MarineForum Wochenschau vom 17. November 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors sowie den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen bes­timmt. Span­nun­gen zwis­chen Sau­di-Ara­bi­en und dem Iran dauern an.

JEMEN

Im „Stel­lvertreter-Krieg“ im Jemen bleiben zwis­chen Sau­di-Ara­bi­en und dem Iran die Fron­ten ver­härtet. Sau­di-Ara­bi­en hat­te nach einem ver­sucht­en Beschuss Riads durch eine von Houthi-Rebellen aus dem Jemen abge­feuerte bal­lis­tis­che Rakete eine totale See‑, Land- und Luft­block­ade gegen den Jemen ver­hängt, hat diese nach War­nung des UN-Sicher­heit­srates vor ein­er human­itären Katas­tro­phe aber wieder gelock­ert. Hil­f­s­liefer­un­gen des UN World Food Pro­gramme sollen nun wieder in Hodei­dah gelöscht wer­den dürfen.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

Die Houthi-Rebellen haben ihre Dro­hun­gen gegen die inter­na­tionale Schiff­fahrt im südlichen Roten Meer und in der Meerenge des Bab el Man­deb erneuert; vor allem auch große Öltanker sollen ins Visi­er genom­men wer­den. Am 12. Novem­ber berichteten Medi­en, Koali­tion­skräfte hät­ten beab­sichtigtes Minen­le­gen in der Meerenge und Ein­satz von fer­n­ge­lenk­ten Spreng­booten vereitelt.

Ungeachtet des Kon­flik­tes zwis­chen dem Emi­rat Katar und ein­er von Sau­di-Ara­bi­en ange­führten Gruppe von Golf­s­taat­en, haben Ein­heit­en der US Navy und der US Coast Guard bilat­erale Übun­gen mit der katarischen Marine durchge­führt. Diese Übun­gen zur „Stärkung der Fähigkeit­en in kri­tis­chen Bere­ichen und zur Wahrung der mil­itärischen Sicher­heit“ in der Region find­en rou­tinemäßig jährlich statt. Auch die nun durchge­führte Übung war schon länger geplant, und die USA sahen kein­er­lei Ver­an­las­sung, sie wegen des poli­tis­chen Kon­flik­tes Katars mit anderen Golf­s­taat­en abzusagen (und dadurch mit­tel­bar Partei zu ergreifen).

GROSSBRITANNIEN

Die britis­che Roy­al Navy soll unter zunehmen­dem Druck zu finanziellen Einsparun­gen über­legen, ihre Minen­ab­wehrkom­po­nente im Per­sis­chen Golf zu reduzieren und zwei der vier per­ma­nent (in rotieren­den Langzeitver­legun­gen) in Bahrain sta­tion­ierten Minen­jagdboote in die Heimat zurückzuverlegen.

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK (Fortschrei­bung)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bes­tim­men unverän­dert divergierende Eigen­in­ter­essen zahlre­ich­er Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten die Entwicklung.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen in Irak und Syrien fort, wobei sich der Schw­er­punkt nach Syrien ver­lagert hat. Auch dort wird der IS aus immer mehr Gebi­eten ver­drängt. Ziele von Koali­tions-Luftan­grif­f­en sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen und syrisch­er (kur­dis­ch­er) Oppo­si­tion­s­milizen. Zum Ein­satz kom­men zurzeit nur landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Nach Ablaufen der „Nimitz“ ist momen­tan kein US-Flugzeugträger in der Region präsent, aber die derzeit­ige Präsen­zlücke soll durch die zulet­zt im West­paz­i­fik (Nord­ko­rea) operierende „Theodore Roo­sevelt“ Car­ri­er Strike Group (CSG) gefüllt wer­den. Ver­mut­lich ist die CSG nach der „Stärkedemon­stra­tion“ vor Nord­ko­rea bere­its auf dem Weg in die Region.
‘Roo­sevelt’ im West-Paz­i­fik (Foto: US Navy)

