MarineForum Wochenschau vom 19. April 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vor­rangig von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors und von den Bürg­erkriegen in Syrien und Jemen bestimmt.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.
Marineforum

ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Syrien und Irak bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwicklung.

Rus­s­land hat eine nach dem US-Luftschlag gegen eine syrische Luft­waf­fen­ba­sis aufgekündigte Koop­er­a­tion zum „De-Con­flict­ing“ von Flugzeugein­sätzen mit den USA wieder in Kraft geset­zt. Im syrischen Bürg­erkrieg erk­lärte „Sicher­heit­szo­nen“ (s.u.) wer­den von Rus­s­land auch als Flugver­bot­szo­nen ver­standen. Die USA wollen ihre Kampf­flugzeuge auch weit­er­hin über­all dort ein­set­zen, wo islamistis­che Ter­ror­is­ten zu bekämpfen sind.

SYRIENIRAK: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der unverän­dert andauern­den Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge und von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge und Drohnen der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ wird zwar seit gut zehn Tagen nicht gemeldet, hat den Per­sis­chen Golf aber offen­bar nicht ver­lassen. Ver­mut­lich set­zt er weit­er­hin seine Kampf­flugzeuge aus dem nord­west­lichen Per­sis­chen Golf her­aus gegen IS-Ziele in Irak und Syrien ein, oder aber ist zwis­chen­zeitlich zu Nachver­sorgung und Wartung in Man­a­ma (Bahrain) eingelaufen.

SYRIEN: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; alle gel­ten gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte ger­ade auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind.

Die Türkei ist im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik neben dem Kampf gegen IS vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (dazu gehören auch von den USA unter­stützte Milizen) zu „neu­tral­isieren“ und möglichst weit nach Osten bis in den Irak abzudrängen.

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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN

Nach offiziellen rus­sis­chen Angaben herrscht in den in Astana (Kasach­stan) von Rus­s­land, Iran, Türkei und Syrien gemein­sam erk­lärten vier „De-Eskala­tion­szo­nen“ weit­ge­hend Ruhe. Allerd­ings liegen die Zonen in west­lichen Lan­desteilen, in denen syrische Regierungstrup­pen mit Unter­stützung Rus­s­lands, des Iran und der libane­sis­chen His­bol­lah in den let­zten Monat­en weit­ge­hend die Ober­hand gewon­nen haben.

Die syrische Oppo­si­tion sieht in der Erk­lärung der Zonen vor allem ein Bestreben, diesen Zus­tand zu zemen­tieren und so Freiräume für Oper­a­tio­nen in anderen Gebi­eten zu gewinnen.

Ander­norts dauern die Kämpfe an, wobei islamistis­che Ter­rormilizen von vorn­here­in von allen Feuer­pausen ausgenom­men bleiben. Bei der am 16. Mai begonnenen, ins­ge­samt 6. Gespräch­srunde in Genf (Schweiz) haben sich die Kon­flikt- parteien erst­mals darauf ver­ständigt, Komi­tees zur Diskus­sion von „Ver­fas­sungs­the­men“ zu bilden. Die Grund­po­si­tio­nen bleiben allerd­ings unverän­dert. Während die syrische Regierung auf einem Verbleib von Präsi­dent Assad behar­rt, ist eine von diesem geführte Über­gangsregierung für die Oppo­si­tion inakzeptabel.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert weit­er­hin das von der rus­sis­chen Schwarzmeer­flotte geführte Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zum Ver­band gehören zurzeit neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en die Fre­gat­ten „Admi­ral Grig­orovich“ und „Admi­ral Essen“, der Minen­such­er „Valentin Pikul“, sowie — möglicher­weise — auch der Zer­stör­er „Severo­morsk“.

