trägerkampfgruppe anschließen. Russische und chinesiche Marine setzten wohl auch schon Aufklärungsschiffe in Marsch, um den Verband abzufangen und zu beobachten.
Mehrere Tage nach Auslaufen aus Singapur operierte die „Carl Vinson“ allerdings noch immer im Südchinesischen Meer, und als sie am 16. April sogar noch weiter südlich bei der Passage der Sundastraße gemeldet wurde, wurde klar, dass der Kurs nicht in Richtung koreanische Halbinsel, sondern zunächst sogar zu Übungen mit der australischen Marine in die Gegenrichtung in den südöstlichen Indik führte. Weißes Haus und Pentagon sprachen von „Kommunikationsfehlern“; in Südkorea und Japan zeigt man sich allerdings „etwas irritiert“ über eine Abschreckungspolitik der neuen US-Administration, die verbal in scharfen Tönen spricht, dann aber „Routineübungen über ein klares Signal der Entschlossenheit“ zu stellen scheint.
Nun soll der Flugzeugträgerverband am 25. April vor Korea eintreffen und dort „massive Übungen“ mit der südkoreanischen Marine beginnen. Am 21. April sind sich in Japan zwei Zerstörer der japanischen Marine ausgelaufen, um sich dem US-Verband anzuschließen.
Südkoreanischen Medien zufolge plant die US Navy angeblich die Verlegung von noch zwei weiteren Carrier Strike Groups; namentlich genannt werden die „Nimitz“ und die „Ronald Reagan“. Die in Everett (Bundesstaat Washington) beheimatete „Nimitz“ hat vor einigen Tagen die operativen Vorbereitungen für einen ohnehin in einigen Wochen routinemäßig geplanten Einsatz (vermutlich Ablösung der „George HW Bush“ in der Golfregion) abgeschlossen. Sie ist voll einsatzklar und könnte mit ihrer Kampfgruppe jederzeit verlegen, würde für die Pazifik-Querung etwa zwei Wochen benötigen.
Die „Ronald Reagan“ befindet sich mit Heimathafen Yokosuka (Japan) zwar bereits in der Region, durchläuft aber seit Januar eine mehrmonatige Wartungs- und Instandsetzungsperiode. Sie ist zurzeit also nicht einsatzklar, könnte bei Bedarf aber beschleunigt für einen Einsatz vorbereitet werden. Ein am 19. April von US-Vizepräsident Pence an Bord durchgeführter Besuch könnte als entsprechendes Signal interpretiert werden. In den kommenden etwa zwei Wochen dürfte aber wohl keiner der beiden Träger vor der koreanischen Halbinsel erscheinen. Dafür spricht auch, dass die Anfang Januar begonnene routinemäßige „West Pacific Patrol“ der „Carl Vinson“ Carrier Strike Group um 30 Tage verlängert wurde — wie es offiziell heißt „zur Demonstration des Willens zu dauerhafter Präsenz vor Korea“.
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RUSSLAND
Noch ist es wenig mehr als ein Gerücht, soll aber an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.
Zur diesjährigen St. Petersburger Verteidigungsausstellung International Maritime Defence Salon (IMDS; 28. Juni – 2. Juli) und zeitlich darüber hinaus noch bis zum „Tag der Marine“ (30. Juli) plant die russische Marine angeblich die Verlegung zweier ihrer spektakulärsten Einheiten in die Ostsee. Medien kündigten den FK-Kreuzer „Petr Velikiy“ und das nukleargetriebene U‑Boot „Dmitriy Donsky“ der TAIFUN-Klasse an. Beide Nordflotteneinheiten sollen in der nahe St. Petersburg gelegenen Marinebasis Kronshtadt festmachen, der Kreuzer dann zum IMDS und zur Teilnahme an der Parade zum „Tag der Marine“ auf die Newa nach St. Petersburg verlegen.