In den Seege­bi­eten um die Ara­bis­che Hal­binsel operiert unverän­dert die „Amer­i­ca“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) der US Navy. Eingeschiffte Jagdbomber AV-8B Har­ri­er und Kampfhub­schrauber des US Marine Corps, aber auch mit Schwenkro­tor­flugzeu­gen V‑22 Osprey zu ver­brin­gende Kom­man­dotrup­pen, kön­nen bei Bedarf auch über Land (gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen) einge­set­zt wer­den. Das zur ARG gehörende Dock­lan­dungss­chiff „San Diego“ bleibt abge­set­zt vom Ver­band im Mittelmeer.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Zwar hat Syriens Machthaber al-Assad formell den Kampf gegen IS formell als „siegre­ich been­det“ erk­lärt, aber das war sichtlich ver­früht. Nur wenige Tage nach der „Vertrei­bung des IS aus sein­er let­zten Schlüs­sel­ba­sis“ al-Buka­mal (im Gren­zge­bi­et Syriens zum Irak) musste die rus­sis­che Luft­waffe dort erneut sechs in Zen­tral­rus­s­land ges­tartete Langstreck­en­bomber Tu-22M3 Backfire‑C ein­set­zen. Offen­sichtlich gibt es in al-Buka­mal weit­er­hin heftige Kämpfe, die von Boden­trup­pen der syrischen Armee ohne mas­sive rus­sis­che Luftun­ter­stützung nicht zu gewin­nen sind.

Rus­s­land gibt der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien dur­chaus Pri­or­ität, macht aber unverän­dert keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen. Außer­halb von erk­lärten „De-Eskala­tion­szo­nen“ gel­ten alle gegen das al-Assad-Regime aktiv­en Milizen gle­icher­maßen als Ter­ror­is­ten, und nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe denn auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei bekämpft zwar auch islamistis­che Grup­pen, wid­met sich in ihrem „Kampf gegen Ter­ror­is­mus“ bei gren­züber­schei­t­en­den mil­itärischen Oper­a­tio­nen in Syrien aber bevorzugt der Neu­tral­isierung dor­tiger kur­dis­ch­er Milizen. Glaub­hafte Mel­dun­gen deuten dabei sog­ar auf (vorüberge­hende und örtlich begren­zte) Koop­er­a­tion mit der islamistis­chen al-Nus­ra Front.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung)

Karte: IHS Mon­i­torIn den auf Ini­tia­tive von Rus­s­land, Syrien, dem Iran und der Türkei erk­lärten „De-Eskala­tion­szo­nen“ herrscht weit­ge­hend Ruhe. Inner­halb der Zone bei Idlib bom­bardierten allerd­ings syrische oder rus­sis­che Kampf­flugzeuge ein Wohnge­bi­et, mögl. in Bekämp­fung islamistis­ch­er Milizen, die grund­sät­zlich von allen Feuer­pausen ausgenom­men bleiben. Türkische Trup­pen haben in ein­er gren­züber­schre­i­t­en­den Oper­a­tion Idlib unter ihre Kon­trolle gebracht, wollen nun auf weit­ere Orte vorstoßen. Offizielles Ziel ist die „Gewährleis­tung der Sicher­heit in der bei Idlib ein­gerichteten De-Eskala­tion­szone“. Primäres Oper­a­tionsziel ist aber wohl die Ver­drän­gung der kur­dis­chen YPG-Miliz aus der Region.

Rus­s­land sieht in den „De-Eskala­tion­szo­nen“ die Basis für ein Ende des Bürg­erkrieges. Sie zwän­gen Oppo­si­tion­s­milizen nicht nur zu ver­baler Dis­tanzierung, son­dern ganz real auch zu räum­lich­er Tren­nung von islamistis­chen Ter­ror­grup­pen, und dies eröffne Chan­cen für poli­tis­chen Dia­log. In den Zonen vere­in­barte Feuer­pausen wur­den teil­weise auch schon in formelle regionale Waf­fen­still­stände überführt.