Die „Admi­ral Grig­orovich“ soll dem Ver­band „bis zum Som­mer“ zugeteilt sein; die „Admi­ral Essen“ dürfte dage­gen nur kurzzeit­ig zur Med­Sqn gehören. Der Neubau befind­et sich auf der Über­führungs­fahrt aus der Ost­see zur Schwarzmeer­flotte. Mit Pas­sage der Straße von Gibral­tar (5. Mai) ‘Krasnodar’ (Foto via flot.com)hat das rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­teri­um die „mit Marschflugkör­pern Kali­br bestück­te“ Fre­gat­te als Teil der Med­Sqn erk­lärt. Am 15. Mai lief die „Admi­ral Essen“ zu ein­er Nachver­sorgung in Limas­sol (Zypern) ein.

Auf der Über­führungs­fahrt aus der Ost­see ins Schwarzmeer befind­et sich auch das vierte für die rus­sis­che Schwarzmeer­flotte bes­timmte, neue U‑Boot der KILO-III-Klasse. Die „Krasnodar“ passierte am 13. Mai die Straße von Gibral­tar und wurde — beschat­tet von einem FK-Kreuzer der US Navy — am 15. Mai mit Ostkurs vor der algerischen Küste gemeldet. Ver­mut­lich wird das rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­teri­um in den kom­menden Tagen auch die „Krasnodar“ als in die Med­Sqn inte­gri­ert melden.

Dem Nord­flot­ten­z­er­stör­er „Severo­morsk“ dürfte nur ein kurz­er Ein­satz im östlichen Mit­telmeer beschert sein; er wird bish­er auch nicht offiziell als der Med­Sqn zuge­hörig genan­nt. Der Zer­stör­er ist schon seit Okto­ber unter­wegs, hat­te damals zusam­men mit dem Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“ ins Mit­telmeer ver­legt, danach Afri­ka umrun­det und war dann über­raschend durch die Straße von Gibral­ter erneut ins Mit­telmeer ein­ge­laufen. Zuk­let­zt wurde die „Severo­morsk“ am 3. Mai bei Nachver­sorgung in Limas­sol (Zypern) gemeldet.

Die meist nur untätig vor der syrischen Küste in See ste­hende Med­Sqn plant offen­bar eine größere Übung. Für den Zeitraum vom 24.–27. Mai wurde im östlichen Mit­telmeer ein größeres Warnge­bi­et „für ein FK-Schießen“ erklärt.

Welche Ein­heit­en dabei welche Flugkör­p­er schießen sollen, ist bish­er offen. Anlage und Aus­dehnung (120sm) des Gebi­etes kön­nten auf ein Seeziel-FK-Schießen aus der südöstlichen Ecke in nord­west­liche Rich­tung deuten, aber natür­lich ist auch Flu­gab­wehr-Fk-Schießen möglich. Rus­s­land hat übri­gens im Mit­telmeer schon mehrfach Warnge­bi­ete erk­lärt, in denen es dann über­haupt keine Aktiv­itäten gab. Ungewöhn­lich ist die Lage des nun erk­lärten Gebi­etes vor der Küste Ostlibyens (frühere Warnge­bi­ete fan­den sich zwis­chen Zypern und Syrien). Schon mehrfach hat Rus­s­land den Wun­sch zu engeren Kon­tak­te zum ostlibyschen (Tobruk) Machthaber Feld­marschall Haf­tar erken­nen lassen. Erst im Jan­u­ar hat­te sog­ar der Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“ einen Abstech­er vor die ostlibysche Küste gemacht, um diesen vor Tobruk an Bord zu begrüßen.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub für die dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Jede Woche passieren mehrere Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch dazu ver­legte Ein­heit­en der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei und Deutsch­land gekaufte und teils als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Trans­portiert wird zurzeit vor allem auch Bau­ma­te­r­i­al für die begonnenen Arbeit­en zur Erweiterung der rus­sis­chen logis­tis­chen Basis in Tar­tus (Syrien).

