Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt vom Bürgerkrieg in Syrien und von der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Irak, Syrien und Libyen bestimmt.
KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschreibung)
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Noch zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung. Dennoch wird der IS in Syrien und im Irak zunehmend aus Kerngebieten seines „Kalifats“ zurückgedrängt. Jüngste Einschätzungen gehen davon aus, dass der IS im Laufe dieses Jahres seine Führungs-Infrastruktur im Irak komplett aufgeben muss und dann nach Syrien ausweicht.
Auch in Libyen ist der Kampf gegen IS noch nicht völlig beendet. Erstmals überhaupt setzte die US Air Force strategische Stealthbomber ein, die nach non-Stop Flug aus den USA ein 50km von der Küstenstadt Sirte entferntes IS-Ausbildungslager bombardierten. Nach Flächenbombardement durch zwei B‑2 Spirit kamen auch noch Drohnen zum Einsatz, die „Restziele“ mit Hellfire-FK zerstörten.
Syrien – Irak: US-geführte Koalition („Operation Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (vor allem auch Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen zurzeit nur landgestützt von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Momentan ist kein US-Flugzeugträger in der Region im Einsatz. Die Führung der Task Force 50 (TF 50) in Operation „Inherent Resolve“ hat der britische Commodore Andrew Burns auf dem Hubschrauberträger „Ocean“ der Royal Navy. Royal Marines bei Übungen in Kuwait (Foto: offz)Die im Persischen Golf operierende „Ocean“ kann zwar selbst keine Kampfflugzeuge einsetzen, aber mit ihren Führungs- und Fernmeldesystemen die Einsätze der landgestützt operierenden Koalitionsflugzeuge koordinieren. Sie soll diese Aufgabe durchführen, bis mit der „George H.W. Bush“ Carrier Strike Group (CSG) der nächste US-Flugzeugträgerverband zu einem geplanten mehrmonatigen Einsatz in der Golfregion eintrifft. Die „Bush“ CSG soll am 21. Januar aus Norfolk auslaufen und könnte Mitte Februar in der Golfregion eintreffen.
Die „Ocean“ operiert in der Golfregion aber auch mit nationalem Auftrag. Im Rahmen eines Besuches in Kuwait unterstützte sie bilaterale amphibische Übungen von Royal Marines und kuwaitischen Streitkräften auf der Insel Falaika im nördlichen Persischen Golf.
Der seit Ende November im Zuständigkeitsbereich der 5. US-Flotte operierende amphibische Träger „Makin Island“ der US Navy machte nach Einlaufen in den Persischen Golf zunächst für eine einwöchige (9.–15. Januar) Wartungsperiode und zur Nachversorgung in Manama (Bahrain) fest. Inzwischen ist sie wieder in See, könnte vom nordwestlichen Golf aus an Bord mitgeführte Kampfflugzeuge AV-8B Harrier des US Marine Corps in Luftschläge gegen IS im Irak (Offensive bei Mosul) einbringen.
Syrien: Russland – Türkei
Russland nimmt zwar auch islamistische Terrorgruppen ins Visier, macht aber weiterhin keinen Unterschied zwischen Islamisten und Milizen der syrischen Opposition, die gleichermaßen als “Terroristen” gelten. Nach wie vor erfolgen viele russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte in Gebieten, in denen islamistische Milizen nicht aktiv sind.
Russland und die Türkei haben nach Vereinbarung einer Koordinierung ihrer „Angriffe auf Terroristen“ erstmals gemeinsame Luftangriffe auf IS-Stellungen nahe Aleppo geflogen. Die Türkei ist aber neben dem Kampf gegen Islamisten im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem auch bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (zugleich von den USA unterstützte syrische Rebellen) weit nach Osten in Richtung Irak abzudrängen.
BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschreibung russische Intervention)
Die Konfliktparteien im Lande sind ebenso wie ausländische Mächte und Religionsgruppen (Schiiten/Sunniten) weiterhin unfähig, teils auch unwillig zu einer politischen Lösung. Syriens Präsident al-Assad favorisiert mit Blick auf tatkräftige russische Unterstützung unverändert einen militärischen Kurs.