Für einen von den „Garantiemächt­en“ Rus­s­land, Iran und Türkei vorgeschla­ge­nen „Kongress des Nationalen Dialoges“ in Sotschi (Rus­s­land) kann weit­er­hin kein Ter­min genan­nt wer­den. Schon die Ein­ladungsliste für ins­ge­samt 33 Grup­pen stößt auf Wider­stände, die Türkei will sich mit eini­gen kur­dis­chen Grup­pen nicht an einen Tisch set­zen, und die „Syr­i­an Oppo­si­tion Coali­tion“ lehnt das Vorhaben rundweg ab. Nun wollen die Präsi­den­ten Rus­s­lands, des Iran und der Türkei auf einem Gipfel­tr­e­f­fen am 22. Novem­ber in Sotschi das weit­ere Vorge­hen im syrischen Bürg­erkrieg abstimmen.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert weit­er­hin das von der rus­sis­chen Schwarzmeer­flotte geführte Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Kampfein­heit­en sind zurzeit nur die Korvette „Boykiy“ der Baltischen Flotte, der Minen­such­er „Ivan Golo­bets“ der Schwarzmeer­flotte, sowie immer noch die zwei in der Ost­see für die Schwarzmeer­flotte gebaut­en, neuen U‑Boote „Velikiy Nov­gorod“ und „Kolpino“ (KILO-III-Klasse), die ihre Über­führungs­fahrt ins Schwarze Meer nun schon drei Monate lang für einen Ein­satz bei der Med­Sqn unter­brochen haben.

Die Fre­gat­te „Pytliviy“ der Schwarzmeer­flotte ist nach 100 Tagen Mit­telmeere­in­satz am 14. Novem­ber ins Schwarze Meer abgelaufen.

Eben­falls am 14. Novem­ber ver­ließ auch die gemein­sam mit der „Boykiy“ ver­legte Korvette „Soo­brazitel­niy“ das Mit­telmeer. Begleit­et vom Tanker „Kola“ passierte sie den Suezkanal in Rich­tung Rotes Meer. Geplant ist offen­bar ein Präsen­zein­satz (Pira­terie-Bekämp­fung) im Golf von Aden; der Tanker (möglw. auch die Korvette) hat am 17. Novem­ber zur Zwis­chen­ver­sorgung in Dschibu­ti festgemacht.

Ekva­tor’ (Foto: Deutsche Marine)Das Spezialschiff zur Fer­n­melde-/elek­tro­n­is­chen Aufk­lärung „Ekva­tor“ der Schwarzmeer­flotte ist nach fast vier Monat­en Ein­satz im östlichen Mit­telmeer ins Schwarzmeer zurück­gekehrt. Das Schiff der MOMA-Klasse hat neben der Sammlung/Erfassung von Fer­n­melde­v­erkehren und elek­tro­n­is­chen Para­me­tern ver­mut­lich auch die Med­Sqn mit oper­a­tiv­en und tak­tis­chen Lage­in­for­ma­tio­nen versorgt.

Die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen wird nach gut zwei­monatiger „Atem­pause“ wieder in vollem Umfang fort­ge­set­zt. Zurzeit sind drei Lan­dungss­chiffe der Schwarzmeer­flotte und drei der von der rus­sis­chen Marine gebraucht gekauften und formell in ihren Bestand über­nomme­nen Frachtschiffe in die Trans­porte einge­bun­den. Ver­stärkung für „Syr­i­an Express“ kommt aber auch aus anderen Flot­ten. Aktuell hat die Nord­flotte dazu ihr Lan­dungss­chiff „Alek­san­dr Otrakovskiy“, die Baltische Flotte ihr Lan­dungss­chiff „Min­sk“ abgestellt.

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FRANKREICH

Die Piri­ou-Werft in Con­car­neau hat am 13. Novem­ber mit der „Rhone“ das zweite neue Unter­stützungss­chiff vom Typ BSAH zu Wass­er gelassen.

2015 hat­te das Vertei­di­gungsmin­is­teri­um zunächst zwei, ein Jahr später dann weit­ere zwei „Bati­ments de Sou­tien et d’As­sis­tance Hau­turi­er“ (BSAH) bestellt. Die Auf­tragsver­gabe war eigentlich schon 2012 erwartet wor­den, aber zunächst gab es Bud­get­prob­leme, und dann scheit­erte eine erste Auss­chrei­bung, weil keines der Ange­bote im vorgegebe­nen Kosten­rah­men lag. Schließlich erhielt das Ker­ship-Kon­sor­tium aus DCNS (heute Naval Group) und Piri­ou bei einem Stück­preis von 40 Mil­lio­nen Euro den Zuschlag.