Türkische Medi­en bericht­en über einen ver­stärk­ten Schutz der rus­sis­chen Schiffe bei der Pas­sage der türkischen Meeren­gen. Ange­blich (offiziell wird dies demen­tiert) soll der türkische Geheim­di­enst von Plä­nen islamistis­ch­er Ter­ror­is­ten (IS) erfahren haben, rus­sis­che Kriegss­chiffe im Bosporus von Land aus zu beschießen. Die Sicher­heits­maß­nah­men an Land seien deut­lich ver­schärft wor­den, und jedes rus­sis­che Schiff werde nun von zwei Booten statt bish­er einem Boot der türkischen Küstenwache begleit­et und überdies von Hub­schraubern aus der Luft gesichert.

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ALGERIEN

Die zweite bei tkMS in Kiel für die algerische Marine gebaute Fre­gat­te hat die Ver­legung in die kün­ftige Heimat begonnen.

Am 15. Mai machte sich die „El Moudamir“ in Kiel durch den Nord-Ost­seekanal auf den Weg in Rich­tung Nord­see. Das Beschaf­fung­spro­jekt der algerischen Marine ist damit — zumin­d­est vor­erst — abgeschlossen. Ange­blich soll eine Option für noch zwei weit­ere Fre­gat­ten beste­hen, aber konkrete Aufträge dazu gibt es offen­bar noch nicht.

Im Früh­jahr 2011 hat­ten Medi­en erst­mals über ein Inter­esse der algerischen Marine an deutschen Fre­gat­ten MEKO A‑200, ähn­lich der von tkMS für Südafri­ka gebaut­en VAL­OUR-Klasse (MEKO A‑200SAN) berichtet. Im März 2012 wur­den dann tat­säch­lich Verträge über zwei Fre­gat­ten MEKO A‑200ALG sowie sechs Bor­d­hub­schrauber Super Lynx unterzeichnet.

Par­al­lel zu den zwei deutschen Fre­gat­ten hat­te Alge­rien in Chi­na noch drei Mehrzweck­ko­rvet­ten vom Typ C28A (120m; 2.880 ts) bestellt. Auch diese Schiffe, bei deren Aus­rüs­tung die algerische Marine auf einen Mix chi­ne­sis­ch­er und west­lich­er Sys­teme geset­zt hat, sind inzwis­chen in Alge­rien eingetroffen.

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NORDKOREA

Mit einem neuer­lichen Rake­ten­test hat Nord­ko­rea die zulet­zt etwas entschärft erscheinende Lage auf der kore­anis­chen Hal­binsel nun doch wieder eskaliert.
Am 14. Mai wurde eine Mit­tel­streck­en­rakete vom neuen Typ „Hwa­song-12“ von einem Test­gelände im Nord­west­en des Lan­des über Nord­ko­rea hin­weg nach Nor­dosten in die Japansee geschossen. Nach gut 800km Flug „in Rich­tung Wladi­wos­tok“ stürzte der Flugkör­p­er knapp außer­halb der rus­sis­chen Wirtschaft­szone ins Meer. Die Rakete fol­gte ein­er deut­lich über­höht­en Flug­bahn (mehr als 2.100km hoch), was auf eine bewusst deut­lich verkürzte Reich­weite hin­weist. Experten schätzen die mögliche Reich­weite auf etwa 4.500km, und Nord­ko­rea behauptete denn auch, die „Hwa­song-12“ könne US-Gebi­et in Alas­ka und auf Guam erre­ichen – und einen nuk­learen Gefecht­skopf tra­gen. Der von Staatschef Kim Jon-un „per­sön­lich geleit­ete“ Testschuss habe der Erprobung des Wiedere­in­tritts eines Gefecht­skopfes in die Atmo­sphäre gedi­ent. Der UN Sicher­heit­srat verurteilte ein­stim­mig die neue Provokation.