Eine von Russland und der Türkei initiierte Waffenruhe bleibt brüchig, und noch immer ist unklar, ob ab dem 23. Februar in Kasachstan geplante Friedensgespräche tatsächlich stattfinden können. Die Konfliktparteien haben nicht nur völlig unterschiedliche Vorstellungen über die Zielsetzung, sondern sind überdies auch noch uneins, wer überhaupt teilnehmen soll.
Maritime Aspekte
Der Nordflottenverband um den Flugzeugträger „Admiral Kuznetsov“ hat im westlichen Mittelmeer auf dem Rückmarsch in die Heimat die Alboransee erreicht und dürfte in diesem Wochenende die Straße von Gibraltar in den Atlantik passieren. Die Schiffe werden am 9. Februar im Heimatstützpunkt Seweromorsk zurück erwartet. NATO-Marinen stehen bereit, den russischen Verband auf seinem Marsch nach Norden – vermutlich wieder durch den Englischen Kanal und die Nordsee – in ablösendem Einsatz zu begleiten. Den Anfang soll die spanische Korvette „Cazadora“ machen.
Es fällt auf, dass russische Medien als Begleitung für den Flugzeugträger — abgesehen von einigen Tankern und Bergeschleppern — nur den nukleargetriebenen Kreuzer „Petr Velikiy“ nennen, nicht aber den Zerstörer „Severomorsk“. Es ist daher nicht auszuschließen, dass dieser vorerst noch im östlichen Mittelmeer geblieben ist.
Der Syrien-Einsatz des Flugzeugträgers war bloße Propagandaaktion, völlig ungeeignet, die operative Lage an Land zu beeinflussen. Nach nur kurzer Demonstration von „Fähigkeit und Willen zu heimatferner Power Projection From-the-Sea“ — ganz sicher auch Ausdruck eines unter Präsident Putin wachsenden Selbstbewusstseins mit Anspruch auf Anerkennung als „auf Augenhöhe mit den USA“ global operierende Supermacht — hatte sich der Flugzeugträger mehr oder weniger auf bloße Präsenz beschränkt.
Aus offiziellen Erklärungen von Verteidigungsministerium und Generalstab und auch aus der Berichterstattung russischer Medien war die „Admiral Kuznetsov“ in den letzten Wochen ihres Syrien-Einsatzes komplett verschwunden. Eine nur sehr geringe Einsatzrate — und der Absturz zweier Trägerkampfflugzeuge — taugten offensichtlich nicht für Propagandazwecke.
Vor der syrischen Küste operiert nun wieder nur noch das Ständige Mittelmeergeschwader. Zu diesem von der Schwarzmeerflotte geführten und routinemäßig zwischen Zypern und der syrischen Küste eingesetzten Verband gehören zurzeit neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten nur der Zerstörer „Smetliviy“ und der Minensucher „Kovrovets“ (beide Schwarzmeerflotte). Möglicherweise (s.o.) ist aber auch noch der Nordflotten-Zerstörer „Severomorsk“ vor Ort.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub der dort eingesetzten russischen Truppen an. Fast täglich passieren Landungsschiffe der russischen Marine (auch der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.
Nach Abschluss eines zwischenstaatlichen Abkommen mit Syrien zur künftigen Nutzung der russischen Liegenschaften in der Marinebasis Tartus (samt Erweiterung und infrastrukturellem Ausbau) haben sich die Transportfahrten noch intensiviert. Möglicherweise in Zusammenhang mit dem Ausbau des Stützpunktes steht die Verlegung eines Werkstattschiffes der AMUR-Klasse aus dem Schwarzmeer nach Tartus.
PM-138 passierte am 18. Januar den Bosporus in Richtung Mittelmeer. In Tartus ist derzeit Schwesterschiff PM-56 stationiert. Beide Schiffe wechseln sich routinemäßig ziemlich genau alle sechs Monate ab, um in dem syrischen Hafen als schwimmende Reparaturwerkstatt für Schiffe der russischen Marine bereit zu stehen. PM-56 hat allerdings erst Anfang September nach Tartus verlegt; für die übliche Ablösung ist es eigentlich noch etwas zu früh.
ÄGYPTEN
Bei verstärktem Fokus auf das Rote Meer hat die ägyptische Marine am 5. Januar ein „Flottenkommando Süd“ aufgestellt.