Rhone“ und das am 31. Mai zu Wass­er gelassene erste BSAH „Loire“ sollen 2018 geliefert wer­den, „Seine“ und „Garonne“ dann 2019 das Vorhaben abschließen. Jew­eils zwei der Neubaut­en sollen in Brest und Toulon ältere Hochseeschlep­per erset­zen. Design­vor­lage der 70-m-Schiffe (2.700ts) sind kom­merzielle Off­shore Sup­port Ves­sel. Sie kön­nen auf ein­er Lade­fläche auf dem Achter­schiff Con­tain­er (Ein­satz­mod­ule) mit­führen und mit einem bor­deige­nen 12-t-Kran auch selb­st be- und ent­laden. Spezielle Laderäume sind für Waf­fen und Muni­tion vorge­se­hen. Neben den 17 Mann Stammbe­satzung kön­nen weit­ere 12 Per­so­n­en (z.B. Tauch­er, aber auch Kom­man­dotrup­pen) eingeschifft wer­den. Ein 8‑m-Arbeits­boot find­et an Bord eben­so Platz wie Feuer­löschaus­rüs­tung und „Son­der­ausstat­tung zur Unter­stützung von Unterwasser-Operationen“.

Im Ein­satz als Schlep­per sind die BSAH dafür aus­gelegt, auch die strate­gis­chen U‑Boote der LE TRI­OM­PHANT-Klasse, ja sog­ar den Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE auf den Hak­en zu nehmen. Ihre Seeaus­dauer ohne Nachver­sorgung wird mit 30 Tagen angegeben. Das Ein­satzspek­trum schließt auch Search & Res­cue und Umweltschutz ein, aber bei den genan­nten Fähigkeit­en wird klar, dass die BSAH vor allem dafür gedacht sind, den Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE, amphibis­che Ver­bände oder U‑Boote (Spe­cial Forces) in einen Ein­satz zu begleiten.

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HONDURAS

Die kleine „Fuerza Naval de Hon­duras“ (FNH) hat in Kolumbi­en ein amphibis­ches Unter­stützungss­chiff bauen lassen.

Das mit­te­lamerikanis­che Land ver­fügt über keine Werften zum Eigen­bau von mil­itärischen Schif­f­en und Booten und stützt sich daher seit Jahrzehn­ten auf aus­ländis­che Liefer­an­ten. Viele der meist kleinen und kle­in­sten Boote stam­men aus den USA, wur­den auch großteils mit Geldern der US-Mil­itärhil­fe finanziert. Mod­ern­ste „Kampf“-Einheiten sind zwei von der nieder­ländis­chen Damen Schelde für 13 Jahre geleaste Wach­boote vom Typ STAN Patrol 4207. Größtes Schiff war bish­er ein vor fast 30 Jahren in den USA beschafftes 45-m-Lan­dungs­boot, das 2012 zum Mut­ter­schiff für in Küsten­vor­fel­d­op­er­a­tio­nen einge­set­zte, kleine Wach­boote umge­baut wurde.

Eine dezi­dierte logis­tis­che Kom­po­nente gab es bish­er nicht. Um diese Fähigkeit­slücke zu schließen, beauf­tragte man im Novem­ber 2016 die kolumbian­is­che COTECMAR mit dem Bau eines „Buque de Apoyo Logis­ti­co – Cab­o­ta­je” (BAL‑C), eines logis­tis­chen Unter­stützungss­chiffes für den Küsten­bere­ich. Die Werft in Carta­ge­na de Indias (Kolumbi­en) begann sofort mit der Arbeit und kon­nte das Schiff in weniger als einem Jahr fer­tig­stellen. Am 4. Novem­ber wurde die „Gra­cias a Dios“ (FNH-1611) im Marinestützpunkt Puer­to Cortes (Karibikküste) an die FNH übergeben.

Der 49m lange Neubau kann an Deck bis zu 210t Ladung trans­portieren und über eine Bugrampe auch abseits vorhan­den­er Hafen­in­fra­struk­tur umschla­gen. Haup­tauf­gabe der „Gra­cias a Dios“ sind Ver­sorgungs­fahrten ent­lang der Küste, wobei das Schiff bis zu 40 Tage lang eigen­ständig operieren kann. Es bietet aber auch Platz für ein kleines (ggf. durch con­tainer­isierte Mod­ule zu ergänzen­des) Bor­d­hos­pi­tal für einen Nothil­feein­satz nach Naturkatas­tro­phen. Mit nur 10 Kn ist die „Gra­cias a Dios“ nicht son­der­lich schnell, aber sie kann bis zu vier kleine schnelle Boote (Rhib) mit­führen und ist damit auch effek­tiv in der Bekämp­fung des regionalen Dro­gen­schmuggels einsetzbar.