Neue Infor­ma­tio­nen deuten darauf hin, dass Nord­ko­rea am Tag der Stre­itkräfte (20. April) tat­säch­lich einen neuen Atom­test geplant hat­te, auf diesen dann aber nach unmissver­ständlichen Dro­hun­gen Chi­nas mit Ein­stel­lung des gesamten Han­dels Trup­pen­be­we­gun­gen in Rich­tung Gren­ze zunächst verzichtete. Der Test scheint allerd­ings nur einge­froren, nicht abge­sagt. Experten zufolge sind Vor­bere­itun­gen am Atom­test­gelände Pung­gye-ri so weit abgeschlossen, dass er jed­erzeit auch sehr kurzfristig durchge­führt wer­den kann.

Während Chi­na weit­er­hin auf ver­stärk­ten poli­tis­chen und wirtschaftlichen Druck auf das Regime in Nord­ko­rea set­zt, schließen die USA unverän­dert auch mil­itärische Optio­nen nicht aus. Medi­en­bericht­en zufol­he haben in Süd­ko­rea sta­tion­ierte US-Trup­pen (2. Infantry Divi­sion) ange­blich bere­its geübt, mit Luft­lande­op­er­a­tio­nen (Hub­schrauber) nord­ko­re­anis­che Massen­ver­nich­tungswaf­fen unter Kon­trolle zu brin­gen oder zu zer­stören. Für Japan ist der neue Rake­ten­test Anlass, über weit­er verbesserte Raketen­ab­wehrsys­teme (u.a. „Aegis Ashore“) nachzu­denken. Der neue süd­ko­re­anis­che Präsi­dent sucht nach Möglichkeit­en ein­er „koop­er­a­tiv­en Annäherung“, möchte auch die von Nord­ko­rea gekappte „Hot-Line“ wieder aktivieren. Darüber hin­aus bemüht sich ange­blich Chi­na, hin­ter den Kulis­sen auch direk­te Kon­tak­te zwis­chen Nord­ko­rea und den USA herzustellen.

Die „Carl Vin­son“ Car­ri­er Strike Group der US Navy operiert weit­er­hin in der Region, wird zulet­zt aber nicht mehr in der Japansee, son­dern nur sehr vage im West­paz­i­fik gemeldet. Mit über Ende Mai hin­aus nochmals ver­längertem („open end­ed“) Ein­satz bleibt „demon­stra­tive Präsenz“ primär­er Auf­trag. Seit dem 16. Mai ste­ht mit der „Ronald Rea­gan“ nun noch ein zweit­er US-Flugzeugträger in der Region in See. Der in Yoko­su­ka (Japan) behei­matete Flugzeugträger hat nach offiziellen Angaben die schon länger geplante, rou­tinemäßige „West Pacif­ic Patrol 2017“ durch, wird am 18. Mai „südlich von Japan“ gemeldet. Für die „Ronald Rea­gan“ sollen in den kom­menden Tagen gemein­same Übun­gen („dual-car­ri­er exer­cis­es“) mit der „Carl Vin­son“ Car­ri­er Strike Group geplant sein.

In Gewässern um die kore­anis­che Hal­binsel operiert weit­er­hin auch das US-U-Boot “Michi­gan“. Das mod­i­fizierte frühere strate­gis­che U‑Boot der OHIO-Klasse führt anstelle der früheren Atom­raketen mehr als 180 Marschflugkör­p­er Tom­a­hawk mit und kann überdies Kampf­schwim­mer für Kom­man­do­op­er­a­tio­nen einsetzen.

Ende Mai pla­nen die US-Stre­itkräfte einen größeren Raketen­ab­wehrtest. Im Rah­men von „FTG-15“ soll erst­mals über­haupt ein von Kali­fornien zu star­tender, bodengestützter Abwehr-Flugkör­p­er einen über den Paz­i­fik hin­weg US-Ter­ri­to­ri­um anfliegen­den Ziel­d­arstel­lungskör­p­er auf seinem mit­tleren Flug­weg (außer­halb der Atmo­sphäre) abfan­gen. Der prax­is­na­he (“threat-rep­re­sen­ta­tive“) Test soll die Fähigkeit zur effek­tiv­en Bekämp­fung von Interkon­ti­nen­tal­raketen nach­weisen. Zur Unter­stützung wurde das Raketen­ver­mes­sungss­chiff „Pacif­ic Col­lec­tor“ bere­its nach Hawaii verlegt.