Zeremonie an Bord der ‘Gamal Abdel Nasser’ (Foto: MoD Egypt)In Anwesenheit von Präsident Al-Sisi eröffnete der neue Marinebefehlshaber RAdm Ahmed Khaled Hassan Said das „Southern Fleet Command“ in Safaga, an der ägyptischen Ostküste am Roten Meer. Das neue Kommando wird regional zuständig für die operative Führung von ägyptischen Seestreitkräften vom Suezkanal über die ägyptische Ostküste und das Rote Meer bis zu dessen Südausgang an der Meerenge des Bab-el-Mandeb.
Mit der Aufstellung des „Southern Fleet Command“ wurden ihm auch sofort eine ganze Reihe von Einheiten fest zugeteilt. Zu ihnen gehören u.a. der Hubschrauberträger „Gamal Abdel Nasser“, der bereits in Safaga liegt, und auf dem bei der Gelegenheit gleich von Präsident al-Sisi persönlich formell die Seekriegsflagge gesetzt wurde. Ägyptische Medien sprechen darüber hinaus von einem „Zerstörer“ (meinen offenbar die in Frankreich gekaufte FREMM-Fregatte „Tahya Misr“), mehrere FK-Korvetten (darunter die 2015 von Russland geschenkte „Ahmed Fadel“ der TARANTUL-Klasse) sowie Küsten-Patrouillenbooten und Special Forces; erwähnt werden auch neue, in Deutschland gebaute U‑Boote Typ 209/1400.
CHINA
Ein Bericht einer Hong Konger Zeitung lässt auf einen in diesem Jahr bevorstehenden Führungswechsel bei der chinesischen Marine schließen.
Der seit zehn Jahren im Amt befindliche Admiral Wu Shengli (71) soll in diesem Jahr (Herbst?) pensioniert werden. Aktuelle Spekulationen (offizielle Verlautbarungen gibt es noch nicht) über seinen möglichen Nachfolger konzentrieren sich auf den Befehlshaber der Südflotte, Vizeadmiral Shen Jinlong.
Shen Jinlong wurde Anfang Januar überraschend zum Admiral befördert – ein eindeutiger Hinweis auf einen geplanten Aufstieg in der Führungshierarchie der Marine, zunächst allerdings ohne dass offiziell bekannt gegeben wurde, für welchen neuen Dienstposten er vorgesehen ist. Einige Medien sahen in ihm den neuen Befehlshaber im Strategischen Kommando Süd; für diesen Posten war aber der Befehlshaber der Nordflotte designiert. So gingen die Vermutungen überwiegend in Richtung einer Nachfolge von Admiral Wu Shengli.
UPDATE: Inzwischen wurde dies auch offiziell bestätigt. Am 21. Januar hieß es auf den Internetseiten des Verteidigungsministeriums, Shen Jinlong habe auch schon seine Arbeit als neuer Marinechef aufgenommen. Admiral Wu Shengli steht damit nicht mehr an der Spitze der Marine, dürfte aber seinen Posten im Militärkomitee der kommunistischen Partei noch bis zur Pensionierung behalten.
Shen Jinlong (59) war in den letzten Jahren sehr schnell in die Führungsspitze der chinesischen Marine aufgestiegen. In früheren Verwendungen war er Kommandeur der logistischen Basis der Nordflotte in Lushun, Kommandeur der Zerstörerflotille der Nordflotte, Kommandeur der Marineschule Dalian und der Führungsakademie der Marine gewesen. 2014 wurde er zum Befehlshaber der Südflotte ernannt. Im gleichen Jahr wurde er auch „Aushängeschild“ der chinesischen Marine bei Auslandsvorhaben, führte so einen erstmals am von den USA ausgerichteten multinationalen Manöver RIMPAC teilnehmenden chinesischen Verband. Im September 2016 repräsentierte er die chinesische Marine beim International Seapower Symposium am US Naval War College in Newport, Rhode Island (USA).
GROSSBRITANNIEN
Im Sommer 2015 hatte sich die vorherige britische Regierung für die Beschaffung des von Thales produzierten luftgestützten Radars „Crowsnest“ entschieden.