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MAURETANIEN

Baube­ginn für ein in Chi­na bestelltes mod­ernes Landungsschiff.

Am 9. Novem­ber 17 fand in Anwe­sen­heit des eigens dazu angereis­ten mau­re­tanis­chen Marinechefs bei der Wuchang-Werft in Chi­na die feier­liche Kiel­le­gung für das bish­er größte Schiff der kleinen west­afrikanis­chen Marine statt. Eine bei der Feier präsen­tierte Grafik lässt ein 1.750 ts großes Lan­dungss­chiff erken­nen, das deut­liche Ver­wandtschaft zur nur etwas mehr als zehn Jahre alten chi­ne­sis­chen YUN­SHU-Klasse (Type 073A) zeigt.

An Bord find­en bis zu sechs Kampf­panz­er oder 12 mil­itärische LKW Platz, die über Bug- und Heck­rampe in ein durchge­hen­des Lad­edeck ein- und aus­fahren kön­nen. Ein Hub­schrauber­land­edeck ermöglicht Ein­satz eines Hub­schraubers, der jedoch man­gels Hangar nicht per­ma­nent eingeschifft wer­den kann. Das für Mau­re­tanien bes­timmte Schiff soll mehr Fracht trans­potieren kön­nen als die chi­ne­sis­che Design­vor­lage und wohl auch Über­gabesta­tio­nen für Seev­er­sorgung erhalten.

Nicht zulet­zt vor dem Hin­ter­grund neu ent­deck­ter lukra­tiv­er Öl- und Gasvorkom­men hat­te Mau­re­tanien 2014 für seine Marine einen Entwick­lungs­plan vorgestellt, der auf eine deut­liche Verbesserung der Fähigkeit­en zu Hochsee­op­er­a­tio­nen in der Erweit­erten Wirtschaft­szone und zur Kon­trolle der lan­gen, teils nicht durch Landwege erschlosse­nen Küsten set­zte. Im Bestand befan­den sich damals neben eini­gen kle­in­sten Booten nur drei Off­shore Patrol Ves­sel und ein 50 Jahre altes ex-spanis­ches Schiff, die nur begren­zt in der Lage waren, effek­tiv gegen z.B. Fis­chwilderei, Schmuggel und ille­gale Migra­tion vorzugehen.

Beschlossen wurde der Bau von u.a. zwei 63-m-Wach­booten, die noch im gle­ichen Jahr in Chi­na bestellt und 2016 in Dienst gestellt wur­den. Für Oper­a­tio­nen von See nach Land soll­ten drei neue Kom­panien Marine­in­fan­terie aufgestellt und in Küsten­stan­dorten sta­tion­iert wer­den. Um diese auch von See her flex­i­bel ein­set­zen zu kön­nen, wurde ein amphibis­ches Schiff unverzicht­bar. Fol­gerichtig wurde dies im März 2016 bestellt, und erneut ging der Auf­trag nach Chi­na. Jet­zt begann der Bau des Neubaus, der wohl schon im kom­menden Jahr geliefert wer­den soll.

Primär­er Auf­trag des Lan­dungss­chiffes wird der Trans­port von Trup­pen und Aus­rüs­tung, aber es soll auch rein logis­tis­che Ver­sorgungs­fahrten ent­lang der Küste übernehmen, sowie in der Seer­aumüberwachung, im Umweltschutz und im Rah­men des SAR-Dien­stes einge­set­zt werden.

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NORDKOREA (Fortschrei­bung)

Mit “Ver­hän­gung der Todesstrafe für US Präsi­dent Trump” hat Nord­ko­rea nach vorüberge­hen­der Zurück­hal­tung die staatliche Pro­pa­gan­da wieder verschärft.