Nun war die „Petr Velikiy“, Flaggschiff der Nordflotte, als eines der vier Schiffe der KIROV-Klasse in den 1980er/90er Jahren bei der Baltischen Werft in St. Petersburg gebaut worden. Eine Rückkehr zu einem Besuch dort wäre also nachvollziehbar. Auch nukleargetriebene U‑Boote z.B. VIKTOR-III-Klasse wurden zu Zeiten der früheren Sowjetunion noch in der Ostsee gebaut, verließen diese allerdings nie durch die dänischen Meerengen, sondern wurde auf binnenländischen Wasserwegen in den Nordflottenraum überführt. Gründe dafür waren eine einseitig von der Sowjetunion erklärte „atomfreie Ostsee“ sowie sicher aber auch das Vermeiden von zu genauen Vermessungen durch deutsche und dänische Aufklärungseinrichtungen in den Dänischen Meerengen.
Dass nun ein nukleargetriebenes Nordflotten-U-Boot zu Besuch und Teilnahme an der Rüstungsschau in die Ostsee kommen soll, ist daher sehr ungewöhnlich. Und dies umsomehr, als es sich bei der „Dmitriy Donskoy“ nicht um ein in der Ostsee gebautes U‑Boot handelt, sondern eines der weltweit größten nuklearstrategischen U‑Boote (SSBN) der AKULA-Klasse. Das getaucht 48.000ts verdrängende, 173-m-U-Boot dürfte mit seinem Tiefgang von mehr als 11m auch dem Hafenmeister in Kronshtadt bei der Zuweisung eines Liegeplatzes Kopfschmerzen bereiten. Die „Dmitriy Donskoy“ wird zwar nicht mehr als Träger ballistischer Raketen in der nuklearen Abschreckung eingesetzt, sondern ist seit Jahren nur noch Erprobungsplattform (u.a. für neue Flugkörper Bulava). Trotzdem wird Russland sie nicht unbedingt aus zu großer Nähe betrachtet wissen wollen.
So wird die (übrigens NICHT am 1. April verbreitete) Meldung denn überwiegend auch noch mit gehöriger Skepsis betrachtet. Angeblich soll der Marinestab die Verlegung der beiden Einheiten beschlossen haben, aber die genauen Kosten seien noch zu ermitteln, und Präsident Putin müsse dem Vorhaben auch noch seinen Segen geben. Endgültige Entscheidungen sollen im Mai fallen. Bis dahin bleibt es also erst einmal bei einem Gerücht.
Beide „Super-Einheiten“ haben in der Ostsee weder eine operative Funktion, noch wären sie bei der IMDS geeignete Anschauungsobjekte für potentielle Kunden russischer Rüstungsprodukte. Sollte Präsident Putin das relativ aufwändige Vorhaben tatsächlich billigen, dürfte der Hauptgrund ausschließlich in einer öffentlichkeitswirksamen, primär auf die eigene Bevölkerung zielenden Machtdemonstration zu sehen sein. Man sollte auch nicht übersehen, dass im Juni in der Ostsee das von der US Navy ausgerichtete jährliche multinationale Manöver „Baltops“ stattfindet — und ältere Leser dürften sich erinnern, dass zu diesem Manöver auch die US Navy schon einmal (Oktober 1985) mit ihrem Schlachtschiff „Iowa“ in der Ostsee „aufgekreuzt“ war.
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SCHWEDEN
Das Materialkommando der schwedischen Streitkräfte hat Saab mit dem Bau eines neuen Aufklärungsschiffes beauftragt.
Der Neubau soll 2020 als Spezialschiff zur Fernmelde- und elektronischen Aufklärung (Signals Intelligence – SIGINT) die dann seit mehr als 35 Jahren eingesetzte „Orion“ ablösen. Mit 71m Länge und einer Verdrängung von 2.300 ts wird das neue SIGINT-Schiff größer als die „Orion“ (61m, 1.400ts) und kann mit verbesserter Seefähigkeit wohl längere Einsätze durchführen bzw. mehr Seetage im Jahr im Einsatz verbringen.