Eineinhalb Jahre später erfolgte nun die offizielle Bestellung. „Crowsnest“ nutzt eine verbesserte Ausführung des „Searchwater“-Radars, wie es derzeit in den Sea King Mk7 eingebaut ist und mit diesen auf den früheren Flugzeugträgern und dem Hubschrauberträger „Ocean“ als luftgestütztes Frühwarnsystem (AEW – Airborne Early Warning) zum Einsatz kommt. Es kann sowohl gegen Luft- wie auch gegen See- und Landziele verwendet werden. Für „Crowsnest“ wird nicht nur das „Searchwater Radar“, sondern auch das dazu gehörende Missionssystem „Cerberus“ modernisiert, erhält „Elemente künstlicher Intelligenz“, die bei der Zielverfolgung helfen sollen.
Wie „Searchwater“ auf den Sea King Mk7 wird auch „Crowsnest“ wieder für den Einsatz durch Hubschrauber beschafft; die Royal Navy setzt damit auch für ihre künftigen Flugzeugträger der QUEEN ELIZABETH-Klasse bei luftgestützter Frühwarnung und Fliegerleitung auf Hubschrauber und nicht wie US Navy und französische Marine auf Flächenflugzeuge – aber die neuen Flugzeugträger haben ja auch keine Startkatapulte, die einen Einsatz von z.B. E‑2C/D Hawkeye erst möglich machen würden.
Träger von „Crowsnest“ werden natürlich nicht mehr die alten Sea King Mk7, sondern die derzeit modernsten britischen Marine-Hubschrauber Merlin Mk2. Alle 30 Merlin Mk2 der Royal Navy werden bei Leonardo Helicopters in Yeovil so modifiziert, dass sie das System aufnehmen können.
Das Einsatzmodul kann kurzfristig installiert werden, und das Radargerät wird dann zum Einsatz an einem beweglichen Arm seitlich ausgeschwenkt und nach unten abgeklappt. Insgesamt werden für etwa 300 Mio Euro aber nur zehn „Crowsnest“ Missionspakete beschafft, die dann einsatzabhängig bei Bedarf in Hubschrauber installiert werden.
GROSSBRITANNIEN
Mit der „Tidespring“ hat das britische Verteidigungsministerium mit gut einem Jahr Verspätung den ersten von vier in Südkorea für die Royal Navy gebauten, neuen Tankern/Versorgern der TIDE-Klasse übernommen.
Die Beschaffung von „Tidespring“, „Tiderace“, „Tidesurge“ und „Tideforce“ erfolgt als Teilkomponente des 2007 verkündeten Projekt MARS (Maritime Afloat Reach & Support) zur Modernisierung der Hilfsschiff-Komponente (Royal Fleet Auxiliary) der Royal Navy. Zunächst sollten sechs neue Flottentanker mehrere noch aus den 1970-er und 1980-er Jahren stammende Schiffe (z.T. heutigen Sicherheitsansprüchen nicht mehr genügende „Einhüllen“-Tanker) ersetzen. Zulauf der Neubauten war ursprünglich zwischen 2011 und 2016 geplant, und es gab auch bereits erste internationale Ausschreibungen, aber Anfang 2009 wurde das Projekt unter Sparzwängen auf Eis gelegt.
Zehn Monate später gab es eine „Wiederbelebung“ unter einem nun aber um drei Jahre verzögerten Zeitplan, aber Diskussionen um Einsparmöglichkeiten gingen weiter. Schließlich entschied man sich für nur noch vier Schiffe. Anfang 2012 wurde die südkoreanische Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering (DSME) als Hauptauftragnehmer benannt — gegen heftigen Protest der politischen Opposition, die britische Werften „ausgeklammert“ sah. Allerdings hatte auch keine einzige britische Werft ein Angebot abgegeben.
Liefertermin für Typschiff „Tidespring“ war eigentlich schon der Januar 2016 gewesen, aber Probleme verzögerten die Übernahme. Eine „informierte Quelle“ erklärte, das 37.000-ts-Schiff habe bei Probefahrten gute Fahr- und Manövriereigenschaften gezeigt, aber es gebe „ein paar für ein Typschiff nicht ungewöhnliche Kinderkrankheiten“, die einer formellen Übernahme durch die Royal Navy noch entgegen stünden. Diese scheinen nun endlich beseitigt, und die „Tidespring“ ist klar für die lange Überführungsfahrt nach Großbritannien. I, Frühjahr soll sie Falmouth in Falmouth eintreffen. Bei der dortigen A&P‑Werft ist noch letzte militärische Ausrüstung (Bewaffnung zur Selbstverteidigung, Fernmeldesysteme etc.) zu installieren.