Unverän­dert wird die “Unver­han­del­barkeit” des Raketen- und Atom­waf­fen­pro­grammes bekräftigt. Diplo­matie könne im Ver­hält­nis zu den USA erst dann eine Rolle spie­len, wenn die Entwick­lung die gesamten USA abdeck­ender, nuk­lear­fähiger Interkon­ti­nen­tal­raketen abgeschlossen sei. Nuk­leare Abschreck­ung sei mit Blick auf das US-Vorge­hen in Irak und Libyen für die exis­ten­tielle Sicherung des Staates unverzicht­bar. US Präsi­dent Trump zeigt sich wider­sprüch­lich. Mal sieht er in Gesprächen nur “pure Zeitver­schwen­dung”, dann wieder fordert er Nord­ko­rea auf, doch endlich “an den Tisch” zu kom­men. Eine von ihm verkün­dete Vere­in­barung mit Chi­na zu einem bilat­er­al abges­timmten “harten Kurs” (nicht nur ein bloßer Stopp des Atom­pro­gramms) gegen Nord­ko­rea wurde in Peking post­wen­dend demen­tiert. So bleibt der von “einge­froren­er Diplo­matie” und der Dro­hung mit “mil­itärischen Optio­nen” geprägte Sta­tus vor­erst unverän­dert, wobei neue Rateken­tests oder auch ein weit­er­er Atom­test die Lage jed­erzeit sehr kurzfristig wieder ver­schär­fen können.

Vom 11. bis 14. Novem­ber hat die US Navy in der Japansee ihre angekündigten „Three Car­ri­er Exer­cise“ durchge­führt. Neben den Car­ri­er Strike Groups (CSG) der Flugzeugträger „Ronald Rea­gan“, „Theodore Roo­sevelt“ und „Nimitz“ waren auch der japanis­che Hub­schrauberträger „Ise“ sowie weit­ere Kampf­schiffe der japanis­chen und süd­ko­re­anis­chen Marine beteiligt. Nord­ko­rea beschw­erte sich formell beim UN Sicher­heit­srat über den „offen­sichtlichen Auf­marsch zu einem nuk­learen Enthaup­tungss­chlag“; die Lage habe sich auf ein „in der Geschichte noch nie dagewe­senes Niveau verschärft“.

Als Übungsin­halte wur­den vor­ab nur sehr vage defen­sive „Mar­itime Air Oper­a­tions, Flu­gab­wehr und Luftraumvertei­di­gung sowie Seer­aumüberwachung und Ver­sorgung in See genan­nt. Ein über­greifend­es (fik­tives) Szenario gab es offen­bar nicht. Zen­trales Ereig­nis war gle­ich zu Übungs­be­ginn ein aus allen Blick­winkeln fotografiertes und öffentlichkeitswirk­sam präsen­tiertes For­ma­tions­fahren aller beteiligten Ein­heit­en. Dass es anschließend prak­tisch kein­er­lei Mel­dun­gen zum weit­eren Ver­lauf gab, zeigt, dass die Übung wenig mehr als bloße „Stärkedemon­stra­tion“ war. Im US-Kongress wurde denn auch „Mur­ren“ über die mit der Ver­legung der drei CSG ver­bun­de­nen hohen Kosten laut. Man muss hier aber auch sehen, dass die „Ronald Rea­gan“ in der Region (Japan) sta­tion­iert ist, und die bei­den anderen Flugzeugträger auf dem Weg in einen geplanten Ein­satz im Per­sis­chen Golf bzw. auf der Rück­kehr von dort nur einen „Abstech­er“ gemacht haben.

Weit­ere gemein­same Oper­a­tio­nen der drei US-Trägerkampf­grup­pen gibt es offen­bar nicht. Die „Ronald Rea­gan“ ist unmit­tel­bar nach Übungsende nach Süden abge­laufen. Vom 16. bis 26. Novem­ber nimmt sie vor Oki­nawa (Japan) und in der Philip­pinensee an der jährlichen bilat­eralen teil­stre­itkraftüber­greifend­en Übung „Annualex 2017“ mit japanis­chen Stre­itkräften teil.

Zu den bei­den anderen Flugzeugträgern „Theodore Roo­sevelt“ und „Nimitz“ gibt es seit Übungsende keine Mel­dun­gen mehr. Ver­mut­lich ist die „Theodore Roo­sevelt“ CSG bere­its auf dem Weg in den Indis­chen Ozean / Per­sis­chen Golf, während sich’­Daqing’ schießt RBU 1200 (Foto: MoD Chi­na) die „Nimitz“ CSG noch im West­paz­i­fik aufhält, aber allmäh­lich Kurs auf Hawaii und dann San Diego (Kali­fornien) und schließlich Heimath­afen Everett (Wash­ing­ton) nimmt.