Saab hatte schon vor einigen Jahren in einer Modernisierung der „Orion“ deren elektronische Spezialausrüstung technologisch angepasst; der geplante Neubau dürfte in seinen Fähigkeiten zur Erfassung und Vermessung von Fernmeldeverkehr, Radarstellungen und Parametern von Sensoren und Waffenleitanlagen anderer Kriegsschiffe oder Waffensystemen (Flugkörpern) die der alten „Orion“ noch einmal deutlich übertreffen.
Auch das neue schwedische SIGINT-Schiff wird sein Haupteinsatzgebiet „vor der eigenen Haustür“ in der östlichen Ostsee finden. Hauptaugenmerk gilt hier der russischen Marine, die in diesen Seegebieten ihre neuen Kampfschiffe, U‑Boote und Waffensysteme erprobt. Kaum eine Erprobung oder größere Übung der Baltischen Flotte findet ohne aufmerksame Beobachtung durch die schwedische Marine statt, wobei in Einsätzen der „Orion“ gewonnene Daten sehr wahrscheinlich auch als „Handelsware“ in einen Informationsverbund mit westlichen Geheimdiensten einfließen.
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USA
Gut zwei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan hat der neue Flugzeugträger „Gerald R Ford“ endlich seine Werfterprobung in See absolviert.
CVN-78 leitet als Typschiff der FORD-Klasse die Nachfolge der inzwischen schon 40 Jahre alten NIMITZ-Klasse ein und soll die US Navy technologisch in die Zukunft führen. Das Flugdeck hat ein neues „Layout“ erhalten; die Aufbauten wurden nach achtern versetzt; Hangars und Waffenumschlagstationen wurden umgestaltet; völlig neuartige elektromagnetische Startkatapulte (EMALS) und eine Landefanganlage mit „Energierückgewinnung“ entwickelt und installiert. Insgesamt sollen die Veränderungen eine gegenüber der NIMITZ-Klasse um 25 Prozent erhöhte Flugzeug-Einsatzrate (sortie-rate) bewirken. Mehr Automatisierung ermöglicht eine um etwa 600 Mann verkleinerte Besatzung und hilft so, Betriebskosten zu sparen. Eine neuartige Nuklearanlage liefert mehr elektrische Energie, die vor allem auch Reserven für zukünftige neue Technologien bieten soll.
All dies hat den neuen Flugzeugträger mit 12,9 Mrd. US-Dollar zum teuersten jemals gebauten Schiff der US Navy werden lassen und heftige Diskussionen ausgelöst. Kaum verwunderlich, ließ die US Navy mit einer Studie zwischenzeitlich sogar prüfen, ob es zum Erhalt der (politisch) geforderten Fähigkeiten zu globaler „Power Projection“ nicht Alternativen zu 100.000 ts großen Flugzeugträgern gibt.
Eigentlich sollte die „Gerald R Ford“ schon 2015 an die US Navy übergeben werden, aber „Kinderkrankheiten“ verzögerten dies immer aufs Neue. Probleme gab es vor allem auch bei kritischen Komponenten wie den neuen Start- und Landesystemen. Hinzu kamen Defizite bei Fähigkeiten zu Eigenverteidigung, schiffsinternem Munitionstransport und mangelnder Standfestigkeit einiger Systeme.
Nun sind die einwöchigen Werfterprobungen zufriedenstellend absolviert, und die Bauwerft in Newport News bereitet den neuen Flugzeugträger zügig auf „schon bald“ geplante Abnahmefahrten („Acceptance Trials“) durch Inspektoren der US Navy vor. Allgemein geht man davon aus, dass die US Navy ihre „Gerald R. Ford“ noch in diesem Frühjahr übernehmen und „im Sommer“ in Dienst stellen kann.
Bis zur vollen Einsatzreife wird allerdings noch geraume Zeit vergehen. Die neuen technologien sind noch in echte operative Fähigkeiten umzusetzen, und die „Gerald R Ford“ wird wohl erst 2021 in ihren ersten Einsatz verlegen. So muss die US Navy nach Ausmusterung der alten „Enterprise“ vorerst weiterhin mit nur zehn statt der politisch geforderten elf Flugzeugträger im Bestand auskommen.