Für ihre Indienststellung wird noch kein fester Termin genannt; sie solle nach Komplettierung der Ausrüstung und abschließenden Fähigkeitsnachweisen aber „in diesem Jahr“ erfolgen. Bei den anderen drei Neubauten erwartet man keine Verzögerungen mehr und hofft, auch die Verspätung der „Tidespring“ kompensieren zu können. Alle vier Schiffe würden – wie bei der ursprünglichen Planung vorgesehen – bis Ende 2018 in Dienst gestellt sein.
RUSSLAND
Fünf Jahre hat die Grundüberholung und Modernisierung des FK-Kreuzers „Marshal Ustinov“ gedauert; nun kehrte das Schiff zur fahrenden Flotte zurück.
Die „Marshal Ustinov“ ist einer von vier 11.300-ts-Kreuzern der SLAVA-Klasse, die Anfang der 1980er Jahre — noch zu Zeiten der Sowjetunion – in der heutigen Ukraine gebaut worden waren. Hauptwaffensystem sind jeweils 16 Seeziel-FK SS-N-12 (Reichweite 500 km, zur Bekämpfung amerikanischer Trägerkampfgruppen). Je ein Kreuzer gehört heute zur Nordflotte („Marshal Ustinov“), Pazifikflotte („Varyag“) und Schwarzmeerflotte („Moskva“). Ein viertes Schiff wurde bei der Aufteilung der Schwarzmeerflotte in unfertigem Bauzustand der ukrainischen Marine überlassen, die es aus finanziellen Gründen jedoch nie fertig bauen konnte.
Nach 25 – 30 Dienstjahren war für die drei russischen Kreuzer eine Grundüberholung samt Modernisierung/Technologie-Anpassung fällig. Geplant war u.a. die Installation neuer Radargeräte (Zielerfassungsradars Podberyozovik 3‑D und Fregat-M2M) sowie eine Umrüstung für den Verschuss von modernen Seeziel-FK SS-N-26 Onyx und/oder Marschflugkörpern Kalibr.
Anfang 2011 verlegte die „Marshal Ustinov“ in die Zvezdochka-Werft nach Sewerodwinsk (Weißes Meer). Schon Ende 2012 sollten die Arbeiten beendet sein. Der Zeitplan ließ sich nicht einhalten. Erst im Juni 2013 konnte die „Marshal Ustinov“ überhaupt das Trockendock verlassen. Die Hauptarbeiten wollte man nun 2014 abschließen; das Schiff sollte dann Ende 2015 in den operativen Betrieb zurückkehren. Auch diese Planung wurde schnell Makulatur. Zulieferer waren nicht in der Lage, die benötigten Ersatzteile und neuen Systeme zu liefern, und — nach gut vier Jahren Werftliegezeit — musste Zvezdochka einräumen, man habe „den Umfang der doch sehr komplexen Arbeiten unterschätzt“. Immerhin: Im Dezember 2015 konnte die „Marshal Ustinov“ erste Standproben an der Pier durchführen.
Nach weiteren mehrmonatigen Verzögerungen war das Schiff in Spätsommer 2016 endlich fertig für erste Probefahrten, die nun aber zügig absolviert wurden. Am 24. Dezember verlegte die „Marshal Ustinov“ in den Flottenstützpunkt Seweromorsk zurück. Möglicherweise wird sie dort aber nur kurze Zeit bleiben, denn nach ursprünglicher Planung soll nun Schwesterschiff „Varyag“ zu seiner Überholung und Modernisierung zu Zvezdochka verlegen, und die fertige „Marshal Ustinov“ den dann freiwerdenden Platz bei der Pazifikflotte einnehmen. Ob diese Planung nach den jahrelangen Verzögerungen aber noch Bestand hat, bleibt vorerst offen.