Kurz vor den Aktiv­itäten der drei amerikanis­chen CSG und der japanis­chen und süd­ko­re­anis­chen Marine in der Japansee, hat die chi­ne­sis­che Marine auf der anderen Seite der kore­anis­chen Hal­binsel geübt. Bei der fün­ftägi­gen (7. bis 11. Novem­ber) „Übung unter real­is­tis­chen Bedin­gun­gen“ führten Ein­heit­en der Nord­flotte im Gel­ben Meer auch Schießab­schnitte mit schar­fer Muni­tion durch. Das Foto zeigt die Fre­gat­te „Daqing“ (JIANGKAI-II-Klasse) beim Schießen von U‑Jagdraketen RBU 1200.

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USA

Eine ins Gespräch gebrachte Reak­tivierung aus­ge­mustert­er und aufgelegter Fre­gat­ten der OLIVER HAZARD PER­RY-Klasse stößt zunehmend auf Skepsis.

Im Juni hat­te Marinebe­fehlshaber Admi­ral Richard­son Vorschläge aufge­grif­f­en, nach denen eine Reak­tivierung von acht der alten Fre­gat­ten eine gute Möglichkeit biete, den Weg zum erk­lärten Ziel ein­er „355-Schiffe-Flotte“ abzukürzen und diese vielle­icht schon 2030 zu real­isieren. Eine von ihm einge­set­zte Arbeits­grupe sollte dies genauer unter­suchen. Ein nun an die Medi­en „geleak­tes“ internes Mem­o­ran­dum emp­fiehlt einen Verzicht auf diese Option.

Von zurzeit noch zehn, teils schon seit Jahren in US-Häfen aufliegen­den PERRY seien zwei bere­its fest ein­er befre­un­de­ten Marine zuge­sagt; ein Schiff sei nicht mehr seetüchtig. Grundüber­hol­ung und Mod­ernisierung der verbleiben­den sieben Fre­gat­ten würde deut­lich mehr als 3 Mrd. Dol­lar (mehr als den früheren Neupreis) kosten; incl. der Betrieb­skosten über die kom­menden zehn Jahre müsse die US Navy sog­ar 4,3 Mrd Dol­lar veranschlagen.

Im Endergeb­nis würde man dann jedoch Schiffe mit nur geringem Ein­satzw­ert erhal­ten. Die Möglichkeit­en zu ein­er Nachrüs­tung mod­ern­er Waf­fen­sys­teme seien sehr begren­zt, und die wieder­hergestell­ten Schiffe wären besten­falls in „very low-end mis­sions“ wie z.B. der Bekämp­fung des Dro­gen­schmuggels nutzbar.

Die für eine „Wieder­bele­bung“ der Fre­gat­ten aufzuwen­den­den Mit­tel wür­den ohne einen (nicht zu erwartenden) Zusatzhaushalt zwangsläu­fig die Beschaf­fung und Entwick­lung neuer Kampf­schiffe wie z.B. der geplanten Fre­gat­ten FFG(X) verzögern. Die Arbeits­gruppe schlägt in ihrem Papi­er denn auch vor, die Option ein­er Reak­tivierung von PER­RY-Fre­gat­ten nicht weit­er zu ver­fol­gen und die dafür angedacht­en Mit­tel in eine Life-Time Exten­sion von Kreuzern und Zer­stör­ern sowie die Beschaf­fung zusät­zlich­er Lit­toral Com­bat Ships zu investieren.

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VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE

Die VAE-Marine hat in Frankre­ich zwei Korvet­ten vom Typ GOWIND-2500 bestellt.

Am Rande eines Staats­be­such­es des franzö­sis­chen Präsi­den­ten Macron in den Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rat­en wur­den am 9. Novem­ber in Abu Dhabi die Verträge unterze­ich­net. Sie sehen einen Bau der Schiffe durch die franzö­sis­che Naval Group (früher DCNS) in Lori­ent vor, wobei die heimis­che Abu Dhabi Ship­build­ing (ADSB) in ein­er Joint Cen­ture zuar­beit­et, ver­mut­lich einen Teil der Endaus­rüs­tung durch­führt. Die Verträge bein­hal­ten Optio­nen für weit­ere zwei Schiffe.