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RUSSLAND

Ein Jahr später als geplant hat die Nord­w­erft in St. Peters­burg ein zweites Spezialschiff zur Fer­n­melde-/elek­tro­n­is­chen Aufk­lärung der IVANOV-Klasse zu Wass­er gelassen.

Eigentlich war der Stapel­lauf der im Herb­st 2013 auf Kiel gelegten „Ivan Khurs“ schon im zweit­en Quar­tal 2016 geplant, musste dann aber immer wieder ver­schoben wer­den. Die Werft ste­ht zurzeit auch im „Kum­mer gewohn­ten“ Rus­s­land unter zunehmender Kri­tik, staatliche Aufträge nicht zeit­gerecht erfüllen zu kön­nen; erst vor weni­gen Monat­en war der Direk­tor ent­lassen worden.

Die „Ivan Khurs“ ist das zweite neue SIGINT(Signals Intelligence)-Schiff der rus­sis­chen Marine. Typ­schiff „Yuri Ivanov“ war im Juli 2016 bei der Nord­flotte in Dienst gestellt wor­den. Die hochseefähi­gen 4.000-ts (95m) Schiffe des „Pro­jek­tes 18280“ sollen ver­mut­lich die Flot­ten in ihren oper­a­tiv­en Ein­satzge­bi­eten direkt mit operativen/taktischen Infor­ma­tio­nen unter­stützen. Die IVANOV-Klasse kön­nte hier die Nach­folge der noch aus den 1960-er Jahren stam­menden Schiffe der MOMA-Klasse antreten, von denen die verbliebe­nen zwei bei der Schwarzmeer­flotte Dienst tun.

Im offiziellen Sprachge­brauch wird die „Ivan Khurs“ auch bere­its als Ersatz die für kür­zlich vor dem Bosporus gesunke­nen „Liman“ beze­ich­net, deren Schwest­er­schiff „Kildin“ zurzeit im östlichen Mit­telmeer das Mit­telmeergeschwad­er und die im syrischen Bürg­erkrieg einge­set­zten Trup­pen unter­stützt. Hochseefähigkeit und mit 8.000sm angegebene oper­a­tive Reich­weite befähi­gen die Neubaut­en aber auch zu vom Gen­er­al­stab geführten glob­alen Ein­sätzen zur Gewin­nung strate­gis­ch­er Infor­ma­tio­nen. Solche Aufk­lärung­sein­sätze wer­den zurzeit von SIG­INT-Schif­f­en mit dem Des­ig­na­tor SSV (BALZAM- und VISH­NIYA-Klasse) durchgeführt.

Die Neubaut­en der IVANOV-Klasse sind mit mod­ern­sten Geräten und Anla­gen zur Erfas­sung von elek­tro­n­is­chen Para­me­tern (Radar-/Waf­fen­lei­tan­la­gen, Flugkör­p­er-Suchköpfe, etc.) und Fer­n­melde­v­erkehren aus­ges­tat­tet. Bis zu 131 Mann Stammbe­satzung und Spezial­is­ten find­en auf ihnen Platz. Für die nun zu Wass­er gelassene „Ivan Khurs“ ste­hen noch in diesem Monat erste Stand­proben an der Pier auf dem Pro­gramm. Im Sep­tem­ber sollen dann Erprobun­gen in See begin­nen und auch zügig in die staatliche Abnahme mün­den. Noch in diesem Jahr soll der Naubau bei der Schwarzmeer­flotte in Dienst gestellt wer­den. Die Marine­pla­nung sieht für „Pro­jekt 18280“ bis 2025 noch zwei weit­ere Schiffe vor.