Schon vor Jahren hat­te die VAE-Marine einen Bedarf an mit­tel­großen Mehrzweck-Kampf­schif­f­en angemeldet, die für Hochsee­op­er­a­tio­nen im erweit­erten Küsten­vor­feld opti­miert und — mit Blick auf Iran — vor allem auch U‑Jagd-fähig sein soll­ten. Bei den 2003 in Frankre­ich bestell­ten und in den let­zten Jahren in Dienst gestell­ten Korvet­ten der BAY­NUNAH-Klasse war — aus welchen Grün­den auch immer – auf diese nur wenig später schon schmer­zlich ver­mis­ste Fähigkeit verzichtet wor­den. Die BAYNUNAH haben zwar ein Sonarg­erät, welch­es allerd­ings nur zur Minen­mei­dung dient.

Schon 2012 hat­te man mehrere inter­na­tionale Schiff­bauer mit einem Request for Pro­pos­als dies­bezüglich angeschrieben, wohl auch mehrere Antworten erhal­ten, sich aber bish­er noch nicht entsch­ieden. In ein­er Zwis­chen­lö­sung wurde bei der ital­ienis­chen Fin­cantieri eine einzelne, für U‑Jagd aus­gerüstete Korvette bestellt. Die auf dem Design der ital­ienis­chen COMAN­DANTE-Klasse basierende „Abu Dhabi“ ist seit 2013 in Dienst; eine Option auf ein Schwest­er­schiff wurde aber nicht wahrgenom­men. Man kann wohl davon aus­ge­hen, dass die franzö­sis­che Naval Group in den let­zten Jahren mit ziel­gerichtetem Lob­by­is­mus „immer am Ball“ geblieben ist und nun mit per­sön­lich­er Für­sprache des franzö­sis­chen Präsi­den­ten den Auf­trag tat­säch­lich in trock­ene Tüch­er brin­gen konnte.

Bei den für die VAE-Marine zu bauen­den Korvet­ten han­delt es sich um Schiffe der von Naval Group in diversen Vari­anten ange­bote­nen GOWIND-Fam­i­lie. Expliz­it ist die Rede von der Vari­ante GOWIND-2500, die zurzeit auch von den Mari­nen Ägyptens und Malaysias beschafft wird. Details zu Aus­rüs­tung und Bewaffnung wur­den zwar noch nicht genan­nt; all­ge­mein wird aber davon aus­ge­gan­gen, dass die VAE-Schiffe im Wesentlichen denen für Ägypten und Malaysia entsprechen werden.

Deren 102-m-Korvet­ten ver­drän­gen 2.600ts und haben mit Diese­lantrieb (CODAD) eine oper­a­tive Reich­weite von mehr als 3.500sm; sie erre­ichen eine Höch­st­geschwindigkeit von 25 Kn. Als Bewaffnung wer­den Seeziel-FK Exo­cet, Nah­bere­ichs-Flu­gab­wehr-FK MICA (Senkrecht­start­sys­tem), ein 76-mm-Geschütz und Tor­pe­dos genan­nt. Rumpf­sonar und tiefen­vari­ables Schlepp­sonar geben sub­stantielle U‑Jagdfähigkeit, und in einem Hangar kann ein mit­tel­großer U‑Jagdhubschrauber per­ma­nent mit­ge­führt wer­den. Aus seitlichen Veran­das aus­set­zbare Bei­boote (RHIB) erweit­ern das oper­a­tive Spektrum.

Bewaffnung und Aus­rüs­tung wer­den einen Ein­satz in fast dem gesamten Spek­trum mod­ern­er Seekriegs­führung erlauben. Die neuen Schiffe kön­nen auch als Ein­satz­plat­tfor­men für Kom­man­dotrup­pen dienen oder in asym­metrischen Szenar­ien (Bekämp­fung von Piraterie/Terrorismus, Schutz von Off­shore Anla­gen, Umweltschutz, Search & Res­cue, human­itäre Hil­feleis­tung) einge­set­zt wer­den. Ter­mine für Baube­ginn, Liefer­ung und Indi­en­st­stel­lung der neuen VAE-Kampf­schiffe wer­den noch nicht genannt.

Kurz­fas­sung
MarineForum Wochenschau vom 17. November 2017
Artikelüber­schrift
Marine­Fo­rum Wochen­schau vom 17. Novem­ber 2017
Erk­lärung
Das Geschehen auf den Welt­meeren in der wöchentlichen Übersicht
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