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SINGAPUR

Mit einem Inter­na­tion­al Mar­itime Review (IMR) feierte die Repub­lic of Sin­ga­pore Navy (RSN) am 15. Mai ihren 50. Geburt­stag (5.Mai 1967).

Ins­ge­samt 46 Kriegss­chiffe, Boote und U‑Boote der RSN und 20 ander­er Mari­nen sowie mehrere Flugzeuge und Hub­schrauber nah­men an ein­er von Singapur’s Präsi­dent Tony Tan Keng Yam abgenomme­nen Seepa­rade teil. Spek­takulärstes Schiff war sich­er der japanis­che Hub­schrauberträger „Izu­mo“, der sich hier erst­mals im Aus­land präsen­tierte. Thai­land hat­te seinen Flugzeugträger „Chakri Narue­bet“ geschickt, die rus­sis­che Marine war mit dem FK-Kreuzer „Varyag“, dem Flag­gschiff ihrer Paz­i­fik­flotte vertreten. Weit­ere Ein­heit­en kamen aus Aus­tralien, Banglade­sch, Brunei, Chi­na, Frankre­ich, Indi­en, Indone­sien, Kana­da, Malaysia, Myan­mar, Neusee­land, Pak­istan, den Philip­pinen, Süd­ko­rea, Sri Lan­ka, den USA und Vietnam.

Der Seepa­rade vor­ange­gan­gen waren drei räum­lich getren­nte „Group Sails“, bei denen in ein­er Mul­ti­lat­er­al Sea Exer­cise (WMSX) die teil­nehmenden Ein­heit­en unter Führung von Fre­gat­ten der RSN in gemis­cht­en „Flot­tillen“ vom 9.–13. Mai auf dem Anmarsch nach Sin­ga­pur in See gemein­sam manövierten und Fer­n­meldeübun­gen durch­führten. Par­al­lel dazu fand in der Chan­gi Naval Base das 6. West­ern Pacif­ic Naval Sym­po­sium (WPNS) statt, an dem mehr als 40 Flag­gof­fiziere zahlre­ich­er Mari­nen teilnahmen.

Seepa­rade des Inter­na­tion­al Mar­itime Review und Sym­po­sium waren bei Weit­em nicht die einzi­gen Ver­anstal­tun­gen zum „Gold­e­nen Jubiläum“ der RSN. In ein­er ganzen Serie von „Events“ gab es u.a. Paraden an Land und die formelle Indi­en­st­stel­lung der „Inde­pen­dence“, der ersten von acht neuen, für die RSN gebaut­en Korvet­ten (Lit­toral Mis­sion Ves­sels — LMV).

Schließlich bilde­ten die Geburt­stags­feiern der RSN auch den Rah­men für den Startschuss zur diesjähri­gen, in Sin­ga­pur abge­hal­te­nen Inter­na­tion­al Mar­itime Defence Exhi­bi­tion (IMDEX Asia). Bis zum 18. Mai stell­ten 230 Fir­men aus 29 Län­dern ihre Pro­duk­te zur Schau. Fast alle zum IMR angereis­ten aus­ländis­chen Kriegss­chiffe waren nach der Seepa­rade noch in Sin­ga­pur geblieben, um sich im Rah­men von IMDEX Asia in der Chan­gi Naval Base auch noch an der Pier zu präsentieren.

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SPANIEN

Vier Jahre nach Aus­musterung kon­nte die spanis­che Marine ihren früheren Flugzeugträger „Principe de Asturias“ endlich verkaufen.

Im Feb­ru­ar 2013 hat­te die spanis­che Marine das Schiff offiziell aus dem oper­a­tiv­en Betrieb ver­ab­schiedet und einige Wochen später zur formellen Außer­di­en­st­stel­lung nach Fer­rol ver­legt. Der 17.000 ts große Flugzeugträger gehörte mit etwas weniger als 25 Dien­st­jahren zwar nicht unbe­d­ingt zum „alten Eisen“, aber eine eigentlich schon 2008 geplante Mod­ernisierung lag seit Jahren als nicht finanzier­bar auf Eis, und auch für „Weit­er­be­trieb unter wirtschaftlichen Gesicht­spunk­ten“ fehlte das Geld. Zunächst war wohl noch eine Ein­mot­tung zum Erhalt im Reser­ves­ta­tus über­legt wor­den, aber rel­a­tiv schnell kam man dann zur Erken­nt­nis, dass auch dies finanziell keinen Sinn machen würde. Zudem hat­te die spanis­che Marine ja auch ger­ade erst den eben­falls als „Seekriegsmit­tel zur Macht­pro­jek­tion“ klas­si­fizierten Hub­schrauberträger „Juan Car­los I“ beschafft, der neben Hub­schraubern auch Senkrecht­starter Har­ri­er ein­set­zen kann.

In den let­zten Jahren wurde offen­bar zunächst ein Käufer gesucht, der den Flugzeugträger weit­er bei sein­er Marine betreiben würde. Medi­en berichteten auch mehrfach über ange­blich kurz vor dem Abschluss ste­hende Ver­hand­lun­gen, bracht­en hier sog­ar Ango­la ins Gespräch (was Experten sofort als „lächer­lich“ abtat­en). Im März 2016 wurde die „Principe de Asturias“ dann zum ersten Mal auf ein­er Auk­tion zur Ver­schrot­tung ange­boten, aber bei gefordertem Min­dest­ge­bot von 4,8 Mio. Euro wollte noch nie­mand zugreifen. Mit deut­lich niedrigeren Preisvorstel­lun­gen hat­te man nun aber Erfolg. Für 2,7 Mio. Euro ging der Flugzeugträger in den Besitz ein­er Abwrack­fir­ma über und wird dem­nächst seine let­zte Reise zur Ver­schrot­tung in Alia­ga (Türkei) antreten.

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TÜRKEI

Gut sechs Wochen nach der Schwarzmeer-Haup­tübung „Deniz Yildizi 2017“ hat nun auch in Mit­telmeer und Ägäis die jährliche Haup­tübung begonnen.

Sämtliche ein­satzk­laren Ein­heit­en der Flotte nehmen seit dem 13. Mai an „Deniz Kur­du 2017“ teil. 14 (von 16) Fre­gat­ten, 6 (von 8) Korvet­ten, 17 (von 19) Schnell­booten, 9 (von 12) U‑Booten sowie zahlre­iche weit­ere Schiffe und Boote demon­stri­eren einen ungewöhn­lich hohen Klar­stand. Sich­er darf man hier auch die Absicht unter­stellen, Medi­en­berichte über eine Schwächung der Stre­itkräfte durch per­son­ellen „Ader­lass“ nach dem Putschver­such des let­zten Jahres zu entkräften. Die türkische Küstenwache ist mit zehn Schiffen/Booten eben­falls in die Übung einge­bun­den, und die Luft­waffe unter­stützt mit „zahlre­ichen“ Flugzeugen.

Das Übungs­ge­bi­et von „Deniz Kur­du 2017“ erstreckt sich vom Mar­marameer über die Ägäis bis ins östliche Mit­telmeer. Unter „real­ität­sna­hen Bedin­gun­gen“ sollen hier Führungsstruk­turen, oper­a­tive Konzepte und Fähigkeit­en zu Teil­stre­itkraft-gemein­samen Ein­sätzen erprobt wer­den, wobei das der Übung zugrun­deliegende Szenario einen Über­gang von ein­er Krise in einen kon­ven­tionell geführten Krieg sieht. „Deniz Kur­du 2017“ dauert noch bis zum 26. Mai.